Die Siedlungsgeschichte des Rothtals
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Siedlungsgeschichte allgemein
Wenn wir den Zustand der Siedlungen zur Zeit der Landnahme, also ihren ursprünglichen Stand, rekonstruieren wollen, dürfen wir nicht ohne weiteres vom Stand der heutigen Siedlungen ausgehen. Wir müssen mit der Möglichkeit rechnen, dass manche Ursiedlung verschwunden ist und manche der heutigen Siedlungen erst viel später entstanden sind. Wir müssen auch berücksichtigen, dass die verschiedenen Katastrophen, die über unser Gebiet hereingebrochen sind, bedeutende Veränderungen zur Folge haben konnten. Wenn wir all diese Möglichkeiten bedenken, wird es nicht ratsam sein, eine allgemein gültige Schablone zu suchen und nach dieser die Entstehung aller Orte zu erklären. Verlässliche Auskunft, die allerdings oft lückenhaft bleiben wird, können wir nur erhalten, wenn wir bei jeder einzelnen Siedlung erforschen, was an Geschichtsquellen vorhanden ist. Die Siedlungen unseres Gebietes sind schließlich gewachsene Organismen, von denen jeder sein eigenes Leben hatte und damit seine eigene Geschichte aufweist. Gewiss werden sich dabei viele Ähnlichkeiten feststellen lassen, aber trotzdem wird jeder Ort sein eigenes Gesicht behalten.
Wenn wir nur die Form der Gemeindefluren (Karte 1) betrachten, fallen die größten Unterschiede auf: z. B. die große, aber ganz unregelmäßige Flur von Kadeltshofen und daneben die kleine Flur von Unterberg, die ein ziemlich regelmäßiges Rechteck bildet. Mit dieser Flurform stimmt auch das benachbarte Oberberg ziemlich überein. Dagegen zeigen die südlich davon folgenden Fluren von Pfaffenhofen und Diepertshofen etwas verschobene Formen, wobei bei Pfaffenhofen zu bemerken ist, dass es wie Kadeltshofen mit einer Art Ausläufer über die Roth hinübergreift. Am linken Ufer der Roth fällt besonders die Flur von Volkertshofen durch ihre ganz unregelmäßige Form auf. Es ist wohl nicht anzunehmen, dass diese Flurgrenzen bei der ersten Besiedlung des Rothtales festgesetzt worden sind.
Durch den Flurzwang der Dreifelderwirtschaft musste die Dorfflur in drei gleiche Ösche (gewöhnlich Ober‑, Mitter- und Unterfeld genannt) geteilt sein. Wenn wir bei den genannten Orten die Öschgrenzen (Karte 2) besehen, zeigen sich ähnliche Unterschiede.
Unterberg, Oberberg, Diepertshofen und Volkertshofen haben je ein Ober‑, Mitter‑ und Unterfeld. Erbishofen hat zwei Unterfelder, wobei bemerkt sei, dass das südliche Unterfeld den Namen "Hofstetter Feld" führt.
Pfaffenhofen hat auf dem rechten Rothufer die drei üblichen Ösche, aber auch auf dem linken Ufer noch Felder, die verschiedenen Öschen angehören.
Remmeltshofen hat in der Nähe des Ortes die üblichen drei Ösche, daneben aber am Nordende der Flur nochmals drei Ösche (»Obere, Mittlere und Untere Breitenäcker"), die vollständig zum Hofe Nr. 4 gehörten.
Kadeltshofen hat an der Südgrenze seiner Flur am linken Rothufer ein Unterfeld, am rechten Ufer ein Oberes Mitterfeld, an das sich dann das zu diesen beiden Öschen gehörende Obere Oberfeld anschließt. Die Mitte der Kadeltshofer Flur wird von einem weiteren Ober‑, Mitter‑ und Unterfeld eingenommen. Die Äcker am Nordende sind auf weitere verschiedene Ösche aufgeteilt, ohne dass sich ganz klare Öschgrenzen feststellen ließen.Die Weidegrenzen (Karte 3) stimmen im Allgemeinen mit den Gemeindegrenzen überein, nur verzahnte Grenzgebiete wurden durch gerade Linien durchschnitten. Die Weidegrenze war durch "Saulen vermarktet". Auffallend ist aber die Weidegrenze zwischen Pfaffenhofen und Volkertshofen. Das Weidegebiet von Pfaffenhofen greift weit in die Gemeindeflur von Volkertshofen hinein, wobei bemerkt sei, dass dies auf Karte 3 schraffierte Gebiet Gemeindebesitz von Pfaffenhofen war, obwohl es ganz auf Volkertshofer Gebiet lag. Auch Diepertshofen hatte auf dem Gebiet der Gemeindeflur von Erbishofen Gemeindebesitz (auf der Karte ebenfalls schraffiert). Auch das sind offensichtlich Verhältnisse, die nicht in die Zeit der ersten Besiedlung des Rothtales zurückreichen können.
Auffallend ist auch, dass die Flur von Kadeltshofen in mehrere Zehentgebiete (Karte 4) geteilt war. Den Groß‑ und Kleinzehent aus dem südlichen Teil der Flur (1.), der sich mit den oben erwähnten "oberen Öschen" deckt und nahezu ausschließlich den Höfen Nr. 22 und 28 gehörte, war um 1400 Eigentum des Ulmer Bürgers Rudolf Cröwel und wurde am 29.11.1441 von Cröwels Schwiegersohn Wilhelm Ehinger im Jahre 1335 von Egen dem Häringer als Lehen der Brüder Albrecht, Konrad und Heinrich von Steußlingen erworben. Am 20.06.1375 verkaufte Swigger von Gundelfingen dem Spital diesen Zehent als eigen. Der Großzehent aus dem nördlichen Teil der Flur (III.) war Eigentum des Klosters Urspring, dem die Pfarrkirche zu Pfaffenhofen inkorporiert war. Den Heuzehent aus den Wiesen an der Straßer Grenze (IV.) hatten Ulmer Bürger von der Grafschaft Kirchberg zu Lehen. Dazu gehörte auch der Großzehent aus den benachbarten Straßer Äckern. Er wird 1490 genannt: "Groß- und Kleinzehent, der gelegen ist zu Vigolzhofen an der Rot und galt aus dem Hofe zu Altmansweilen.
Auch die Flur von Berg zerfällt in mehrere Zehentgebiete (Karte 4), wobei sich die Zehentgrenzen nicht mit der Ortsflur, sondern mit den Besitzungen der Bauern von Unter-, bzw. Oberberg decken, so dass das Zehentgebiet von Unterberg (2.) in das Gebiet der Ortsflur von Oberberg hineingreift. Auffallend ist dabei noch, dass auf der Höhe (gegen Beuten) noch ein drittes Zehentgebiet (3.) erscheint. Den Großzehent von Oberberg bezog zu 1/3 das Kloster Urspring und zu 2/3 die Pfarrkirche zu Pfaffenhofen. Den Zehent aus den beiden übrigen Gebieten hatte die Herrschaft Pfaffenhofen. Auch die heutigen Kulturformen können von denen der ersten Siedlungszeit verschieden sein. An der Gemeindegrenze zwischen Kadeltshofen und Straß tritt der Wald bis fast an die Roth heran, Aber gerade dieses Gebiet trägt den Flurnamen "Feilershof" (in alten Urkunden und Aufzeichnungen Vyoltzhofen, Vigoltshofen, Freigelhofen u. ä.). Damit und aus den eben erwähnten Zehentverhältnissen ist als sicher erwiesen, dass gerade dort, wo der Wald den Weg durch das Rothtal zu versperren scheint, ehedem eine Siedlung war.
Wenn wir dagegen auf der Flurkarte alle "Reutäcker" und "Lochäcker" als ehemaligen Wald eintragen, bildet sich auf dem linken Rothufer ein zusammenhängender Waldstreifen (entlang dem Eschachgraben) und trennt so das Tal der Roth von dem der Leibi. Auffallend verschieden ist die Besiedlungsdichte der beiden Rothufer. Während auf der rechten Seite von Bubenhausen bis Kadeltshofen in Abständen von je ungefähr einem Kilometer die Orte aufeinanderfolgen, ist der erste Ort am linken Rothufer überhaupt erst Erbishofen. An dieses schließt sich fast unmittelbar Volkertshofen, dann folgen nach je 2 km Roth und Remmeltshofen. Der letzte Ort am linken Ufer der Roth, Straß, ist von Remmeltshofen über 3 km entfernt. Am rechten Rothufer fällt auf ‑ wenn wir die heutigen Siedlungen betrachten ‑ die große Lücke zwischen Kadeltshofen und den Klassenharthöfen, die über 4 km beträgt. Der dazwischenliegende Flurname "Feilershof" beweist aber, dass diese Lücke ehedem nicht existiert hat. Dadurch, dass die Äcker der Bauernhöfe in dem hier zu behandelnden Gebiete Eigentum verschiedener Grundherrschaften waren, waren Veränderungen des zu den einzelnen Höfen gehörenden Grundbesitzbestandes nur sehr selten. In dem um 1830 angelegten Grundsteuerkataster ist wohl der damalige Stand der Besitzverhältnisse angegeben, aber bei vorher eingetretenen Veränderungen die Herkunft der neu erworbenen Äcker genau vermerkt ("Ausbruch aus dem ... hofe"). Auf diese Weise können wir mit ziemlicher Sicherheit feststellen, welche Äcker um 1800 zu den einzelnen Höfen gehört haben. Vorher sind, wie erwähnt, nur selten Veränderungen vorgekommen, so dass uns das Flurbild von 1800 Schlüsse ermöglicht, die tief in die Vergangenheit zurückgreifen. Es sei nun an einzelnen Beispielen der Versuch gewagt, aus der Zugehörigkeit der Äcker zu den einzelnen Höfen Schlüsse über die Vergangenheit zu ziehen.
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Remmeltshofen
Der erste Ort, bei dem ich solche Versuche machte, war Remmeltshofen (Karten 5, 6 und 7). Auf der Flurkarte stellte ich nach den Plannummern des Grundsteuerkatasters fest, welche Äcker zu den einzelnen Höfen gehörten und bezeichnete die Besitzungen der einzelnen Höfe mit verschiedenen Farben. Auf den hier beigegebenen Karten musste aus technischen Gründen in Schwarz‑Weiß gearbeitet werden. Der ganze Ort Remmeltshofen war Eigentum des Augsburger Domkapitels. Er bestand aus vier Höfen, einer Mühle und drei Sölden. Die Sölden gehörten bis 1589 zum Hofe Nr. 13 und besaßen keine eigenen Äcker. Bei der Betrachtung der Flurkarte fällt zuerst auf, dass die Äcker und Wiesen des Hofes Nr. 13 sehr große Flächen bilden ("Breiten") und in unmittelbarer Nähe des Ortes liegen. Dagegen hat der Hof Nr. 4, dessen Gesamtbesitz den Hof Nr. 13 an Größe noch übertraf, in unmittelbarer Nähe des Ortes fast gar keine Äcker und Wiesen. Seine Besitzungen in der eigentlichen Ortsflur finden sich verstreut am Rande. Dafür aber hat der Hof große Ackerflächen ("Obere Mittlere und Untere Breitenäcker") weit vom Ort entfernt am Nordrande der Flur gegen Straß und Steinheim. Auch die zum Hofe gehörenden Wälder liegen ausnahmslos im nördlichen Teil der Flur. Dabei ist noch zu bemerken, dass die zwei untersten (also an die Unteren Breitenäcker grenzenden) Waldstreifen früher Äcker waren, was aus den durch den Wald ziehenden Ackerbeeten klar ersichtlich ist. Diese Tatsachen lassen doch wohl nur die eine Deutung zu, dass der Hof Nr. 4 ursprünglich gar nicht zum Orte Remmeltshofen gehörte, sondern irgendwo im Nordteil der heutigen Flur stand. Der Besitzer oder ein Nachfolger ist offenbar nach einer Verwüstung des Hofes zur Erreichung größerer Sicherheit ins Dorf gezogen. (Nennen wir diesen Typus "Zuzugshof"!) Dass der Hof Nr. 13 im Orte eine bevorzugte Stellung einnahm, ergibt sich schon aus der erwähnten Größe und Lage seiner Felder, ferner aus dem ebenfalls erwähnten Umstande, dass zu diesem Hofe alle drei Sölden als Zugehör" gehörten. Bis zum Jahre 1589 verlieh der Grundherr dem Bauern mit dem Hofe zugleich auch die Sölden, die dann der Bauer an die Söldner weiterverlieh. 1589 löste das Domkapitel die Sölden aus dem Verbande des Hofes und vergab sie dann selbst als Erblehen an die Söldner. Die große Wiese des Hofes unterhalb des Ortes war ein "Priel", d.h. eine zweimädige, also privilegierte Wiese. Kein anderer Bauer in Remmelshofen besaß ein solches Vorrecht. Schließlich sei noch bemerkt, dass in unmittelbarer Nähe des Hofes die Kirche steht, die den Hofnamen "Kirchenbauer" begründet hat. An ihrer Stelle stand früher eine Kapelle, deren Größe sich nach der Bruchsteinmauer noch feststellen läßt. Es kann wohl kein Zweifel sein, dass der Hof Nr. 13 der Hof des Urmaiers war ("Urhof").
Wenn wir die Äcker des Hofes Nr. 7 betrachten, stellen wir fest, dass sich diese vielfach an die Äcker des Hofes Nr. 13 anlehnen. Hier könnte vermutet werden, dass die Äcker des Hofes Nr. 7 von denen des Hofes Nr. 13 abgetrennt wurden; der Hof wäre dann ein "Teilungshof". Wenn wir nun die Äcker der Höfe Nr. 13 und 7 als Einheit betrachten, bleiben zwischen und neben den so entstandenen Großflächen schmälere Streifen und kleinere Flächen als Zuhör des Hofes Nr. 1. Diese Äcker waren wohl ursprünglich Weiden, Triebwege und Hecken, die die einzelnen Ösche voneinander trennten. Diese ursprünglich ackerbaulich nicht genutzten Flächen wurden dann umgebrochen und damit der neue Hof Nr. 1 ausgestattet ("Neubruchhof"). Als dann der oben erwähnte Hof Nr. 4 sich in die Dorfgemeinschaft eingliederte und in den einzelnen Öschen der Dorfflur Äcker bekommen musste, wurden zu diesem Zwecke Wälder gerodet, Äcker ausgetauscht und die Öschgrenzen umgebogen. Für die Besitzungen, die der zugezogene Hof in der alten Dorfflur bekam, wurden die früheren Besitzer offenbar dadurch entschädigt, dass ihnen Waldstreifen aus dem ehemaligen Besitz des Hofes Nr. 4 am Nordende der Flur zugeteilt wurden.
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Oberberg
Die Gemeinde Berg bei Pfaffenhofen besteht aus zwei Orten: Oberberg und Unterberg. Die Flur dieser Gemeinde war zur Zeit der Dreifelderwirtschaft in zwei selbständige Wirtschaftsgebiete geteilt. Oberberg hatte sein Ober-, Mitter- und Unterfeld genau so.
Die beiden Orte sind erst im vorigen Jahrhundert baulich zusammengewachsen. Es waren also ursprünglich zwei selbständige Siedlungen. Die Form der Ortsflur ist bei beiden Orten sehr ähnlich. Es ist in beiden Fällen ein Rechteck, dessen eine Seite von der Roth gebildet wird. Die gegenüberliegende Seite ist der Höhenrücken, der das Rothtal vom Bibertal trennt. Senkrecht auf diesen Seiten stehen Linien, die die Flur von den Fluren der Nachbarorte abgrenzen. Wenn wir aber die Aufteilung der Äcker auf die einzelnen Höfe in den beiden Orten betrachten, bietet sich ein sehr verschiedenes Bild. Das wird verständlich, wenn wir bedenken, dass Oberberg nur einen Bauernhof hatte, während Unterberg deren drei besaß. Auf der Flur von Oberberg (Karte 8) finden wir drei große, voneinander getrennte, ziemlich unregelmäßige Streifen von Äckern, die zum Bauernhofe gehörten. Dem ersten Siedler war offenbar die Flur zugeteilt worden und er pflügte dann die Teile der Flur um, die als Ackerland am besten geeignet waren. Aufgrund der Dreifelderwirtschaft waren das eben drei Felder, die durch ziemlich breite Zwischenräume getrennt waren. Diese Zwischenräume waren wohl Weiden und Triebwege. Es können auch Hecken angenommen werden, die das Vieh auf der Brache abhalten sollten, im benachbarten Getreidefeld Schaden zu machen. Neben dem Bauernhof zu Oberberg bestanden dort noch sechs Sölden, zu denen kein Acker gehörte. Die Söldner waren aber wirkliche "Gemeinder", sie konnten ihr Vieh auf die Gemeindeweiden und ins Brachfeld mit dem Vieh des Bauern austreiben lassen. Was also nicht vom Bauern umgepflügt war, oder ihm als Wiese und Wald allein vorbehalten war, konnte von allen Gemeinden genützt werden. Der Bauernhof wurde später Eigentum eines Grundherrn und mit dem Hof die zu ihm gehörenden Grundstücke. Der Gemeindebesitz teilte dieses Schicksal nicht. Als später auch die Grundstücke zwischen den Äckern des Bauern umgebrochen wurden, wurden sie offenbar von der Gemeinde frei verkauft, denn sie erscheinen dann als "walzende" Grundstücke, als freies Eigentum.
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Unterberg
Die Flur von Unterberg (Karte 9) hat ein ganz anderes Aussehen. Es ist nahezu das ganze Ackerland den drei Höfen (Nr. 20, 21 und 22) und der Mühle (Nr. 23) zugeteilt. Aber der Hof Nr. 21 nimmt offenbar eine Vorzugsstellung ein.
Er allein besitzt in der Flur Unterberg einen eigenen Wald. Der Hofname ist bis heute "Jungbauer". Dieser Name steht offenbar in einem Verhältnis zum Hofnamen "Bauer" in Oberberg. Es bleibe unterdessen dahingestellt, ob damit gesagt werden solle, dass Unterberg später entstanden ist als Oberberg oder ob der Name erst differenziert wurde, als beide Orte zu einer Gemeinde vereinigt wurden. In der Beschreibung der Zehentflur des oberen Teiles von Kadeltshofen (siehe unten!) heißt es: "item ußer des Buren uff den Berg sibenthalb Juchart ackers." Es kann kein Zweifel sein, dass es sich dabei um Äcker des Hofes Nr. 21 in Unterberg handelt. Obwohl damals (1441) auch schon die anderen Höfe in Unterberg existierten, wird hier das Wort "des Buren« gebraucht, scheint also damals ohne das "jung" üblich gewesen zu sein. Die Einteilung der Unterberger Flur in "Gewanden" reicht jedenfalls nicht in die Zeit der Ursiedlung zurück. Die Einführung der Gewandeneinteilung stellt offenbar eine Art Flurbereinigung vor langer Zeit dar. Auffallend ist, dass im Unterfeld von Unterberg die Höfe Nr. 22 und 28 von Kadeltshofen bedeutende Besitzungen haben, so dass die Unterberger Bauern in ihrem Unterfeld bedeutend weniger Äcker haben als in ihren beiden übrigen Öschen. Sie sind dafür entschädigt im Unterfeld von Oberberg. Auffallend ist weiter, dass besonders der Hof Nr. 21 von Unterberg in dem oberen Gebiet von Kadeltshofen ziemlich große Grundstücke (Äcker, Wiesen und Wald) besitzt. Es ist da also ein Austausch von Grundstücken auch über die Ortsgrenzen erfolgt. Aus all dem ergibt sich, dass das Flurbild von Unterberg viel von seiner ursprünglichen Form verloren haben muss. Nichtsdestoweniger dürfte als sicher angenommen werden können, dass der Hof Nr. 21 als der "Urhof" von Unterberg zu gelten hat, während die beiden anderen Höfe später durch Neubrüche, bzw. Teilung entstanden sein dürften. Durch die erwähnte "Flurbereinigung" sind manche Spuren verwischt, so dass keine so eindeutigen Aussagen möglich sind wie in Remmeltshofen. Es ist also nicht mehr möglich festzustellen, bzw. auch nur zu vermuten, ob bei den Höfen Nr. 20 und 22 die Typen eines Tellungshofes, bzw. Neubruchhofes angenommen werden können.
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Pfaffenhofen
Bei der Betrachtung der Flur von Pfaffenhofen (Karte 10) stechen auf den ersten Blick die großen Flächen der Höfe Nr. 4 und 42 in die Augen. Die Besitzungen des Ulmer Spital Hofes Nr. 46 und die dem Ulmer Grundherrn Schad gehörenden Äcker treten dagegen vollständig in den Hintergrund. Es kann kein Zweifel sein, dass der Hof Nr. 4 der Urhof der Siedlung ist, die später den Namen Pfaffenhofen bekam. Die Felder dieses Hofes befinden sich in unmittelbarer Nähe des Ortes. Ganz anders ist die Lage der Felder des Hofes Nr. 42. Sie befinden sich mit ihren großen Flächen am linken Ufer der Roth und am Südende der Flur, die gerade hier eigenartig gegen die Flur von Diepertshofen ausgebuchtet ist.
Wenn wir diese Ausbuchtung und das linke Rothufer ausscheiden, bietet die verbleibende Flur ein ziemlich regelmäßiges Rechteck, das den Fluren von Berg nicht unähnlich ist und wohl den Urzustand der Flur darstellt. Dann aber muss der Hof Nr. 42 als Zuzugshof bezeichnet werden. Sein ursprünglicher Standort war offenbar am linken Rothufer, wo er neben großen Ackerflächen an der Roth auch einen Priel besaß. Nun war aber das linke Rothufer sumpfig und für den Ackerbau weniger geeignet als das rechte Ufer. Wohl aus diesem Grunde zog es den Bauern vom linken auf das rechte Ufer. Er brachte offenbar das schon früher erwähnte Weiderecht auf der Volkertshofer Flur mit und den dortigen Gemeindebesitz. Mit anderen Worten: Er bekam auf dem rechten Ufer Ackerland und trat sein ehemaliges Ackerland auf dem linken Ufer den früheren Gemeinden von Pfaffenhofen als Gemeindebesitz und Weide ab. Bei diesem Tauschgeschäft war offenbar auch die Herrschaft Pfaffenhofen beteiligt. Der Hof Nr. 4 war bis zur Aufhebung der Grundherrschaft Eigentum dieser Herrschaft, der außerdem ein großer Wald und bedeutende Ackerflächen gehörten. Der Hof Nr. 42 war zuletzt Eigentum des Klosters Urspring bei Schelklingen. Im Jahre 1364 hatte Herzog Rudolf IV. als Herr der Herrschaft Pfaffenhofen auf Bitten der Brüder Burkhart Ytal und Burkhart des Langen von Ellerbach, die die Herrschaft Pfaffenhofen als Pfand innehatten, den Kirchensatz von Pfaffenhofen dem Kloster Urspring geschenkt.' Zu diesem Kirchensatz gehörte auch der Hof Nr. 42 als Widumhof. Die Stiftung wurde erst 1302 durch den Abt Johannes von St. Georgen im Auftrag des Papstes durchgeführt. In der diesbezüglichen Urkunde6 wird das Einkommen des Pfarrers von Pfaffenhofen festgesetzt. Darunter wird genannt. "Item de prato vilici vulgariter us des maigers Brul etiam unum plaustrum feni". Unter des Mayers Priel kann nur die große Wiese des Hofes Nr. 42 am linken Rothufer gemeint sein. Der Hofname dieses Hofes lautet bis heute "Mohrahans". Dieser ist sicher eine Verstümmelung des ehemaligen "Mayerhans". Vor 1364 war also auch dieser Hof mit dem Kirchensatz Eigentum der Herrschaft Pfaffenhofen. Dieses Verhältnis reicht aber in die ferne Vergangenheit zurück. Wenn nun der Plan des Zuzuges des Hofes vom linken auf das rechte Ufer der Roth von der Herrschaft unterstützt wurde, war es dieser leicht möglich, durch Verschiebung der Flurgrenzen gegen Diepertshofen den notwendigen Raum zu schaffen (siehe unter Diepertshofen!). Es kann also auch bei Pfaffenhofen festgestellt werden, dass die heutige Gemeindeflur nicht den Urzustand der Siedlung darstellt. Es kann als sicher angenommen werden, dass auch der heutige Name nicht in die Zeit der ersten Siedlung zurückreicht. Er wurde dem Orte wohl erst beigelegt, als er Mittelpunkt eines Seelsorgebezirkes wurde. Die Westgrenze der Ursiedlung von Pfaffenhofen wurde offenbar durch die Roth gebildet.
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Diepertshofen
Auf der Flur von Diepertshofen (Karte 11) ist auf den ersten Blick zu erkennen, dass die Felder des Hofes Nr. 32 die Felder eines Urhofes sind. Die Felder des Hofes Nr. 37 lehnen sich nahezu überall an die des Urhofes an, so dass kein Zweifel sein kann, dass dieser Hof ein Teilungshof ist. Nach den meist am Rande der Ackerflur liegenden Feldern des Hofes Nr. 29 könnte in ihm ein Neubruchhof vermutet werden. Diese drei Höfe waren seit uralter Zeit Eigentum des Klosters Elchingen, von dem sie 1568 die Landkommende Altshausen des Deutschen Ritterordens erworben hat. Der Hof Nr. 30 (,Hasenbauer") war dagegen Eigentum des Klosters Urspring und damit nach dem bei Pfaffenhofen Gesagten ursprünglich Eigentum der Herrschaft Pfaffenhofen. Oberhalb Diepertshofen steht allein die Mühle zu Kuttenthal. Dort ist wohl eine ursprünglich größere Siedlung zu vermuten, zu der wohl auch der Hof Nr. 30 gehört hat. Der Besitzer des Hofes ist offenbar nach Diepertshofen gezogen. Die Mühle konnte ihm nicht folgen, da es in Diepertshofen schon eine Mühle gab. Die Äcker am Südende der Flur von Diepertshofen stammen wohl aus der ehemaligen Flur von Kuttenthal. Durch diesen Gewinn im Süden konnte Diepertshofen wohl im Norden einen Teil seiner Flur an Pfaffenhofen abtreten. Dadurch dürfte sich die verschobene Form der Diepertshofener Ortsflur erklären. Da der Hof Dierpertshofen Nr. 30 und der Hof Pfaffenhofen Nr. 42 Eigentum des Klosters Urspring, früher also der Herrschaft Pfaffenhofen waren, ist anzunehmen, dass die Herrschaft Pfaffenhofen bei diesen Grenzverschiebungen mitgewirkt hat. Somit wäre der Hof Nr. 30 als Zuzugshof anzusehen wie der Hof Nr. 42 in Pfaffenhofen. Dabei ist wahrscheinlich, dass in der Siedlung Kuttenthal zur Zeit der vermuteten Veränderungen noch ein weiterer Hof war, der sich Attenhofen angeschlossen haben dürfte. Wenn die bisher ausgesprochenen Vermutungen zutreffen, ergäben sich auf dem rechten Rothufer unterhalb Attenhofen mehrere Siedlungen, deren Flur ein ziemlich regelmäßiges Rechteck wäre: Kuttenthal, Diepertshofen, Pfaffenhofen, Oberberg und Unterberg.
Die auf diese Weise rekonstruierten Fluren (Karte 12) könnten Anspruch erheben, als ursprüngliche Flurformen der genannten Orte zu gelten. Die Westseite wird in allen Fällen vom Flusslauf der Roth gebildet. Der Ort selbst liegt dann ungefähr in der Mitte der Flussseite. Die Nord‑ und Südgrenze der Ortsflur von Diepertshofen, wie sie von der Roth bis zur Straße verlaufen, scheinen die hier vermutete Grenzziehung direkt als Fortsetzung in gerader Richtung zu verlangen. Wie die Gegend von Diepertshofen anzeigt, muss früher der ganze Höhenrücken, der das Rothtal vom Bibertal trennt, mit Wald bedeckt gewesen sein. Teilungen der Urhöfe, Errichtung von Neubruchhöfen und Zuzug von Siedlern vom sumpfigen Westufer der Roth machten immer neues Ackerland notwendig, das durch Rodungen des Waldes gewonnen wurde, als die ursprünglichen Weideflächen schon in Ackerland umgewandelt waren. So wurde der Wald stellenweise ganz beseitigt. Am weitesten fortgeschritten ist in diesem Punkte Unterberg. Die Gemeinde Berg hat heute noch die besten Äcker des ganzen Rothtales. Da ist es kein Wunder, dass die Ortsflur nahezu vollständig in Ackerland verwandelt wurde. Jede der hier vermuteten Siedlungen hat eine Mühle, mit Ausnahme von Oberberg. Aber zu Oberberg hat wohl ursprünglich die "Obere Mühle" von Roth gehört.
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Kadeltshofen
Nach diesen "kleinen" Ortsfluren sei nun der Versuch einer Deutung an der" großen" Flur von Kadeltshofen (Karte 13) gewagt. Es ist schon gesagt worden, dass diese Flur durch ihre unregelmäßige Form auffällt. Sie hat mehrere Zehentgebiete (vgl. Karte 4), die jedes für sich eine selbständige Dreifelderwirtschaft betrieben Es ist also von vornherein anzunehmen, dass wir es hier mit keinem ursprünglichen Zustand zu tun haben. Bei der Betrachtung des Flurbildes fällt auf, dass die Gebiete am Nord- und Südrande der Flur von ihren mittleren Teilen gewaltig abstechen. Die Mitte ist scheinbar ein wirres Gemenge von verhältnismäßig kleinen Ackerstücken, während die beiden Enden große Flächen weniger Besitzer zeigen. Das Südende gehört fast ausschließlich zu den Höfen Nr. 22 und 28, das Nordende ‑ soweit es nicht Gemeindebesitz war verteilt sich auf die Höfe Nr. 1, 37, 38 und 39. Wie schon erwähnt, führt dieser Teil der Ortsflur den Flurnamen Jeilershof", weist also auf einen abgegangenen Ort hin.
Nach den Vermutungen, die an die Betrachtung der bisher behandelten Ortsfluren geknüpft wurden, müsste die Urform einer jeden Ortsflur ein Rechteck sein, dessen eine Seite vom Flusslauf der Roth und die gegenüberliegende vom Höhenrücken zwischen Roth- und Bibertal gebildet wird. Die beiden anderen Seiten müssten senkrecht auf diesen stehen. Der Ort müsste ungefähr in der Mitte der Flussseite liegen. Diese Voraussetzungen sind aber bei Kadeltshofen in keiner Weise erfüllt. Selbst wenn wir das Nordende und das Südende der Flur ausscheiden, liegt der Ort auch nicht annähernd in der Mitte der Flußseite, sondern am oberen Ende des verbleibenden Rechteckes. Wenn wir das Vorbild von Oberberg und Unterberg anwenden wollten, müssten wir dieses Gebiet nochmals teilen und annehmen, dass in der Gegend des "Lindenberges" früher eine eigene Siedlung bestanden hat. Dafür sprechen tatsächlich die Grundstücke des Hofes Nr. 17 (vgl. Karte 18). An der Silheimer Grenze hat dieser Hof einen großen Wald, "Egnergehau", von dem die Äcker des Hofes in verhältnismäßig großen Stücken in Richtung auf den Lindenberg hinabweisen. Der Hof Nr. 17 ist in Kadeltshofen so eng eingekeilt, dass er rechts und links gar keinen Garten besitzt. Dafür hatte er mehrere kleinere, mit einander nicht zusammenhängende Gartenstücke, ein Fall, wie er bei keinem anderen Hofe des Ortes vorkommt (Karte 14). Der Hof ist offenbar später nach Kadeltshofen zugezogen und musste sich mit einem ganz engen Raume begnügen. Bezüglich des oberen (südlichen) Teiles der Ortsflur wäre noch darauf hinzuweisen, dass sie sich über beide Ufer der Roth erstreckt, was den bei den bisher behandelten Orten festgestellten "Erkenntnissen" widerspricht. Wenn nun der Versuch gemacht wird, das Zusammenwachsen mehrerer Siedlungen zu einem Orte darzustellen, sollte man mit der Kernsiedlung beginnen und dann die Teilsiedlungen behandeln, wie sie sich nacheinander dem Kern angeschlossen haben. Dazu müssten aber viel mehr Quellen vorhanden sein, die uns über den Kern selbst und über die einzelnen Siedlungen Auskunft geben könnten. Da solche Quellen aber fehlen, müssen wir den umgekehrten Weg einschlagen, d.h. nacheinander die später hinzugekommenen Teile herauslösen und so den Kern freilegen.
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Kadeltshofen - Der Nordteil der Flur
Die sichersten Nachrichten haben wir über die am Nordende der Flur Kadeltshofen vermutete Siedlung. Wir kennen sogar ihren Namen. Dieses Gebiet trägt heute noch den Flurnamen "Feilershof". Den abgegangenen Ort kennen wir auch aus einer langen Reihe von Urkunden. Als der Ort noch bestand, bildete seine Flur selbstverständlich ein Zehentgebiet. Als die Siedlung aufgegeben war und die Bewohner sich in die Nachbarorte Kadeltshofen und Straß eingegliedert hatten, verzichteten die Zehentherren der ehemaligen Flur des abgegangenen Ortes durchaus nicht auf ihre Rechte, die ja auf den Äckern hafteten. Sie waren jederzeit bedacht, ja nicht ein Tagwerk davon zu verlieren. So haben sich die Zehentgrenzen des abgegangenen Ortes so lange erhalten, solange überhaupt ein Zehentrecht bestand. Über diese Zehentrechte zu Vyolzhoven, Freigelhofen, Veilzhofen, Vyeltzhofen, Vigolzhofen, Frieltzhofen usw. berichten die Urkunden: Im Jahre 1441 wurde Thomas Maurer, Schlosser zu Ulm, vom Grafen Konrad von Kirchberg mit dem "Zehentlin zu Vigoltzhofen an der Rot" belehnt, dass er von "Hansen Ehinger dem Costenntzer" gekauft hatte.'
1464 verkauften die Ulmer Bürger Laurenz und Sigmund Kraft dem Abt Paulus zu Elchingen "die nachgeschribne Ackher, Brüel, Wysmäder und Holz, das dann alles ein Hoff genannt zue Veitlzhoven gewesen, und zertrent worden ist, nemblichen ain und zwaintzig Jauchert Ackhers minder oder mehr ohngefahrlich in dry Eschen gelegen, die der Müller von Strauß einhat, und davon jährlich gybt Siben Immi Roggen, Siben Immi Haber ... Item aber ain und Zwaintzig Jauchert ackhers ... in den dry Eschen gelegen, die der würth von Strauß innhat und davon jährlich git och 7 Imi Roggen, 7 Immi Haber, Item den Brüel an der Roth gelegen, den man fronhowet und Ahmadet, das bey zwai Tagwerken ist... und jährlich gültet 8 Pf haller, Item die 4 Tagwerk Madts ... darbey gelegen, die man och fronhowet und Ahmadet und jährlich gülten 12 Pf. haller, Item die 2 Tagwerk Madts ... och darbey an der Roth gelegen, die man jährlich och fronhowet und Ahmadet und jährlich gelten sechs halb Pf. h. und die vorgenannten Mäder stossen och an Mang Krafts des Eltern ... zue Ulm Mäder..."' Diese Wiesen hat das Kloster Elchingen dann in seine Besitzungen in Diepertshofen, Kadeltshofen und Unterberg gelegt. Es sind dies die Wiesen am unteren Ende der Kadeltshofer Flur zwischen der Roth und der Straße. 1490: "Itern Jacob Stainlin Burger zu Ulm hat zu lehen empfangen Großen und Kleinen Zehenden, der gelegen ist zu Vigolzhofen an der Rot und gat aus dem Hofe zu Altmansweiler mit aller seiner zugehörde." (Von der Grafschaft Kirchberg).
1573 verkauften die Brüder Jakob und Georg Besserer von Rohr ihrem Schwager Samuel Gregk den großen und kleinen Zehent, "der gelegen ist zu Freygeltshofen an der Rot, und aus dem Houe zu Altmanßweiler geet' für 600 fl." Der Zehent wird näher beschrieben 1694, dass er "auf 45 Jaucherten in Johann Clementen, Gottshaus Elchingischen Unterthanes zu Straaß besitzenden Erblehenhof... den großen Fruchtzehenden als ein von der ... Grafschaft Kirchberg herrührendes Mannslehen ... zu erfordern befuegt" sei.` Es handelt sich hier also um den Zehenten aus den Besitzungen, die das Kloster Elchingen 1464 gekauft hatte. Neben diesem ist noch ein anderer Zehent aus 9 Jauchert Acker bezeugt: "Extrakt aus Ettlichen Kauffbriefen den Zehenden zue Veilzhouen betreffend: 1. Anno 1511 verkauft Michel und Minrad die Ehinger Gebrüder Herrn Heinrich von Essendorf neben anderen Stücken und Gütern, den Zehenden von neun Jauchert Ackers zue Veieltzhouen..." Am 21.1.1663 wurde dieser Zehent von Hans Konrad Ehinger an den Abt Anselm von Elchingen um 200 fl. verkauft.
Schließlich erscheint noch ein dritter Zehent auf dem Gebiete der abgegangenen Siedlung, der 1594 vom Kloster Urspring also beschrieben wurde. "Kadeltzhoven. Daselbst gehört der groß frucht zehendt, was zue oder inn Vyeltzhofen gebawen, dem gotzhaus gar undt alleinig durch auß zue. Und ist dieser infang oder Vyheltzhofen sonsten von Kadeltzhofen Veldter über zwerch vermarckhtet und sthent der erst stain an der gemeindt, der ander aber an Hansen Mayern und der dritt an Margaretha Zellerin ackher, durch selbigen Ackher hinab an den Weg stossend auf Apollonia Zellerin millerin zue Remboltzhoven holtz, was darunder gegen den Glassenhart gepawen, gehört dem gotzhause in disen Zehenden. Der klein zehendt aber in disen äckhern oder Vyheltzhoven gehört halb dem gotzhaus und würdet der ander halbtheil in die graveschaft Kirchberg aingezogen." Aus dem hier Gesagten ergibt sich, dass die Flur des abgegangenen Ortes zu beiden Seiten der heutigen Grenze zwischen den Fluren Straß und Kadeltshofen sich erstreckte. Die Siedlung muss aus wenigstens zwei Höfen bestanden haben, von denen einer in Kadeltshofen und einer in Straß eingegliedert wurde. Die Eingliederung in Kadeltshofen scheint früher erfolgt zu sein. Auf der Straßer Seite bestand der Hof noch länger und hieß dann der "Hof zu Altmansweiler". Die Äcker dieses Hofes sind später je zur Hälfte im Besitze des Müllers und des Wirtes in Straß. Im Lohhof ist im vorigen Jahrhundert der ehemalige Hof zu Altmansweiler wieder erstanden. Der von Freigelhofen nach Kadeltshofen zugezogene Hof ist augenscheinlich der Hof Nr. 39. Dieser Hof hat auf dem Gebiete des ehemaligen Freigelhofen heute noch gewaltige Acker‑ und Waldflächen. Er hat also wie der Hof in Remmeltshofen Nr. 4 an der alten Stelle einen Teil seines Besitzes behalten. Aber die Entfernung des neuen Hofes von diesen Äckern war zu groß. Es mussten auch wie in Remmeltshofen ‑ in der Nähe des Ortes Äcker erworben werden, die leichter zu erreichen waren und auf alle drei Ösche verteilt sein mussten. Bei der Betrachtung der Felder dieses Hofes in der alten Flur Kadeltshofen lässt sich der damalige Vorgang leichter ablesen. Der neue Bauer mag ja sicher manches Feld durch Tausch erworben haben, in der Hauptsache aber bekam er bisher ungenutzte Grundstücke an den Wegen und an den Öschgrenzen, die er umbrechen und nutzbar machen musste. Es dürften damals entlang der Wege noch zu beiden Seiten ziemlich breite Streifen als Viehtriebe brach gelegen sein. Ebenso dürften zwischen den einzelnen Öschen noch mit Strauchwerk bewachsene Streifen vorhanden gewesen sein, die das Vieh, das z.B. im Brachfeld weidete, vom Betreten des bebauten Nachbaröschs abhalten sollten. Diese unbebauten Flächen bekam also der neue Bauer. Wenn wir auf der Flurkarte (Karte 15) die Felder des Hofes Nr. 39 betrachten, sehen wir, dass sie zum weitaus größten Teil an den Wegen, besonders am Raunertshofer Weg, und an den ehemaligen Öschgrenzen liegen. Diese neuen Besitzungen des Hofes waren vordem Eigentum der Gemeinde. Der neue Bauer musste die Gemeinde dafür entschädigen. Daraus erklärt sich wohl der große Gemeindewald im Klassenhart, der wohl früher zur Siedlung Freigelhofen gehört hat. Es sei hier am konkreten Beispiel des Hofes Nr. 39 gezeigt (Karte 15).
1. dass sich an den Besitzungen der einzelnen Höfe im Laufe der Jahrhunderte kaum etwas geändert hat. Die Äcker, die 1483 zum Hofe gehörten, waren bis
2. dass der Hof Nr. 39 in der eigentlichen Dorfflur ein ausgesprochener Zuzugshof ist. Die Felder, wie sie der Hof um 1830 besaß, lassen sich schon 1483 als Hofbesitz nachweisen. Im Salbuch des Ulmer Barfüßerklosters aus dem Jahre 1483 14 ist der Hof mit seinen Besitzungen beschrieben. Da auf dem Gebiete der ehemaligen Flur von Freigelhofen (Karte 16) auch die Höfe Nr. 1, 37 und 38 große Grundstücke (ehemals wohl nur Wald) besaßen, muss angenommen werden, dass diese Grundstücke im Tausch gegen abgetretene Äcker in der mittleren Flur erworben wurden. Vom Hofe Nr. 1 aus wurde später ein neuer Hof des Halbbauern Nr. 3 errichtet. Seine Äcker liegen ausnahmslos in den "Reitinen", d. h. sie wurden durch Rodungen gewonnen. Es scheint, dass sich sogar die ungefähre Zeit feststellen lässt, wann der neue Hof errichtet wurde. Am 24.7.1345 urkundet Cunrat der Harder von Kadlachshouen, ''daz ich... umb min holtz das gelegen ist ze Kadlachshouen und das nun zemaul zwe jauchart geruit sind, das das selbe holtz und die zwe Juchart die da geruit sint oder hie nauch us dem egenannten holtz geruit werden, von mir oder minen erben oder anderen liuten, daz dis alles zehendent wirt dem spital ze Ulm und zu dem zehenden gehöret recht und redlichen ze Kadlachshouen, den das spital kauffet umb den Hering"..." Es handelt sich hier offenbar um ein Zehentrecht, das irgendwie strittig war. Es kann also nur an einer Zehentgrenze vermutet werden. Der" Lochacker" des Hofes Nr. 39 war dem Kloster Urspring zehentpflichtig. Der östlich davon liegende Wald des Hofes Nr. 1 war als Wald zehentfrei. Als er aber gerodet wurde, war es zweifelhaft, ob der neue Acker zum Zehentgebiete des Klosters Urspring oder zu dem der Mittelflur gehören soll. Es kann sich also nur um die Äcker "in den Reitinen" handeln, also um Äcker der Höfe Nr. 1und 3. Die Eingliederung des Hofes Nr. 39 in den Ort Kadeltshofen ist selbstverständlich viel früher erfolgt.
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Kadeltshofen - Der Südteil der Flur
Bezüglich des südlichen Endes von Kadeltshofen (Karte 17) haben wir bei weitern nicht so eindeutige Beweise. Aber sicher ist, dass dieses Gebiet ein einheitliches, von der übrigen Flur von Kadeltshofen unterschiedenes Zehentgebiet war. Am 29.11.1441 verkaufte Wilhelm Ehinger, Bürger zu Ulm, dem Ulmer Spital den "groß und klein zehenden zu Kadlatzhoven ußer disen nachgeschrieben stucken und gutern allen und ieglichen: Bye dem ersten den zehenden zu Kadlatzhoven ußer dem Spitals Hof (Nr. 28), den Werlin Kast buwet, item ußer der von Elchingen Hofe (Nr. 22), den der Ganser da buwet, Item ußer dryjuchart ackers die in Eberlin Martins söld gehören. Item ußer Conrad Casten Söld, Item ußer des Eberlins Söld, Item ußer Haintzen Schönen sölde, Item ußer des alten Kasten Söld, Item ußer den dry juchart ackers die in die Mulin taselbst gehören, item ußer und ab den dry Sölden die in des gotzhuse von Älchingen gut gehörent, Item ußer des Buren uff dem Berg sibenthalb Juchart akkers, Item ußer Cunrathen Yedelhusers sechs juchart ackers, item ußer des Hömbers siben Juchart ackers, Item ußer des Fritags einer Juchart, acker, Item ußer Utzen Hetzler 2 Jucharten, Item ußer Jegellins 1 juchart, Item ußer 1 juchart die der Ketzler innehat, Item ußer 2 Jucharten die der Kast innehat, Item ... als ich das denne von Rudolf Cröwel minem lieben Schweher saligen ererbt." Es handelt sich hier um das Gebiet am oberen Ende der Flur Kadeltshofen an beiden Seiten der Roth. Die oben aufgezählten Höfe und Sölden tragen heute die Hausnummern 21 bis 28. Einige der aufgezählten Äcker waren im Besitz von Bauern und Söldnern in Berg und Roth.
Dass es sich hier um eine früher einmal selbständige Siedlung handelt, ergibt sich aber auch aus der Tatsache, dass das erwähnte Gebiet eine eigene Dreifelderwirtschaft betrieb.Der an die Flur Unterberg grenzende Streifen war das "obere Mitterfeld", der Streifen zwischen der alten Flur Kadeltshofen und dem eben genannten Mitterfeld war das " Oberfeld", d. h. später mit dem Oberfeld der alten Flur Kadeltshofen gemeinsam beweidet, das Gebiet am linken Ufer der Roth das Unterfeld. Das hier erwähnte Zehentgebiet war gegen die mittlere Flur von Kadeltshofen mit "Weißen Steinen vermarktet". Aber der Annahme, dass wir es hier mit einer wirklichen Ursiedlung zu tun haben, widerspricht der Umstand, dass der Grundbesitz auf beiden Seiten der Roth liegt. Es kann angenommen werden (siehe Pfaffenhofen!), dass der Flußlauf der Roth immer die Grenze zwischen gegenüberliegenden Ursiedlungen war. Wenn wir von diesem Standpunkt aus das obere Ende von Kadeltshofen betrachten, müssen wir also wieder zwei Ursiedlungen annehmen: eine am rechten Ufer der Roth mit dem Hofe Nr. 28 als Kern und eine auf dem linken Ufer mit dem jetzigen Hof Nr. 22. Am linken Ufer der Roth dürfte es sich um eine ähnliche Erscheinung handeln wie bei Freigelhofen, d.h. es dürfte eine Siedlung an der Grenze der heutigen Flur von Kadeltshofen und Roth gewesen sein, aus der sich bei ihrer Auflösung der Hof Nr. 22 mit seinen Sölden nach Kadeltshofen und ein anderer Hof nach Roth eingegliedert haben. Dafür spricht in der Flur Roth ander Kadeltshofer Grenze der Flurname "beim steinernen Brunnen". Die Wiesen an der Roth auf beiden Seiten der Flurgrenze Kadeltshofen-Roth führen den Namen "Brunnwiesen". Ein steinerner Brunnen dürfte wohl auf eine ehemalige Siedlung schließen lassen. Dafür, dass der Bauer des nachmaligen Hofes Nr. 22 am rechten Ufer der Roth neue Äcker bekam es waren dies wohl zum Teile bisher ungenutzte Streifen zwischen den drei Öschen des Hofes Nr. 28 musste er selbstverständlich dem Hof Nr. 28 auf der linken Seite der Roth entsprechende Grundstücke in Tausch geben. Dabei ist weiter zu beachten, dass das linke Ufer der Roth vielfach sumpfig war, während das rechte Ufer durch seine viel höhere Lage bedeutend besseren Ackerboden bot. Das linke Ufer war dafür als Weideland sehr gut zu gebrauchen (siehe Pfaffenhofen!). Wie im Klassenhart die Gemeinde durch Eingliederung von Freigelhofen zu einem ausgedehnten Wald kam, erhielt sie durch die Eingliederung des oberen Endes gewaltige Weideflächen im Eschach.
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Kadeltshofen - Die Mitte der Flur
Wie oben erwähnt, scheint auch die Mitte der Flur von Kadeltshofen (Karte 18) noch nicht das Gebiet der Ursiedlung zu sein, sondern aus zwei solchen Siedlungen zusammengewachsen zu sein. Anhaltspunkte dafür sind, wie erwähnt, die Lage der Felder und des Hofes Nr. 17 (Karte 14 gibt ein Bild der Lage des Hofes im Orte). Wenn die erwähnte Vermutung zutrifft, dann muss die zweite Siedlung in der Gegend des "Lindenberges" gewesen sein, dort, wo der Weg von der Rernmeltshofer Flur über die beiden Arme der Roth herüberkommt. Gerade an dieser Stelle reicht die Flur von Kadeltshofen über den Flusslauf der Roth hinüber und erreicht an einer Stelle sogar den Mühlarm.
Bei der Vereinigung der beiden Siedlungen wurden nach den Forderungen der Dreifelderwirtschaft die Äcker neu verteilt, so dass nur noch wenige Spuren der ursprünglichen Flurenlage der Äcker der einzelnen Höfe zu erkennen sind. Die Siedlung Kadeltshofen liegt am oberen Ende der Flur. Deshalb mussten bei der Eingliederung der Siedlung vom Lindenberg die Öschgrenzen mehrfach gebrochen und stark nach Norden abgebogen werden. Es sieht fast so aus, als ob in der Öschgrenze zwischen dem späteren Ober‑ und Mitterfeld noch Spuren der ehemaligen Öschgrenzen von Urkadeltshofen zu erkennen wären (Karte 20).
Die Nordgrenze des ursprünglichen Oberfeldes war augenscheinlich der Raunertshofer Weg, von der Grenze zwischen Mitter- und Unterfeld scheint noch das mittlere Stück in der späteren Öschgrenze erhalten zu sein, und die Nordgrenze der ganzen Flur von Urkadeltshofen scheint im Anfangsstück der späteren Öschgrenze zwischen Mitter- und Unterfeld, wie es an der Straße beginnt, angedeutet zu sein. Zusammengeschmolzen sind diese beiden Orte jedenfalls in sehr früher Zeit. Wenn wir somit aus dem späteren Kadeltshofen die Höfe Nr. 5, 17, 22, 28 und 39 ausgeschieden haben, weil sie erst später in das Dorf eingegliedert wurden, finden wir in dem verbliebenen Kern noch die Höfe Nr. 1, 37 und 38 (Karte 19). Bei näherem Betrachten der Besitzungen der Höfe Nr. 37 und 38 zeigt sich, dass nicht nur die Höfe selbst nebeneinanderstehen, sondern dass auch sehr viele Felder ‑ oft in gleicher Größe ‑ und selbst der Wald der beiden Höfe so neben einander liegen, dass wir den Hof Nr. 37 als vom Hofe Nr. 38 abgetrennten Teilungshof ansehen müssen. Es bleiben also für die Frage, welches der Urhof von Urkadeltshofen war, zur Auswahl die beiden Höfe Nr. 1 und 38. Eine Antwort auf diese Frage kann wegen der starken Vermengung der Äcker aus der Flurlage nicht herausgelesen werden. Beide Höfe besitzen große Gärten. Für den Hof Nr. 38 spricht die große "Breite" am Silheimer Weg, für den Hof Nr. 1 der "Hirtenstab", das Recht den Hirten zu bestellen, das mit dem Hofe Nr. 1 verbunden war. Wenn die bezüglich Kadeltshofen aufgestellten Vermutungen richtig sind, muss das spätere Kadeltshofen aus 5 Ursiedlungen zusammengewachsen sein (Karte 20):
1. Urkadeltshofen mit den Höfen Nr. 1 und 38,2. Der Siedlung am Lindenberg mit den Höfen Nr. 17 und 5,
3. Freigelhofen mit dem Hofe Nr. 39,
4. der Siedlung auf dem Kirchenberg mit dem Hofe Nr. 28 und
5. der Siedlung an der Rother Grenze mit dem Hofe Nr. 22.
Zur Ursiedlung von Kadeltshofen gehörte wohl auch die Mühle (Nr. 29), mit der der Kleinzehent aus der Flur Kadeltshofen‑Lindenberg verbunden war.
Wenn die bisher angeführten Folgerungen irgendwie begründet erscheinen, muss angenommen werden, dass zur Zeit der ersten Besiedlung des Rothttales ‑ wenigstens für das rechte Ufer ‑ Einzelhöfe angelegt wurden, aus denen sich dann kleinere Siedlungen entwickelt haben. Diese Siedlungen entstanden durch Erbauung von Sölden, die dem Urhofe gehörten, ferner durch Teilungs‑ und Neubruchhöfe. Wenn zur Erreichung größerer Sicherheit sich Nachbarhöfe der Siedlung anschlossen oder sich gar ganze Siedlungen mit einer Nachbarsiedlung vereinigten, konnten allmählich größere Dörfer entstehen. Die hier für das behandelte Gebiet des Rothtales ausgesprochene Vermutung, dass im Anfang der Siedlungsgeschichte Einzelhöfe anzunehmen sind, entspricht auch dem Bericht der Germania des Tacitus: "Es ist hinreichend bekannt, dass die Germanen nicht in Städten wohnen, ja, sie wollen auch nichts von geschlossenen Siedlungen wissen. Ihre Dörfer legen sie nicht so an wie wir; die Gehöfte stehen nicht in einer Reihe und grenzen auch nicht aneinander. Sie wohnen jeder für sich und weit zerstreut, wie ihnen gerade eine Quelle, ein Feld oder ein Gehölz zusagt. jeder umgibt sein Haus mit einem Hof ‑ vielleicht um sich vor Feuersgefahr zu schützen oder auch weil man nicht besser zu bauen versteht." Über den spätesten Termin der hier angenommenen Veränderungen scheint ein Bericht über den salischen Erbfolgekrieg Auskunft zu geben. Die Hohenstaufen wollten Lothar von Supplinburg nicht anerkennen. So kam es zum Kriege zwischen den Sachsen und den Schwaben, in dem sich Herzog Heinrich von Bayern, Lothars Schwiegersohn, auf die Seite der Sachsen stellte. Der Hauptstützpunkt der Hohenstaufen war Ulm. 1129 hatte Herzog Friedrich von Schwaben in einem Rachezug gegen die welfischen Besitzungen in Schwaben Altdorf, Ravensburg und Memmingen, die letztere Stadt mit mehreren Ortschaften niedergebrannt. Dafür unternahm Herzog Heinrich einen Gegenzug durch Friedrichs Besitzungen bis über den Hohenstaufen hinaus. Ulm ließ er dabei abseits liegen, weil sein Gebiet, die Vororte und Dörfer kurz vorher furchtbar verwüstet worden waren. 1134 rüstete der Kaiser selbst einen Kriegszug gegen Schwaben. Er brach im August von Würzburg auf. Aber Herzog Heinrich kam ihm zuvor, eroberte Ulm, plünderte die Stadt aus und brannte sie nieder mit Ausnahme der Kirchen. Die Hohenstaufer flohen unter Mitnahme von 12 Geiseln aus Ulm. Als der Kaiser selbst nach Ulm kam, verwüstete er das ganze Land in so greulicher Weise, "wie man von keinem König erfahren zu haben, sich erinnern konnte." Dass unser Gebiet in diese Verwüstung einbezogen war, scheint die "Namensänderung" von Remmeltshofen anzudeuten. 1104 wird der Ort in einem Verzeichnis der Kapitelgüter "Reginboldeshusa" genannt." In einem Verzeichnis aus dem Jahre 1143 heißt er "Reginboldeshoven". Es trägt seinen Namen nach dem Benediktiner Reginbald aus dem Kloster St. Gallen, der im Jahre 1012 Abt des Klosters St. Ulrich und Afra in Augsburg und 1013 noch zusätzlich des Klosters Ebersberg wurde. Er starb 1039 als Bischof von Speyer. Der Ort Remmeltshofen trägt also diesen Namen erst seit etwa 1015. Die Siedlung, deren früheren Namen wir nicht kennen, ist aber wesentlich älter.
Die Herrschaft Pfaffenhofen
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Allgemeines zur Herrschaft Pfaffenhofen
Die auf dem höheren rechten Ufer der Roth gelegenen Höfe auf der Markung des heutigen Pfaffenhofen bis unterhalb von Kadeltshofen wurden alle ursprünglich "auf dem Berg" genannt. Dieser alte Name konzentrierte sich schließlich auf nur den mittleren Teil dieses Gebietes, die ehemalige Gemeinde Berg.
Der Hof im ursprünglichen Pfaffenhofen, aus welchem dann die später Pfaffenhofen genannte Siedlung erwuchs, ist der ehemals Wolf'sche Hof, Haus Nr. 4, gelegen rechts von der Roth, welche die Westgrenze dieser Ursiedlung gebildet haben dürfte. Heute hat er die Bezeichnung Hauptstraße 37 (Flurstück 6a). Er dürfte schon in Karolingischer Zeit ein Wirtschaftshof des Klosters Reichenau gewesen sein. Noch bis zur Aufhebung der grundherrschaftlichen Bindungen in der ersten Hälfte des 19.Jahrhunderts lagen die meisten seiner Grundstücke in unmittelbarer Nähe des Ortes. Aus dem ursprünglichen Umfang des Hofes im Ort dürften im Laufe der Jahrhunderte von der Herrschaft alle späteren Hofstätten Pfaffenhofens, in Sonderheit bis zur Pfarrkirche und dem ehemaligen Rathaus herausgeschnitten worden sein.
Pfaffenhofen wie Schwaben überhaupt war längst christlich, bevor die Karolinger offenbar bei der Neuorganisation Schwabens nach 746 wie auch anderen Klöstern so dem 724 von Karl Martell gegründeten Benediktinerkloster Reichenau im Bodensee reiche Schenkungen, insbesonders in Ulm und dessen Umgebung, machten. Der Hof Nr. 4, günstig an einem belebten Straßenknotenpunkt gelegen, dürfte als einst großer Wirtschaftshof von einem Reichenauer Geistlichen geleitet worden sein, für den eine Kapelle, aus der später die Kirche St. Martin wurde, eine Notwendigkeit war. So ist leicht erklärlich, dass man in der Nachbarschaft, wo kein Geistlicher war, diesem Reichenauer Betrieb den Namen Pfaffenhofen gab. Schon im frühen Mittelalter dürfte die Siedlung auf drei Höfe angewachsen sein. Der ebenfalls große Hof Nr. 42, heute Kirchplatz 9, gehörte ursprünglich nicht zu Pfaffenhofen, da er nach Forschungen j. Matzkes zuerst am linken Rothufer lag, wo ihm neben großen Ackerflächen ein Brühl (Priel) gehörte. Er war dem Frauenkloster Urspring grundbar und ist als Zuzugshof zu betrachten. Sein Name Mohrenhans ist ein mundartlich veränderter Maierhans. Der dritte Hof war Nr. 46, heute Schwesternweg 2, der Höflesbauer, der dem Spital Ulm grundbar war. Aus diesen Höfen und den aus diesen herausgewachsenen Sölden ist dann die Gemeinde Pfaffenhofen erwachsen. Die Söldner waren Handwerker oder Landarbeiter, denen man im Ort eine kleine Hofstätte gab und die daneben für den Eigenbedarf einige Grundstücke besaßen. Die Vergabe von Sölden, die auch an den Gemeinderechten teilnehmen durften ‑ es waren in Pfaffenhofen schließlich 24 ‑ war in der Regel im 16.Jahrhundert abgeschlossen. Über die Entwicklung Pfaffenhofens von der klosterbestimmten Zeit bis zu den Staufern liegen keine Nachrichten vor. So kann nur angenommen werden, dass entsprechend der allgemeinen Entwicklung der klösterliche Besitz im Ulmer Winkel allmählich in die Hände von Angehörigen des hohen Adels, denen eigentlich zum Schutz des geistlichen Guts Vogtrechte darüber übertragen waren, kam. Die Herrschaft Pfaffenhofen war offensichtlich Teil eines größeren Territoriums, einer Grafschaft geworden. Sie wird erstmals 1303 erwähnt, als Graf Ulrich von Berg zu Schelklingen seine Grafschaft in und um Holzheim mit der Burg in Pfaffenhofen um 700 Mark Silbers an Herzog Friedrich von Österreich verkaufte. Der frühere Herrschaftssitz muss demnach in oder bei Holzheirn, möglicherweise in Neuhausen gewesen sein.
Die Urkunde liegt im österreichischen Staatsarchiv in Wien: Ulm 11. März (Tertio quinto Idus Martii) 1303. Ulrich der Ältere Graf von Berg genannt von Schelklingen und seine Söhne Ulrich und Heinrich verkaufen dem Herzog Friedrich von Österreich und seinen Brüdern um 700 Mark Silbers Ulmer Währung ihre Grafschaft in Holzheim, ihre Burg (Castrum) und den Kirchensatz in Pfaffenhofen mit allen Rechten und Zubehör der Burg Pfaffenhofen und allen Menschen dictis Güntzburger, die in den Orten zwischen Donau und Iller Richtung oppidum Günzburg wohnen. ‑ Ob der Ortsadel (Niederer Adel, Ministerialen) von Pfaffenhofen, der mit Sicherheit für das 13.Jahrhundert auf der Burg Pfaffenhofen. anzunehmen ist, 1303 noch dort war oder schon abgewandert war, ist mangels urkundlicher Quellen nicht zu entscheiden. Sicher ist nur, dass ein Abkömmling der Ministerialen von Pfaffenhofen, Heinrich Pfaffenhofer, 1329 das angesehene Ehrenamt eines Richters (= Mitglied des Richterkollegiums) in der Reichsstadt Ulm bekleidete.
Die Hohe Gerichtsbarkeit, welche die Herrschaft Pfaffenhofen bis ins 18.Jahrhundert in den Kloster Elching'schen Orten Straß, Nersingen und Leibi hatte, ist Beweis dafür, dass diese Orte einst zum alten Herrschaftsgebiet gehört haben. Aus diesem wurden später immer wieder einzelne Orte herausgelöst, so dass zum Schluss nur ein verhältnismäßig kleines Gebiet übrig blieb, wobei bei manchen Orten noch Streit darüber entstand, ob sie mit ihrem ganzen Territorium als Teil der Herrschaft Pfaffenhofen zu gelten hätten. Diese umfasste schließlich nur noch das Gebiet zwischen Leibi und Osterbach und wurde im Norden durch die durch den Klassenhart ziehende Heerstraße begrenzt. Im Süden lag die Grenze zwischen Attenhofen und Hegelhofen sowie südlich von Wallenhausen. Im rechtlichen Sinn hat die Herrschaft Pfaffenhofen nach 1303 nie zur Markgrafschaft Burgau gehört. Die Oberhoheit über Pfaffenhofen hatte von 1303 an mit einer nur kurzen Unterbrechung das Haus Österreich (Habsburg) bis 1805. Die Wahrnehmung der österreichischen Hoheits‑ und Lehenrechte erfolgte durch das österreichische Oberamt Burgau, dann Günzburg, bzw. die diesem vorgesetzten Regierungen in Innsbruck, bzw. dann Konstanz und Freiburg i.Br. Die Herrschaft ist von den Habsburgern mit Vorbehalt der Landeshoheit fast immer verpfändet worden. Die Nachrichten über die Pfandinhaber der Herrschaft Pfaffenhofen sind für das 14. und 15.Jahrhundert unvollständig. Immerhin lässt sich sagen, dass 1325 und noch 1364 die Herren von Ellerbach, treue Vasallen des Hauses Österreich, Inhaber der Herrschaft waren. Etwa 1400 war Hans von Freyberg aus dem heute noch in Schwaben blühenden Geschlecht Besitzer von Pfaf fenhofen. Ihm folgte bis 1444 Caspar von Freyberg. 1444 erlaubte Kaiser Friedrich 111. (1415‑1493, reg. ab 1440) dem Hans vom Stein zu Ronsberg, die Pfandschaft Pfaffenhofen um 4600 fl. zu lösen, und gewährte, da die Burg baufällig war, 300 fl. Baugeld. Der Bruder des Kaisers, Herzog, nachmals Erzherzog Albrecht (1418‑1463), stimmte im folgenden Jahr 1445 zu. Hans vom Stein hatte die Herrschaft nicht lange inne, denn ihm folgte als nächster Pfandbesitzer der Ulmer Patrizier Walter Ehinger (t 1449). In dessen Familie blieb Pfaffenhofen nun fast 50 Jahre. 1451 bestätigte Erzherzog Sigmund von Österreich (1427‑1496), ein Vetter des Kaisers, dem dieser die Vorlande überlassen hatte, dem Hans Ehinger, Bürger zu Ulm, alle Rechte und Freiheiten der Herrschaft Pfaffenhofen. Es folgte im Besitz dessen Vetter Jos Ehinger und diesem ein Neffe, Hans Ehinger, für den im Jahre 1469 Erzherzog Sigmund die Burg Pfaffenhofen mit Zubehör, worunter die Herrschaft zu verstehen ist, in freies Eigentum umwandelte.
Kaiser Friedrich III. bestätigte 1474 die Hohe Gerichtsbarkeit der Herrschaft und verlieh ihr gleichzeitig zwei Jahrmärkte und einen Wochenmarkt für Pfaffenhofen, dessen Marktrecht also über 500 Jahre alt ist. 1484 stellte Erzherzog Maximilian, der spätere Kaiser, dem Bürgermeister Hans Ehinger (t 1503) von Ulm, eine Urkunde aus des Inhalts, dass auch er in die 1469 von Erzherzog Sigmund gewährte Eigenmachung des vorher pfandrechtlich besessenen Sitzes und der Herrschaft Pfaffenhofen einwilligt. Ehinger hatte 1483 seinen Besitz im heutigen Landkreis Neu-Ulm durch den Kauf der Burg Neuhausen ("zum Neuenhaus") vergrößert.
Die Herrschaft Pfaffenhofen verkaufte Bürgermeister Hans Ehinger mit der Hohen und Niederen Gerichtsbarkeit 1495 um 4400 fl. an Herzog Georg von Bayern‑Landshut (1455‑1503, reg. seit 1479), welcher als Eigentümer der bereits von seinem Vater Herzog Ludwig 1450 erworbenen Herrschaft Heidenheim a.Br., der Herrschaft Weißenhorn (1473 eingelöst), der Grafschaft Kirchberg (seit 1481 ff.) und als kurzfristiger (1486‑1492) Inhaber der Markgrafschaft Burgau schon weit in den Westen vorgedrungen war und eine ernste Bedrohung für die Reichsstädte Ulm und Augsburg darstellte. Unmittelbar nach der Erwerbung Pfaffenhofens durch Herzog Georg war die Marktgemeinde infolge einer Fehde des Erhard von Königsegg gegen den Herzog in Mitleidenschaft gezogen worden. Knechte des Königsegg steckten 1495 einen Stadel in Pfaffenhofen in Brand, wobei ein Einwohner umkam.
Eine weitere Folge des Verkaufs der Herrschaft Pfaffenhofen an den Landshuter Herzog war, dass die Reichsstadt Ulm sich in ihren Rechten gegenüber Gült-Untertanen auf den Ulm gehörigen Gütern in der Herrschaft beeinträchtigt fühlte. Sie warf dem Verkäufer, ihrem früheren Bürgermeister Hans Ehinger vor, dem Herzog zu viel eingeräumt zu haben. Ein Schiedsgericht, besetzt mit Ernst von Welden zu Seifriedsberg und dem Augsburger Bürger Georg Gossenbrot, Herrn zu Hohenfreiberg und Ehrenberg, stellte am 1.3.1501 fest, dass nur diejenigen "Armenleut auf Ulmer Gütern dem Herzog "um Schuld, Dienst, Reis (= Kriegsdienst) und Steuer zu antworten" hätten, die Hans Ehinger ausdrücklich bei seinem Verkauf namhaft gemacht hätte. Es wurde gleichzeitig festgestellt, dass der Herr von Pfaffenhofen, also jetzt Herzog Georg, kompetent ist in Malefizsachen (Hohe Gerichtsbarkeit) in Pfaffenhofen selbst, in Roth, (Ober-)Berg, Unterberg, Kadeltshofen, Remmeltshofen, Silheim, Ettlishofen, Raunertshofen, Beuren, Niederhausen, Oberhausen, Attenhofen, Erbishofen, Diepertshofen und Volkertshofen, wie auch in kleinen Frefeln in Beuren und Oberhausen. In einer eigenen Urkunde benannte Hans Ehinger dann am 22.3.1501 die Untertanen, welche er beim Verkauf von Pfaffenhofen an Herzog Georg diesem als zum Gericht Pfaffenhofen vogt‑, gült‑, zinsund gerichtsbar überlassen hat. Das Worte Armeleute hat nichts mit dem heutigen arm oder reich zu tun, es bedeutet grundbare Gültuntertanen, die, wenn es sich um große Bauern (Hofbesitzer) handelte, recht wohlhabend sein konnten. Im Bauernkrieg 1525 waren es z. B. nicht etwa im finanziellen Sinn arme, sondern wohlhabende "Armeleute", welche Führer der aufständigen Bauern waren. Aus Anlaß der obigen Erwähnung Oberhausens muß berichtet werden, dass diese Ortsherrschaft zwar der Herrschaft Pfaffenhofen weitgehend entfremdet war, dass jedoch die wenigen dieser verbliebenen Rechte respektiert wurden. Ursprünglich in den Händen Ulmer Patrizier war sie im 16.Jahrhundert an den Augsburger Handelsherrn Matthias Manlich gekommen, von dem sie 1563 an die Tiroler Familie Katzbeck überging, welche in Jenbach und Schwaz durch Industriebeteiligungen und Handel reich geworden, ihren Sitz nach Schwaben verlegte, wo sie sich zum evangelischen Landadel hielt. 1736 folgten in Oberhausen die katholischen Freiherrn von Ramschwag, die 1760 an das Reichsstift Kaisheim verkauften, das Oberhausen bis zur Säkularisation 1802/1803 innehatte. Hervorzuheben ist, dass bei der am 16.5.1762 erfolgten Belehnung Kaisheims mit der Malefiz‑Jurisdiktion in Oberhausen die Rechte der Herrschaften Weißenhorn und Pfaffenhofen ausdrücklich vorbehalten wurden. Auch das nicht zur Pfarrei Pfaffenhofen gehörige Attenhofen mit seiner eigenen Pfarrkirche St. Laurentlus blieb immer im Verband der Herrschaft Pfaffenhofen. In den Reichsstift Elchingen'schen Dörfern Nersingen, Straß und Leibi besaß die Herrschaft Pfaffenhofen die Hohe ("malefizische") Gerichtsbarkeit und das Jagdrecht bis diese 1775 von Graf Johann Nepomuk Fugger an das Reichsstift verkauft wurden.
So wenig wie die Reichsstädte hatte auch das seit 1493 durch König, ab 1508 Kaiser Maximilian I. repräsentierte Haus Habsburg Freude an dem vor allem auf seine Kosten erfolgten Vordringen des reichen Herzogs von Landshut nach Schwaben. Als daher mit Herzog Georg 1503 die Linie Bayern‑Landshut des Hauses Wittelsbach im Mannesstamm ausstarb, welcher im Widerspruch zu dem geltenden Erbrecht seine Tochter und deren Gatten, Pfalzgraf Rupprecht, zu Erben auch seiner Länder eingesetzt hatte, und deshalb zwischen diesen und den Herzögen von BayernMünchen 1503 der bayerische Erbfolgekrieg ausbrach, suchte Maximilian in erster Linie seine eigenen Interessen zu wahren. Noch während des Kriegs ließ er am St. Ulrichstag, 4.7.1504, durch Abt Jörg von Roggenburg und seine Räte, Sigmund von Welden und Sigmund von Ungersbach für sich als Oberherrn und für die Herzöge Albrecht IV. (1447‑1508, reg. ab 1469; Schwager des Königs) und Wolfgang (1451-1514) von Bayern als Erbfürsten und Grundherrn Stadt und Herrschaft Weißenhorn und die Herrschaft Pfaffenhofen in Besitz nehmen und die Untertanen huldigen. Kurz darauf kam Maximilian auch persönlich nach Weißenhorn, wo er im Schloß Quartier nahm und sich an einem feierlichen Kirchgang beteiligte. Der Krieg wurde durch den sogenannten Kölner Spruch vom 30.7.1505 beendet. In diesem ließ sich der König "für seine Kosten und Mühe" die Grafschaft Kirchberg, Stadt und Herrschaft Weißenhorn und die Herrschaften Buch, Wullenstetten und Pfaffenhofen abtreten, wie auch die bis zum heutigen Tag österreichisch gebliebenen Ämter Kufstein, Kitzbühel und Rattenberg. Maximilian I. verpfändete zunächst die neu erworbenen schwäbischen Herrschaften an den Grafen Eitel Friedrich II. von (Hohen-)Zollern (1452‑1512, reg. ab 1488). Um ganz sicher zu gehen, ließ er 1507 noch den Vormund der minderjährigen Enkel und Allodialerben Herzog Georgs von Bayern Landshut ihren Vatersbruder, den Pfalzgrafen Friedrich (1482‑1556, Kurfürst 1544‑1556) ausdrücklich auf Kirchberg, Weißenhorn, Pfaffenhofen etc. Verzicht leisten. Diese Enkel waren Pfalzgraf Ottheinrich (1552‑1559, Kurfürst in Heidelberg 1556‑1559) und Pfalzgraf Philipp (1503‑1548, 1532‑1534 königlicher Statthalter des Herzogtums Württemberg), für welche 1505 die Errichtung eines neu zu schaffenden Fürstentums Neuburg (an der Donau) vereinbart worden war. Nach der Beendigung der Verpfändung an den Grafen von Zollern verkaufte König Maximilian I., Konstanz 27. 7. 1507, die genannten schwäbischen Herrschaften mit Vorbehalt des Rückkaufsrechts und der Landeshoheit um 50000 fl., wobei die Herrschaft Pfaffenhofen mit 3550 fl. bewertet wurde, an Jakob Fugger den Reichen (1459‑1525), Bürger zu Augsburg. Dies entsprach einer Verpfändung um 50000 fl. Zu der zu Gunsten des Hauses Österreich (Habsburg) vorbehaltenen Landeshoheit gehörten die Landsteuer, die "Landraisen" (Rais, Reis = militärisches Aufgebot), das Bergwerksregal und die Appellation in Rechtssachen. In den tatsächlichen Besitz kam Fugger erst zu Ende des Jahres 1508. Denn am 30.12.1508 kamen im Auftrag des Kaisers Adam von Frundsberg, Hauptmann des Schwäbischen Bundes; Philipp vom Stein, Albrecht von Welden und Ulrich Arzt, Bürgermeister zu Augsburg, letzterer ein naher Verwandter von Jakob Fuggers Gattin, nach Weißenhorn und übermittelten den Verzicht der Herzoge von Bayern und der Pfalzgrafen auf Weißenhorn und Pfaffenhofen und teilten mit, dass der Kaiser diese Herrschaften anjakob Fugger verpfändet hätte. Am gleichen Tage huldigten und schworen die Untertanen dem neuen Herrn.
Dass die Herrschaft Pfaffenhofen, wie im Vertrag von 1507 vorbehalten, unter österreichischer Oberhoheit blieb, zeigt sich auch darin, dass sie bis zum Frieden von Preßburg 1805, in dem Österreich seinen schwäbischen Besitz verlor, zu den Schwäbisch-Österreichischen Landständen gehörte. Diese tagten normalerweise für sich in Ehingen a. Donau, sie wurden aber auch zu sogenannten General‑Landtagen einberufen. Dies geschah 1517, als Kaiser Maximilian L zwecks Steuer‑Bewilligungen wegen der Türkengefahr die Stände aller habsburgischen Länder zu einem Ausschuss‑Landtag nach Innsbruck berief. An den vom 21. 1. bis 24. 5. 1518 dauernden Sitzungen nahmen elf Deputierte aus Schwäbisch‑Österreich teil, darunter Alexius Seytz für die Herrschaften Weißenhorn, Pfaffenhofen und Buch.
Im Krieg des Schwäbischen Bundes gegen Herzog Ulrich von Württemberg (1487‑1550, reg. 1503‑1519 und 1534‑1550), der zu dessen Vertreibung führte, lagen im März 1519 vor dem Abmarsch nach Württemberg fast drei Wochen lang ein Fähnlein (= Kompanie) in Bubenhausen und Gannertshofen und ein weiteres Fähnlein in Pfaffenhofen im Quartier. 1521 überließ Kaiser Karl V. die österreichischen Vorlande seinem Bruder Erzherzog Ferdinand (* 1503, + 1564, seit 1531 römischer König, seit 1556 Kaiser). Zwei Abgesandte Ferdinands kamen am 17.6.1523 nach Weißenhorn, beriefen auch Vertreter der Herrschaften Kirchberg und Pfaffenhofen her und begehrten eine Steuer. Nicolaus Thoman's Weißenhorner Historie berichtet aber dazu: "Es ward auf dasmal nichts daraus, zogen wieder hinweg." Thoman berichtet weiter: "Anno Domini 1524, da man Martini Luthers ketzerischer Samen, den er allenthalben sähet und aussprenget, fast zu an allen Orten mit Fleischessen in der Fasten ... Etlich nur einmal beichten, etliche gar nicht, etliche wollen das hochwürdig Sakrament unter beiderlei Gestalt haben und empfangen."
Der Bauernkrieg, der durch die Reformation gefördert wurde, da die Bauern ihre Forderungen in der Bibel begründet sahen, begann im Juli 1524 in der Landgrafschaft Stühlingen im Klettgau. Er griff im Dezember 1524 auf Oberschwaben und Anfang 1525 auch auf das heutige Bayerisch‑Schwaben über. Im März 1525 wurden in Memmingen die "Zwölf Artikel" aufgestellt, in denen u. a. reine Predigt des Evangeliums, freie Pfarrerwahl, Aufhebung des Kleinen Zehnten und der Leibeigenschaft gefordert wurde. Der Bauernkrieg war indessen, so sehr er sich u. a. gegen die katholische Geistlichkeit richtete, kein Rellgionskrieg, sondern war der Versuch einer politischen Revolution, um eine bessere Eingliederung in das Staatsleben zu erlangen. Träger der Bewegung waren meist wohlhabende Bauern und Bürger der Landstädte. Der Krieg, bei dem die Bauern im ersten Ansturm vielfach die alten Obrigkeiten überrannt hatten, dauerte in unserem Schwaben von März bis Juli 1525. Der größte Teil der Bauern in den Herrschaften Kirchberg und Pfaffenhofen war "aufrührig", von der Herrschaft Weißenhorn waren es nur wenige. Hier beteiligten sich vollständig u. a. Hegelhofen und Gannertshofen, während vom Priester Niclaus Thoman denen von Buch ausdrücklich bezeugt wird, "dass alle gerecht blieben." Neben Thoman ist die beste Quelle für den Bauernkrieg in unserer Gegend die Korrespondenz des Hauptmanns des die Bauern bekämpfenden Schwäbischen Bundes Ulrich Arzt, der auch fünfmal (1508, 1510, 1512, 1523 und 1527) Bürgermeister von Augsburg war. Seinen Aufenthalt hatte er meist und seine Kanzlei während des Bauernkriegs stets in der Reichsstadt Ulm. Er schrieb am 1. April an Jörg Truchseß von Waldburg, bekannt unter dem Namen "Bauernjörg", daß die Bauern Kloster Elchingen genommen haben und auf Weißenhorn ziehen wollen. Am 2. April schrieb er an den Rat in Augsburg: Die Bauern haben die Klöster Ottobeuren und Elchingen eingenommen, ebenso Schloß Bühl. Sie liegen jetzt vor Weißenhorn, das sie stark beschießen. Am 4. April: Mit Weißenhorn steht es bedenklich. Der obere Haufen der Bauern hat Schloß Marstetten, Hans von Königsegg gehörig, eingenommen. Es hatte nur 4 Mann Besatzung gehabt, sonst hätten es die Bauern nicht erobert. Diese erbeuteten fast 6000 fl. bares Geld. ‑ In diese Zeit fällt auch, was Thoman als selbst Erlebtes berichtet: Nach Weißenhorn hatten sich etwa 20 Priester geflüchtet. In einem Stadtturm waren Magister Johannes, Pfarrer zu Wallenhausen, Magister Conrad Schilling, Pfarrer zu Biberachzell und Herr Valentin, Pfarrer zu Bibrachberg (= Biberberg). Diese Brustwehr haben wir Priester ingehalten und uns tröstlich daraus gegen die Bauern gewehrt mit Schießen. Am 5. April schrieb Arzt an Augsburg: Gestern sind zwischen Elchingen und Nau (= Langenau) bei 150 Pferde (Pferd d. h. jeweils 1 Reiter mit Gefolge) von uns auf 1500 Bauern gestoßen und haben auf sie eingehauen. Man schätzt 200 Erstochene und 200 Gefangene, die übrigen haben die Flucht auf das Ried genommen. Jörg Truchseß' Heer hat gestern vor Leipheim ob 1000 Bauern erstochen, viele hundert sind ertrunken. Leipheim hat sich auf Gnad und Ungnad, ebenso Günzburg, Nau und andere Flecken (= Dörfer) ergeben, allein 12 Flecken, die Weißenhorn unterworfen sind (worunter wir auch sicher Pfaffenhofen zählen dürfen). Es ist beschlossen, daß man die Vorgeher und Anstifter in beiden Städten köpft, und die zwei (aufrührerischen) Pfaffen soll man an einen Baumast hängen. Heute morgen ist der Nachrichter (= Scharfrichter von Ulm) hinausgefahren, um vor allem diesen Pfaffen ihren Lohn zu geben. Die Bauern, welche sich in Gnad und Ungnad ergeben haben, müssen ihr Bündnis öffentlich abschreiben (d. h. ihre Zugehörigkeit zu dem Bauernhaufen widerrufen), damit es also in das Volk käme, daß sie dem Haufen nicht mehr anhängig sein wollen. Herzog Ludwig X. von Bayern zu Landshut (1495-1545, reg. ab 1514), ein Sohn des oben genannten Herzogs Albrecht IV., schrieb am 25. April an Arzt, er habe gestern 200 Pferde nach Mindelheim, Ulm oder Weißenhorn reiten lassen wollen. Er habe aber Nachricht erhalten, daß die Bauern von Soyen Anstalten zur Belagerung von Schongau träfen. Deshalb könne er die Pferde vorerst nicht entbehren. Die Bauern würden noch wenig friedliche Neigung zeigen. Kunz von Riedheim zu Angelberg sei von ihnen gefangen genommen worden und dessen beiden Schlösser seien verbrannt worden. Aus Jettingen schreibt am 30. April Wolf von Freyberg an die Stadt Augsburg. Ihm sei befohlen worden, sich nebst Ulrich Burggraf und Hans von Roth nach Weißenhorn zu verfügen, was morgen geschehen wird. Er hat gehört, daß das Dorf Attenhausen und das Kloster Ursberg verbrannt worden seien, letzteres nach der Plünderung. Am 30. April schreibt Diepold vom Stein Herr zu Mattsies, aus Weißenhorn an Arzt, daß noch etwa 200 Bauern vor dem verbrannten Kloster Ursberg liegen, gegen die er mit seinen Reitern vorgehen will. Am gleichen Tag datiert ist ein Brief von Arzt an ihn, in dem ihm Befehl gegeben wird, gegen die Aufrührerischen im Illertal vorzugehen. Diepold vom Stein berichtet am 1. Mai aus Weißenhorn dem Arzt, er habe in der Nähe von Ursberg 150 Bauern im Ried unterhalb der Spöck, so gen Thannhausen hinübergeht, angetroffen, 30 getötet und 3 gefangen, die anderen seien entronnen. Gleichzeitig berichtet er, Wolf von Freyberg sei mit etlichen Pferden in Weißenhorn angekommen, habe aber Befehl von Augsburg erhalten, er solle sofort in diese Stadt kommen. Am 2. Mai erhielt in Weißenhorn Diepold vom Stein vom Bund Nachricht, er möge die dieser Tage von Herzog Ludwig von Bayern nach Weißenhorn geschickten Reiter dort mustern. Die aufrührerischen Bauern im Illertal soll er mit Erstechen, Plündern, Viehnehmen strafen, nur mit dem Brand verschonen, damit nit Ursach geben werd, "hinwieder ze prennen". In diese Zeit muß auch fallen, was Thoman für den Mai 1525 berichtet: 200 Bauern von und in der Herrschaft Pfaffenhofen waren bereit, zum Haufen zu ziehen. Die 100 Reiter des Herzogs Ludwig von Bayern wurden erst am 4. Mal von diesem von Landsberg aus dem Bundeshauptmann annonciert. Er werde sie heute oder morgen ausreiten lassen und nach Weißenhorn verordnen. Am 5. Mal mußte Herzog Ludwig seine Reiter, die bereits in Augsburg angekommen waren, wieder zu sich nach Landsberg zurückberufen, die die Bauern im Allgäu den (Friedens-)Vertrag nicht halten. Wegen der schwierigen Situation im Allgäu beorderte der Bundeshauptmann zum 20. Mai Verstärkungen nach Weißenhorn, wo offensichtlich eine größere Truppe aufgestellt wurde. Zu Diepold vom Stein, dem Kommandanten in Weißenhorn, sollten sich die Grafen von Oettingen und der Ritter Reinhard von Neuneck verfügen, ebenso die von Günzburg mit ihrem Fähnlein und mit zwei Büchsen (= Kanonen), Pulver und aller Gerätschaft. Gleichzeitig ließ der Bund, um bei den Bauern Verwirrung zu stiften, das Gerücht ausstreuen, er wolle in das Illertal einfallen. Am 24. Mai war das zum Zug nach Süden bestimmte Kriegsvolk in Weißenhorn versammelt. Augsburg hatte noch Wagen mit Pulver unter dem Schutze von 11 Reitern geschickt. Außer den in Weißenhorn stehenden Truppen zogen am 25. Mal noch 2 Fähnlein bündische Knechte, 100 Reiter und auf deren Seite stehende Bauern aus den Herrschaften Kirchberg und Pfaffenhofen von ihrem Standort Günzburg in Richtung Neuburg a. K. Drei Tage später am 28. Mal konnte Diepold vom Stein berichten, daß er in Thannhausen und Ziemetshausen niemand gefunden hätte, der sich wehrte. Die Bauern wären dort schon auseinandergelaufen, nur in Babenhausen hätte sich noch ein größerer Haufen verschanzt. Im Laufe des Juni zogen sich die Allgäuer Bauern in die Gegend von Memmingen und Kißlegg zurück. Jörg Truchseß von Waldburg schrieb am 24. Juni von Fürth bei Nürnberg, er wolle am 25. Juni gen Gunzenhausen marschieren, von da durch das Ries auf Lauingen und jenhalb der Donau auf Weißenhorn und dann auf Memmingen. Am 27. Juni wies der Bund Jörg Truchseß an, er möge mit allem Kriegsvolk und Geschütz auf Giengen und Nau und von da mit den Reissigen und dem großen Geschütz nach Ulm ziehen, dagegen das Fußvolk mit dem kleinen Geschütz zu Elchingen über die Brücke führen. Er möchte nicht, daß die "Herzoge Ottheinrich und Philipp von Bayern" ( = Pfalzgrafen zu Neuburg) ‑ diese wegen Lauingen und die Stadt Ulm ‑ wegen zu starken Durchzugs Grund zur Beschwerde haben. Am 30. Juni kamen Jörg Truchseß und die Reissigen in Ulm an, während das Fußvolk ein Lager beim Dorf Peterswörth bei Gundelfingen bezogen hatte. Der in Diensten des Pfalzgrafen Philipp stehende Hauptmann Reinhard von Neuneck bat den Bund, das Lager möge bald verlegt werden, damit die Untertanen seines fürstlichen Herrn dieser Überlast entledigt würden.
Bundeshauptmann Arzt kündigte am 2. Juli eine Musterung seiner Streitmacht am 4. Juli "zu Roß und Fuß über die Bruck zu Reisensburg oder über die Bruck zu Leipheim" an, dann sollte gegen den Feind gezogen werden. Diepold vom Stein, vorher in Weißenhorn, hatte unterdessen den Befehl über die Besatzung des Bunds in der Reichsstadt Memmingen übernommen.
Am 9. Juli stand Jörg Truchseß in Wattenweiler, am 12. Juli in Wolfertschwenden, am 25. Juli in Marktoberdorf. Ende des Monats war der Krieg im südlichen Schwaben zu Ende. Die Bauern wurden in einzelnen Gefechten geschlagen und kapitulierten. Am 8. August erhielt Walther von Hirnheim, fuggerischer Pfleger zu Kirchberg, vom Schwäbischen Bund den Befehl, die von den Bundesverwandten (= Mitgliedern des Bundes) gefänglich eingezogenen Rädelsführer nach Weißenhorn bringen und dort gegen jeden nach seinem Verdienst mit Strafe handeln zu lassen. Etwa zu gleicher Zeit dürfte die Verhängung von Geldstrafen durch den Pfleger von Weißenhorn fallen, von denen Thoman berichtet, darunter über zwei Bauern von Berg und einen von Pfaffenhofen. Sicher war der eben beendete Bauernkrieg Hauptanlaß, dass im Dezember 1525 in Augsburg ein General‑Landtag für vorderösterreichische Gebiete abgehalten wurde. Er wurde von 11 schwäbisch‑österreichischen und 13 vorarlberger Deputierten besucht, darunter Alexius Seytz und Veit Aulbrecht für die Herrschaft Weißenhorn, Wilhelm Malt von Kadeltshofen für die Herrschaft Pfaffenhofen und Theus Rauch für die Herrschaft Buch.
In diesem ereignisreichen Jahr 1525 starb am 30. Dezember in Augsburg Jakob Fugger, der Herr der Herrschaft Pfaffenhofen und der vielen anderen fuggerischen Besitzungen, Begründer des Glanzes seines Hauses und Stifter der ersten Sozialsiedlung der Welt, der Fuggerei. Bereits am 23.1.1526 kam Jakobs Neffe Raimund Fugger (1489‑1535) nach Weißenhorn und Pfaffenhofen, blieb zwei Nächte und nahm den Eid der Untertanen der beiden Herrschaften für sich, seinen Bruder Anton (1493-1560) und seinen Vetter Hieronymus (1499-1538) entgegen. In seiner Begleitung waren die beiden Walther von Hirnheim (d. Ä. und d.J.), der im Bauernkrieg oft genannte Diepold vom Stein mit drei Verwandten, sowie einer von Freyberg und ein Truchseß von Waldburg, ein Gefolge mit insgesamt 50 Pferden. Nachdem Jakob Fugger bereits am 17.7.1514 von Kaiser Maximilian I. wegen des Besitzes der Grafschaft Kirchberg und der Herrschaft Weißenhorn den Grafentitel erhalten hatte, den er aber niemals führte, wurde dieser den obengenannten drei Neffen Raimund, Anton und Hieronymus von Kaiser Karl V., Granada 30.6.1526, bestätigt, zugleich mit der Bestätigung ihres Besitzes der lehenbaren Grafschaft und des Schlosses Kirchberg und der Herrschaften Weißenhorn, Wullenstetten, Pfaffenhofen, Marstetten und Buch, mit der Befugnis, die lehenbaren Bestandteile derselben weiterverleihen zu dürfen. Auch diese drei Neffen, denen der Grafenstand nochmals Augsburg 14. 12. 1530 bestätigt wurde, bedienten sich desselben nicht. Bis 1620 führten ihre Nachkommen nur den Freiherrntitel. Erst in den Jahren 1620-1630 ließen sich die damals lebenden Fugger den Grafentitel erneut bestätigen und führten ihn dann auch.
Aus einem Schreiben des Schwäbischen Bundes vom 16. Juli 1526 geht hervor, daß zu seiner Unterstützung im Bauernkrieg geschickte Reiter der Kurfürsten von Mainz und von der Pfalz und der Bischöfe von Bamberg und Würzburg noch in Biberach und in Weißenhorn stationiert waren. Ihnen wurde nunmehr auf Ansuchen ihrer Dienstherrn die Heimkehr bewilligt. 1529 wurde im Januar ein Landtag zu Innsbruck abgehalten, auf dem Hans Hel für Kirchberg, Weißenhorn und "Zugehörigen", worunter auch Pfaffenhofen zu verstehen ist, erschienen war. ‑Nach dem Reichstag zu Augsburg 1530 kam Kaiser Karl V. mit seinem Bruder König Ferdinand am 24.11. gleichen Jahres nach Weißenhorn. Ein riesiges Gefolge mit 1200 Pferden begleitete die Fürsten, welches außer in Weißenhorn noch in Hegelhofen, Attenhofen und Pfaffenhofen untergebracht wurde. Dem Kaiser wurden in Weißenhorn u. a. 1 1/2 Zentner guter Fische geschenkt, Hechte, Karpfen und Rote. Karl und Ferdinand, damals noch junge Männer im Alter von 30 bzw. 27 Jahren, hatten daran großes Gefallen und griffen die Fische in den Zubern an. Am 25.11. reiste der kaiserliche Zug nach Ehingen an der Donau weiter. ‑ Am 17. 6. 1532 wurde wieder ein schwäbischösterreichischer Landtag und zwar in Weingarten gehalten, auf dem die "Grafschaft Kirchberg und Weißenhorn" vertreten war. Als 1534 Herzog Ulrich von Württemberg mit hessischer Hilfe sein Land wieder einnahm, beteiligten sich auch die Herrschaften Kirchberg, Weißenhorn und Pfaffenhofen an der gegen ihn in der Ulmer Gegend aufgestellten Streitmacht. Sie besoldeten 45 Knechte, welche am 14. 5. nach Ulm zogen. Als aber am folgenden Tag bekannt wurde, daß der Herzog die Truppen König Ferdinands am 13. Mai bei Laufen am Neckar vernichtend geschlagen hatte und auf dem Anmarsch auf Stuttgart sei, kehrten die Knechte wieder in ihre Heimat zurück. Pfaffenhofen half wie alle anderen Nachbarn der Stadt Weißenhorn, mit Fuhren von Steinen, als diese von März bis November 1536 ihre Straßen pflastern ließ.
Im Jahre 1525 (29. 6.) hatte der habsburgische Landvogt in Hagenau im Elsaß, Hans Jakob von Mörsberg, den Schwäbischen Bund gebeten, dessen Kriegsvolk, das im Hegau und auf dem Schwarzwald verwendet wird, die Bauern zu strafen, dem Hause Österreich zu Liebe in den Breisgau und ins Elsaß zu schicken, wo auch Gefahr bestand. Mörsbergs und seiner Gattin Margaretha geb. Gräfin von Fürstenberg Sohn, auch Hans Jakob genannt, feierte am 7.6.1538 in Weißenhorn Hochzeit mit Regina, Tochter Raimund Fuggers. Eine Unzahl von Gästen war gekommen, Grafen und Freiherrn, Patrizier von Augsburg und Ulm, zwei Thurzo aus Ungarn, Gesandte der benachbarten Klöster und auch der Stadt Weißenhorn selbst. Musikanten wurden zur Verfügung gestellt von den Pfalzgrafen Friedrich und Ottheinrich "ain köstliche musica", ihrer drei Stadtpfeiffer schickte die Stadt Augsburg. "Es sind zwei Küchen gewesen, eine im Schloss, die andere beim Kastenhaus, aus beiden hat man gespeist in das Schloss und in dem neuen Haus am Markt." Es ist mit Sicherheit anzunehmen, dass zur Unterbringung von Gefolge auch Pfaffenhofen herangezogen wurde.
Was die Landtage betrifft, so tagten seit 1541 die schwäbischen und die vorarlbergischen Stände nicht mehr zusammen. Auf dem Landtag zu Riedlingen im September 1541 waren vertreten "die Grafschaft Kirchberg samt den Herrschaften Pfaffenhofen und Buch." In der Regel wird nun in folgenden Zeiten seitens aller Fugger'schen Herrschaften nur ein Vertreter abgesandt, so dass ein Beamter aus Kirchberg oder Weißenhorn auch Pfaffenhofen vertrat. Wegen der hohen Kosten verzichtete man auch manchmal auf einen eigenen fuggerischen Gesandten und bevollmächtigte einen befreundeten Nachbarn. So erschien bei dem Ausschuss‑Landtag aller österreichischen Länder im Oktober 1541 in Linz a.d.Donau (OÖ.) für Kirchberg, Weißenhorn, Burgau, Günzburg und Seifriedsberg zusammen der Günzburger Stadtschreiber Benedikt Müelich. ‑ Aus dem Jahre 1543 liegt ein an Anton Fugger gerichtetes Landtags‑Einberufungsschreiben vor für die "Herrschaft der österreichischen Innehabung", nämlich Kirchberg, Weißenhorn, Buch, Pfaffenhofen, Wullenstetten, Marstetten, Biberach (NU) und Schmiechen. Im Laufe der Zeit gab es, wie auch in anderen deutschen Ländern mit Landständen, wie etwa Württemberg, keine Plenarsitzungen mehr. In Ehingen wahrte die Stände‑Interessen von Schwäbisch‑Österreich ein Ausschuss mit vier Direktoren und einem Syndikus.
Eine zweite soziale Tat des Hauses Fugger, nicht so bekannt wie die Fuggerei, war die Errichtung und Stiftung des Spitals Waltenhausen. Anwartschaft zur Aufnahme bestand für alle fuggerische Untertanen, also auch die in der Herrschaft Pfaffenhofen. Ein Großteil des benötigten Kapitals stammte von dem am 26. 11. 1538 zu Augsburg verstorbenen Hieronymus Fugger. Thoman irrt also nicht, wenn er berichtet, dass man den edlen Herrn Jeronimus Fugger mit dem ganzen Kapitel, also auch dem Pfaffenhofener Pfarrer zu Weißenhorn besungen hat, von dem die Sag ging, er hätte ein groß Testament verordnet und aufgericht. Anton Fugger ließ in Waltenhausen an Stelle des Schlosses der Herrn von Wernau das Spital erbauen, welches 1547 eingeweiht wurde. Mit seinen fünf Neffen errichtete er am 31. 7. 1548 die Stiftungsurkunde. In ihr wurde bestimmt, daß je 25 Männer und Frauen aufgenommen werden sollten. Diese mussten über 48 Jahre alt und erwerbsunfähig sein und durften nicht an ansteckenden Krankheiten leiden.
Zu gleicher Zeit, am 14. 7. 1548, erwarb Anton Fugger um 16000 fl. das mit der Hohen Gerichtsbarkeit bereits zur Herrschaft Pfaffenhofen gehörige Dorf Beuren mit Burg und Burgstall von Wolf Roth von Schreckenstein, kaiserlichem Hauptmann und Bürger zu Ulm. Dieser Besitz wurde 1674 von Graf Hugo Fugger an die Kartause Buxheim veräußert.
Da die Reichstadt Ulm, Ulmer Stiftungen und Ulmer Bürger Grundherren von einem Drittel der Anwesen der Herrschaft Pfaffenhofen waren, konnten Streitigkeiten zwischen ihnen und den Fugger, als Herren der Herrschaft, nicht ausbleiben. Die insbesondere seit 1560 anhängigen wichtigsten Streitobjekte waren die Gerichtsbarkeit, Ungelt und Weidwerk. Schließlich wurde am 16. 1. 1568 in Weißenhorn ein Schiedstag gehalten und am 20. 5. 1568 in Schloß Illertissen der Schiedsspruch gefällt. Schiedsrichter waren Abt Johann des Gottshauses (= Klosters) Roggenburg, Graf Carl zu (Hohen‑)Zollern (1516-1576), Herr zu Sigmaringen und Veringen, erzherzogl. Hauptmann der Herrschaft Hohenberg, und Hans Christoph Vöhlin von Frickenhausen (1521-1576), Herr zu Illertissen und Neuburg a.K., erzherzogl. Rat.
Beklagter war Georg Fugger (1518-1568), Herr zu Kirchberg und Weißenhorn. Kläger waren der Propst Sebastian zu den Wengen (Kloster) in Ulm; Bürgermeister und Rat der Stadt Ulin; die Baupfleger (Ulrich Schörmayer (= Schermar) und Wilhelm Krafft von Unser Lieben Frau Pfarrkirche (= Münster) zu Ulm; die Pfleger (Jos Besserer und Antoni Schleicher) des Heilig-Geist-Spitals zu Ulm; Jerg Besserer von Rohr, Älter des Geheimen Rats zu Ulm; Jos Besserer und Sebastian Lieber als Vormünder der Kinder des + Niclaus Besserer zu Ulm; Hans Habfast Ehingers zu Ulm Erben; Erasmus Rauchschnabels zu Ulm Erben. Diese vertraten auch die Interessen von Daniel Schad und Carl Rehlinger, die wie die Kläger in der Herrschaft Pfaffenhofen Güter besitzen und Bürger zu Ulm sind.
Die wesentlichsten Bestimmungen des in einem Libell aufgezeichneten Schiedspruches sind:
Die Kläger haben innerhalb der Etter ihrer Höfe und Sölden, soweit sie mit Zäunen umfangen sind, Gebot und Verbot, den Niederen Gerichtszwang von lönigen, beinschretigen oder anderen Wunden und Leibsverletzungen, alle Schmähungen in Worten, die geboten und angelobte Friedbrüch, welche die Ulmischen Herrschaften ihren Untertanen und anderen innerhalb ihrer Etter auferlegen.
Fugger hat auf den Ulmischen Gütern die Strafen der Hohen Obrigkeit: Mord, Brand, Diebstahl, Notzwang, Unkeuschheit wider die Natur, Ehebruch, Zauberei (daraus Leibschaden unseren Kindern vertun), Räuberei, "Treulichs Ausströtten«, Glaitbruch, Verbrechung der Urfehde, Meineid, Verrückung der Markstein und Pfähle, Betrug in Mühlwerk, Maß und Gewichten, Verfälschung von Brief, Siegel, Münz, Gold und Silbers. Ungelt kann Fugger von den Ulmischen Untertanen von Wein, Met und Bier wie von anderen Untertanen der Herrschaft Pfaffenhofen verlangen, ausgenommen den Wein, den sie für ihre Weiber in die Kindbett, ferner auf Hochzeiten und Kirchweih zu eigenem Gebrauch einlegen. Die Ulmischen Herrschaften selbst sind für sich und ihre eigenen Häuser im Hausgebrauch frei. Reis und Steuer der Ulmischen Untertanen (und ihrer Beiwohner und Hausgenossen) steht dem Rat der Stadt Ulm bzw. den Ulmischen Herrschaften zu. Was den Hirtenstab und die Vierer (= Ortsführer) in den einzelnen Orten betrifft, so soll es überall beim Herkommen des einzelnen Fleckens verbleiben ' Visitationen und Geschauung und Aufhebung der Mühlwerk gehört zur Niederen Gerichtsbarkeit. Bei "Malicie" ist die Fugger'sche Hohe Gerichtsbarkeit zuständig.
Ein Nachtrag des Schiedsspruchs vom gleichen Tag befasst sich noch mit einer Wildsulz und dem Pirschen mit der Büchsen.
Im dreißigjährigen Krieg kamen zu den vielen Leiden der Bevölkerung, die nach 1635 auf ein Fünftel ihrer ursprünglichen Zahl zusammengeschmolzen war, noch die Kriegssteuern dazu. Diese betrugen in der Herrschaft Pfaffenhofen 1632/33 6704 fl. und 1633/34 4800 fl. Nicht darin enthalten sind die vielen Kontributionen, welche Feind (Schweden) und Freund (Kaiserliche und Kurbayern) gleichermaßen erpressten. In den schlimmsten Jahren flüchtete sich die Bevölkerung in die benachbarten Städte. Ein Zeugnis dafür findet sich in der Matrikel der Wengenpfarrei in Ulm, wo es 1636 heißt, daß Bartolme Hornung, Urspring'scher Bauer von Kadeltshofen versehen wurde.
Im Pfandbesitz der Kirchberg-Weißenhorner Linie des Hauses Fugger blieb mit den anderen 1507 an Jakob Fugger verkauften Herrschaften auch Pfaffenhofen bis 1724, in welchem Jahre Kaiser Karl VI. sie wieder an das Haus Österreich zurücklöste. Alle wurden jedoch 1735 um 525000 fl. von den Grafen Adam Anton und Anton Rupert Christoph Fugger wieder zurückgekauft. Damit wurden diese unter österreichischer Lehensherrlichkeit zum Eigentum der Grafen. Die Belehnung wurde nicht auf die beiden Grafen und ihre Nachkommen beschränkt, sondern für das ganze Haus Fugger Raimund'scher und Anton'scher Linien ausgesprochen. Wie im Abschnitt über die Beamten näher ausgeführt wird, dürfte der Posten eines Obervogts von Pfaffenhofen etwa 1729/ 30 abgeschafft worden sein. Seit 1735 war die Herrschaft Pfaffenhofen nurmehr die "Untere Herrschaft" der Grafschaft (Marstetten-)Weißenhorn, und wurde dann auch in allem Wichtigen von dort aus regiert. In Pfaffenhofen verblieb im Amtshause nur noch ein Amtmann mit mäßigen Kompetenzen. Der letzte Amtmann Joseph Götz, der 1776 uralt starb, muss bald nach 1761 in den Ruhestand getreten sein. Damit hatte Pfaffenhofen seine einstige Rolle als Herrschaftssitz vollkommen eingebüßt. Aus der Verwaltungsgeschichte des 18.Jahrhunderts seien zwei Einzelheiten mitgeteilt. Am 11. Juli 1749 erging ein Anschreiben des Oberamts Günzburg betreff Kennzeichnung und, Zulassung einheimischer Bettler auf ein Jahr mit Attest und Tragung eines Flecks linker Hand auf der Brust mit Buchstaben: OK = Krumbach, OSW = Weißenhorn und OFW = Pfaffenhofen. Am 11. Januar 1751 wurde aus Sicherheitsgründen für die Streifen das zu betreuende Land vom Oberamt Günzburg in Distrikte eingeteilt (Regulierung des Streifenwesens) Zum 3. Distrikt gehörte das Herrschaftsgericht Weißenhorn mit Pfaffenhofen, Marstetten, Balmertshofen, Ulmischen Orten, und Gottshaus Wengen'schen und Kaisheim'schen Gütern, Beuren, Holzheim, Krumbach, Hürben, Deisenhausen und Ellzee. Dieser Distrikt hatte vier Überreiter zu stellen.
Eine weitere Abwertung der Herrschaft Pfaffenhofen geht aus einem Vertrag vom 26.2.1761 hervor, der in Ulm abgeschlossen wurde, und in dem die Grafen Adam Anton und Johann Nepomuk Fugger ihre Jagdrechte im oberen und unteren Eschach in ihrer Herrschaft Pfaffenhofen, wie sie jene gemäß Fuchsbergischen Vertrags von 1523 und Vergleichs von 1612 erworben haben, an die Reichsstadt Ulm verpfändeten. Im gleichen Jahr 1761 wurden die Hohe Gerichtsbarkeit (Blutbann) und die Forst‑ und Jagd‑Regalien über Nersingen, Straß und Leibi von den Grafen an das Reichsstift Elchingen verpfändet. Der Verkauf derselben an Elchingen erfolgte, wie schon erwähnt, im Jahre 1775 um 15000 fl. Der österreichische lehensherrliche Konsens dazu wurde erst am 29.11.1780 erteilt.
Das Amtshaus in Pfaffenhofen wurde von Graf Johann Nepomuk im Jahre 1773 verkauft. Kurz vor Ende der österreichischen Lehensherrlichkeit wurde dies 1805 vom Oberamt Günzburg festgestellt und beanstandet, aber ohne deshalb zu Weiterungen zu führen, da die österreichischen Rechte mit dem Frieden von Preßburg vom 26.12.1805 endeten und an Bayern übergingen. Wie schon seit dem Beginn der Kriege mit Frankreich 1796 litt jetzt auch im Jahre 1805 Pfaffenhofen sehr unter den französischen Heeren. Es wird berichtet, dass die vielen Soldaten die ganze Gegend "ausfraßen". In der Nacht vom 13. auf 14. Oktober 1805 hatte der französische Kaiser Napoleon 1. in der Äußeren Taferne in Pfaffenhofen übernachtet. Am 14. Oktober war dann die für die Franzosen siegreiche Schlacht bei Elchingen, wofür der Marschall Michel Ney (*Saarlouis 10.1.1769, + Paris 7.12.1815) am 19.3.1808 den Herzogstitel "Duc d'Elchingen" erhielt, den seine Nachkommen heute noch führen. Mit der Kapitulation der in Ulm eingeschlossenen Österreicher am 17. Oktober 1805 war für die Franzosen der Weg nach Wien frei, worauf nach weiteren Niederlagen der Österreicher der oben erwähnte Frieden von Preßburg geschlossen wurde.
Zweimal war in den Kriegsjahren das Pfaffenhofener Vieh gänzlich von der feindlichen Armee geraubt worden. Neuankauf desselben und einige fruchtbare Jahre halfen der Gegend wieder empor. Selbst das Teurungsjahr 1817 scheint, da ziemlich viel Getreide angebaut war, mit Ausnahme der Häusler, die Einwohner der Herrschaft nicht sehr betroffen zu haben. Die Armen wurden vor allem durch die Mildtätigkeit des in Illerberg 1776-1830 als Pfarrer wirkenden Dekans Christoph von Zwerger unterstützt. Dieser öffnete seine Kornspeicher und kam ihnen mit Brot und Saatgetreide zu Hilfe.
Die Kirchberg‑Weißenhorner Linie der Grafen Fugger, welche im ersten Drittel des 19.Jahrhunderts mit erheblichen wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte, behielt im Königreich Bayern zunächst unter der Oberhoheit des Staates obrigkeitliche Rechte, welche sie durch ihr Herrschaftsgericht Weißenhorn ausüben ließen. Diese Rechte erloschen 1848, in welchem Jahr auch die Ablösung der alten Grundherrschaftsrechte begann, wodurch die Bauern und Söldner (Sölde = kleiner landwirtschaftlicher Besitz mit Anteil an den Gemeindenutzungsrechten) ihren Grundbesitz zu unbeschränktem Eigentum erhielten. Das Herrschaftsgericht Weißenhorn bestand als staatliche Gerichts‑ und Polizeibehörde noch vier Jahre bis 1852, worauf seine Orte in die benachbarten kgl. Landgerichtsbezirke älterer Ordnung eingeteilt wurden. Pfaffenhofen kam zum Landgericht Roggenburg, 1862 bei der Trennung von Justiz und Verwaltung zum Bezirksamt Illertissen und 1880 zum Bezirksamt Neu-Ulm.
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Leibeigenschaft
Beim Verkauf der Herrschaft Pfaffenhofen 1495 durch Hans Ehinger, Bürgermeister in Ulm, an Herzog Georg von Bayern saßen in 16 Orten der Herrschaft 389 Personen, die leibeigen waren. Leibeigene waren bei uns keine Sklaven, als was sie oft irrig in wenig objektiver Literatur des 19.Jahrhunderts bezeichnet werden. Die Leibeigenschaft konnte vom Leibeigenen, der also ein eigenes Vermögen besitzen konnte, dem Leibherrn abgekauft werden. Umgekehrt war der Einkauf in die Leibeigenschaft seitens eines Freien vielfach Bedingung für Anwesenskauf und Niederlassung. Zur Heirat wie zum Wegzug war Erlaubnis des Leibherrn notwendig. Dass diese großzügig erteilt wurde, beweist, dass 1495 in 80 Ortschaften 772 auswärtige Leibeigene der Herrschaft Pfaffenhofen wohnten. Diese lebten in den bayerischen Alt‑Landkreisen Dillingen, Günzburg, Krumbach, Illertissen, Memmingen und Neu-Ulm, sowie in den württembergischen ehem. Oberämtern Biberach, Laupheim und Ulm. Wenn trotz des Grundsatzes "Stadtluft macht frei" in der Reichsstadt Memmingen 7, in Ravensburg 5 und in Ulm 25 Pfaffenhofer Leibeigene damals aufgeführt wurden, so hat das einen Sinn, weil diese offensichtlich das Bürgerrecht dieser Städte nicht erhalten hatten. Die Abgaben bestanden in Leibzins und von den verheirateten Frauen in Leibhennen. Der Leibzins wurde entsprechend dem Vermögen gegeben: zwischen 5 und 20 Pfennig jährlich. Die Einnahmen lagen 1495 bei insgesamt 26 Pfund Heller a` 240 Pfennig.
Bei der Leibeigenschaft folgten die Kinder der leibeigenen Mutter. Wenn Vater und Mutter verschiedenen Leibherren angehörten (Ungenossame Ehen), so folgten die Töchter dem Vater, die Söhne der Mutter. Nach dem Pfaffenhofer Urbar von 1481 hatte die Herrschaft von jedem Anwesensbesitzer (Bauer, Lehner, Söldner) auf den Todfall das Hauptrecht, d. h. das Recht auf Abgabe des besten Stücks (Besthaupt) aus dem Stall, also wenn ein Ross vorhanden war, ein solches. Beim Tod der Frau verfiel eine Kuh. Diese drückenden Abgaben wurden im 16.Jahrhundert erleichtert, der Todfall wurde in eine Geldabgabe umgewandelt, bei Heirat gab es nur noch eine Anzeigepflicht. Kaiser Rudolf II. schaffte 1597 die Leibeigenschaft in ganz Vorderösterreich ab. Einheiratende auswärtige Ehepartner mussten sich vor der Niederlassung vorher loskaufen.
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Die Zehentherren der Pfarrei Pfaffenhofen
In den Urkunden von 1364 und 1387 über die Einverleibung der Pfarrei Pfaffenhofen in das Kloster Urspring sind die einzelnen Rechte und Einkünfte, die dem Kloster zufielen, nicht aufgeführt. Dass es in den einzelnen zur Pfarrei Pfaffenhofen gehörigen Ortschaften nur teilweise Zehentrechte erhalten hatte, geht aus späteren Schriftstücken klar hervor. Die Habsburger hatten sich als Inhaber der Herrschaft Pfaffenhofen wohl verschiedene Rechte vorbehalten, die sie an ihre Gläubiger verpfändeten oder verkauften. So hatte z.B. im Jahre 1470 beim Verkauf der Markgrafschaft Burgau durch Herzog Sigmund an den Bischof von Augsburg der Ulmer Stefan Rot den Groß‑ und Kleinzehnt zu Berg zwischen Pfaffenhofen und Kadeltshofen als Lehen inne, der ihm am St. Urbanstag 1472 vom Bischof wieder verliehen wird. Im 17. und 18.Jahrhundert waren die Zehntrechte in der großen Pfarrei so zersplittert, dass neben Urspring sich noch ein Dutzend anderer Zehntherren festgesetzt hatte, die wohl ein scharfes Auge darauf hatten, dass ihre Rechte und Einkünfte nicht geschmälert wurden, aber sich nicht so beeilten, wenn es galt, ihr aus den Zehntrechten sich ergebenden Pflichten, Baulast an Kirche und Pfarrhof zu erfüllen.
Welche Einkünfte und Eigentumsrechte Urspring in der Pfarrei Pfaffenhofen im 17.Jahrhundert besaß, geht aus einem Verzeichnis hervor, das etwa aus dem Jahre 1670 stammt. Nach diesem bezog das Gotteshaus Urspring ein Drittel des Großzehnten an folgenden Orten: Roth, Volkertshofen, Hirbishofen, Erbishofen, Niederhausen, Beuren, Hetschwang, Ettlishofen, Raunertshofen, Vordersilheim, Opferstetten und zwei Drittel des Großzehnten in Remmeltshofen. Außerdem hatte es etliche Sölden und Gülthöfe; je einen zu Pfaffenhofen, Diepertshofen, Erbishofen, Volkertshofen, Roth, Kadeltshofen, Silheim und Ettlishofen, ferner ein Gütlein zu Attenhofen und von 30 iauchert dortselbst den Zehnt. Diese Zehnten und Gülten so heißt es im Verzeichnis sind vom hochlöbl. Erzhaus Österreich neben dem Pfarrsatz dem Gotteshaus Urspring gestiftet worden.
Es waren also immerhin ansehnliche Einnahmequellen, die Urspring aus der Einverleibung der Pfarrei Pfaffenhofen zuflossen, mag es auch manche Verdrießlichkeiten und Schwierigkeiten in der Einhebung dieser Einkünfte gegeben haben; z. B. bei einem Drittel Großzehnt gehörte jede 30. Garbe dem Zehntherrn Urspring, während die 10. und 20. (also zwei Drittel) ein anderer Herr holen ließ, wenn es die großen und kleinen Herren nicht vorzogen, ihre Zehntrechte gegen einen bestimmten Geldbetrag zu verpachten oder unmittelbar mit dem Zehntpflichtigen sich darüber zu einigen. Im Jahre 1779 brannte der Pfarrstadel zu Pfaffenhofen ab. Der Neubau kostete 750 Gulden, wovon sich Urspring zur Übernahme von 500 Gulden "verstand", während der Rest von 250 fl auf die übrigen Zehntherren (Dezimatoren) umgelegt wurde und zwar nach der Zahl der Jauchert, aus welchen sie den Großzehnt bezogen. Es sind folgende zwölf:
1. Hüttenamt (Münsterbaupflegeamt) Ulm mit 80 Jauchert
2. Deutsch_Ordens_Kommende Ulm mit 436 Jauchert
3. Graf Fugger-Kirchberg-Weißenhorn mit 233 Jauchert
4. Hospital Ulm mit 992 Jauchert
5. Baron von Ehinger mit 186 Jauchert
6. Hochstift Augsburg mit 117 Jauchert
7. Pfarrkirche St. Martin in Günzburg mit 104 Jauchert
8. Pfarrkirche St. Martin in Pfaffenhofen mit 76 Jauchert
9. Benefiziat in Witzighausen mit 220 Jauchert
10. Benefiziat in Bühl mit 173 Jauchert
11. Pfarrer zu Pfaffenhofen mit 252 Jauchert
12. Hospital zu Weißenhorn mit 51 Jauchert
Diese "Zwölfherrn" waren in den einzelnen Gemeindefluren der Pfarrei zehntberechtigt, einige auch in mehreren. Beispiele: Die Deutsch-Ordens-Kommende Ulm hatte zwei Drittel Großzehnt in Roth und den ganzen in Kleinsilheim, das Spital Ulm den Großzehnt in Kadeltshofen und zwei Drittel desselben in Niederhausen, Graf Fugger-Kirchberg-Weißenhorn in Unterberg, Baron Ehinger bezw. die Ehingersche Stiftung zu Burgau zwei Drittel in Beuren, die Pfarrkirchenstiftung St. Martin in Günzburg den Großzehnt in Opferstetten, St. Martin zu Pfaffenhofen zwei Drittel in Oberberg, der Benefiziat in Witzighausen zwei Drittel in Erbishofen, der Benefiziat in Bühl zwei Drittel zu Raunertshofen, das Spital zu Weißenhorn Zehntrechte in Diepertshofen; der Pfarrer von Pfaffenhofen, der ohne die Inkorporation das erste Recht auf die Zehnten in seiner Pfarrgemeinde Anspruch gehabt hätte, war auf den Zehntgenuß in der kleinen Flur Pfaffenhofen und auf dem Kleinzehnt in verschiedenen Filialen angewiesen; man könnte auf ihn das Sprichwort anwenden: Die Pferde, welche den meisten Haber verdienen, bekommen am wenigsten davon. Neben den Zehntherren gab es im Bereich der Pfarrei Pfaffenhofen am Ende des 18.Jahrhunderts noch eine Reihe von Grundherren; wenigstens zwei Dutzend große und kleine Herren bezogen Gülten, Grundzinsen und andere Gefälle von ihren in der Pfarrei bezw. Herrschaft Pfaffenhofen gelegenen Höfen und Sölden. Die meisten dieser Grundherren hatten die Niedere Gerichtsbarkeit über ihre Untertanen oder Grundholden, Grundherren, welche nur Gülten bezogen, aber keine Gerichtsbarkeit ausüben durften hießen Sackaufheber; so war das Domstift Augsburg in Remmeltshofen Grundherr ohne Gerichtsbarkeit, also "Sackaufheber". 1803 und 1805 kamen durch den ReichsDeputations‑Hauptschluß, bzw. von Österreich die Zehnten und Gülten, welche an die nun aufgehobenen Klöster und Stifte hatten entrichtet werden müssen, an Kurpfalzbaiern, bzw. 1806 an das Königreich Bayern. Erst das Sturmjahr 1848 brachte die Ablösung dieser Abgaben bzw. deren Umwandlung in den Bodenzins. Zehnten und Gülten, welche Kirchen- und Pfründestiftungen, Adelige und Bürgerliche besaßen, wurden 1848 gleichfalls fixiert und den Berechtigten die Grundrentenablösungsscheine überwiesen, während die Schuldner ihren Bodenzins an die Ablösungskasse des bayerischen Staates bezahlen mussten. Mit den Rechten musste der Staat wohl oder übel auch die Pflichten übernehmen. So ging die Baulast, die im Zehntgenuß begründet war, auch in Pfaffenhofen zum großen Teil auf die bayerische Staatskasse über, doch wurden auch die übrigen ehemaligen Großdezimatoren zur Wendung der großen Baufälle herangezogen, wenn sie ihre Baupflicht nicht abgelöst oder dieselbe nicht in einen jährlichen Bauschilling hatten umwandeln lassen.
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Das alt Herkommen zu Pfaffenhofen
Eine kostbare Quelle für die Geschichte von Pfaffenhofen ist das im Bayerischen Hauptstaatsarchiv München (Repertorium 10 F. [Mediatisierte Fürsten]: Kirchberg‑Weißenhorn Nr. 12) verwahrte Salbuch der Herrschaft Pfaffenhofen von 1495. Es wurde geschrieben für die Übergabe der Herrschaft, als diese damals von dem Ulmer Patrizier Hans Ehinger an den Herzog Georg von Bayern‑Landshut verkauft wurde und ist datiert vom Montag vor Hl. Auffahrtstag 1495. Es wird im folgenden der wichtigste Inhalt in teils moderner Schreibung wiedergegeben.
Pfaffenhofen hat Hohe und Niedere Gericht, Stock und Galgen, auch Marktrecht laut der Brief, desgleichen Gebot und Verbot, Strafen, Bußen und Frevel in etlichen Dörfern und Weilern, auch auf dem Felde, so in dem Gerichtszwang zu Pfaffenhofen liegen.
So folgen hernach die Zins, Rent, Nutzung und Gült,
so Hans Ehinger, Bürgermeister zu Ulm, von und aus Pfaffenhofen gehabt hat, auch die Eigenleut, so an den Berg Pfaffenhofen gehörig sein. Der Wirt zu Pfaffenhofen gibt jährlich von dem Haus, Stadel und Stallung, auch von der Tafern, 31 fl. und sind seine Jahr aus auf die vier Tag.
Der Hof, den Contz Sweigker zu Pfaffenhofen inhat, gültet jährlich 31 Imi Roggen und 31 Imi Habern, 200 Eier, 8 Pfund Heller zu Heugeld, an Säht 1/2 Imi Lein, und ist ihme sein Lebtag geliehen.
Der Prühl zu Pfaffenhofen, wann ich den hinleih, gültet zu gemeinen Jahren 17 oder 18 fl.
Die Söld zu Pfaffenhofen, die der Prengker daselbst inhat, gibt Jährlich 1 Imi Roggen, 1 Imi Habern, 15 Schilling Heller, und tut 6 Dienst oder gibt 6 Böhmisch dafür, welches der Herr will, und ist ein Erbgut. Gibt 1 fl. zu Auffahrt und 1 fl. zu Abfahrt.
Die Badstub zu Pfaffenhofen gibt jährlich einer Herrschaft zu Pfaffenhofen 2 Pfund Heller und 38 Hühner und aus 6 Jucharten Ackers 1 Imi Roggen und 1 Imi Habern. Ist Erbgut und der so darab fährt, gibt 1 fl., und der so darauf fährt, gibt auch 1 fl.
Die Schmied(e) von Pfaffenhofen gibt jährlich einer Herrschaft daselbst 2 Pfund Heller, 1 Hemmen, und ist Erbgut, gibt auch Auf‑ und Abfahrt (!).
Mang'en Bausch'en Haus zu Pfaffenhofen gibt jährlich einer Herrschaft daselbst 10 Schilling Heller. Ist ein Erbgut, gibt Auf‑ und Abfahrt.
Die Vischenz zu Pfaffenhofen, die Ulrich Vischer daselbst inhat, gibt jährlich 8 Pfund Heller, auch mit jährlich 4 Dienst oder gibt für einen Dienst 10 Schilling Heller, welches die Herrschaft will, dergestalt, daß die Herrschaft die Dienst oder das Geld dafür nehmen mag. Solche Vischenz ist ihme und seinem Sohn, ihrer beider Lebtag, verliehen inhalt eines Briefs.
Item die Söld zu Pfaffenhofen gelegen, die Theys Schuchmacher inhat, gibt jährlich 15 Schilling Heller, 50 Eier, 2 Hühner und 1 Henne. Ist Erbgut und gibt Auf- und Abfahrt, laut des Briefs darüber begriffen. Es gibt Jeorig Pfeiffer zu Perg in der Stain-Kupsen 6 Schilling Heller und 4 Hühner. Ist ein Erbgut und gibt Auf- und Abfahrt laut des Briefs.
Hanns Beringer hat gegeben aus der Halden 16 Schilling Heller, derselbig Beringer ist tot und ist die Hald ledig.
Es gibt Nägelin von Pfaffenhofen jährlich von dem Mad 1 fl. und 1 Pfund Heller auf St. Martins Tag. Seithero ist Negelin (!) tot, und ist das Mad jetzo ledig. Jeorigen Sweigkers Söld gibt jährlich der Herrschaft 1 Schilling Heller und 1 Hennen.
Item die Metzg zu Pfaffenhofen han ich jährlichs um 2 Pfund Heller hingeliehen die mag auch wohl mehr ertragen.
Item so sind die Becken zu Pfaffenhofen von der "Brottäfein" wegen nit angeschlagen, das mag Jahr bei den 4 fl. ungefährlich ertragen.
Eigenleute zu Pfaffenhofen:
1. Contz Sweigkhers 2 Kind, so er bei der Bernhartin gehabt, Berlin und Contz, ledig beide. Sein Tochter Anne Sweigkerin, Müllers Weib mit 7 Kindern. Sein Sohn Jeorig (offenbar verheiratet).
2. Anna Schertlerin, des Schmieds Weib mit einem
Kind.
Lentz Betzelin und seine Hausfrau Engel mit einem
Kind.
3. Afra Withawin Wittib.
Stoffel Nägelin, ihr Sohn.
4. Engel Zellerin.
Berlin Zeller.
5. Cristan Baders Kind(er): Jos, Antoni, Berlin, Jeorig, Christan und Anna.
Sein Tochter Dorothe (verheiratet) mit einem Kind.
6. Ursula Hotzin, Michel Magk's Weib.
Etlich alt Herkommen zu Pfaffenhofen, auch Hauptrecht, Fäll, Bräutlauf, auch wie die Eigenleut, so an den Berg Pfaffenhofen gehören, gerichtbar und dienstbar sein sollen.
1. Von Alter ist Herkommen, daß ein Herre zu Pfaffenhofen einen Ammann und einen Büttel gehabt hat, wiewohl etlich Jahr Herr Hans Ehinger, Bürgermeister (zu Ulm), nur ein Ammann gehabt hat.
2. So ein Bauer, Lehner oder Söldner von Tod abgeht und Roß verläßt, so ist Herrn Ehinger zu Hauptrecht verfallen ein Roß. So ist einem Ammann zu Fall worden ein Rock oder der best Kittel, auch Wams, Hosen, Messer und Stiefel, wie er an einem hochzeitlichen Tag gangen ist. So ist einem Büttel gefolgt das ander Kleid, wie der Abgegangen(e) an einem Werktag getragen hat.
3. Wann ein Frau abgaht, die eigen ist, so ist einem Herren zu Pfaffenhofen zu Hauptrecht gefallen ein Kuh. Wo aber keine vorhanden ist, macht sie ein Hauptrecht mit des Herren Willen. Einem Ammann zu Fall, wie sie an einem hochzeitlichen Tag zu Kirchen geht, das Oberkleid.
4. Es sei Gesell oder Tochter, Witwer oder Wittib, die eigen sind, wann sie sich verheirat, geben sie zu Bräutlauf 1 Gulden oder 1 Salzscheiben, nach eines Herren Willen, oder sollen mit ihm abkommen nach seinem Gefallen.
5. Ob Sach wäre, daß einer oder eine nit Weib oder Mann nehmen, die eigen warn und eigen Gut hätten, und also ledig erstürben, geben nicht dest(o) minder Hauptrecht und Fall und sollen mit einem Herren darum abkommen.
6. Alle, die eigen sind und haushäblich im Gerichtszwang sitzen, ohne allein in den Dörfern, da eigen Gericht inne sind, sind gerichtbar, dienstbar und botbar.
So ist zu Pfaffenhofen Herkommen, daß die Mannspersonen, so mit Eigenschaft ihrer Leib an der (!) Berg (= Burg) zu Pfaffenhofen gehören, sie seien verheirat oder Witwe(r), all und jeglich, sie seien gesessen, wo sie wollen, bisher die Leibsteur geben haben, wie von Alter Herkommen ist.
8. Es hat auch ein Herr zu Pfaffenhofen alle Jahr das klein Weidwerk verboten bei 3 Pfunden, und wer das Verbot übertreten hat, hat man gebüßt laut des Bots.
So hat ein Herr gebüßt von Pfaffenhofen bis an Rißfurt und von Rißfurt die Landstraß durch den Glassenhart hindurch bis zum nächsten Silheim an die Bibrach und zwischen den zweien Bibrachen hat es der Bürgermeister Hans Ehinger gehalten mit der Buß und Straf, Bot und Verbot, nach laut des Vertrags zwischen des vorherigen Bischofs von Augsburg [Johannes Graf von Werdenberg, reg. 1469-1486] löblicher Gedächtnis und Hansen Ehingers Gemächt.
10. Item von Pfaffenhofen bis an die Leibin hat Hans Ehinger, Bürgermeister (zu Ulm), im Brauch gehabt mit Bußen, Bot und Verbot, wie obstaht.
So folgt hernach, wie und wo ein Herr zu Pfaffenhofen das Malefiz, desgleich um den kleinen Frevel zu büßen und zu strafen hat:
1. Das Malefiz hat ein Herr zu Pfaffenhofen in den nachgeschrieben Dörfern und Weilern innerhalb und außerhalb Etters gestraft und gebüßt, nämlich zu Pfaffenhofen, Roth, Berg, Unterberg, Kadeltshofen, Remmeltshofen, Silheim, Raunertshofen, Beuren, Niederhausen, Oberhausen, Attenhofen, Erbishofen, Diepertshofen und Volkertshofen.
2. Desgleichen hat ein Herr zu Pfaffenhofen die Straf und Bußen der kleinen Frevel in den obgenannten Dörfern und Wellern gehabt, allein ausgenommen Beuren und Oberhausen, darin Dorfgericht sind.
Ebenfalls im Hauptstaatsarchiv München befinden sich (Repertorium 10 F., Kirchberg-Weißenhorn Nr. 11) ein Gültbüchlein mit den Einkünften der Herrschaft mit Stichtag Martini 1583 und ein 1587 angelegtes Salbuch.
Es folgen zunächst die auf Martini 1583 verfallenen Gülten aus dem Markt Pfaffenhofen:
1. Außer der Badstuben je 5 Imi Roggen und Haber.
2. Peter Schweigger, Bauer aus seinem leibfälligen Hof (zwischen + Bartlome Schweiggers Wittib und dem Feld) je 31 Imi Roggen und Habern.
3. Bernhard Zeller (zuvor Claus Schweigger) aus seinem Erblehen (zwischen dem Amthaus und Bartlome Frick) je 1 Imi Roggen und Habern.
4. Gülten, jährlich aus der Herrschaft Hofbau gefallend: a) Jerg Kling (vorher Jakob Rueß), Wirt, außer den Ackern vom Hofbau je 1 Imi Roggen und Habern. Mehr aus eingelegten Ackern je 1 Imi und 2 Mitli 3. Roggen und Habern. b) Paul Junginger, Schmied, aus den Hofäckern je 1 Imi Roggen und Habern. c) Martin Frick aus den Hofäckern je 1 Imi Roggen und Habern. d) (der) Vogt aus den Hofäckern jährlich je 1 Imi Roggen und Habern, e) Jerg Weigandt, Schulmeister, aus 3 Jauchert Hofäcker je 1/2 lmi Roggen und Habern. f) Ulrich Vischer aus den Hofäckern je 1 Imi Roggen und Habern.
5. Der Schulmeister aus seinen Äckern, seind ihme zum Dienst auf seine Wohlverhalten gelassen, so in jedem Feld 1 Jauchert baut, gibt daraus auf der Herrschaft Begehren je 1 Imi Roggen und Habern.
6. Früchten nach Zelg oder nach dem Ösch (Esch), wie die gebauen werden: Hans Müller (vorher Mang Ger) 1 Jauchert Ackers im unteren Ösch, neben der Herrschaft Holz, und der Herrschaft Ackern gelegen. Gibt, was trägt, 1 Imi 1583: 1 Imi Haber; 1584: brach. Diese Jauchert, so sie ledig oder verändert wird, gibt 1 fl. Ab- und 1 fl. Auffahrt.
7. Jerg Kling, Wirt aus 2 Jauchert Ackers, ihme in die Taferne eingelegt, jährlich, was trägt, 2 Imi 2 Mitli. 1583: Habern. 1584: brach.
8. Nach Zelg oder nach dem Ösch. Hans Müller, Beck (zuvor des Baders Erben) hat 1 Jauchert Ackers im Obern Feld (zwischen der Herrschaft Acker und Michel Schlamp), gibt, was trägt, 1 Imi. 1583: Roggen. 1584: Habern. Diese Jauchert, so sie ledig und verändert gibt (Je) 1 fl. Auf- und Abfahrt.
Sal- oder Urbar-Buch aller Zins und Gülten der Pfandschaft Weißenhorn, Marstetten, Obenhausen, Pfaffenhofen, Beuren und Wallenhausen. 1587. Auf Grund der Fuger'schen Sal- und Urbar-Büchern von Hans Ganser, Stadtammann zu Günzburg, in Zeiten gewester Fuggerscher Sequestration gemacht (Ehzg. Ferdinand, Innsbruck 18. November 1587).
Hier finden sich S. 23v‑24 folgende Abgaben aus dem Markt Pfaffenhofen verzeichnet:
1. Ulrich Vischer: 5 fl. 42 kr. 6 hl. Paul Junginger: 1 fl. 11 kr. 4 hl. Martin Frick: 10 fl. Jerg Kling: 12 fl.
2. jeder Beck gibt Bauschatz 10 Schilling: Anno 1585 seind gewest Hans Müller und Bernhard Zeller, von beiden: 34 kr. 2 hl. Ein jeder Metzger gibt gleichfalls 1 fl.: Anno 1585 ist gewest Michel Pauli Schmid 1 fl. Peter Schweigger: 5 fl. 20 kr. Bernhard Zeller: 52 kr. 1 hl. Katharina, Barthne Schweiggers Wittib: 20 kr. 1 hl. Balthus Scherlin: 35 kr. Jerg Weigandt: 5 kr. 1 hl. Hans Hartmann, Müller: 4 kr. 5 hl. Jerg Kling. 6 kr. 6 hl. Paul Junginger, Schmied: 6 kr. 6 hl. Martin Frick: 6 kr. 6 hl. Ulrich Vischer: 6 kr. 6 hl. Hans Müller derselbe zweimal je 3 kr. 3 hl.
4. Aus dem Priel zu Pfaffenhofen 16 fl.
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Summarische Beschreibung der Herrschaft Pfaffenhofen
Diese eingehende Beschreibung der Herrschaft Pfaffenhofen, welche im Fuggerarchiv in Dillingen (Signatur: 27,2,37) liegt, wurde bisher irrigerweise als im 18. Jahrhundert, um 1750, verfaßt angesehen. Eingehende Forschungen brachten die Erkenntnis, dass diese Beschreibung viel älter ist. Sie muss um 1680/90 entstanden sein.
Die Herrschaft Pfaffenhofen nimmt ihren Anfang in der Herlinsfurt in der äußeren Biber und oberhalb des Dorfes Wallenhausen, die äußere Biber durch ab bis unterhalb Silheim, da beide Biberachen zusammenfließen, und von dannen den Glassenhart hindurch, und nun von der Confluenz der beiden Biberen bis über die Leibe, in welchem Distrikt die Gottshaus Elchungischen Dorfschaften Nersingen und Leibi gelegen seid. Zwischen der Markgrafschaft Burgau und der Herrschaft Pfaffenhofen ist keine ordentliche Untermarkung vorhanden. So hat man jedoch bishero pro norma et regula an Seiten der Herrschaft Pfaffenhofen gehalten, dass nach dem Fuchsbergischen anno 1523, wie dem Markgrafschaft Burgauischen anno 1572 errichteten Vertrag auf den obbemelten drei Gottshaus Elchingischen Dorfschaften Straß, Nersingen und Leibi angehörigen Grund und Boden, Zehend, Trieb und Tratt die Hohe Obrigkeit zuständig sei und verbleibe.
Die Grenzen aus der Leibi, ist ein ziemlicher Bach, den großen Geleitstein, so an der Straß oberhalb Nersingen stehet, von dannen auf den kleinen Geleitstein, so zwischen denen Dörfern Holzheim und Straß stehet, sofort in die Leibi (ist ein kleiner Bach) und "fürchtlein" (?) unterhalb Holzheim folgends, die Leibi durch auf und bis zu dem Eichholz außerhalb Hegelhofen und von da hinüber bis in anfangs bemelte Herlinsfurt oberhalb dem Dorf Wallenhausen. In diesem Distrikt der Herrschaft Pfaffenhofen liegen noch folgende Märkt, Flecken, Dörfer, Weller und Höf, als:
Erstens vom Herlinsfurt an der äußeren Biber hinab die Dörfer Wallenhausen, Biberberg, der Weiler Hetschwang, Ettlishofen, Hinter-Silheim, an der inneren Biber herauf Vorder-Silheim, Raunertshofen, Beuren, Niederhausen, Oberhausen, an der Roth diesseits hinab Attenhofen, Kuttenthal, Diepertshofen, Pfaffenhofen, Ober- und Unter-Berg, Kadeltshofen, an der Roth jenseits herauf Straß, Remmeltshofen, Roth, Volkertshofen, Erbishofen, an der Leibi das Dörflein Leibi, Holzheim, Hirbishofen und der Hof Luippen. In allen obspezifizierten Flecken, Dörfern, Weiler und Höf ist die Superloritas Territorialis samt Hochgerichten allein der Herrschaft Pfaffenhofen zugehörig, ausgenommen in dem Dorf Holzheim, allwo inner Dorfsetter der Markgrafschaft Burgau die Hohe Gericht kraft besagten Vertrags mit denen Herren Grafen Fugger zuständig seind, und das Gottshaus Elchingen wegen Straß, Nersingen und Leibi allein.
Der Collectation und Niedergerichten halben wird im folgenden an jedem Ort besondere Anerinnerung beschehen, allwo dieselbe bezogen und dermals exerciert werden.
Wallenhausen und Biberberg seind zwei mittler Größe an der äußeren Biber gelegene Dorfschaften, so letzhin [1666] von denen Herren Grafen Fugger an das Reichsgottshaus Kaiserheim [= Kaisheim] verkauft worden. Allda collectiert das Gottshaus die Untertanen selbsten und exerciert zu Dorf und Feld die Niedere Gericht. Soviel wissend seind beide Dörfer zu dem Schwäbischen Kreis nicht immatrikuliert, sondern werden die Collecten et pro sublevamine allein in Subsidium des Gottshauses dahin immatriculierter Untertanen zu dem Kreis appliziert und bezogen.
Hetschwang, ein Weiler von 6 Häusern, liegt auch an der äußeren Biber, dem Reichsgottshaus Elchingen mit Zins und Gülten zugehörig. Hat vermög Vertrags einige limitierte Niedergericht, allein ist dieser Vertrag durch beschehene allergnädigste Reluition per expressum reservatum expiriert. Die Untertanen allda werden von dem Gottshaus besteuert und mit obiger Bewandsame zum Schwäbischen Kreis gezogen.
Beuren, ein Dorf von 50 Häusern, an der inneren Biber gelegen, ist letzthin [1674] von denen Herren Grafen Fugger an die Karthause Buxheim verkäuflich hingelassen worden. Hat bishero die Niedergericht zu Dorf und Feld exercieret, ist auch in Subsidium von der Karthaus Buxheim wenige Jahr her besteuert worden. Anietzo aber haben sich die Untertanen mit dem Kaiserlichen Oberösterreichischen Oberamt [in Günzburg) dahin vertragen, daß selbe jährlich eine gewisse Steuer in das Weißenhornische Rentamt bezahlen wollen.
Oberhausen liegt auch an der inneren Biber, hat gegen 50 Häuser, ist dem Junker von Katzbeck und Thurnstein [bis 1736] eigentümlich. Dieser hat vermög Vertrags allein inner Dorfetters die Niedergericht. Diese Untertanen haben in Conformität ihrer Nachbarn zu Beuren sich jährlich auf ein gewisses Steuerquantum in das löbliche Rentamt Weißenhorn zu bezahlen einverstanden.
Pfaffenhofen hat 23 Untertanen, deren 21 mit Niedergerichten der Herrschaft Pfaffenhofen zugetan. Steuern in die Schwäbisch‑Österreichische Cassa nach Ehingen. Zwei Untertanen aber seind mit Niederen Gerichten inner Hofsetter in das Hospitalamt zu Ulm afficiert, wohin sie auch steuerbar, seind denen Ehingischen Sölden immatrikuliert, zu Kriegszeiten die Steuern in die Schwäbisch-Österreichische Cassa zu liefern, und Winterquartier zu halten schuldig seind. Sonsten werden alle Niedergerichts-Untertanen, wohin sie immer angehörig, in extraordinariis praestandis der Herrschaft Pfaffenhofen zugewandten Untertanen durchgehends besteuert. Die Ulmische Niedergerichtsherrschaft hat jurisdictionem als anno 1568 durch einen Vertrag erhalten.
Diepertshofen, ein Weiler von 8 Untertanen. Seind alle in die Herrschaft Pfaffenhofen mit Niedergerichten und Collecten verfangen.
Volkertshofen hat 25 Untertanen. Diese alle seind der Herrschaft Pfaffenhofen mit Niedergerichten und Steuerbarkeit afficiert. Es befinden sich aber auch allda 2 unerbaute Hofgüter, deren eines dem Spital in Ulm, das andere dem Herrn Schad allda inner Etters mit Niedergerichten und Steuerbarkeit zugewandt seind. Erbishofen zählt 17 Untertanen, wovon 12 mit Niedergerichten und Collecten in die Herrschaft Pfaffenhofen angehörig, 3 aber dem Herrn Schad, und 1 dem Spital Ulm mit Niedergerichten und Steuerbarkeit zugehören, mit der Bewandsanie, wie bei Pfaffenhofen angeführt worden. Item 2 Untertanen, denen Herren Grafen Fugger mit Niedergerichten und Steuerbarkeit zugehörig, die fuggerische Allodialgüter seind, denen Schwäbisch-Österreichischen Sölden zu Ehingen nicht immatriculiert, dahero weder zu Friedens- noch Kriegs-Zeiten dahin contribuieren. Inmittelst aber werden diese sowohl in extraordinarlis als auch Winter-Bequartierung gleich wie die (der) Herrschaft Pfaffenhofen collectablen Untertanen mitgenommen.
Das Dorf Roth hat 29 Inwohner. Seind aber in der Herrschaft Pfaffenhofen nur 21 mit Niedergerichten und Collecten unterworfen. Die übrige seind mit schon beschriebener Bewandsame der Niederen Gerichten und Steuerbarkeit zugetan, als:
5 auf die Hütten oder [Münster-] Baupflegamt in Ulm, 1 dem Herrn Schad in Ulm,
2 in das Hospital in Ulm, 3 denen Herren Grafen Fugger,
5 in die Heiligenfabrik in Pfaffenhofen.
Das Dorf Kadeltshofen hat 32 Untertanen, von welchen allein 8 Niedergerichten und Collecten der Herrschaft Pfaffenhofen zugewandt seind. Die übrige gehören mit Niedergerichten und Steuerbarkeit auswärtigen Herrschaften zu, als:
4 in Hospital Ulm,
1 Herrn Besserer in Ulm, 2 auf die Hütten in Ulm, 2 dem Gottshaus Wengen [zu Ulm], 2 mit Kirchbergischen bzw. Burgauischen Lehen versehen,
7 denen Herren Grafen Fugger, 3 dem Landkomtur zu Altshausen,
2 der Heiligenfabrik zu Pfaffenhofen, 1 Herrn Junker Roth zu Reutti.
Unter‑ und Oberberg bestehet sämtlich in 20 Untertanen. Gehen aber allein mit Niedergerichten und Collecten 9 in die Herrschaft Pfaffenhofen. Alle andere seind auswärtigen Niedergerichtsherrschaften, wie schon mehrers vermelt, inner Hofetters mit Niederen Gerichten zugetan und collectabel, als:
1 in das Spital in Ulm,
3 in das Hüttenamt dahin (in Ulm), 1 Herrn Dr. Zech (Zeh) in Ulm,
2 Herrn Junker Settelin (Sättele) zu Biberach, dermalen Gottshaus Wiblingen,
1 auch ermeltem Gottshaus Wiblingen, 2 der Heiligenfabrik zu Pfaffenhofen,
1 denen Herren Grafen Fugger.
In dem Weiler Remmeltshofen befinden sich 7 Untertanen, welche alle in die Herrschaft Pfaffenhofen mit Niedergerichten und Collecten eingehörig seind.
Raunertshofen, ein Weiler, hat 11 Untertanen, ist aber zu der Herrschaft Pfaffenhofen ordinarie keiner mit Niedergericht und Steuerbarkeit afficiert, obwohl unwissend, wie teils Extranei an die Niedergerichten und Steuerbarkeit kommen seien und gehören:
2 so kirchbergische Lehen besitzen, 1 in Hospital Ulm,
3 Landkomtur zu Altshausen, 2 in die Caplanei Bühl,
1 Kalsersheimisch [= Gottshaus Kaisheim], 2 der Heiligenfabrik zu Biberachzell.
Vorder- und Hinter-Silheim seind 2 Weiler aber nur ein Gemeind. Haben an Untertanen 24, gehören 8 mit Niedergericht und Collecten in die Herrschaft Pfaffenhofen. Alle übrige seind auswärtigen Niedergerichtsherrschaften zugewandt, und in Spezie:
3 ins Hospital zu Ulm,
1 in das Gottshaus Wengen zu Ulm, 1 in die Krafftische Stiftung zu Ulm, 1 in die sogenannte Sammlung zu Ulm, 1 in die [Deutsch-Ordens-] Commende Ulm, 2 Herrn Baron [von Rehlingen] zu [Klein‑] Kitzighofen. [Freiherrnstand von 1666],
3 dem Gottshaus Kalsersheim [= Kaisheim],
3 der [Deutsch-Ordens-] Land-Commenda Altshausen,
1 nach Bühl [wohl zur Caplanei].
Ettlishofen, ein Dorf, hat an der Zahl 28 Untertanen. Kommen aber allein 11, welche mit Niedergerichten und Collecten der Herrschaft angehörig. Alle andere seind den auswärtigen Herrschaften mit Niedergerichten und Collecten unterworfen, als:
2 in Spital zu Ulm,
5 der Heiligenfabrik zu Großkissendorf, 3 in die Markgrafschaft Burgau,
2 in die Heiligenfabrik zu Biberberg, 1 in die Heiligenfabrik zu Autenried, 4 dem Gottshaus Elchingen.
Attenhofen, ein Flecken von 67 Untertanen, von welchen 55 mit Niedergerichten und Collecten der Herrschaft Pfaffenhofen zugetan. Alle anderen gehören auswärtigen Niedergerichtsherrschaften als:
10 in Spital zu Ulm,
2 mit Einschluß des Kuttenthalmüllers auf die Hütten in Ulm.
Niederhausen haltet 30 Untertanen. Von diesen aber seind 21 der Herrschaft Pfaffenhofen mit Niedergerichten zugetan und allein 9 zu Schwäbisch‑Österreichischer Cassa in Ehingen in ordinarie söldenmäßig collectabel angesehen; die kalsersheimischen lehenbaren Untertanen, obschon solche mit Niedergerichten in die Herrschaft Pfaffenhofen angehörig, jedoch dahin nicht steuerbar seind.
8 so in Spital Ulm mit Niedergerichten und Collecten verfangen, 5 Karthaus Buxheimische, welche mit Niedergericht auch dahin gehören, in extraordinarils und Hybernalien [= Winterquartiere] sollen diese mit anderen der Herrschaft Pfaffenhofen Untertanen steuern und mittragen,
8 Katzbeckische, welche mit Niedergerichten der Herrschaft Pfaffenhofen zugetan, aber als Katzbecklsche Lehengüter von der ordinarl Österreichischen Besteuerung gänzlich eximiert, doch werden sie auch in Winterquartier a Proportion ihres Vermögens mitbeigezogen.
Hirbishofen, ein Weiler, hat nur 3 Untertanen, welche mit Niedergerichten sowohl, als auch Steuerbarkeit in das Spital nach Ulm angehörig seind.
Luippen, ein Hof, gehört mit Niedergericht und Collecten denen Herren Beserer in Ulm.
Der Wildbann und die Jagensgerechtigkeit in der Herrschaft Pfaffenhofen hat von altersher eben diejenige Grenzen, welche hievor bei der Jurisdictionsbeschreibung bemerkt worden, Jedoch mit diesem Absatz, daß zwischen der Roth und der Biber bis in die Donau das große und kleine Weidwerk der Herrschaft Pfaffenhofen, hingegen zwischen der Leibi und Roth die Hohe Jagdbarkeit zugehe.
Zwischen der Roth und Biber liegen nachstehende Hölzer:
Von Oberhausen hinab des Mahlers Richtstatt, UnterMetelhau, das Möslein, der Hahnen, Pfaffenhofer Lauch (In diesen Hölzern ist kein Mitjagen), der Hungerberg, Holzreiti, Neuhardt, Glassenhardt, Kirchhölzlein, Pfeferau, Rammingerau. In diesen letzgenannten Hölzern hat derjunker [Obervogt] von Leipheim wegen Ulm auf gewisse Zeit im Jahr das kleine Weidwerk zu exercieren.
In dem Glassenhardt hat bishero Herr Baron Vollmar zu Rieden [a. d. Kötz] das große und kleine Weidwerk jederzeit das Jahr hindurch geübet, Herr Baron [von Osterberg] zu Osterberg hat vor Jahren auch allda allein das kleine Weidwerk exerciert.
Zwischen der Roth und Leibi liegen die Hölzer: Die Au an der Donau, Remmeltshofer Hölzer, Hirbishofer Gehölz, Rother, Volkertshofer und Erbishofer Bauern- und Gemeind-Hölzer, und das Holz Stegmann genannt.
Nachträge:
Anno 1761 ist der Reichsstadt Ulm das große und kleine Weidwerk im Oberen und Unteren Äschach auf gewisse Jahr zugestanden worden, also auch dem
Reichsgottshaus Elchingen in dem sogenannten Glassenhardt nebst der Hohen und Niederen Jurisdiction überlassen auf gewisse Jahre, und dem Gottshaus Urspring, welches ehevor die Niedere Gerichten in ihren Höfen nicht gehabt, ebenfalls auf einige Jahr solche zugelegt worden.
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Ulmer Besitz in der Herrschaft Pfaffenhofen (1547)
Der sogenannte Schmalkaldische Krieg 1546/1547 zwischen Kaiser Karl V. und den im Schmalkaldischen Bund vereinten Protestanten hatte auch für Ulm und seine Umgebung erhebliche Konsequenzen. Der Rat der evangelischen Reichsstadt beschloss am 15. Juli 1546 die im Einflußbereich und unter dem Schirm der Stadt stehenden Klöster zu besetzen. Die Absicht war, bei dieser Gelegenheit, das reichsstädtische Territorium auf die Dauer zu erweitern. Schon im Juli 1546 wurden das Deutschordenshaus in Ulm und das Klarissenkloster Söflingen besetzt. Es folgte die Besitznahme der Prämonstratenserklöster Roggenburg und Ursberg, sowie der Benediktinerabtei Ochsenhausen. Auf die Beschlagnahme des Elchinger Hofs in Ulm folgte am 26. Juli die Besitznahme des Benediktinerklosters Elchingen selbst. Mit Ratsdekret vom 27. August 1546 wurde der bisherige katholische Gottesdienst in den okkupierten Gebieten verboten und die neue Lehre eingeführt. Man muss diese Vorgeschichte kennen, um die Härte des kaiserlichen Eingreifens im Jahre 1547 zu verstehen.
Der Kaiser ließ nach der Einnahme von Donauwörth am 9. Oktober und von Lauingen am 13. Oktober 1546 in Richtung Ulm marschieren und bei Sontheim a. d. Brenz ein Lager aufschlagen. Es kam zwar nicht zu der befürchteten Einschließung Ulms, jedoch wurde das ungeschützte städtische Territorium schwer heimgesucht. Der Reichsstadt Ulm blieb infolge der Verschlechterung der militärischen Lage schließlich nur die Unterwerfung unter den Kaiser übrig, welche sinnbildlich die Bürgermeister Georg Besserer und Jos Weikmann mit einem Fußfall am 23. Dezember 1546 vor dem in Schwäb. Hall weilenden Kaiser vollzogen. Hauptbedingungen für die dem Ulmer Rat am 30. März 1547 ausgehändigte Begnadigungsurkunde waren: Rückgabe aller im Krieg okkupierter Besitzungen und Zahlung von 100000 fl. Kriegskostenentschädigung. Eine Folge des kaiserlichen Siegs war auch die in Ulm 1548 durchgeführte Verfassungsreform.
Ein Druckmittel zur Durchsetzung der kaiserlichen Forderungen war die von 11. bis 15. Juni 1547 durchgeführte Beschlagnahme aller Ulmischen Besitzungen und Forderungen im Bereich der Herrschaften Weißenhorn und Pfaffenhofen. Ein von dem Pfaffenhofer Gerichtschreiber und Kaiserl. Notar Sigmund Wagner gefertigtes Urkundenlibell zeugt leider nicht ganz unbeschädigt von dieser Rechtshandlung. Es befindet sich im Hofkammerarchiv in Wien. Das Libell umfasst 35 Seiten, davon befassen sich drei Seiten mit Ulmischen Kapital‑ und Zinsforderungen in der Herrschaft Weißenhorn. Alles übrige betrifft die Herrschaft Pfaffenhofen. Man gewinnt daraus eine umfassende Übersicht über die außerordentlich große Anzahl von Anwesen in der Herrschaft, welche Ulmer Stiftungen, das Spital und einzelne Bürger, meistens patrizischen Standes, als Grundherrn besaßen.
Die Überschrift des Libells lautet in moderner Schreibung: Folgen der Schmalkaldischen Hab und Güter samt allen Zehenten, Renten, Zins und Gülten, Gerichtszwäng und Pönen, Recht, Gerechtigkeiten, Ein und Zugehörung, so in der Herrschaften Weißenhorn und Pfaffenhofen Hohen Obrigkeit gelegen, in aller Maß, Form und Gestalt, wie anfangs in der Grafschaft Kirchberg beschehen Königlicher Majestät unserm allergnädigsten Herren durch den edlen festen Wilhelm von Wöllwart, als dieser Pfleger zu Kirchberg, in Arrest gelegt und eingezogen, auch all Flecken und Dörfer, jährlich Nutzen und Einkommen der Untertanen durch benannten Notari [Sigmund Wagner] fleißig, wie sich gebührt, verzeichnet und beschrieben worden, 1547.
Mit Freude wird die Wiederherstellung der alten Ordnung vermerkt, wie etwa bei Holzheim: "Die Pfarr und der Kirchensatz zu Holzheim gehört den Spitalpflegern und denen von Ulm, und dann die Frühmeß daselbst dem Gottshaus Elchingen. Haben aber die von Ulm ein lutherischen Prädikanten aufgestellt. Dieweil nun Holzheim ohne Mittel in der Herrschaft Pfaffenhofen Hohen Obrigkeit gelegen und die von Ulm an dem Ort weder Bot noch Verbot nit haben, und damit die Stiftung, Pfarr und Frühmeß nach altem wahrem christenlichen Gebrauch wiederum komm, wolle solcher Mißbrauch an dem und anderen Orten von Königlicher Majestät mit Gottes Hilf abgestellt werden."
Unnachsichtlich wurde alles Ulmische beschlagnahmt. Es wurde so konsequent vorgegangen, dass trotz der Bemerkung bei einem Lehen in Roth "gibt aus seinem Lehen Meister Bernhart Neitharten, Priester zu Ulm, ist ein frommer Christ und gut kaiserisch" auch das Neithartische nicht ausgenommen wurde.
Wie lange die Beschlagnahme dauerte, geht aus den Archivalien nicht hervor. jedoch sind die grundherrlichen Rechte in den verschiedenen Orten später wieder in Ulmer Besitz. Sie dürften spätestens 1552 zurückgestellt worden sein. Die Reichsstadt Ulm war im Fürstenkrieg treu auf der Seite des Kaisers geblieben. Die neugewonnene kaiserliche Gunst äußerte sich u. a. in einer in Diedenhofen (Thionville) am 29. Oktober 1552 ausgefertigten Adelsbestätigung für 17 Ulmer Patriziergeschlechter. Von diesen Geschlechtern finden wir nicht weniger als zehn, nämlich Ehinger, Besserer, Gienger, Roth, Krafft, Neithart, Strölin, Lieber, Rehm und Schad unter den im folgenden aufgeführten Ulmer Grundherren in der Herrschaft Pfaffenhofen.
Nicht aufgeführt sind in der Liste die damals alle zur Herrschaft Pfaffenhofen gehörigen Orte Beuren, Diepertshofen, Hirbishofen, Remmeltshofen und Wallenhausen. In ihnen besaßen also im Jahre 1547 Ulmer Bürger oder Stiftungen weder grundherrschaftliche Rechte, noch hatten sie damals in ihnen Kapitalforderungen.
Wie sich aus der folgenden Aufstellung ergibt, wurden 1547 die Ulmer Einkünfte aus insgesamt 187 Anwesen der damaligen Herrschaft Pfaffenhofen beschlagnahmt. Die Gesamtzahl der Anwesen im Umfang der damaligen Herrschaft (inkl. der oben angeführten Orte Beuren etc. ohne Ulmer Rechte) dürfte rund 560, vielleicht sogar 560‑600, betragen haben. Dies ergibt, dass 33,4 %, bzw. bei Annahme von 600 Anwesen 31,2 % derselben in Ulmer Händen waren.
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Die Grundherrschaften in der Herrschaft Pfaffenhofen ca. 1680 / 1690
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Die Grundgefällablösung der Kirchen und Schulstiftungsverwaltung Ulm in den Gemeinden der Herrschaft Pfaffenhofen (1848)
Von dem zahlreichen Besitz von Ulmer Korporationen und Bürgern haben sich am zähesten die grundherrlichen Rechte über die ursprünglich geistlichen Pfründen gehörigen Anwesen erhalten. Sie waren in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in der evangelischen Kirchen‑ und Schulstiftungsverwaltung Ulm zusammengefasst worden. Das Jahr 1848 brachte die endgültige Ablösung dieser Grundlasten, wodurch die Bauern und Söldner unbeschränkte Eigentümer ihrer Anwesen wurden. Die Ablösungszahlungen konnten sich unter Umständen auf einige Jahrzehnte erstrecken.
In Pfaffenhofen selbst waren seit jeher nur wenige Ulmer grundherrschaftliche Rechte. 1848 war kein ganzes Anwesen damit belastet, nur noch einige einzelne Grundstücke, welche den Anwesenbesitzern der Häuser Nr. 12, 34 und 42 gehörten. Anders war dies in einigen Dörfern der Herrschaft, wie die folgende Liste ausweist.
Attenhofen: Nr. 56 Mühlgut des Johann Seitz; Nr. 78 Hofgut des Lorenz Sälzle.
Berg: Nr. 2 Sölde des Leonhard Leutle; Nr. 4 Sölde des Johann Eberhardinger; Nr. 5 Hofgut des Matthäus Hornung.
Kadeltshofen: Nr. 5 Hofgut des Lorenz Fischer; Nr. 19 Sölde des Schneiders Matthias Mahler.
Roth: Nr. 6 Sölde der Katharina, Witwe des + Ottmar Kast; Nr. 7 Sölde des Matthias Leitle; Nr. 11 Sölde des Lorenz Hornung; Nr. 43 Sölde des Joseph Haugg; Nr. 51 Sölde der Rosina, Witwe des + Anton Weibert. Silheim: Nr. 4 Hofgut der Kreszenz, Witwe des + Leonhard Ott.
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Das Amtshaus in Pfaffenhofen
Das ehemalige Amtshaus, Römerweg 7 (früher HausNr. 32), Flurstück Nr. 44 a, existiert als solches erst seit 1538. Damals erwarb die seit 1508 im Besitz von Pfaffenhofen befindliche Fugger'sche Herrschaft das ursprünglich von ihr dem Valentin Ostertag zu Erblehen verliehene Söldhaus um 103 fl. von diesem zurück.' Sicher wurde es damals auch baulich verändert, um es als Wohn‑ und Amtssitz der nächst dem Pfarrer wichtigsten Persönlichkeit, des Vogts (auch Amtmanns bzw. Obervogts) brauchbar zu machen. Im Volksmund wurde es Schlößl genannt. Das Bewohnen desselben gehörte zum Gesamteinkommen des jeweiligen höchsten Beamten Pfaffenhofens ("in partem salarii"). Mit der Konzentration der gräflich Fugger-Kirchberg-Weißenhorn'schen Verwaltung in Weißenhorn wurde das Pfaffenhofener Amtshaus im 18. Jahrhundert überflüssig. Daher wurde es ohne die Genehmigung des Oberlehensherrn, des Hauses Österreich, einzuholen am 4. Mai 1773 mit den dazugehörigen Grundstücken von Graf Johann Nepomuk Fugger an den nachmals mit Maria Anna Freiin von Syrgenstein (1749‑1794) vermählten Joseph Ritter von Huber verkauft. Mit der Hand von Hubers Witwe übernahm 1776 Christoph Freiherr Tänzl von Trazberg, bisher K. K. Husarenoffizier, das Anwesen. Als von ihm die im Urbar festgelegten jährlichen Abgaben von 10 Schilling Heller, einer Henne, 2 Hühnern, 30 Eiern, sowie 3 fl. vom Garten verlangt wurden, erklärte er am 18. November 1794, dass er die Abgaben trotz äußerst beengter häuslicher Umstände leisten wolle, jedoch vom Garten nur 1 fl.
Nach Baron Tänzl's Tod 1801 wurde die Verlassenschaft auf 5500 fl. geschätzt. Die vier Töchter blieben in dem Amtshaus wohnen. Mit Ausnahme von 1 1/2 Tagwerk Mad, welche schon früher verpachtet waren, wurden nun von der damals die Grafschaft Kirchberg vormundschaftsweise verwaltenden Fugger'schen Administration Babenhausen die übrigen Grundstücke zum besten der Tänzl'schen Töchter um 328 fl. auf neun Jahre an einige Untertanen in Pfaffenhofen verpachtet.
Das Anwesen selbst, die erblehenbare Sölde übernahm Freiin Maria Cäcilia Tänzl von Trazberg am 27. Februar 1810 von ihren Schwestern und brachte sie am gleichen Tage ihrem Bräutigam Ignaz Mühleisen von Autenried zu.
Das Anwesen führte damals die HausNr. 34. Von ihm wurde dann das Leerhaus "zum Schlosser" (wohl der ehemalige Stadel) als neue HausNr. 33 abgetrennt. Das alte Schlößle erhielt als "Sölde beim Gnädigen" die neue HausNr. 32. In der Brandversicherung wurde es mit der Versicherungssumme von 400 fl. eingetragen. Der Sohn des Ignaz Mühleisen, der eine Bierzäpflerkonzession erhalten hatte, und seiner Gattin, geborenen Freiin Tänzl von Trazberg, Max Mühleisen verarmte. Das Haus wurde am 5. April 1841 um 1800 fl. an Ignaz Bader aus Krumbach verkauft. Max Mühleisen wohnte noch in Pfaffenhofen, bis er 1843/44 nach Füssen zog, im damaligen Armenhaus HausNr. 23. Der Sohn des neuen Hausbesitzers, Joseph Bader, übernahm 1877 das alte Amtshaus und gründete eine Gerberei, verkaufte aber schon 1882 an Josef Kempter, welcher einige bauliche Veränderungen vornahm und das Anwesen 1887 an den jüdischen Handelsmann Leopold Heilbronner veräußerte. Von diesem ging es 1888 an den Gerber Paul Mayer über. Dieser übergab 1914 seinem Sohn Josef Mayer. Am 17. Juni 1929 erwarb es der Landwirt Josef Hartner aus Kadeltshofen, dessen Familie das ehemalige Amtshaus noch heute besitzt.
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Die Beamten in der Herrschaft Pfaffenhofen
Über die Beamten in der Herrschaft Pfaffenhofen und speziell in Pfaffenhofen selbst liegen für die ältere Zeit bisher kaum Nachrichten vor. Es gab jedoch einen Oberbeamten für die Herrschaft, einen Ammann, wie im "Alt Herkommen" von 1495 ausdrücklich erwähnt, welcher die hergebrachte, 1474 von Kaiser Friedrich Ill. bestätigte Hohe Gerichtsbarkeit ausübte. Ein solcher war der am 22. Januar 1481 als Siegler genannte, aus Günzburg gebürtige Ammann von Pfaffenhofen, Ulrich Sigger. Im gleichen Jahr muss er durch Hans Gregor abgelöst worden sein. Nachdem Hans Ehinger 1495 die Herrschaft Pfaffenhofen an Herzog Georg den Reichen von Bayern‑Landshut verkauft hatte, setzte dieser als Oberbeamten einen Vogt ein. Als solcher wird vom 19. 2. 1501 bis 14. 2. 1503 in Urkunden Christoph Haselbach erwähnt. Von ihm ist auch bekannt, dass er am 22. November 1502 in dem damals einzigen Wirtshaus ‑ also in der Inneren Taferne ‑ in der oberen Stube Gericht hielt. Anscheinend war er dann zur Zeit des Bayerischen Erbfolgekriegs nicht mehr Vogt, da er urkundlich dann von 18. 11. 1504 bis 10. 3. 1511 nur als Bürger von Weißenhorn ohne jeden Zusatz erwähnt wird.
Aus der mit 1508 beginnenden Zeit der Fugger sind bisher nur die folgenden Daten von Oberbeamten bekannt: 30. 9. 1506 Peter Schneewinckler (welcher vorher 1497 als Kastner zu Weißenhorn vorkommt), dann 22. 10. 1585 Johann Hüeber. Merkwürdig ist, dass im 16. Jahrhundert wiederholt der Weißenhorner Kastner rein Pfaffenhofener Rechtsgeschäfte besiegelt. Am auffallendsten ist es 1585, wo Vogt und Schulmeister von Pfaffenhofen nur als Zeugen auftreten, während der Kastner siegelt. Es folgt der von 1. 12. 1616 bis Juni 1634 erwähnte Vogt Michael Bucher (Buecher, Buocher), welcher vor 1624 eine Elisabetha Baumeister heiratete. Seine Amtszeit muss einmal eine Unterbrechung erfahren haben, denn am 12. 2. 1628 wird als Vogt zu Pfaffenhofen Bartlme (Bartholomäus) Camerer erwähnt.
Zu Ende des 30jährigen Krieges finden wir als Oberbeamten den nunmehr den Titel Obervogt führenden Abraham Böckh (Beckh). Zwei seiner Kinder wurden für Pfaffenhofen von Bedeutung. Der Sohn Jakob Böckh war Kaplan in Kadeltshofen 1673‑1679, dann Pfarrer in Straß, und schließlich seit 1680 bis zu seinem Tode am 9. März 1698 Pfarrer von Pfaffenhofen. Die Tochter Anna Böckh reichte ihre Hand am 9. Mal 1672 dem Nachfolger ihres Vaters, dem neuen Obervogt Job. Georg Beller (Böller), der zuletzt im Jahre 1713 als amtierend erwähnt wird. Er lebte dann noch einige Jahre (1718 noch genannt) im Ruhestand. Dass er gute Beziehungen nach Weißenhorn hatte, zeigt schon der Umstand, dass 1672 der Wirt und Ratsmitglied zu Weißenhorn Joh. Jakob Buechmiller sein Trauzeuge war. Beller hatte einen Bruder Franz, der im Pfaffenhofer Protokoll 1683‑1686 als Gläubiger des Georg Theuring in Niederhausen erscheint.
Obervogt Joh. Georg Beller hatte mindestens 7 Kinder, darunter den Sohn Sebastian, zuerst Frühmesser in Pfaffenhofen, dann von 1726 bis zu seinem Tod am 30. August 1752 Kaplan in Kadeltshofen. Nach Matzke ist er wohl der bedeutendste Seelsorger Kadeltshofens, ihm ist u.a. die heutige Rokokoeinrichtung der Kirche von Remmeltshofen zu verdanken. Ein weiterer Sohn des Obervogts war P. Benedictus OSB, Profeß des Klosters Fultenbach, welcher bei seinem Bruder am 21. Mal 1740 in Kadeltshofen starb. Beide Brüder liegen vor dem Hochaltar der Remmeltshofer Kirche begraben. Eine Tochter des Obervogts war Maria Barbara, welche am 21. Juni 1700 den Ehevertrag mit dem verwitweten Tafernwirt Johann Deininger in Oberkirchberg schloß mit einer Mitgift von 450 fl. Ein weiterer Sohn Joh. Antoni war, als er in Pfaffenhofen am 7. 4. 1704 heiratete, Juris Utriusque Licentiatus und Gräflich Fuggerscher Registrator, offenbar in Weißenhorn. Schließlich war noch ein weiterer Sohn der am 21. 10. 1681 in Pfaffenhofen getaufte Franz Carl Beller Pfarrer in Illerberg von 1711 bis 1762 Nachfolger Bellers als Obervogt von Pfaffenhofen wurde der dort von 1715 bis 1728 erwähnte Joseph Thadäus Schieß (Schüess). Möglicherweise stammte er, der ein studierter Jurist (J.U.L.) war, aus dem Allgäu, denn 1716/1717 wird in Pfaffenhofener Protokolleinträgen als Gläubigerin erwähnt die Frau Maria Juliana Haag (Hagg), geborene Schieß, von Immenstadt im Allgäu. Schieß machte eine vornehme Heirat. In Dellmensingen, in der dem Hl. Carl Borrormeus geweihten Kapelle, wurde er am 3. Mal 1718 mit dem Fräulein Maria Sibylla von Cachée getraut. Auch hatte er bei seinen, 1719 und 1720 in Pfaffenhofen getauften Kindern Vornehmste Paten. Außer dem in Weißenhorn regierenden Grafen Adam Anton Fugger und seiner Gemahlin gaben der Pfleger zu Weißenhorn, Franz Joseph von Precht, und seine Gattin Marianne, sowie die Geistliche Frau Maria Concordia Deiningerin dem zum Gräflich Fuggerschen Rat ernannten Obervogt die Ehre, Patenstelle zu übernehmen.
Dienstlich war mit dem sehr energischen und offenbar cholerischen Obervogt nicht immer gut Kirschen essen. Anlass eines Streits mit dem seit 1715 in Kadeltshofen amtierenden Kaplan Job. Jakob Mussinger war die am 6. Dezember 1716 im Wirtshaus zu Kadeltshofen vom Obervogt in Gegenwart des Pfaffenhofener Pfarrers, des genannten Kaplans und der Mitglieder der Kirchengemeinde Kadeltshofen-Remmeltshofen vorgenommene Abhörung der dortigen Heiligenrechnung. Es ging dabei auch um den bisherigen Mesner und Lehrer von Kadeltshofen/Remmeltshofen, den Söldner und Maler Ignaz Baur, den offenbar der Kaplan nicht mehr wollte. Schieß verlangte, die Gemeinde solle sich um einen Lehrer und Mesner bemühen und auch den Bau eines Schulhauses in Erwägung ziehen. Der Kaplan widersprach heftig dem Finanzierungsvorschlag des Obervogts. Dieser geriet in Wut, schüttete dem Kaplan seinen Wein ins Gesicht, welcher sich darauf in gleicher Weise revanchierte. Der Pfarrer von Pfaffenhofen, der sich auch im folgenden nach Möglichkeit aus dem Streite heraushielt, war mit der Wiederanstellung Baurs einverstanden, nicht jedoch der Kaplan Mussinger. Letzterer, übrigens ein Schwager des damaligen Kadeltshofer Wirts Simon Mahler, wollte den Bauern von Kadeltshofen die Ausgaben ersparen und wurde deshalb vom Obervogt als "Bauernprokurator" bezeichnet. Schieß ließ nun mit Hilfe des Kadeltshofer/Remmeltshofer Heiligenpfleger Schaich das Glockenhaus der Remmeltshofer Kirche sperren, wodurch Geläute und Uhrwerk außer Funktion gesetzt wurden. Als die Herausgabe der Schlüssel von ihm verlangt wurde, erklärte er als Voraussetzung, dass die Gemeinde ihrer Pflicht zur Anstellung eines Mesners und Schulhalters nachkomme.
Der Streit ergriff nun auch die oberen Instanzen. Graf Fugger stellte sich vor seinen Obervogt, und der zuständige Dekan des Kapitels Weißenhorn, Pfarrer Stiegele in Oberfahlheim, ergriff die Partei des Kaplans. Der Augsburger Generalvikar zitierte nun den Obervogt vor das dortige Geistliche Offizium, was den Grafen Fugger höchst beleidigte. Fugger gab nun dem Obervogt Befehl, er solle den Pfaffenhofener Amtsknecht das Remmeltshofer Glockenhaus wieder öffnen lassen. Der Graf lehnte es aber gleichzeitig ab, seinen Obervogt in Augsburg erscheinen zu lassen.
Der Streit spitzte sich nun weiter zu. Der Obervogt ließ den Steg, auf dem der Kaplan und die Kadeltshofer nach Remmeltshofen zum Gottesdienst gehen mussten, abbrechen, während der Dekan öffentlich die Exkommunikation des Obervogts verkündete. Schieß stellte sich nun wirklich in Augsburg ein und der Dekan musste das Exkommunikationsdekret von der Kirchentür abnehmen. Trotzdem ging der Streit weiter, denn Graf Fugger verlangte nun auch Einschreiten des Ordinariats gegen den Kaplan. Der Steg über die Roth war unterdessen schon über ein Jahr (vom 6. 3. 1717 bis Sommer 1718) beseitigt, was dem Kaplan und den Kadeltshofern den Besuch der Kirche in Remmeltshofen sehr erschwerte. Graf Fugger wies den Generalvikar darauf hin, dass er den Steg auf seine Kosten habe machen lassen und daher auch das Recht habe, ihn zu beseitigen. Er verlangte vor der Wiederherstellung des Stegs, dass der Dekan, der ihn beleidigt habe, ihm Genugtuung und Abbitte leiste. Wahrscheinlich ist irgend ein Kompromiß gefunden worden, die Akten schweigen sich darüber aus.
Von der Besoldung des Obervogts ist bekannt, dass er an Naturalien jährlich 20 Imi Roggen und 25 Imi Haber erhielt. Für seinen, d. h. den gräflichen Jäger erhielt er 10 Imi Roggen und 3 Imi Haber ausgefolgt. Schieß war der letzte Obervogt der Herrschaft Pfaffenhofen. Österreich hatte die Herrschaft Kirchberg‑Weißenhorn samt der Herrschaft Pfaffenhofen nach jahrhundertelanger Verpfändung 1724 vom Hause Fugger zurückgelöst. Kaiserlicher Administrator wurde der ursprünglich im Markgräflich Baden-Baden'schem Hofdienst gestandene oberösterreichische Regimentsrat in Innsbruck, Johann von Judendunck. Dieser hatte laut Ehebuch der kath. Wengen-Pfarrei in Ulm dort im Grünen Hof am 26. 11. 1709 Fräulein Maria Eleonora Catharina aus der freiherrlichen Linie (zu Großkötz, Offenhausen und Neuhausen) des Ulmer Patriziergeschlechts Ehinger von Balzheim geheiratet. Infolge seiner engen Beziehungen zur Familie von Caché dürfte Schieß auch nach 1724 sein Amt als Obervogt von Pfaffenhofen zunächst behalten haben. Sein Schwiegervater Joh. Philipp Caché J.U.L., welcher Wien 18. 10. 1712 als Syndikus der Reichsritterschaft in Schwaben am Kaiserlichen Hof in den Ritterstand erhoben wurde, war nämlich damals noch als Landgräflich fürstenbergischer Rat und Oberamtmann 1709 bei der Trauung Judenduncks dessen Trauzeuge gewesen. Für den Juni 1728 ist auf jeden Fall das Amtieren des Obervogts noch bezeugt. Bald darauf, wohl nach dem am 4. 9. 1729 in Schloß Weißenhorn erfolgtem Tode Judenduncks, dürfte Schieß sein Amt infolge der Sparmaßnahmen der österreichischen Regierung; welche das Obervogtamt Pfaffenhofen als unnötig aufhob, verloren haben.
Als Graf Adam Anton Fugger 1735 die Herrschaften vom Haus Österreich zurückerwarb, wurde das Obervogtamt nicht mehr wiederhergestellt, sondern die Zentralisierung der wichtigen Verwaltungsaufgaben nach Weißenhorn beibehalten. In Pfaffenhofen wurde weiterhin nur ein Amtmann mit bescheidenem Wirkungskreis belassen, wie unten näher ausgeführt werden wird.
Ob die folgende Verwaltungseinteilung der Herrschaften Weißenhorn und Pfaffenhofen bereits vor dem 1724 erfolgten Übergang an Österreich vorgenommen wurde, steht nicht fest. Für 1735 ist sie als bestehend bezeugt. Wahrscheinlich bestand sie schon 1723. Der Obere Bezirk (Obere Herrschaft) umfasste die eigentliche Herrschaft Weißenhorn ‑ mit Ausnahme der Stadt Weißenhorn selbst ‑ mit Buch etc. Die Untere Herrschaft entsprach der Herrschaft Pfaffenhofen, allerdings mit Aussparung von Ettlishofen. Für dieses ist nämlich im Jahre 1723 ein eigener Vogt bezeugt. Dieser Vogt, Herr Johann Franz Denzel, wird in den Pfarrmatrikeln von Pfaffenhofen unterm 19. April 1723 erwähnt. als er in Unter-Berg seinen Sohn Joseph Anton taufen ließ. Er war neben Ettlishofen auch Fuggerscher Vogt für das nie zur Herrschaft Pfaffenhofen zählende Kleinkissendorf, welches von 1537 bis 1784 Eigentum des Hauses Fugger war.
Dieser Joh. Franz Denzel, wahrscheinlich ein Sohn des Brückenzollers bei dem fuggerischen Schloss Brandenburg an der Iller, Marcus Denzel, lebte zuerst in der Stadt Dietenheim, Residenz einer Linie des Hauses Fugger, und heiratete am 6. Februar 1720 in der Kapelle in Au die aus Dinkelsbühl gebürtige Maria Catharina Schnöllerin. Dieser hatte er wohl seinen Posten in Ettlishofen und Kleinkissendorf zu verdanken, da sie als bisherige Leiterin (Beschließerin) des gräflichen Haushalts im Schlosse Weißenhorn über die denkbar besten Beziehungen zum regierenden Grafen und dessen Gattin verfügte. Ein Sohn dieses vormaligen Vogts von Ettlishofen, Franz Joseph Denzel, schloß in Pfaffenhofen am 21. 11. 1755 Heiratsvertrag mit Anna, Tochter des Andreas Seelmann in Balmertshofen, der Vater des Bräutigams wird dabei schlicht als "Franz Denzel in Kleinkissendorf" bezeichnet.
In Pfaffenhofen amtierte nunmehr ein Beamter, der zwar lateinisch wie der bisherige Obervogt als Praefectus bezeichnet wird, aber beim Gebrauch der deutschen Sprache als Amtmann deutlich eine Rangminderung erfahren hat. Als erster kommt am 1.7.1741 offenbar schon länger amtierend Joseph Anton Leo vor. Dieser stammte aus Gundelfingen, von wo sein Vater Joh. Heinrich Leo, ehemaliger Stadtschreiber, nach Weißenhorn gezogen war. Sein Großvater Joh. Friedrich Leo, auch Stadtschreiber in Gundelfingen, soll durch sein gutes Orgelspiel bekannt gewesen sein. Auf Amtmann Leo folgte in Pfaffenhofen die Zeit ist nicht bekannt Joseph Götz, der sich 1750 Verdienste erwarb durch die Neuanlage des erstmals 1696 verfassten Salbuchs der Kapelle zu Ettlishofen, welcher Ort offenbar damals 1750 wieder von Pfaffenhofen aus verwaltet wurde. Götz starb am 10. Mal 1776 im hohen Alter von 87 oder 88 Jahren, nachdem ihm seine Gattin Magdalena schon am 24. November 1775 im Tode vorausgegangen war. Er war der letzte fuggerische Gerichts- und Verwaltungsbeamte in Pfaffenhofen. Die Aufhebung des von Joseph Götz verwalteten Amts muss schon geraume Zeit vor seinem Tode erfolgt sein, ganz bestimmt vor dem am 4. Mai 1773 getätigten Verkauf des vormaligen Amtshauses. Möglicherweise geschah sie bald nach dem Tod des Grafen Adam Anton Fugger im Jahre 1761. Im Jahre 1802 war jedenfalls eine selbständige Fugger'sche Gerichts- und Verwaltungsstelle in Pfaffenhofen schon lange Vergangenheit. Die Behauptung der Gemeinde Pfaffenhofen von 1802, dass man noch die letzten zwei Beamten gekannt hätte, bezieht sich ohne Zweifel auf Leo und Götz.
Als sich die Gemeinde Pfaffenhofen im Jahre 1802 um die Wiedererlangung des Marktrechts bemühte, führten die Bürgermeister Joh. Michael Wolf und Joh. Georg Baur in ihrer Bittschrift vom 13. Dezember 1802 auf, dass die Herrschaft Pfaffenhofen immer einen eigenen Beamten im Hauptort gehabt habe, wovon den Unterzeichneten noch die zwei letzten bekannt gewesen wären. Auch sei das Schlößchen noch vorhanden, in dem die Beamten gewohnt. Es gehöre jetzt den Erben eines Freiherrn von Tänzl, von denen es aber die Herrschaft wieder einlösen könnte. Der gräfliche Pflegsverwalter in Weißenhorn, Deinsel, hatte allerdings schon vorher erwähnt, dass der letzte Beamte, Amtmann Götz, nur mindere Sachen, wie Stellung von Heiligen- und Gemeinderechnungen und Abwandlung kleinerer Frevel und Vergehen zu besorgen gehabt hätte. Größere Rechtsfälle seien indessen unter dem Vorsitz des Pflegers von Weißenhorn behandelt worden.
Enger Mitarbeiter des Vogts oder Obervogts vom Pfaffenhofen war der Gerichtschreiber, der meist mit dem Schulmeister identisch gewesen sein wird. Im Juni 1547 wird als Gerichtschreiber der kaiserliche Notar Sigmund Wagner genannt. Zur Zeit der juristisch vorgebildeten Obervögte Beller und Schieß sicher nicht mehr zur Zeit des Amtmanns Götz gab es in Pfaffenhofen einen eigenen Amtsschreiber der Herrschaft. Dies mag zuerst der in einer leider undatierten Aufzeichnung genannte Amtsschreiber Hans Jerg Honoldt gewesen sein. In der Zeit des Obervogts Schieß war Amtsschreiber der ihm sicher nahe Verwandte Johann Jakob Schieß, von dem sich eine Urkunde erhalten hat. Er quittiert mit dieser am 8. März 1718 der Reichsstadt Ulm die Taxe (Gebühr) für die Verleihung der der Reichsstadt gehörenden Lehen der Grafschaft Kirchberg in der Herrschaft Pfaffenhofen.
Den (Ober-)Vogt der Herrschaft Pfaffenhofen unterstützten in örtlichen Angelegenheiten (Unter-)Vögte in den einzelnen Dörfern. Diese waren meist die angesehensten Leute ihres Ortes, Wirte oder große Bauern, und waren in der Regel auch Mitglieder des Pfaffenhofener Gerichts. Leider sind sie namentlich nur in den seltensten Fällen auszumachen, da sie ja dieses Amt nur nebenbei ausübten. So wird als einer der wenigen bekannten am 22. Januar 1683 Peter Spegele als Vogt von Attenhofen erwähnt.
Einen Vogt höheren Ranges gab es zeitweilig in Hirbishofen. Vom Ulmer Patrizier Hieronymus Roth hatte im Jahre 1534 Raimund Fugger, Neffe Jakob Fuggers des Reichen, die Burg und den Burgstall zu Hirbishofen mitsamt dem Graben, Viehhaus, Fischgruben, und weiteren zugehörigen Grundstücken um 4700 fl. erworben. 1656 veräußerten die Fugger den mit Amtshofgut und Bauernhofgut recht wertvollen Besitz an das Spital zu Ulm. In den gefährlichen Zeiten des dreißigjährigen Krieges erschien es offenbar den Fugger angezeigt, einen eigenen Vogt zum Schutze des wertvollen Besitzes in Hirbishofen zu installieren. Dieser, Simon Wilhelm, Praefectus de Hirbishofen, kommt am 29. 7.1631 und 7.11. 1632 als Trauzeuge in der Pfaffenhofer Ehematrikel vor. Ob der fuggerische Bräuverwalter "Simon Prandstetter zu Attenhofen" der Weißenhorner Bräuverwalter war, der zufällig Besitz in Attenhofen hatte, oder ob eine Zeitlang die Attenhofer Wirtschaft mit Brauerei in herrschaftlicher Regie betrieben wurde, wird sich erst durch spezielle Forschungen klären lassen.
Doch nun zurück zu den klassischen Pfaffenhofener Beamtenstellen, die sich aus Vogt, Schreiber, Jäger und Büttel (Amtknecht) zusammensetzten.
Von dem bisher ersten bekannten Jäger und Förster in Pfaffenhofen, der die gräflich Fugger'schen Waldungen betreute, berichtet der Protokolleintrag über seine Heiratsabrede:
"4. Februar 1691, ist zwischen dem ehr- und achtbaren Junggesellen David Stulmüller, hochgräflich Fuggerischem Jäger zu Pfaffenhofen (des Hans Georg Stulmüller, Ihrer Kurfürstlichen Durchlaucht zu Pfalz Gundelfingenschen Pflegamts Vogt und Förster zu Peterswörth, und Barbara dessen Ehewirtin ehelichem Sohn) an einem, dann der ehrund tugendsamen Jungfrau Maria, des ehrenwerten Georg Junginger, Bürgers und Hufschmieds zu Pfaffenhofen, und Anna dessen Ehewirtin ehelich erzeugten Tochter, anderen Teils eine ehrliche Heiratsabred beschehen und folgendes dergestalt beschlossen und vereinbart worden, als nämlich:
1. verspricht er Junginger, seiner freundlich lieben Tochter zu einem rechten wahren und ungezweifelten Heiratgut 150 fl. als auf Pfingsten 50 fl. und die übrigen restlichen100 fl. jährlich auf solche Zeit mit 25 fl. fristenweise abzuführen. Sofern er Junginger unter solcher Zeit Tods verfahren würde und solches Heiratgut nicht völlig erlegt sei, alsdann er Stulmüller dasselbe, oder soviel noch abgehen möchte, auf sein Jungingers liegender und fahrender Hab und Gut zu suchen hat.
2. Widerlegt und ersetzt obgedachter David Stulmüller solch versprochenes Heiratgut mit seiner erlernten Jägerkunst, und verspricht ihm sein Vater nach vollendeter Hochzeit eine zweijährige Kalbl, und nach dessen (des Vaters) zeitlichem Ableben die beste Büchs, Hirschfänger und Jagdhorn.
3. Ist des Todfalls halber dies ausdrücklich bedingt und beschlossen worden. Sofern dem unerforschlichen Willen Gottes nach sie Hochzeiterin ohne von ihnen erzeugten Leibeserben vor dem Hochzeiter mit Tod abgeht, würde er auf solches hin alsdann schuldig und verbunden sein, ihren Nächstbefreundeten [= Verwandten] an dem versprochenen Heiratgut von 150 fl. 50 fl. hinauszugeben, und so er solches noch nicht völlig empfangen, an demselben schwinden zu lassen.
4. Soll aber der Todfall an ihn den Hochzeiter vor ihr Hochzeiterin, ohne von beiden erzeugte Leibeserben, sich begeben, welches Gott lang verhüten möge, soll es gleiche Beschaffenheit haben und alsdann sie ebenmäßig schuldig sein, dessen nächsten Befreundten 50 fl. unverbrüchlich hinauszugeben, wobei nun diese Heiratsabred ihr Bewenden habe.
Zeugen: Ludwig Wann, Wirt in Pfaffenhofen; Caspar Schretzenmayer, Cantor in Gundelfingen; Hans Merkle von Peterswörth und Andreas Schmid von Oberhausen."
Der Schwiegervater des Jägers Stulmiller, Georg Junginger, welcher am 19. März 1714 in Pfaffenhofen begraben wurde, war ein sehr angesehener Mann. Bei seinem Sterbeeintrag heißt es: Spectabilis Judicil Pfaffenhofensis Judex et Senior. = Des achtbaren Gerichts Richter und Senior, also ältester Richter. Ein in dieser Zeit mindestens seit 1704 erwähnter Jäger in Roth, Roman Schnalerz oder Schnalzer (begraben Pfaffenhofen 21. Mai 1721) stand nicht in fuggerischen Diensten, sondern betreute offensichtlich die Wälder der in Roth dominierenden Ulmer Grundherrschaften. David Stulmiller ist nicht in Pfaffenhofen gestorben, er fand offenbar anderswo einen besseren Posten. Sein Nachfolger als gräflich Fuggerischer Jäger in Pfaffenhofen wurde 1708 Joseph Hölzle. Dieser war zweimal verheiratet, erstmals mit Barbara Schwaigart, Müllerstochter von Kuttenthal bei Attenhofen, die ihm elf Kinder gebar, dann mit einer Ursula, welche nach des Jägers Joseph Hölzle Tod am 24. Oktober 1754 Heiratsabrede mit dem aus Dillingen stammenden Sattler Philipp Blankenhorn in Pfaffenhofen schloß.
Nachfolger als gräflicher Jäger wurde 1747 der in Pfaffenhofen am 22. September 1718 getaufte Sohn Matthäus Hölzle, welcher im gleichen Jahr 1747 am 30. Oktober den Ehevertrag mit der aus Illertissen gebürtigen Magdalena Wehe abschloß. Von beider zehn Kindern folgte nach des Vaters Tod der älteste Sohn Joh. Nepomuk Hölzle, welcher am 2. Juli 1776 Elisabetha Moosmeyer aus Schnürpflingen heiratete. Er übernahm fünf Tage später von der verwitweten Mutter das elterliche Anwesen (Hausname Der alte Jäger), heute Espach 6, im Werte von 700 fl. Als er sich zur Ruhe setzte übergab er es am 30. Dezember 1824 (Wert 1500 fl.) seiner Nichte Creszenz Hornung, Tochter seiner mit dem Söldner Martin Hornung in Pfaffenhofen vermählten Schwester Catharina Hölzle. Joh. Nepomuk Hölzle, gräflich Fugger'scher Jäger und Förster, starb am 6. Juni 1830 im hohen Alter von 81 Jahren als letzter der in Pfaffenhofen nicht weniger als 122 Jahre lang seßhaften Försterdynastie.
Die Jäger hatten meist Jägerburschen", junge Leute, welche bei ihnen ihre Ausbildung erhielten und, wenn sie Glück hatten, dann selbst eine Jäger- oder Försteranstellung anderswo erhielten oder erheirateten. Namentlich bekannt ist der Jägerbursch Jakob Hornung, welcher 32jährig ledig am 2. Oktober 1821 in Pfaffenhofen starb.
Büttel, später Amtsdiener (lateinisch Apparitor) genannt, hat es in Pfaffenhofen immer gegeben, solange es Oberbeamte (Ammann, Vogt, Obervogt, Amtmann) gab. ja sie haben mit dem Jäger/Förster den Oberbeamten ein Dreivierteljahrhundert überdauert. Da sie aber mit Namen in den schriftlichen Quellen selten erscheinen, können nur einige wenige namhaft gemacht werden, obwohl sie im Umgang mit der Bevölkerung recht wichtig waren. Denn alles, was von der Behörde, sei es aus Weißenhorn, sei es aus Pfaffenhofen kam, wurde durch sie im Markt und in den Dörfern der Herrschaft den Untertanen übermittelt. So ist bis jetzt namentlich als erster nur bekannt der Amtsknecht (Büttel) M. Burckhart im Jahre 1516. Dann kennen wir bisher nur die Namen von Amtsknechten aus späterer Zeit, wie von Conrad Rosenberger, dem seine Gattin Walburga von 1692 bis 1708 insgesamt neun Kinder gebar. Er gab seinen Posten bald auf, zog sich als Beisitzer nach Kadeltshofen zurück und wurde am 25. November 1716 begraben. Ob sein Sohn Georg geboren 1696, verheiratet 1725, auch Amtsknecht war, steht nicht fest, da er in den Pfarrmatrikeln nicht mit Berufsbezeichnung erscheint. Auf sicherem Boden steht man wieder mit dem gräflich Fugger'schen Amtsdiener Anton Baur, der 34 Jahre alt am 22. April 1800 die 20jährige Monika Herz aus Volkertshofen heiratete. Er stammte wahrscheinlich aus einem Zweig der Pfaffenhofer Schullehrersdynastie Baut und kaufte am 10. Februar 1804 das Leerhaus beim Grüner, heute Rothweg 4, um 790 fl. Anton Baut starb am 26. Juni 1818. Seine Witwe übergab das Haus am 6. 9. 1834 ihrer mit dem aus Illereichen stammenden Pfaffenhofener Schneider Michael Zanker verheirateten Tochter Antonia.
Letzter gräflich Fugger'scher und erster und zugleich letzter königlich bayerischer Amtsdiener, denn nach ihm gab es nurmehr in Weißenhorn einen Amtsdiener war Joseph Uhl, der in Pfaffenhofen am 28. Februar 1782 als Sohn des Söldners Nikolaus Uhl und dessen 11. Gattin Ida Raminger aus Aufheim geboren wurde. Er heiratete 1810 eine Günzburgerin und in zweiter Ehe 1852 als Ruheständler eine Biberachzellerin. In den Pfaffenhofener Gemeindeprotokollen findet sich unterem 19. 4. 1851 eingetragen, dass Uhl, der hier leicht verschönt als "Pensionierter Gerichtsvogt des ehemaligen Gräflichen Gerichts Pfaffenhofen" bezeichnet wird, ein Leumundszeugnis erhielt. Es wird dabei bemerkt, dass er sein Wohnungsrecht in Pfaffenhofen zu suchen habe, nicht aber die neue Ehefrau bei einer etwaigen neuen Verehelichung ihrerseits. Auch Uhl hatte Kontakte zur Lehrerschaft, denn seine Schwester Anna Maria war 1808 zweite Gattin des Schullehrers Bernhard Wieland geworden. Mit Uhl schließt also die lange Reihe der leider namentlich meist unbekannten Pfaffenhofener Büttel, Amtsknechte oder Amtsdiener ab.
Da die Herrschaft Pfaffenhofen schon früh die Hohe Gerichtsbarkeit besaß, konnte das Gericht zu Pfaffenhofen auch Todesurteile verhängen. Die Vollstreckung erfolgte auf dem Hochgericht heute noch als Flurname erhalten unterhalb Kadeltshofen an der Straße nach Nersingen, wo auch der Galgen stand. Erfreulicherweise waren Todesurteile in Pfaffenhofen nicht so häufig, dass die Herrschaft einen eigenen Scharfrichter angestellt hätte. Zudem lag es nahe, nachdem die Herrschaften Weißenhorn und Pfaffenhofen in einer Hand waren, dass der Weißenhorner Scharfrichter auch in Pfaffenhofen die Todesurteile vollstreckte. Im 17. Jahrhundert amtierte 1662 ff. der Scharfrichter Hans Hartmann in Weißenhorn, von 1699 bis in die Zeit des Königreichs Bayern, als nach 1805 weder Weißenhorn noch Pfaffenhofen mehr zuständig für Todesurteile waren, stammten die Weißenhorner Scharfrichter aus dem Geschlecht der Igel. Das auch in der Pfaffenhofener Herrschaft geschwungene Richtschwert der Igel ist heute noch im Weißenhorner Heimatmuseum zu sehen.
Mitunter ließ die gräfliche Herrschaft aus Entgegenkommen auch einen auswärtigen Scharfrichtergesellen in ihrem Gebiet eine Hinrichtung als "Meisterstück" ausführen. Hievon zeugt noch ein in den Malefizakten des Stadtarchivs Weißenhorn aufbewahrtes Attest oder Meisterbrief des gräflich Fuggerschen Obervogtamts Pfaffenhofen vom 13. Dezember 1719:
Nachdem Johannes Wintzenburger, Scharfrichterssohn von Günzburg, auf sein untertäniges Bitten und Ansuchen die herrschaftliche Gnad und Bewilligung erlangt, an dem den 7. Novembris 1719 in dieser Hochgräflich Fugger'schen Herrschaft Pfaffenhofen justifizierten Malefikanten Andreas Hitzinger, gewesten Schuhmacher von Oberhausen, sein Meisterstück zu vollbringen, dass solches auch von ihm ziemlich und meisterlich folgendergestalten geschehen, dass er Hitzinger nach Aussag seines Urteils mittelst einem Schwertstreich vom Leben zum Tode hingericht worden. Dannenhero auch zum Behuf seiner Profession und Steuer der Wahrheit ihme Johannes Wintzenburger gegenwärtiges Attestat und Legitimation über sein exequiertes Meisterstück auf gehorsames Ansuchen von Obrigkeitswegen billig verwilliget und mit des hochgräflichen Obervogteiamts der Herrschaft Pfaffenhofen fürgedrucktem Insiegel ausgefertiget worden. Pfaffenhofen den 13. Monatstag Decembris im 1719 Jahr.
Das zur Herrschaft Pfaffenhofen gehörige Beuren wurde von den Fuggern 1674 an die Karthause Buxheim bei Memmingen verkauft. Trotzdem besaß die Herrschaft Pfaffenhofen noch Hoheitsrechte, und Beuren gehörte noch zur Pfarrei Pfaffenhofen. So seien kurz die Beamten von Beuren, die ja in engen Kontakt mit dem Oberbeamten der Pfaff enhofener Herrschaft standen, erwähnt. 1624/1626 ist Vogt von Beuren M. Johann Faber. Am 17. 6. 1630 heiratet in Pfaffenhofen der Beurener Vogt Stephan Huober die Anna Maria Fischer aus Augsburg. Aus der Buxheimschen Zeit ist zu nennen 1696/1698 Andreas Wilhelm Luz, der als Vogt zugleich auch das Buxheim'sche Dorf Finningen verwaltete. 1719 wird der Vogt Johann Hüeber erwähnt. 1725/1731 war Buxheimscher Rat und Amtmann zu Beuren Carl Antoni Schmidt. Von 1754 bis zu seinem Tod am 20.11. 1778 war Franz Xaveri Sigmund Ignaz Schöllhorn Amtmann zu Beuren. Ihm folgte der Gatte seiner Tochter Maria Crescentia, Franz Xaveri von Trapp, welchem 1781-1786 Kinder getauft werden. Nach Trapps frühem Tod folgte ihm sein Ehenachfolger Aloys Burmann, der statt Amtmann auch Pfleger zu Beuren genannt wird. Burmann amtierte noch 1805, als die Markgrafschaft Burgau an Bayern fiel.
Die Zollstätte in Beuren wurde von Beamten der vorderöstereichischen Markgrafschaft Burgau verwaltet. Als Zoller bzw. Hochzoller sind bekannt 1680/ 1681 Johann Holger (Holzer?), dessen Gattin damals das Bürgerrecht von Günzburg erwirbt. 1696 ff. Franz Antoni Aschauer, der als resignierter Zoller am 17, September 1714 in Pfaffenhofen begraben wurde. 1716 wird Jerg Braun genannt, wahrscheinlich ein naher Verwandter der Josepha Antonia geb. Braun, welche Gattin des 1762 ff. amtierenden Zollers Johann Baptist Schmidt war. Diesem folgte 1799 sein Schwiegersohn, der Hochzoller Johannes Volck (Walk?), welcher bis zur Aufhebung der Zollstätte 1806 amtierte.
Die Pfarrei Pfaffenhofen
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Teil 1
Wie schon im Abschnitt "Herrschaft" ausgeführt, weist der Name Pfaffenhofen auf geistlichen Besitz hin. Nach einem gewöhnlichen Pfaffen kann der Ort kaum benannt sein. Da ein Bischof nicht als Pfaffe bezeichnet wird, kann wohl nur ein Kloster Eigentümer des "Pfaffenhofs" gewesen sein. Wie j. Matzke überzeugend nachgewiesen hat, spricht alles dafür, dass dieses Kloster nur die Benediktinerabtei Reichenau gewesen sein kann. Der Umstand, dass seit jeher St. Martin, der bedeutendste Heilige des fränkischen Reichs, Kirchenpatron von Pfaffenhofen ist, deutet darauf hin, dass die Kirche und damit auch die Pfarrei ihren Ursprung im frühen Mittelalter haben. Wann die Grafen von Berg den Kirchensatz vom Kloster Reichenau zu Leben erhielten, ist unbekannt. Er dürfte spätestens im 13. Jahrhundert ins volle Eigentum der Grafen gekommen sein. Am 11. 3.1303 verkauften Graf Ulrich der Ältere von Berg zu Schelklingen und seine Söhne an Herzog Friedrich von Österreich und dessen Bruder das Castrum in Pfaffenhofen und das Jus patronatus Ecclesiae ibidem um 700 Mark Silber.
Österreich verpfändete spätestens 1325 die Herrschaft Pfaffenhofen, wobei der Kirchensatz inbegriffen war, an die Herren von Ellerbach, welche, wie ihre 1342 erfolgte Erwerbung des Kirchensatzes von Biberberg beweist, zielbewusst ihren Besitz im heutigen NeuUlmer Bereich erweiterten. Infolge der Pestkatastrophen von 1347/1350 und dem dadurch verursachten Bevölkerungsschwund wie Priestermangel sind der Pfarrei Pfaffenhofen offensichtlich mehrere bisher selbständige Pfarreien einverleibt worden, wodurch der bis ins 18./19. Jahrhundert übergroße Pfarrsprengel zurückzuführen ist. In einem Falle, dem des ehemaligen Pfarrdorfes Silheim, ist sogar infolge der Existenz eines ehemaligen Widumhofes ein exakter Nachweis möglich.
Der damalige Besitzer der Herrschaft Pfaffenhofen, Burkhard von Ellerbach, war mit Gefolge von dem habsburgischen Kanzler und Hauptmann in Schwaben und Elsaß, Bischof Johann von Gurk (aus dem schweizerischen Geschlecht von Lenzburg) für Kriegsdienste von Georgi 1362 bis Georgi 1363 um 800 fl. verpflichtet worden. Er starb bald nach dem 28. 11. 1362. Herzog Rudolf von Österreich, der Gründer der Universität Wien, gestand am 7. 4. 1363 zu, dass die 800 fl. Dienstgeld auf das Pfandgeld von Pfaffenhofen, speziell" auf den dortigen Hof, in den der Kirchensatz gehört", geschlagen werden. Es wurde ausdrücklich betont, dass die aus einem in Kaufbeuren und Liebentann (MOD) ansässigen Adelsgeschlecht stammende Witwe Burkhards Anna Wolfsattel und ihre Erben das Recht haben, die Kirche in Pfaffenhofen zu verleihen.
Noch 1363 oder Anfang 1364 müssen die nächsten männlichen Verwandten des t Burkhard von Ellerbach, seine Vettern Burkhard Ytal und Burkhard der Lange, dem Kloster Urspring Kirchensatz und Kirche in Pfaffenhofen gegeben haben. In seinem Revers vom 28. 9. 1367 sicherte das Kloster zu, dass es von den Gülten, die jährlich zwischen Michaelis und Martini nach Urspring in die Speicher geliefert werden, den Ellerbach'schen Stiftern und ihren Vorfahren jährlich 4 Jahrtage abhaltenwird. Die jährlichen Gülten sindin der Höhe von 50 Malter Korn Weißenhorner Maß und 120 Pfund Heller, von denen 20 Pfund im Kloster verbaut werden sollen, benannt. Der Lehensherr, Herzog Rudolf von Österreich, überließ dem Kloster mit Urkunde von 18. 3. 1364 die Kirche in Pfaffenhofen, bzw. deren Patronat mit dem Lehenrecht. Kloster Urspring versprach in seinem Revers vom 29. 11. 1365, des am 27. 7. 1365 in Mailand verstorbenen Herzogs Jahrzeit abzuhalten, auch Propst, Dechant oder Chorherrn des Doms zu Allerheiligen in Wien, wenn sie nach Urspring kommen, zu beherbergen. Die Brüder und Erben Herzog Rudolfs, die Herzoge Albrecht und Leopold, bestätigten Wien 4. 3. 1368 die Stiftung von Kirchensatz und Kirche in Pfaffenhofen um ihres Bruders und ihrer Vorfahren Seelenheil willen. Es folgten nun eine Reihe weiterer Rechtshandlungen: Bischof Burkhard von Augsburg (aus dem Hause Ellerbach) bestätigte am 25. 10. 1387 die Stiftung und inkorporierte gleichzeitig die Pfarrkirche in Pfaffenhofen mit allen Rechten und Einkünften dem Kloster. Dieses wurde verpflichtet, immer für einen geeigneten Vikar zu sorgen, sowie dem Bischof von Augsburg jährlich 6 Pfund Heller aus den Einkünften der Kirche zu entrichten. Mit Bulle vom 10. 7. 1389 genehmigte Papst Urban VI. die Inkorporation. Eine Urkunde Bischof Burkhards von Konstanz (aus dem Hause von Hoewen) vom 2. 12. 1389 beglaubigt die päpstliche Bulle, in der die Inkorporation der Pfarrei Pfaffenhofen und gleichzeitig die der 1366 von dem mit Anna von Ellerbach vermählten Ritter Berthold vom Stain zu Klingenstein gestifteten Pfarrei Bermaringen ins Kloster Urspring ausgesprochen wurde. Endgültig durchgeführt wurden diese Inkorporationen aber erst 1392, als Abt Johannes von St. Georgen im Schwarzwald als Kommissär und Exekutor mit apostolischer Machtvollkommenheit gestattete, von den Gütern der Pfarrkirchen Besitz zu ergreifen: Da der Rektor (= Pfarrer) von Pfaffenhofen, Heinrich Amman, noch lebt, kann erst nach seinem Tode die Vikarspfründe errichtet werden. Diese soll im wesentlichen folgendes Gut erhalten: den Groß‑ und Kleinzehent in Pfaffenhofen, 3 Jauchert Ackers und 4 Tagwerk Wiesen in Silheim, die Kleinzehnten aller Dörfer der Pfarrei, welche recht‑ oder gewohnheitsmäßig gegeben werden, ferner von jedem Wagen Heu aller Güter und Höfe 1/10, sowie die übrigen Einnahmen aus Sterbefällen und Jahrtagen.
Das Einkommen war also gar nicht so groß, wie man nach der Zahl der dazugehörigen Dörfer, Weiler und Einöden annehmen könnte. Auch hat die Pfründe vom Großzehent nicht viel bekommen. Zur Pfarrei Pfaffenhofen gehören bzw. gehörten neben dem Pfarrort Pfaffenhofen selbst: Diepertshofen, Erbishofen, Volkertshofen, Hirbishofen, Luippen, Roth, Ober‑Berg, Unter‑Berg, Raunertshofen, Ettlishofen (bis 1875), Hetschwang (bis 1875), Groß‑oder Vorder‑Silheim (bis 1875), Klein‑ oder Hinter‑Silheim (bis 1875), Opferstetten (bis 1787), Kadeltshofen (bis 1787 bzw. 1863), Beuren (bis 1787 bzw. 1863) und Niederhausen (bis 1787).
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Teil 2
Wenn im folgenden bis zum Ende des 18. Jahrhunderts vom Pfarrer oder Pfarrherrn von Pfaffenhofen die Rede ist, so ist jeweils der vom Kloster Urspring nominierte Pfarrvikar gemeint. Als solcher wird 1404 ein Priester mit Vornamen Heinrich (Heinricus) erwähnt. Am 9. 5. 1405 ist bereits Jos Gregg (Greck) Kirchherr, das heißt Pfarrer von Pfaffenhofen. Ihm, der wohl aus Ulmer Geschlecht stammte, und den Heiligenpflegern verkauften der Ritter Hans von Landenberg (Adel aus dem Schweizer Kanton Zürich) und dessen eheliche Hausfrau Margret vom Stein um 71 fl. eine Sölde (Inhaber Utz Unnütz), eine Baint Grundstück, das ohne ein Garten zu sein dem Viehtrieb verschlossen werden kann), welche am Baumgarten liegt, der zur Burg Pfaffenhofen gehört, und einige Äcker. Der ganze Besitz war, wie aus dem Kaufvertrag hervorgeht, für eine künftige Frühmesse bestimmt, "die man zu Pfaffenhofen zu widmen und zu stiften Mut hat Die Frau von Landenberg hatte diesen Besitz von ihrer Mutter Elsbet vom Stein, geborener von Gundelfingen geerbt. Diese Frühmeßstiftung ist allerdings damals 1405 noch nicht zum Tragen gekommen. Jos Gregg kommt noch in Urkunden am 22. 7. und 27. 10. 1412 vor und war offenbar 1419 tot. 1425 wird Pfarrer Heinrich Schmid genannt, der auch Dechant (Dekan) war und das Jahr 1436 nicht überlebt haben soll. Er war "Vetter" des 1471 ff. genannten zweiten Pfarrers Heinrich Schmid, was nach damaligem Sprachgebrauch in der Regel Vaters‑Bruder bedeutet. Wenn die Nachricht über den frühen Tod des ersten Heinrich Schmid nicht falsch sein sollte, besteht dann eine Lücke in der Pfarrerliste bis zum 27. 10. 1471. Unter diesem Datum besiegelt der zweite Pfaffenhofener Pfarrer Heinrich Schmid die Stiftungsurkunde für die Ewige Messe in Remmeltshofen. Er wird weiter in deren Bestätigungsurkunde von Bischof Johann von Augsburg vom 24. 2. 1473 genannt. Dass Heinrich Schmid Il. ein Universitätsstudium hinter sich hatte, beweist sein Titel Meister (Magister) der 7 freien Künste. Er machte 1476 und 1481 Zustiftungen zur Pfaffenhofener Frühmesse, wobei er 1476 einen ewigen Jahrtag zugestanden bekam für sich und seinen Vetter gleichen Namens und alle früheren und späteren Pfarrer von Pfaffenhofen. Heinrich Schmid II. dürfte mit dem als Kammerer des Kapitels Weißenhorn 1492 genannten "Heinrich" Pfarrer zu Pfaffenhofen identisch sein. 1494 war er tot.
Am 19. 6. 1470 hatte Burkhard von Ellerbach zu Laupheim die Jahrtagsstiftung seiner Vorfahren mit einigen kleinen Änderungen bzw. Zusätzen bestätigt und erneuert. Bemerkenswert ist der Satz, dass der Prior und die Kapläne in Urspring am nicht genannten Tag der seinerzeitigen Übergabe von Kirche und Kirchensatz zu Pfaffenhofen morgens und abends mit Läuten und Räuchern über die Ellerbach'schen Gräber in Urspring gehen müssen. Die Pfarrei Pfaffenhofen gehörte immer zum gleichen Landkapitel, das zuerst seinen Namen nach seinem alten Sitz Fahlheim trug. Etwa 1490 wurde der Sitz nach Weißenhorn verlegt. In den unruhigen Zeiten zu Ende des 15. Jahrhunderts ließ sich Kloster Urspring von König Maximilian, Nürnberg 9. 6. 1491, alle seine Rechte bestätigen. In einer eigenen Urkunde vom 3. 6. 1491 war das schon speziell für Kirche und Kirchensatz in Pfaffenhofen geschehen. Am 13. 3. 1507 erfolgte durch die Vierer und Heiligenpfleger des Dorfes Roth namens der gesamten Gemeinde die Stiftung einer Kapelle beim Dorf, welche der Mutter Gottes, dem hl. Kreuz und der hl. Anna geweiht wurde. Dem Kloster Urspring, welches zugestimmt hatte, wurde zugesichert, dass die Kapelle der Pfarrkirche Pfaffenhofen, zu der die Einwohner von Roth dem Recht nach gehören, keinenAbbruch tun soll. Insbesondere darf kein Sakramentshaus und kein Taufstein in der Kapelle errichtet werden.
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Teil 3
In der Reformationszeit blieb Pfaffenhofen wie auch die anderen Herrschaften der Fugger beim alten Glauben. Konfliktsmöglichkeiten waren gegeben, da die Reichsstadt Ulm mit ihren mancherlei Rechten und Interessen in der Herrschaft Pfaffenhofen sich für den evangelischen Glauben entschied. Pfarrer war in den 1530er Jahren Sebastian Geißlower (auch: Eisloer), der 1536/37 starb. Sein Nachfolger Martin Selzlin stellte am 27. 3. 1537 dem Kloster Urspring einen Revers aus, in dem er u. a. folgendes versicherte: Er will die Pfarrei nach einem alten Herkommen mit einem Helfer zusammen versehen. Auch will er die Pfarrei selbst innehaben und nicht ohne Vorwissen der Frauen in Urspring vertauschen. Er will auch keine Veränderungen in den pfarrherrlichen Gefällen und Zehnten herbeiführen und sich würdig verhalten und den Pfarrhof baulich im Stand halten. Deuten schon manche dieser Punkte auf eine Lockerung früher selbstverständlicher Bindungen hin, so zeigt ein weiterer Punkt, daß auch das Kloster sich über kirchenrechtliche Probleme seiner Nominierung Selzlins klar war. Der Vorgänger war in einem "Monat des Papstes" gestorben. Selzlin mußte sich daher verpflichten eine eventuelle Anfechtung auf seine Kosten abzuwehren. Ein naher Verwandter dürfte der in Thoman's Weißenhorner Historie genannte "Herr Martin Seltzlin, was Pfarrer in Finningen gwesen" sein, welcher am 20. 1. 1542 in Weißenhorn starb und als dritter in dem am 3. 1. 1542 geweihten neuen Friedhof zu Weißenhorn beigesetzt wurde. Eine Identität kann schon deshalb nicht vorliegen, weil der Pfaffenhofener Martin Selzlin 1547 mit einer Abgabe in dem vom Gerichtschreiber Sigmund Wagner gefertigten Verzeichnis der Ulmer Besitzungen aufgeführt ist. Auf Selzlin, der ab 1549 nicht mehr genannt wird, folgte der 1552-1558 vorkommende Priester Urban Weichmann. Recht kritisch waren die Zeiten geworden, als dessen Nachfolger, Ulrich Hellwürdt aus Weißenhorn vor seiner Investierung als Pfarrer von Pfaffenhofen, am 12. 4. 1559 in der Betstube des Klosters Uspring vor der Meisterin und Subpriorin, mehrerern Konventfrauen, dem Prior und dem als Notar fungierenden Stadtschreiber von Ehingen a. D. folgendes beschwören musste:
1. Nach seiner Investierung will er die Pfarrei selbst versehen, im Pfarrhof wohnen und diesen auf seine Kosten im baulichen Zustand erhalten.
2. Ohne Wissen des Klosters darf er auf die Pfarrei selbst nicht resignieren, noch diese verändern oder durch einen anderen Pfarrer versehen lassen. Kann er die Pfarrei nicht versehen, will er sie nur resignieren.
3. Alle ordentlichen und außerordentlichen Lasten nimmt er auf sich und bezahlt sie.
4. Renten, Zinsen und Gülten, wie sie sein Vorgänger eingenommen hat, genügen ihm.
5. Er will ein guter Pfarrer sein und nicht der lutherischen, zwinglischen Lehre oder ähnlichen Bekenntnissen anhängen.
6. Das Auftreten eines anderen Bewerbers um die Pfarrei, der glaubt ein besseres Recht auf sie zu besitzen, wird er ohne Kosten für das Kloster abwehren.
7. Bei Rechtsstreitigkeiten will er diese mit dem Kloster vor dessen geistlichem Richter, mit dessen Untertanen aber vor deren jeweiligem weltlichen Richter austragen.
8. Den Nutzen des Klosters wird er fördern.
9. Er wird sich auf keine Absolution, Restitution, Dispens etc., die er erhält, berufen.
10. Wenn er gegen einen der genannten Punkte verstößt, ist er der Pfarrei entsetzt, und diese kann neu verliehen werden.
Hellwürdt kann nur ganz kurz Pfarrer von Pfaffenhofen gewesen sein, denn etwa 1560-1569 soll Johann Hafner amtiert haben, von dem sonst weiter nichts bekannt ist. Ihm folgte Johann Winkler, welcher 1608 starb. Mehr Nachrichten liegen über seinen Nachfolger (1608-1635), den aus Stötten gebürtigen Georg Huber (Huberus, Hueber, Huober) vor. In den von ihm geführten, heute noch ab 1624 erhaltenen Tauf‑, Ehe‑ und Sterbematrikeln der Pfarrei spiegeln sich bildhaft die Nöte, unter denen seit der schwedischen Besetzung 1632 unsere Gegend litt, wieder. Als die Schweden sie nach ihrer vernichtenden Niederlage in der Schlacht bei Nördlingen (7. 11. 1634) verließen, flutete das ganze geschlagene Heer über Ulm und den Ulmer Winkel Richtung Elsaß zurück. In seinem Gefolge kam die Pestkrankheit. Schon 1633 muss es Seuchen gegeben haben, denn in den Monaten September bis November 1633 schnellte die Sterbeziffer der Pfarrei, die sonst monatlich 5-6 betrug, auf etwa 80 hinauf. In den Jahren 1634 und 1635 aber erlag 3/4 der Gesamtbevölkerung der Pest, darunter Pfarrer Georg Huber. Es wird berichtet, dass er im September 1635 "an der leidigen Infektion" starb. Zugleich raffte der Tod auch 6 weitere Geistliche des Kapitels Weißenhorn hinweg. Nach dem Seelenbeschrieb von 1627 hatte die ganze Pfarrei damals 1727 Kommunikanten, im Jahre 1642, also 15 Jahre später, waren es noch 356, nur noch etwa ein Fünftel. Es sind also rund 80 % der erwachsenen Einwohner Opfer von Pest, Hunger und Krieg geworden.
Die von Huber 1608-1623 geführten Matrikeln sind nicht mehr vorhanden, wohl aber seine Statistik der Geburten, Heiraten und Sterbefälle, die er im Jahre 1624, beginnend mit 1608, zu führen begann und bis 1633 fortsetzte. Offensichtlich haben ihn die Kriegsereignisse, Flucht und Krankheit verhindert, sie bis zu seinem Tod 1635 weiterzuführen. Der Verfasser hat indessen auf Grund der noch vorhandenen Matrikeln diese Statistik bis 1651 fortgeführt. Es ergibt sich daraus, dass es bis zu den Pestjahren 1634/1635 in der Pfarrei jährlich durchschnittlich 90-100 Geburten, 20 Heiraten und 60-70 Sterbefälle gab. Für die Zeit nach der großen Zäsur in der Bevölkerung, also von 1636 bis 1651, sind die entsprechenden jährlichen Durchschnittszahlen 30 Geburten, 9 Heiraten und 20 Sterbefälle. Man sieht aus den Geburt- und Sterbezahlen ganz deutlich, dass die Bevölkerung auf ein Drittel oder gar etwas weniger geschrumpft ist. Daß die Heiraten nicht so stark abnahmen, ist darauf zurückzuführen, dass ab 1635 Witwerehen bei Verlust eines Partners durch die Pest zunahmen und daß außerdem der Zustrom von jungen Einwanderern aus den vom Krieg verschonten Gebieten Innerösterreichs und der Schweiz in Rechnung zu stellen ist.
In den Jahren von 1636 bis 1650 war Berchtold Striebel (Stribel) Pfarrer. Die Äbtissin von Urspring präsentierte ihn erst am 10. 10. 1636 und schrieb dem Ordinariat dazu, es hätte wegen der verderblichen unsicheren und gefährlichen Kriegszeiten nicht früher geschehen können. Am 8. 12. 1638 klagt Striebel dem Generalvikar Caspar Zeiler, er könne seine Schuldigkeit ans bischöfliche Siegelamt nicht bezahlen. Seine Gefälle seien so schlecht, dass er seinen priesterlichen Unterhalt nicht habe. An Jakobi 1638 habe ein Hochgewitter die wenigen wachsenden "Erbis" und Flachs samt anderen Kleinzehnten alles erschlagen. Im Seelenbeschrieb von 1642 erwähnt Pfarrer Striebel, dass er alle Sonntage eine katechetische Lektion (Christenlehre) halte nach Anweisung des P. Petrus Canisius. Er könne aber den Fleiß der Jugend nicht besonders loben, weil sie halsstarrig und ungehorsam sei. 1644 konnte er von keiner Besserung berichten. Er halte zwar die Christenlehre, es kämen aber nur wenige, manchmal nur ein Mädchen und ein Knabe. Die Heiligenrechnung sei seit 5 Jahren, also seit 1639, nicht mehr gehalten worden. Erwähnt sei noch, daß damals wegen Armut das ewige Licht weder in Pfaffenhofen noch in einer anderen Kirche des Kapitels brennen konnte. In den letzten Jahren Striebels führte der Mesner und Lehrer Buchmiller die Matrikeln, wie aus Sterbeeinträgen des Jahres 1647 zu ersehen ist. Als Pfarrer Striebel 1650 gestorben war, berichtete der damalige Dekan, Pfarrer Martin Nieß von Weißenhorn, es sei in seiner Verlassenschaft in Pfaffenhofen nichts vorhanden als die reine Armut. Es sei zu besorgen, dass die Schulden nicht völlig bezahlt werden können.
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Teil 4
Ob ein offenbar 1651‑1653 amtierender Priester Georg Bonamayer nur Pfarrvikar oder tatsächlich Pfarrer war, ist nicht klar zu ersehen. Er dürfte wohl eher ein Onkel des späteren Frühmessers gewesen sein, als mit diesem selbst identisch. Er schrieb nachträglich ins Sterbebuch: "Von dem 21. September 1646 bis auf den 14. April 1647 hat man es nicht kinden aufschreiben wegen großer Ungelegenheit des Kriegswesens." Von 1653 bis zu seiner Resignation 1667 war der frühere Pfarrer von Aufheim, Michael Merck, Pfarrherr von Pfaffenhofen. Ihm folgte 1667-1680 der aus Günzburg gebürtige Johann Bentz, vordem Pfarrer zu Oberfahlheim. 17 Jahre lang, 1680-1698, war dann der aus seinem Pfarrort selbst gebürtige Obervogts Sohn Jakob Beck (Böckh) Pfarrer, bis er am 10.3.1698 starb. Ganz kurze Zeit wirkte sein Nachfolger, Franz Schmid, der in Pfaffenhofen am 27.2.1699 gestorben ist und am 28. 2. in seinem Heimatort Weißenhorn beigesetzt wurde. Ein in der Literatur für diese Zeit erwähnter Franz Mayer dürfte mit Verwechslung von Franz Schmid zu erklären sein. Er passt nicht in die Pfarrerliste.
Auf Franz Schmid folgte 1699 Joseph Lindenmayer aus Dillingen, dessen Grabplatte sich heute noch in der Kirche befindet. Als die pfarrlichen Einkünfte 1718 für das vorhergehende Jahr 1717 zur Türkensteuer veranlagt werden sollten, beklagte er sich beim Ordinariat. Er habe in Pfaffenhofen ein hartes Brot und das Einkommen sei eine zehnfach verdiente Sache. Er sei für 1716 mit 35 fl. (rund 10 % von 343 fl. Einkommen) zur Türkensteuer taxiert worden. Er bitte heuer um Nachlaß. Er habe 1716 und 1717 harte Jahre gehabt, da infolge der Kälte und Nässe im Frühling ein Drittel der Herbstsaat ("Wintrigen") zu Grunde gegangen sei, und heuer 1718 habe ein Schauer (= Hagel) Pfaffenhofen hart getroffen. Lindenmayer starb am 2.2.1731. Ein etwas schwieriger Herr war der seit März 1731 37 Jahre lang tätige Pfarrer Andreas Braisch. Er stammte aus dem damals österreichischen Ehingen an der Donau, wo sich bis 1806 auch die Kanzlei des Ritterkantons Donau befand. Bevor er nach Pfaffenhofen kam, war er Pfarrer in dem ebenfalls österreichischen Schelklingen gewesen. Braisch gab 1750 sein Einkommen mit 377 fl. jährlich an. Als 1758 eine Beschreibung des Einkommens der österreichischen Pfarreien im Kapitel Weißenhorn verfasst wurde, kommt Pfaffenhofen in der 1. Klasse vor und zwar an vierter Stelle hinter Illerberg, Wullenstetten und Aufheim, die alle besser dotierte Pfarrpfründen hatten. Im Jahr 1753 versuchte der aus Ellwangen stammende Kadeltshofener Benefiziat Franz Bestlln die Errichtung einer eigenen Pfarrei Kadeltshofen durchzusetzen. Infolge des gemeinsamen Widerstands von Pfarrer Braisch und der zwei wichtigsten Zehentherren, Kloster Urspring und Spital Ulm, hatte er keinen Erfolg und wurde vom Ordinariat "ab- und zur Ruhe verwiesen. In der Amtszeit Braisch's wurde in Pfaffenhofen am 25.7.1760 ein Jude getauft, der die Vornamen Johann Nepomuk Jakob und den Familiennamen Gottlieb erhielt. Der Neugetaufte betrieb in Pfaffenhofen eine Kramerei und heiratete Maria Anna Dirr. Sein gleichnamiger Sohn, zuerst Kramer (HausNr. 29), starb am 31.3.1836 mit der Berufsangabe Musikant, nachdem er noch das Unglück hatte erleben müssen, dass sein Sohn Johann Gottlieb, ebenfalls Musikant, am 18.5.1835 umkam, als der Pulverturm bei München explodierte und in die Luft flog. Nach Braisch's Tod + 7.9.1768 richtete die Pfarrgemeinde an das Kloster Urspring das Gesuch, ihre Pfarrei möge dem Benefiziaten Franz de Paula Baur von Kadeltshofen verliehen werden. Sie hatte aber keinen Erfolg damit.
Fast genau so lang wie sein Vorgänger Braisch war der seit dem 26.10.1768 mit Amtshandlungen im Taufbuch erscheinende Nachfolger Pfarrer Springer in Pfaffenhofen, nämlich 36 Jahre. Joh. Thomas Joseph Springer stammte aus Schmiechen und erlebte die Josephinischen Reformen, welche 1787 erstmals eine Verkleinerung des Pfaffenhofener Pfarrsprengels bewirkten. Es wurde damals die Filiale Niederhausen abgetrennt und der näher gelegenen Pfarrei Oberhausen, sowie die Höfe von Opferstetten der Pfarrei Echlishausen zugeteilt. Die im Pfarreinrichtungsplan ebenfalls vorgesehene Zuweisung von Hirbishofen nach Holzheim und von Ettlishofen und Silheim nach Großkissendorf unterblieb jedoch. Ferner erhielten Beuren und Kadeltshofen 1787 eigene selbständige Seelsorgestellen, immerhin blieben aber diese noch im Verband der Pfarrei Pfaffenhofen. In den ersten Jahren der französischen Revolutionskriege 1796 ff. hausten die französischen Soldaten in Pfaffenhofen und Umgebung übel. Sie verschonten nicht einmal das Pfarrarchiv. Der Verlust einiger Matrikelbände ist damals erfolgt. Aus noch vorhandenen Bänden fetzten sie diverse Seiten heraus. Kurz bevor die österreichischen Besitzungen in Schwaben unter bayerische Hoheit kamen, starb Pfarrer Springer am 4.3.1805, 70 Jahre alt.
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Teil 5
Der neue Pfarrer Johann Nepomuk Blau stammte aus Haigerloch im Fürstentum Hohenzollern und war vorher kath. Pfarrer in Ennabeuren bei Blaubeuren gewesen. In den ersten Monaten seiner Amtszeit starb in Pfaffenhofen am 19.12.1805, 78 Jahre alt, Josefa Wolf dem Familiennamen nach wohl aus der hiesigen Pfarrei stammend, welche Klosterfrau in dem säkularisierten Kloster Unlingen bei Riedlingen (heute Württ.) gewesen war. Dass französische Soldaten in dem unterdessen bayerisch gewordenen Pfaffenhofen auch als Verbündete (1801-1813) Bayerns recht übel hausen konnten, zeigen die beiden folgenden Einträge im Totenregister: Am 5.4.1806 ertrank bei Silheim ein Soldat des 11. französischen Linienregiments in der Biber. Das Ufer brach unter seinen Füßen ein und er ertrank mitsamt seinem gestohlenen Schmalzhafen. Am 24.1.1810 starb Maria Braun von Berg. Einquartierte Franzosen vertrieben die Kindbetterin mit ihrem Kinde aus der Stube in die kalte Kammer, wo das Kind erfror.
Aus der Amtszeit von Pfarrer Blau liegen Pfarrbeschreibungen von 1814 und 1829 vor. Der folgende Inhalt folgt im wesentlichen der von 1829: Die Pfarrei hat 5 Stunden im Umfang. Zu ihr gehören die Orte Volkertshofen, Erbishofen, Diepertshofen, Berg, Roth, Raunertshofen und die Filialorte Ettlishofen, Hetschwang und Silheim. In all diesen Orten werden von dem Pfaffenhofener Hilfspriester, dem Kaplan, alle Sonn- und Feiertage wechselweis die pfärrlichen Gottesdienste abgehalten. Daher kann in der Pfarrkirche in Pfaffenhofen nur allein das Amt abgehalten werden, in welches jedoch die Hausleute und Dienstboten zugleich sich nicht begeben können, daher die dasige Frühmeß zur Abwechslung unentbehrlich ist. In den Orten Diepertshofen, Roth und Raunertshofen befinden sich Kapellen, in welchen an gewissen Tagen in der Woche auch eine Messe gelesen werden muß. Das zur Pfarrei gehörige Widumsgut enthält 3 1/2 jauchert Ackers, 3 1/2 Jauchert Gemeindsteile und 5 Tagwerk Wiesen. Der Betrieb der Ökonomie erfordert nur eine Magd. Die Erträgnisse der Ökonomie nähren nur 2 Stück Rindvieh und ein Pferd. Letzteres muß für den alle Feiertage in die Filialen excurrierenden Kaplan gehalten werden. Ein Übernahmskapital für einen neuen Pfründeinhaber ist nicht nötig, indem die Ökonornie verpachtet ist und keine diesbezüglichen Einrichtungen vorhanden sind. Die jährlichen Einkünfte betrugen 1829 800 fl., zu den jährlichen Lasten gehören 50 fl. Sustentationsbeitrag für den Benefiziaten. Die Lasten scheinen erheblich gewesen zu sein, denn 1829 wurde die Pfarrei, als Pfarrer Blau resigniert hatte und am 25. 6. zum Frühmeßbenefiziaten in Holzheim ernannt worden war, mit 502 fl. Reinertrag ausgeschrieben. Am 30.7. verlegte Blau seinen Wohnsitz in das benachbarte Holzheim. Für ihn amtierte in Pfaffenhofen zunächst im August und bis zum 6. 9. der Vikar Georg Bunk. Ihm folgte als Pfarrvikar Franz Xaver Dochtermann, der vorn 6. 9. 1829 bis zum Aufzug des neuen Pfarrers im Mai 1830 die Pfarrei versah. Diese war in den 1820er Jahren recht schwierig geworden. Es herrschte in religiöser Hinsicht Unruhe in ihr. Es gab Pfarrangehörige, welche mit dem evangelischen Glauben sympathisierten, während andere sogenannte Lindlianer waren, das heißt Anhänger des ehemaligen (1818-1819) Pfarrers von Gundremmingen, Ignaz Lindl, der Haupt des Pseudomystizismus älterer Richtung im Bistum Augsburg war.
So rieten, bevor die Pfarrei wieder besetzt wurde, sach--und ortskundige Männer dem vorgesehenen Geistlichen Anton Leinfelder, gebürtig von Hoppingen, bisher Leprosen-Benefiziat in Weißenhorn, aufs dringendste ab, nach Pfaffenhofen zu gehen. Neben der Übergröße der Pfarrei sei hervorzuheben, dass der Pfarrhof so baufällig sei, dass der Pfarrer nicht einziehen könne. Auch seien insgesamt sowohl die ökonomischen Verhältnisse der Pfründe wie die moralischen der Pfarrgemeinde so bestellt, dass man an der Möglichkeit einer ordentlichen Regelung verzweifeln müsse. Trotzdem zog Leinfelder seine Bewerbung um Pfaffenhofen, um das außer ihm sich nur noch ein zweiter beworben hatte, nicht zurück. Dieser zweite war der Pfarrer Joh. Baptist Räfle in Unterelchingen gewesen, dem der König die Pfarrei am 16.12.1829 übertragen hatte, der aber dann vom Antritt entbunden wurde. Leinfelder wurde 1829 als "geistig ausgebildeter Mann, ausgezeichneter Priester und Unterrichts-Beförderer" beurteilt. Nach dem Rücktritt Räfle's schrieb die Regierung in Augsburg am 17.2.1830 an den Obersten Kirchen- und Schulrat in München, dass Leinfelder für die verwahrloste Pfarrei Pfaffenhofen ganz besonders geeignet sei. Auch sei der Bischof der Auffassung, daß die seit längerer Zeit vernachlässigte Pfarrgemeinde eines eifrigen und kräftigen Vorstandes bedürfe. Während der Pfarr-Vakatur jetzt seien auch die Seelsorger der Filialen Beuren und Kadeltshofen um Zuteilung des bisher vom Pfarrer in Pfaffenhofen bezogenen Kleinzehents ihrer Orte an sie als die Kurat-Benefiziaten eingekommen. Auf einer seiner Italienreisen unterfertigte König Ludwig I. in Ischia am 9.4.1830 die Ernennungsurkunde, welche Leinfelder zum Pfarrer von Pfaffenhofen machte. (Die kanonische Investition durch den Bischof erfolgte zur Zeit des Königreichs immer einige Tage oder Wochen später).
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Teil 6
Am 11.5.1830 zog Leinfelder in Pfaffenhofen auf. Schon vorher waren gehässige Gerüchte gegen ihn ausgestreut worden. Auch war in Zeitungen von einer Gegnerschaft benachbarter Geistlicher gegen ihn die Rede. Möglicherweise hatte der Vikar gehofft, die Pfarrstelle zu erhalten. So war ein Teil der Pfarrgemeinde unter Führung von F. Hornung von vorneherein gegen den neuen Pfarrer Leinfelder eingestellt. Ein Glück für den neuen Pfarrer Leinfelder war es, dass sowohl Kaplan Fischer, wie der im Juli 1830 zum Vikar des Frühmeßbenefiziums Pfaffenhofen ernannte bisherige Schloßkaplan von Seefeld am Ammersee,
Leider entsprachen die Zustände in der Pfarrei nicht dem Frieden im Frühmeßhaus. Wie Kaplan Goßner niederschrieb, streute ein feindseliger Mensch Schlangensamen aus. Goßner meint weiter: "Wir begingen den großen Fehler, die Leute, die immer im größten Ansehen von Frömmigkeit standen und bisher (indirekt) die ganze Pfarrei regiert haben, auf die Armesünderbank zu setzen". So wurden die Gegner immer lauter und verwegener und richteten im September eine Klageschrift an das Bischöfliche Ordinariat in Augsburg. Dieses hoffte durch eine Versetzung des besonders angegriffenen Kaplans Goßner den Frieden in Pfaffenhofen erhalten zu können und beauftragte den Kapitelskammerer, Pfarrer Alois Michler in Aufheim, die Angelegenheit zu untersuchen.
Mit Dekret vom 7.10.1831 wurde Goßner zum Vikar des Frühmeßbenefiziums Behlingen ernannt. Er hielt am 23.10. vormittags in Pfaffenhofen, nachmittags in Kadeltshofen, seine Abschiedspredigt und zog am 26.10. in Behlingen auf. Da auch Anklagen von "Dekan W. in St. und Pfarrer W. in E." gegen Goßner vorlagen, musste dieser sich zur Vernehmung in causa disciplini zum Ordinarlat nach Augsburg begeben. Er brach in Behlingen am 8.12. gleich nach der Frühmesse auf und marschierte zu Fuß auf den, wie er schreibt, sehr schlechten Wegen über Burgau nach Augsburg. Er logierte dort im Gasthof zur Blauen Ente, wurde am 9. und 10. 12. vernommen und erhielt Befehl, alle in Pfaffenhofen gehaltenen Predigten, Christenlehren usw. ans Ordinariat einzusenden.
Von 13. Februar bis 2. März 1832 amtierte eine zweiköpfige, gemeinsam von der Kgl. Kreisregierung und dem Bischöfl. Ordinariat eingesetzte Kommission in Pfaffenhofen. Die beiden Kommissare arbeiteten meist bis 11 Uhr nachts. Es wurde von ihnen alle circa 400 Famillenhäupter der ganzen Pfarrei, und zwar jedes einzeln, vernommen. jeder von Goßner gebrauchte Ausdruck wurde genau nach dem Dogma, Kultus und Disziplin der Katholischen Kirche bemessen und abgewogen. Fast alle legten rühmliche Zeugnisse für Goßner ab und lobten ihn. Negativ äußerten sich nur etwa 20 Familienhäupter, die von vorneherein gegen ihn eingestellt waren.
Goßner war am 11.7.1806 in Seifertshofen, Pfarrei Ebershausen, als Sohn der Wirtsleute Franz Josef Goßner und Creszenz geh. Waltenberger geboren worden. Nach Besuch des Gymnasiums St. Stephan in Augsburg, hatte er Theologie studiert und zwar von Herbst 1825 bis August 1826 an der Universität Würzburg und dann von Herbst 1826 bis Frühjahr 1829 am Lyzeum in Dillingen. Nach seiner Priesterweihe am 12.7.1829 hatte er im August 1829 das Schloßbenefizium des Grafen Törring in Seefeld erhalten.
Nach Abschluss der Untersuchung in Pfaffenhofen begab sich der bischöfliche "Kommissar K." offenbar war es der Generalvikar selbst in die Heimat Goßners nach Seifertshofen und Ebershausen, wo er von 8. 3. bis 10.3.1832 weilte. Die Regierung und das Ordinariat machten sich die Sache nicht leicht. Kurz vor Jahresende 1832 fiel die Entscheidung der Kommissare. Zu ihrer Bekanntmachung begab sich der Kgl. Regierungs-Kommissar, Landrichter Merkle von Illertissen, am 28.12.1832 nach Pfaffenhofen. Hier machte er in Gegenwart der drei beteiligten Geistlichen, der circa 40 Vertreter der Gemeindeverwaltungen und der 24 klagenden Gegner der Geistlichen die Entscheidung der Kommissare bekannt: Die Klagen des F. Hornung und seiner Genossen gegen Pfarrer Leinfelder und die Kapläne Goßner und Fischer wurden als grundlos festgestellt. Die Kläger wurden als Ruhestörer zur Gefängnisstrafe und zur Bezahlung der Kosten in Höhe von 600 Gulden verurteilt.
Aus dem in Sulzbach 1836 erschienenen, 608 Seiten starken Buch "Erinnerungen an Ulrich Goßner" ersieht man, was für eine lautere und ganz in ihrem geistlichen Berufe aufgehende Persönlichkeit Ulrich Goßner war. Man erfährt auch von freundschaftlichen Kontakten, so zu dem in Dillingen jung 1827 verstorbenen Theologiestudenten David Ostertag, Sohn eines Fürstlich Oettingen-Wallersteinischen Kammerrats, ferner 1828 zu dem bedeutenden Maler Konrad Huber in Weissenhorn, der den Titel eines Fürstlich Oettingen'schen Hof- und Kammermalers erhalten hatte, wie auch zu dem Gräflich Törring'schen Gerichtshalter Mayr in Seefeld.
Leider hatte Goßner nicht mehr viel von dem für ihn positiven Ausgang der Untersuchung. Er war lungenkrank geworden und unterm 24.3.1833 wird von einem schlimmen Bluthusten berichtet. Trotz der Krankheit machte er den Pfarrkonkurs in Augsburg mit, den er am 12.5.1833 bestand. Er nahm es noch auf sich, eine Reise nach München zu machen, und zwar im Interesse des studierenden "Sohn M. H. eines sterbenden Vaters". Während seines dortigen Aufenthalts vom 11. bis 16. November 1833 besuchte er noch den todkranken Alumnus des Georgianums Josef Biberacher, welcher noch im gleichen Monat starb. Eine glänzende Rechtfertigung und Genugtuung erhielt der bei der erdrückenden Mehrheit der Pfaffenhofener hochgeschätzte Goßner mit der 1834 erfolgten definitiven Ernennung zum Frühmeßbenefiziaten nicht mehr nur Vikar in Pfaffenhofen. Er hielt am 30. 3. 1834 in Behlingen seine letzte Predigt und wurde am 2. April in Pfaffenhofen erwartet. Seine Krankheit hatte sich aber so verschlimmert, dass er nicht mehr reisen konnte. Betreut von seiner Schwester Katharina erhielt er täglichen Besuch vom Behlinger Pfarrer Joh. Michael Müller und häufig von seinem Freund Kaplan Johann Rinn in Neuburg a.K. Er starb am 10. Mal 1834 und wurde unter Anteilnahme einer großen Anzahl Pfaffenhofer Bürger am 12. Mai in Behlingen beigesetzt. In der überfüllten Pfaffenhofener Pfarrkirche fand am 20. Mai ein eigener Trauergottesdienst statt.
Pfarrer Leinfelder, der das große Verdienst hatte, die Pfarrgemeinde Pfaffenhofen wieder in Ordnung gebracht zu haben, versuchte 1831 die Kuratie Kadeltshofen wieder in größere Anhängigkeit von der Mutterpfarrei zu bringen, was ihm allerdings nicht gelang. Am 6.10.1835 wurde ermittelst Allerhöchsten Reskripts zum Pfarrer von Breitenthal ernannt. Als Pfarrvikar wirkte unterdessen in Pfaffenhofen Kaplan Lenzer. Bei der Ausschreibung der Pfarrei durch die Regierung am 24.12.1835 wurde angegeben, dass die Pfarrei 1773 Seelen umfasse und 3 Schulen besitze. Die Seelsorge unterstützten ein Hilfspriester und der Frühmeßbenefiziat. Die jährlichen Einnahmen der Pfarrpfründe wurden mit 1507 fl. 34 kr. angegeben, wovon Lasten, inkl. der Kosten für den Kaplan, mit 466 fl. abgehen.
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Teil 7
Von den 9 Bewerbern ernannte der König am 28.2.1836 den bisherigen Pfarrer von Biberachzell, Andreas Apprich (* Mögglingen, Württ., 23.10.1803), der am 28.7. die kanonische Investition erhielt. In seiner Amtszeit wurde seit 1848 infolge der Ablösung der Zehentrechte das lose Band zu den Seelsorgestellen Beuren und Kadeltshofen noch lockerer. Die nunmehr nur noch rein formale Zugehörigkeit zur Pfarrei Pfaffenhofen kam durch die Erhebung der beiden Filialen zu Pfarr-Kuratien 1863 endgültig in Wegfall. Die in der Pfarrei Pfaffenhofen wohnenden Protestanten wurden mittelst Ministerialreskripts vom 15.9.1853 in die protestantische Pfarrei Holzschwang umgepfarrt. Der herzkranke Pfarrer Apprich, welcher vom König am 23.10.1857 die Ernennung auf die kleinere Pfarrei Maria Mödingen erhielt, wurde in Pfaffenhofen seit November 1856 durch Pfarrvikare vertreten. Den ersten Vikar Augustin Birle löste im Juli 1857 Kaplan Stelzle ab, der bis zum Aufzug des neuen Pfarrers im Februar 1858 die Pfarrgemeinde pastorierte.
In der Ausschreibung der Regierung vom 29.10.1857 wurde angegeben, dass die Pfarrei 1950 Seelen und 3 Schulen habe. Der Reinertrag der Pfründe wurde infolge geringerer Lasten mit 1102 fl. 33 kr. angegeben. Es liefen 16 Bewerbungen ein. Der König ernannte am 22.1.1858 den bisherigen Pfarrer von Mindelaltheim, Anton Zett (* Gundelfingen 16.10.1815). In Zetts Beurteilung von 1858 hieß es, dass er, im 17. Jahr seiner seelsorgerlichen Tätigkeit stehend, in jeder Beziehung vorzüglich sei. Seine bisherige Pfarrei sei zu klein und deren Einkommen zu gering, zumal er arme Geschwister zu unterstützen habe. Am 25.11.1869 wurde Zett zum Pfarrer von Attenhausen (MM) ernannt. Er amtierte in Pfaffenhofen noch im Dezember 1869, von Januar bis März 1870 wurde die Pfarrei von Priester Joseph Wachter vikariert. In der Ausschreibung der Regierung vom 29. 11. 1869 hieß es, dass die Pfarrei 1871 Seelen zähle und eine Schule habe Beuren und Kadeltshofen gehörten ja nicht mehr dazu ‑, die Einnahmen hatten sich auf 1353 fl. 31 kr. vermindert und die Lasten auf 534 fl. 49 kr. erhöht, so daß nur ein Reinertrag von 818 fl. 42 kr. übrig blieb. Dementsprechend liefen nur 6 Bewerbungen ein. In die engere Wahl kam der bisherige Pfarrer von Balderschwang, Heinrich Maria Zimmerer (* Obergünzburg 14.8.1825). Die Regierung in Augsburg empfahl ihn und führte dabei aus: "Balderschwang ist ein gräuslicher Ort. Im Winter von allem Verkehr vermöge seiner Gebirgslage gänzlich abgeschlossen und im Sommer ist es nicht viel besser. Ein mehrjähriger Aufenthalt an diesem Ort ist daher für jeden Pfarrer eine Zeit großer Entbehrungen." König Ludwig Il. ernannte Zimmerer am 22.2.1870. Dieser blieb nur kurz in Pfaffenhofen, da er am 1.11.1872 seine Ernennung zum Pfarrer in Prittriching (LL) erhielt. Pfarrvikar in Pfaffenhofen war dann vom März bis Juli 1873 Leonhard Einsiedel, welcher vorher die Pfarrei Aufheim vikariert hatte. In der Ausschreibung der Regierung vom 27.2.1873 heißt es, dass die Pfarrei Pfaffenhofen 1704 Seelen, eine Schule und 9 Filialen habe. Die Einkommensverhältnisse wurden wie 1869 angegeben. Von Interesse ist, was weiter ausgeführt wurde: "Zur Zeit sind wegen Errichtung einer Kaplanei-Expositur für die im Bibertal liegenden Filialorte Ettlishofen, Silheim, Raunertshofen und Hetschwang Verhandlungen im Laufe. Daher hat der künftige Pfründebesitzer in Pfaffenhofen die mit der etwaigen Verwirklichung dieses Projekts eintretenden Veränderungen an den Verhältnissen und Einkünften der Pfarrei sich gefallen zu lassen." Von den 8 Bewerbern erhielt die Pfarrei am 22.6.1873 der bisherige Kaplanei-Benefiziat in Wertingen, Carl Mayer (*Winzer 25.2.1832), welcher sie im August antrat. Dass in den Beurteilungen im 1871 begründeten Deutschen Reich nunmehr auch politische Momente eine Rolle spielten, ist aus der im März 1873 erstellten Beurteilung Mayers zu ersehen, in der es u.a. heißt: "Vorzüglich bzw. ausgezeichnet. Sein Verhalten in politischer Beziehung ist nicht zu tadeln. Hat sich an keiner Agitation beteiligt und ist auch nicht einmal Mitglied eines politischen Vereins." Auch Mayer war nur relativ kurz in Pfaffenhofen. Der König ernannte ihn am 29.5.1879 zum Pfarrer in Oberfahlheim, so dass er im gleichen Kapitel Weißenhorn verblieb. 1875 war die schon 1873 projektierte Kaplanei-Expositur Ettlishofen errichtet worden.
Die Pfarrei Pfaffenhofen wurde von der Regierung am 6.6.1879 ausgeschrieben. Das jährliche Einkommen wurde nun nach der Umstellung von der Gulden auf die Mark-Währung in M angegeben mit Einnahmen 2031,66 M, weniger 493,43 M Lasten, also Reinertrag im Jahr 1538,23 M. Es meldeten sich 7 Bewerber, darunter der seit 27.3.1872 in Beuren als Pfarrkurat tätige Felix Kircher. Ernannt wurde aber mit AH. Reskript vom 19.10.1879 (investiert 13.11.) der bisherige Pfarrer von Echlishausen, Otto Schwarz (* Burgheim 16.11.1840), der im Juni 1879, wie folgt, beurteilt worden war: "Hat sich als Pfarrer und Lokal-Schulinspektor in Echlishausen sehr bewährt und bietet daher größte Bürgschaft, dass er den schwierigen Aufgaben in Pfaffenhofen vollständig gewachsen ist." Nach 10jährigem Wirken in seiner neuen Pfarrei wurde Schwarz vom Prinzregenten Luitpold am 2.5.1889 zum Pfarrer in Dinkelscherben ernannt. In der nun notwendigen Ausschreibung der Pfarrei Pfaffenhofen gab die Regierung am 1.7.1889 die Einwohnerzahl mit 1808 an. Die Einnahmen waren auf 2100,11 M bei gleichbleibenden Ausgaben gestiegen, so dass ein jährlicher Reinertrag von 1606,68 M blieb. Dazu kam nunmehr ein jährlicher Staatszuschuß von 461,74 M. Von den 2 Bewerbern wurde der bisherige Pfarrer von Bayerdilling, Michael Vogel (* Megesheim 6.4.1851), am 15.8.1889 vom Prinzregenten ernannt. Seine Beurteilung und die Stellungnahme der Regierung vom August 1889 ist auch hinsichtlich der damaligen wirtschaftlichen Situation des Klerus interessant: "Vorzüglich, bzw. ausgezeichnet. Er wünscht von der Pfarrei Bayerdilling, welche eine sogenannte Ökonomiepfarrei ist, abzukommen, weil er die Gründe seiner Pfründe, weil zu weit entlegen, nicht verpachten kann und somit zum Selbstbetriebe gezwungen ist, wodurch er nur Aussicht habe, in Schulden zu geraten. Auch ist ihm der fernere Aufenthalt in Bayerdilling dadurch verleidet, weil das Pfarrhaus auf einem hohen Berg gelegen den Stürmen völlig preisgegeben ist. Zudem ist es wegen seiner Feuchtigkeit in allen Wohnräumen, namentlich im Winter, für die Gesundheit höchst nachteilig." Nur knapp 4 Jahre war Pfarrer Vogel in Pfaffenhofen a. d. Roth, er wurde am 9. 6.1893 Pfarrer von Bachhagel (DLG) und starb am 5. 4. 1925 als Spitalbenefiziant in Pfaffenhofen a. d. Ihn.
In der Ausschreibung der Regierung vom 10.7.1893, mit angegebener Einwohnerzahl der Pfarrei von 1845 Seelen, war das Einkommen der Pfarrei wie 1889 angegeben. Es meldete sich zunächst nur ein vom Ordinariat für nicht geeignet gehaltener Bewerber. Auf eine zweite Ausschreibung meldeten sich zwei Bewerber, von den der Expositus von Sibrazhofen (KE), Georg Batscheider (* Memmingen 26.1.1863) am 28.3.1894 die Ernennung erhielt und bis 1900 wirkte. Zu den bisherigen ährlichen Einkünften des Pfarrers kam nun 1894 noch eine Summe von 99,23 M dazu aus den Erträgnissen der seit 1878 gestifteten Jahrtage. Als die Stelle im Jahre 1900 erneut ausgeschrieben wurde, hatte sich das Einkommen nochmals verbessert. Zu den Erträgnissen von 1927,27 M kamen noch die Jahrtagszinsen von 116,53 M und eine erhöhte staatliche Aufbesserung von 566,16 M. Nach Abzug der Lasten mit 493,43 M. blieb ein Reinertrag von jährlich 2116,53 M. Der einzige Bewerber, der auch am 23.8.1900 auf die Pfarrei ernannt wurde, war der Benefiziums-Vikar in Ichenhausen, Franz Seraph Haltenberger (* Burg 7.10.1870). Er hat sich um Pfaffenhofen sehr verdient gemacht und erhielt auch die Ehrenbürgerwürde des Markts. Als er Pfaffenhofen verließ, um im Dezember 1921 Pfarrer in Gundremmingen zu werden, hatten sich unterdessen die staatsrechtlichen Verhältnisse in Bayern infolge der Revolution von 1918 grundlegend geändert. Es verging einige Zeit, bis ein Nachfolger gefunden war. Der zunächst vorgesehene und bereits am 30.3.1922 ernannte Anton Platz, Pfarrer zu Ollarzried, bat am 7.4.1922 um Enthebung vom Antritt. Daraufhin brachte am 10. 5. 1922 die Regierung in Augsburg im Einvernehmen mit dem Ordinariat drei Kandidaten in Vorschlag, alles sehr befähigte Geistliche. An 1. Stelle den Pfarrer Josef Bader (* Waltenhausen 9. 4. 1879) in Sinning, 2. den Benefiziaten Alexius Schilcher in Weißenhorn, der später Pfarrer von Schlingen (KFB) wurde, 3. den Kaplan Franz Josef Endres in Scheidegg, der später Pfarrer von Unterreitnau (LI) wurde. Das Staatsministerium für Unterricht und Kultus, das nun zunächst die bisher dem Könige zustehenden Rechte wahrnahm, ernannte Bader am 21. 5. 1922 zum Pfarrer von Pfaffenhofen. In seiner Amtszeit wurde vom Bischöflichen Ordinariat die Umpfarrung der Anhofer Mühle aus dem Expositursprengel Anhofen der Pfarrei Großkissendorf in den Expositurbezirk Ettlishofen der Pfarrei Pfaffenhofen vorgenommen, wie die Regierung von Schwaben am 13. 5. 1930 dem Staatsministerium für Unterricht und Kultus berichtete. Pfarrer Bader wurde 1942 schwer krank und starb am 4.7.1943. Während dieser seiner letzten Krankheit vertrat ihn ab September 1942 der Pfarrer von Attenhofen, Leonhard Fingerle, welcher dann zuletzt bis 31. 8. 1943 als Vicarius substitutus bestellt war.
In der Zeit seines Nachfolgers Martin Humpf (* Zipplingen, Württ., 9.9.1907), vorher Pfarrvikar in Walda (ND), der am 19.8,1943 die kanonische Institution erhielt, gab es für die Pfarrei wohl die größten positiven Veränderungen seit ihrer Begründung. Beim silbernen Priesterjubiläum Pfarrer Humpfs, das am Sonntag nach Peter und Paul, 2.7.1960, gefeiert wurde, wurde in der Öffentlichkeit seiner Verdienste gedacht. Von diesen seien nur erwähnt die Erweiterung und Renovierung der Kirche, die Erbauung der Kapelle Marienfried, Einrichtung eines Jugendheims, Anschaffung neuer Glocken, Errichtung eines Leichenhauses und Erstellung eines Pfarrkindergartens. 1960 wurde weiter erwähnt, dass in den letzten Jahren nicht weniger als neun Ordensberufe und 2 Priesterberufe aus der Pfarrei Pfaffenhofen hervorgegangen sind. Vielleicht war es eine Fügung, dass der Lehrer Pfarrer Humpfs, Monsignore Thaddäus Hornung (* Biberach, NU, 15.6.1876), Inspektor des Bischöflichen Knabenseminars in Dillingen, mit seinen zahlreichen Kontakten nach Pfaffenhofen seinem Schüler schon früh dessen späteren Wirkungskreis im Landkreis Neu-Ulm bekannt machte. Als letzte große Leistungen Pfarrer Humpfs, der mit dem Titel Geistlicher Rat und dem Ehrenbürgerrecht des Markts geehrt wurde, sind der weitere Ausbau von Marienfried und vor allem der in seinem vorletzten Amtsjahr 1975 erfolgte Bau des Pfarrgemeindeheims hervorzuheben. Mit dem Ruhestand Pfarrer Humpfs ab 31.8.1976 ist keineswegs Ruhe verbunden, da der Jubilar seitdem mit Benefiziumsauftrag unermüdlich in Marienfried weiterarbeitet und auch derzeit die Pfarrei Wallenhausen-Biberberg versieht. In seiner Amtszeit sind mehrere Priester aus der Pfarrgemeinde Pfaffenhofen hervorgegangen: Herbert Loska, *Breslau 29.7.1931, ordiniert 13.5.1956, jetzt Pfarrer in Buchenberg; Jakob Eberle, * Diepertshofen 27.10.1926, ordiniert 21.6.1964, jetzt Stadtpfarrer und Dekan in Neu-Ulm; Max Stetter, * Pfaffenhofen 16.12.1939, Sohn des + Bürgermeisters Meinrad Stetter, ordiniert 26.6.1966, derzeit in der Mission in Afrika tätig.
Seit dem 1.9.1976 ist Rudolf Klaus (* Wertach 6.11.1942), vorher Benefiziumsvikar in Weißenhorn, Pfarrer von Pfaffenhofen. Ihm wurde ab 1.1.1978 zusätzlich auch die Seelsorge in der zur Pfarrei Oberhausen gehörigen Filiale Niederhausen übertragen.
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Die Pfarrkirche St. Martin
Mitten im Markt, bis 1850 im Süden und Westen vom Friedhof umgeben, liegt die Pfarrkirche St. Martin. Sie führt heute die Hausnummer Kirchplatz 7 (früher die Hausnummer 43) und ist in den Katasterplänen mit Flurstück (Plannurnmer) 17 bezeichnet.
Die heute stehende Kirche ist natürlich nicht der hier errichtete ursprüngliche erste Bau, sondern wahrscheinlich der dritte an dieser Stelle. Sie stammt in ihren ältesten Teilen spätestens aus der Zeit von 1374/1400. Denn es wurden bei der letzten Renovierung 1958 an der Westseite des Chorbogens zwei aus dieser Zeit stammende Fresken freigelegt. Sie stellen dar: links St. Martin zu Pferd mit dem Bettler, und rechts Kreuzigung Christi und der Schächer. Eine gotische Umgestaltung erfuhr die Kirche etwa 1450/1470 mit Verbreiterung des Langhauses, polygonalem Chorschluß und dein quadratischen ungegliederten Unterteil des nördlich im Winkel von Chor und Langhaus errichteten Turms. Von dieser Umgestaltung geben Zeugnis Portale und Fenster, welche bei der Kirchenerweiterung 1958 entdeckt wurden. Ein spitzbogiges gotisches Gewände aus Tuffstein, das ursprünglich zu einem Seiteneingang im Süden des Chorbogens gehörte, wurde 1958 in der östlichen Achse der Nordwand als Sakristeieingang eingemauert. Aus der gleichen Zeit um 1490/1500 stammen zwei gefasste Holzfiguren, eine Pieta, heute am modernen Hochaltar, die aber angeblich nicht aus der alten Pfaffenhofener Pfarrkirche ist, sondern aus der Heilig-Geist-Kirche von Weißenhorn stammen soll; ferner ein ehemals außen am Chorscheitel befindliches Kruzifix, heute an der Langhaus-Südwand.
Aus dem 16. und 17. Jahrhundert liegen folgende Nachrichten über die Pfarrkirche vor: 1575 wird sie neben Weißenhorn, Illerberg, Wullenstetten und Holzheim zu den Ecclesiae majores, also zu den großen Kirchen des Kapitels Weißenhorn gezählt, es heißt, sie sei "ganz wohl erbauen". Auch wird erwähnt, dass 3 Kelche, 5 Meßgewänder und 4 Meßbücher, desgleichen 4 Altäre, von denen einer im Schmalkaldischen Krieg 1552 entweiht worden ist, vorhanden seien. Auch 1594 wird erwähnt, dass dieser vierte Altar nicht konsekriert seil der Hochaltar sei der Muttergottes, der zweite St. Katharina und der dritte St. Anna geweiht. 1611 wird getadelt, dass in der Kirche die Feuerkübel aufbewahrt werden. 1622 wird bemerkt, die Kirche sei geräumig und geziert. In der Schlußzeit des dreißigjährigen Krieges wird die Kirche 1642 als arm bezeichnet, auch seien wenig Paramente vorhanden, und 1644 heißt es, das baufällige Dach sei jetzt ausgebessert worden. Elf Jahre nach Kriegsende 1659 sind 3 Altäre vorhanden, alle beschädigt. Der nicht konsekrierte ist also unterdessen entfernt worden, es dürfte sich um den Kreuzaltar gehandelt haben, von dem später noch einmal die Rede ist. Die Dachreparatut im Krieg 1644 scheint notgedrungen recht provisorisch gewesen zu sein, denn 1661 wird das Dach wieder als ganz schadhaft befunden.
1675 wurden auf das oberste Geschoß des Unterteils des Turms durch Maurermeister Christoph Weigel von Ursberg zwei Obergeschosse aufgesetzt, das untere derselben quadratisch, etwas vorkragend über einem Fries von rundbogigen Konsolen, und das obere achteckig. Die zwei Heiligenpfleger waren damals der Obervogt Beller und der Bauer Hans Sailer in Pfaffenhofen. 1681 stiftet Jakob Schütz von Pfaffenhofen 100 fl., damit am Sonntag nach der Vesper eine Litanei von Unserer Lieben Frau samt einem Salve Regina gehalten werde. 1683 heißt es, die Kirche sei in altem Stand, 1687 die 3 Altäre seien zwar alt, aber renoviert. 1692 wurde der Knopf des Kirchturms durch den Maurer Hans Grünberger von Volkertshofen ausgebessert, damals war neben dem Obervogt Beller der Wirt Ludwig Wauthier von Pfaffenhofen Kirchenpfleger. 1699 (nicht 1690) wurde die bisher im Untergeschoß des Turms befindliche Sakristei in einen neugeschaffenen Anbau im Winkel von Chor und Turm verlegt. 1726 erhielt Pfarrer Lindenmayer einen Kreuzpartikel in Kupferbehältnis, den ihm Kapuziner der tirolischen Provinz aus Rom beschafft hatten. Der Pfarrer beabsichtigte, den einstigen Kreuzaltar, der in der Mitte der Kirche gestanden hatte, wieder aufrichten zu lassen. Dies kam aber nicht zur Ausführung, da das Ordinariat Bedenken hatte, den Blick auf den Hochaltar dadurch beeinträchtigen zu lassen.
Da die Kirche für die nun im Zeitalter von drei Generationen nach dem dreißigjährigen Krieg stark angewachsene Pfarrgemeinde zu klein geworden war, wurde sie 1727/1728 vergrößert. Das Langhaus wurde nach Westen um 10 Schuh, also etwa um 3 Meter verlängert und eine Flachdecke eingezogen. Gleichzeitig wurde sie mit dem vorwiegend weiß auf rosa gehaltenem Stuck mit reichem Bandelwerk, Rankenwerk, gittergefüllten Kartuschen, Blumenrosetten und Blumenfestons barock umgestaltet. Für den Chor fertigte damals Joh. Jakob Kuen (* 1681, lebt noch 1756) aus Weißenhorn zwei Deckengemälde: Im östlichen Teil Verehrung des Altarsakraments durch Engel, im westlichen die Dreifaltigkeit. Kuen brachte damals auch die Wappen der Fugger-Linien Fugger-Weißenhorn und Fugger-Kirchberg in den Zwickeln der Westseite in ovalen Stuckrahmen an. Ebenso wurde er für die Ausmalung der 1727 als rundbogig zum Chor sich öffnend angebauten Elisabethkapelle herangezogen. Neben vier Deckengemälden aus dem Leben der Hl. Elisabeth schuf er noch das Bild eines Blumengartens und als für die Ortsgeschichte interessanteste Darstellung ein Gemälde mit der Inschrift "Lucet et ornat", welches Pfaffenhofen mit seiner Kirche zeigt, über die aus dem Himmel eine schützende Hand greift. In einem Bericht an das Ordinarlat über die Vollendung der Baumaßnahmen vom Juni 1728 kritisierte Dekan Günzer, Pfarrer von Wullenstetten, den Obervogt. Dieser habe die ganze Reparationss ache auf sich genommen, es zeige sich aber, dass er "ein und anderes, so unnötig gewesen wäre", hineingemacht habe. Wahrscheinlich sind damit die sicher nicht ganz billigen zwei ersten Deckengemälde von Joh. Jakob Kuen gemeint. Wir dürfen heute froh sein, dass der Jurist Schieß sich mit so gutem künstlerischem Geschmack der Kirchenausstattung angenommen hat.
Statt der am 23.6.1739 durch einen Blitz zerstörten Helmstange des Kirchturms wurde am 1.7.1741 (nicht 1739!) unter Abheben des Turmknopfs eine neue angebracht. Dies geschah durch den Zimmermann Johann Billmayer. Kirchenpfleger waren damals der Amtmann Joseph Antom Leo und der Wirt und Gerichtsverwandte Mattheis Wann. Diese beiden waren auch maßgebend für die 1742 erfolgte Stiftung einer Orgel in der Kirche, worüber Pfarrer Braisch nicht erfreut war. So sah sich das Gräflich fuggersche Herrschaftsgericht Weißenhorn, als es am 25.6.1742 wegen geplanter Kirchweihverlegung mit dem Ordinariat korrespondierte, genötigt, hinzuzufügen, Pfarrer Braisch möge veranlaßt werden, doch wenigstens an Sonn- und Feiertagen zum Trost der Stifter und der Pfarrkinder die Orgel unter dem Gottesdienst spielen zu lassen, und ihr nicht zum Trotz derer, die wider seinen Willen die Orgel angeschafft haben, ein ewiges Stillschweigen auferlegen. Es sei bei dieser Gelegenheit erwähnt, dass bis zur allgemeinen Festlegung der Kirchweih auf den 3. Sonntag im Oktober die Pfaffenhofener Kirchweih am Sonntag nach Peter und Paul gefeiert wurde.
Die 1 740er Jahre sahen in der Pfarrei zahlreiche spendenfreudige Pfarrkinder. So wurden 1748 vier neue Altäre angeschafft, welche am 14.9.1748 von Weihbischof Joh. Jakob Mayer (1677-1749), Titular‑Bischof von Pergamon, konsekriert wurden. Der Hochaltar war der Hl. Katharina geweiht, der zweite der Mutter Gottes, der dritte der Hl. Elisabeth und der vierte der Hl. Mutter Anna. Leider sind diese Altäre nebst der Kanzel von 1748 einer unglücklichen Kirchenrestaurierung von 1831 zum Opfer gefallen, Letztere wird als "wohlgezierte Kanzel von Bildhauerarbeit mit Figuren und mit Zieraten vergoldet" beschrieben. In diese Zeit um 1748 muss auch die seinerzeit beim Umbau 172711728 offenbar aus Geldmangel nicht mehr mögliche und nun nachgeholte Ausmalung des Langhauses durch Joh. Jakob Kuen fallen. Dieser schuf neun Deckengemälde mit Szenen aus den Legenden des Hl. Martin und der Hl. Katharina. 1756 stiftete Katharina Schreiber von Erbishofen 100 fl. zum Abhalten eines Rosenkranzes in der AllerseelenOktav. Pfarrer Braisch vereitelte mit Erfolg die ursprüngliche Absicht der Stifterin, den Benefiziaten diesen Rosenkranz halten zu lassen. Weil die mit Schindeln bedeckte Turmkuppel ganz ruinös war, wurde im Juni 1761 Heiligenpfleger waren damals der Wirt der Inneren Taferne Michael Huber und der Ehaft Schmied Johann Ochs nach einem Entwurf ("Riß") des Baumeisters Joh. Georg Hitzelberger aus Ziemetshausen dem Turm ein neuer geschwungener Helm aufgesetzt. Dieser besteht aus zwei sich verjüngenden, durch ein gekehltes Zwischenglied getrennten achtkantigen Zwiebelhauben und einer Spitze über ausladendem Wulst (Knopf). Die beteiligten Handwerker waren Zimmermeister Jonas Gallbronner von Ettlishofen und Spenglermeister Joseph Thalweiner (?) von Weißenhorn.
Am 29.3.1815 wurde das Kreuz auf dem Turmknopf durch Sturmwind abgerissen. Nach Reparatur wurde es am 19.10.1815 durch Maurermeister Joseph Bausch und den Bartholomäus Kropf, beide aus Grafertshofen, wieder aufgebracht und befestigt. Heiligenpfleger waren 1815 der gräfliche Jäger Joh. Nepomuk Hölzle und der Bauer Michael Wolf, beide von Pfaffenhofen.
Der Zeitströmung entsprechend kam im 19. Jahrhundert Unheil über die bisher so schöne Kirche. 1831 wurden die alten Altäre durch klassizistische ersetzt, welche wiederum 1869 bzw. 1893 neuromanischen Altären weichen mussten. Das gleiche Geschick brach über die Kanzel herein. 1870 wurde die Turmkuppel erneut schadhaft. Sie wurde nun mit Blech verschalt und der Knopf vergoldet. In der Urkunde über diese Arbeit vom 21.7.1870, welche wie die früheren Urkunden von 1675,1692, 1741, 1761 und 1815 in den Turmknopf eingelegt wurde, wird mitgeteilt, dass die Spenglerarbeit 426 fl. kostete und von Meister Johann Wersching von Weißenhorn und dessen Sohn Julius ausgeführt wurde. Die Kosten der Zimmererarbeit beliefen sich auf 100 fl. Sie hatte Zimmermeister Anton Mayer in Volkertshofen mit Sohn August übernommen. Es wurde jetzt 1870 auch eine Liste der Stiftungsräte, das heißt der Mitglieder der Kirchenverwaltung beigefügt: Es waren dies: Aus Pfaffenhofen der Bauer und Gastgeber Ludwig Mahler (Großvater Hermann Köhl's) und der Ölmüller Philipp Rueß, aus Berg Andreas Zwiebel, aus Erbishofen Johann Regenbogen, aus Raunertshofen Xaver Fasold, aus Roth Andreas Imbiel und aus Volkertshofen Johann Pfister. 1893 wurde eine Lourdesgruppe an das Nordportal der Kirche angefügt. 1902 wurden umfassende Reparaturen, vor allem am Kirchturm vorgenommen. In der von Pfarrer Haltenberger, Bürgermeister Lehner und Pfleger Johann Glöggler unterfertigten Urkunde vom 19.9.1902, welche zu den anderen in den Turmknopf gelegt wurde, wird berichtet: Die gegenwärtige Hauptreparatur am Äußeren der Kirche kommt auf 700 M, die aus dem Kultusbaufond bezahlt werden. Die Maurerarbeiten wurden von den Maurermeistern Johann Lohr von Roth und Johann Weilbach von Kadeltshofen durchgeführt. Das meist morsche Gebälk der Kuppel wurde von Zimmermeister Matthäus Mayer von Pfaffenhofen ersetzt. Die Spenglerarbeit umfaßte die Erneuerung der Kuppel und des Blitzableiters mit Anfertigung einer Kupferblechbedachung durch den Spenglermeister Matthias Kast von Pfaffenhofen. Die Vergoldung des Turrnknopfes und die Anstreicharbeiten an den Zifferblättern der Uhr etc. wurden von dem auch als Lackierer geschickten Bürgermeister Josef Lehner, die Schlosserarbeit von Schlossermeister Schwegler übernommen. Statt einer Liste der Kirchenverwaltungsmitglieder hatte Pfarrer Haltenberger der Urkunde längere Ausführungen über die politische, religiöse und soziale Situation seiner Zeit beigegeben. Erwähnt sei daraus: "Was die äußerliche Lebensweise des Volkes betrifft, so ist darüber wenig zu sagen. Die Kleidung ist modern, von einer Tracht keine Spur mehr. Der (Eß-)Tisch des Volkes ist einfach, bei manchen wohl zu einfach. Leider ist der Alkoholgenuß ein übermäßiger."
1949 erfolgte ein Umbau der Orgel durch Gebrüder Sandtner in Steinheim bei Dillingen. Deren Abnahme erfolgte am 7.8.1949 mittelst Prüfung durch den Orgelsachverständigen Anton Göttler von Augsburg. Bald nach Ende des zweiten Weltkriegs erhöhte sich die Seelenzahl der Pfarrgemeinde durch den Zustrom von Heimatvertriebenen fast auf das doppelte. Eine der Folgen war auch drückende Raumnot in der Pfarrkirche. Eine Aufzeichnung vom 27.11.1956 berichtet: Die Kirche ist jetzt mit 300 qm Grundfläche und 312 Sitzplätzen, fast alle für Frauen und Mädchen, viel zu klein. Für die Männer und Jungmänner sowie den Kirchenchor stehen 2 Emporen zur Verfügung. Die untere Empore wird zum größten Teil vom Kirchenchor beansprucht. Die obere Empore, im Volksmund "Bockstall" genannt, steht für die Jungmänner zur Verfügung. Die 240 Kinder sind in der Kirche auf engstem Raum von 50 qm zusammengedrängt. Diese unhaltbaren Zustände veranlassten den tatkräftigen Pfarrer Humpf, seine ganze Energie daran zu setzen, eine grundlegende Erneuerung und Erweiterung der Pfarrkirche durchzusetzen. Diese erfolgte in den Jahren 1958/1959. Die ganze neuromanische Einrichtung wurde entfernt. Der Hochaltar wurde unter den Chorbogen gestellt. Der Sakramentsaltar blieb im Ostchor, über ihm wurde das große gotische Kreuz von circa 1510 angebracht. Die Elisabethenkapelle wurde Taufkapelle. An ihrem Altar fand die gotische Madonna, eine bemerkenswerte Arbeit aus Holz vom Ende des 15. Jahrhunderts, einen würdigen Platz.
Die größte Veränderung erfuhr das alte Gotteshaus durch Anbau eines südlichen und nördlichen Rundbaues, einer glücklichen Idee des den Umbau planenden Architekten Thomas Wechs von Augsburg. Über diesen Rundbauten erheben sich 25 Meter hohe Kuppeln. Die Einbeziehung derselben in das Langhaus erfolgte durch Ausbruch der Nord- und Südwände in einer Breite von 12,50 Metern und einer Höhe von 3,50 Metern. Nach Westen wurde das Langhaus um 5 Meter erweitert. Die alte, auf zwei Holzsäulen ruhende Doppelempore wurde durch eine neue freitragende Betonempore ersetzt. Infolge dieser Erweiterung und Erneuerung bietet die alte St. Martinskirche wie durch den steinernen Altar unter dem Chorbogen und die beiden von Kunstmaler Walther Senf (München) restaurierten und zu querrechteckiger Form ergänzten Fresken aus dem letzten Viertel des 14. Jahrhunderts zu beiden Seiten des Chorbogens ein völlig verändertes Bild. Indessen darf der Versuch, hier eine Verbindung zwischen barockem Stil und der Gegenwart herzustellen, als gelungen bezeichnet werden. Für die Seelsorge wichtig ist, dass die Erweiterung von 1958/ 1959 einen doppelt so großen Kirchenraum wie bisher schuf.
Über die Vorgeschichte und den Verlauf des Umbaus 1958/1959 der Pfarrkirche sei einiges aus drei Veröffentlichungen der Neu-Ulmer Zeitung wiedergegeben:
15.3.1958. Die Pfarrkirche St. Martin mit 300 qm Grundfläche ist für die fast 2200 Seelen der fünf Gemeinden Pfaffenhofen, Volkertshofen, Erbishofen, Roth und Berg zu klein. Seit 1956 wurden bereits Überlegungen hinsichtlich Erweiterung angestellt, die jetzt in einer Versammlung am 16.3.1958 im Seitz-Saal öffentlich behandelt werden sollen. Das Landesamt für Denkmalpflege verlangt Erhaltung der prächtigen Stuckdecke des Schiffs mit den wertvollen Kuen-Bildern samt dem zugehörigen Wandpilastersystem. Es besteht eine Planung des Kirchenarchitekten Thomas Wechs (Augsburg) mit Erweiterung der Kirche auf 600 Sitzplätze durch Errichtung von zwei an das Schiff nach Norden und Süden angegliederten Rundbauten, welche mit Kuppeln und Laternen gekrönt werden sollen. Ferner soll das Schiff in 7 Meter Breite nach Westen verlängert werden. Durch Schaffung eines neuen Altarraumes westlich des Chorbogens oder unter dem Chorbogen wird eine Zentralisierung der erweiterten Kirche zum neuen Hochaltar hin erzielt. Der etwa 10 Meter breite Mauerausbruch auf der Süd- und Nordseite des Schiffs, der die angegliederten Rundbauten mit dem Kirchenschiff verbindet, ist so gehalten, dass nichts von den künstlerischen Werten der alten Kirche verloren geht.
22. 3, 1958. Nach Bericht über die Baugeschichte der Kirche (Turmerhöhung von 1675, Barockisierung und Verlängerung des Kirchenschiffs um 10 Fuß und Anbau der Elisabethenkapelle 1727/28, wodurch 40 qm gewonnen) wird die Kirchenerweiterung beschlossen. Kosten 350 000 DM, einschließlich Erneuerungsarbeiten am Kirchendach und Umfassungsmauer am Kirchenplatz. Gründung eines Kirchenbauvereins. Kirchenpfleger: Bürgermeister Josef Braun von Volkertshofen.
11. 10. 1958. Seit vier Monaten arbeitet die Baufirma Josef Hebel (Memmingen) an der Pfarrkirche mit etwa 20 Mann. Erdbewegung für Westbau und die dazu nötige 8 Meter hohe Stützmauer. Für die 9 Meter nach Westen greifende und 8 Meter in die Tiefe reichende Erweiterung beträchtliche Fundamentierungsarbeiten. Darin doppelgeschossige Keller, der tiefere gehört dem Angrenzer, der höher gelegene der Pfarrkirche, Einbau von acht mächtigen, 12 Meter langen und 2 1/2 Tonnen schweren Eisenschienen in die Nord- und Südwand in 4,40 Meter Höhe. Dann konnte der unter den Schienen befindliche Teil der Mauern abgebrochen werden. Dabei in 4,75 Meter Entfernung vom Chorbogen Fund von zwei gotischen Portalen, das südliche aus gelbem Sandstein leider völlig zerstört, das nördliche aus hartem Kalkstein wird an geeigneter Stelle eingebaut werden. Ferner Entdeckung von Fresken am Chorbogen. Beweis, dass die Kirche aus dem 14. oder 15. Jahrhundert stammt.
Während der Bauarbeiten wurde unter der Kanzel die Grabplatte des aus Dillingen gebürtigen M. Joseph Lindenmayer gefunden, die einst dessen Gruft bedeckte. Er war 33 Jahre lang hier Pfarrer gewesen und starb am 2.2.1731. jetzt befindet sich die Platte in der Elisabethkapelle, leider vom Altar großenteils verdeckt. Ein anderer Grabstein, eine Sandsteinreliefplatte ist außen an der Wand des 1958 errichteten südlichen Kuppelbaus angebracht. Er ist dem Martin Frickh, Wirt zu Pfaffenhofen (+ 1586), und seinem Bruder Hans Frickh, Diener der Fugger in Madrid (+1589), gewidmet. Unter den Personalien der beiden ist das Familienwappen und darunter die Inschrift: Disen Grabstain hab ich Georg Frickh meinem lieben Vatter und Vetter (= Vatersbruder) zur Gedechtnus in Augspurg machen lassen Anno 1603.
Der Pfarrgottesdienst wurde während des Umbaus zuerst im Saal Seitz (Innere Taferne), dann seit September 1958 im Saal der Äußeren Taferne gehalten. Zum Kirchenbau hatte die Pfarrgemeinde pauschal mit 100 000 DM, ferner mit 2/3 der Kosten des Turmhelms = 24000 DM und mit 7000 für Grundstückskosten beizutragen. Die Kosten der Inneneinrichtung mit 91000 DM trafen sie allein. Der Opferwilligkeit der Pfarrangehörigen war es zu verdanken, dass 1959 bzw. in den nächsten Jahren diese Summen aufgebracht werden konnten.
Die in den Turmknopf eingelegte Urkunde besagt, dass die Bauarbeiten an der Kirche vom 1.7.1958 bis zum 15. 11. 1959 nach den Plänen des Architekten Thomas Wechs unter dem Diözesanbaumeister Eduard Link und Baurat Müller (Augsburg) und dem örtlichen Bauleiter Architekt Wolfgang Schmidl, hinsichtlich der Beton‑ und Mauerarbeiten durch die Arbeitsgemeinschaft Josef Hebel Memmingen und Josef Eberhardinger Pfaffenhofen, durchgeführt wurde. An Firmen aus dem heutigen Landkreis Neu-Ulm waren beteiligt: Zimmerer‑ und Schreiner‑Arbeit Michael Miller Pfaffenhofen, Moritz Höld Roth und Franz Broll Volkertshofen, mit Verputzarbeiten Wiedemann Neu‑Ulm, Spenglerarbeiten Reitzle Pfaffenhofen, Schlosserarbeiten Konrad Kapfer Volkertshofen, Elektroarbeiten Franz Xaver Baur Weißenhorn und Überlandwerk Neu‑Ulm Zweigstelle Pfaffenhofen (H. Winzösch), Malerarbeiten Gebrüder Heinle Weißenhorn, Bestuhlung Franz Kögl Illertissen. Erwähnt sei noch, dass der Altarstein aus Treuchtlingen kam und die Massivstufen zu den Eingangsportalen aus Floß (Opf.) geliefert wurden. Der von Pfarrer Martin Humpf geleiteten Kirchenverwaltung gehörten 1959 die folgenden 12 Mitglieder an: Aus Pfaffenhofen Bürgermeister Meinrad Stetter, Josef Junginger, Alois Wöhrle, Johann Lehner und Matthias Kast, aus Berg Leonhard Walz, aus Diepertshofen Leonhard Schiele und Johann Mack, aus Erbishofen Bürgermeister Max Dirr, aus Roth Albert Keder, aus Volkertshofen Bürgermeister Josef Braun und Franz Spiegler.
Die Reihe der Feierlichkeiten wurde mit der Einweihung des neuen Kriegerdenkmals am 22.11.1959 eröffnet. Es folgt eine mit dem 28.11.1959 begonnene religiöse Woche, welche der Pallottinerpater Franz Betzler hielt. Der festliche Weiheakt der unter behutsamer Schonung und Renovierung der Barockausstattung glücklich und vorbildlich neugestalteten Pfarrkirche fand durch den Oberhirten der Diözese, Bischof Dr. Josef Freundorfer, am 3. Adventsonntag, 13.12.1959 statt. Im Bericht des St. Ulrichsblattes über die Einweihung ist das Innere des Gotteshauses, wie folgt, beschrieben: Der neue Hauptaltar der Kirche, ein auf 2 Steinsockeln ruhender 2 1/2 Tonnen schwerer wuchtiger Altartisch aus Juramarmor, wurde unter den Chorbogen gestellt und bildet den Mittelpunkt des Raumes. Auf ihn hin sind die vier Räume der Kirche konzentriert. Ungehinderte Sicht zum Altar ist von allen Sitzplätzen gegeben, entsprechend der volksliturgischen Bewegung, welche die Gläubigen um den Altar scharen und zur aktiven Teilnahme am liturgischen Beten und Opfern erziehen will. Am eindrucksvollsten ist der Blick vom Langhaus zum Altar, dessen Wirkung durch die beiden neuentdeckten Fresken noch erhöht wird. Der Ostchor vermittelt durch seine Lichtfülle und den Reichtum seiner Stukkaturen und Farben etwas vom Jubel der Gottesfreude. An der Stelle des einstigen Hochaltares ist ein lebensgroßes ausdrucksvolles gotisches Kruzifix angebracht.
Der Stuck in der Pfarrkirche wurde 1981 nach der nunmehr festgestellten ältesten Fassung restauriert, wodurch die Farbgebung von 1959 etwas verändert wurde. Die Arbeiten, welche am 1.9.1981 beendet waren, hatte die Firma Wolfram Kronwitter (Günzburg) übernommen. Der feierliche erste Gottesdienst in dem erneuerten Gotteshaus wurde am 13.9.1981 gehalten. Ebenfalls 1981 wurden notwendig gewordene Reparaturen am Kirchturm von den Firmen Anselm Fackler (Boos) und Max Holl (Bellenberg) vorgenommen.
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Der Pfarrhof
Eine Folge der Inkorporation der Pfarrei in das Kloster Urspring war, dass es laufend Schwierigkeiten wegen des Bauunterhalts des Pfarrhofs gab. Der Pfarrer war mit seinem keineswegs großem Einkommen nicht in der Lage, größere Reparaturen zu bezahlen. Es traf daher die subsidiäre Baupflicht die Zehentherrn, an der Spitze das Kloster Urspring. 1575 heißt es im Visitationsprotokoll, dass Pfarrhof und Stadel in ziemlichen Bauzustand sind, der Pfarrer müsse sie auf seine Kosten erhalten. 1612: Pfarrhof baufällig, Pfarrer ist in Unterhandlung mit der Äbtissin in Urspring, hat aber bis jetzt keine Antwort erhalten. 1644. Der Pfarrhof ist so baufällig, dass er in wenigen Jahren einfallen wird, wenn er nicht ausgebessert wird. 1659: Pfarrhof in besserem Stand. 1708: Pfarrhof gering, aber ganz. Der Pfarrer zahlt 10 fl. Bauschilling.
Ab 1729 liefen Verhandlungen über einen Pfarrhofneubau. Am 4.11.1729 berichtete der Dekan des Landkapitels Weißenhorn, Pfarrer Augustin Günzer zu Wullenstetten, dem Ordinariat in Augsburg, dass das Stift Urspring nicht abgeneigt sei, den alten Pfarrhof abzureißen und neu zu erbauen, wenn die anderen Zehentberechtigten (Kondezimatoren) sich im Verhältnis ihrer Zehenteinkünfte beteiligen würden. Diese anderen waren aber offensichtlich widerwillig, denn der Dekan schreibt am 29.3.1732, sie hätten erklärt, man solle ihnen erst beweisen, dass sie zur Konkurrenz, also zur Mittragung der Baukosten, verpflichtet seien. Der Dekan führte weiter aus, daß Pfarrhof und Stadel jetzt völlig ruinös seien, die Balken seien vielfach verfault. Der Pfarrhof hätte sogar an einer Seite abgestützt werden müssen, dass er nicht einfalle. Bei einer zum 13.5.1732 einberufenen Sitzung der Zehentherren, von denen 5 gar nicht erschienen waren (Deutsch-Ordens-Kommende Ulm, Kloster Elchingen, die Pfarrer von Günzburg und Bühl und der Benefiziat von Witzighausen), konnten die übrigen vom Dekan "zu keiner Verständnus" gebracht werden.
Der seit März 1731 in Pfaffenhofen wirkende neue Pfarrer Braisch richtete am 13.6.1732 an den Generalvikar in Augsburg einen dringenden Hilferuf. Er wohne unter größter Lebensgefahr im Pfarrhof. Wegen dessen Baufälligkeit könne so leicht eingebrochen werden, dass er vor drei Wochen ausgeraubt worden sei. Auch weigere sich der Pfarrer von Bühl, der 2/3 des Großzehents von Raunertshofen beziehe, etwas zum Neubau beizutragen. Energische Vorstellungen seitens der Ordinariats hatten die Folge, dass am 17.7.1732 eine Tagfahrt sämtlicher Zehentherren, mit einziger Ausnahme des renitenten Benefiziaten von Witzighausen, zu Stande kam. Der Pfarrer von Günzburg, dessen Pfarrkirche 2/3 Zehent von 3 leibfälligen Höfen in Opferstetten mit jährlichem Ertrag von 40 fl. bezog, erstattete dem Generalvikar über diese Sitzung von 12 Dezimatoren Bericht, in dem er u.a. folgendes ausführte. 1. Man habe von einem Werkmeister der Reichsstadt Ulm Risse (Pläne) machen lassen, den ersten mit einem Überschlag von über 3000 fl., den zweiten von über 2000 fl., wie wenn zu Weißenhorn oder selbigen Orten keine katholischen Werkmeister vorhanden wären, welche um 1200 fl. einen Dorfpfarrhof und Stadel gebührend herstellen könnten. 2. Es sei niemand bestimmt, der den Bau führen und täglich bei den Bauleuten die Inspektion tragen solle. 3. Gebe es in der Diözese wohl baufälligere Pfarrhöfe als den von Pfaffenhofen, der noch repariert werden könnte und nicht völlig umgeworfen werden müsste. Wenn letzteres doch geschehe, könnten viele alte Baubestandteile verwendet werden. 4. Es sei schwer, unter den 13 Dezimatoren eine Austeilung zu machen. Die Jauchert sei im Erträgnis ganz ungleich. Er wolle lieber zu Pfaffenhofen und selbigen Orten (= Nachbarorten) von einem Jauchert den Zehent haben, als zu Opferstetten von drelen.
Es verging fast ein Jahr, bis die Zehentherrn sich am 16. 6. 1733 durch Vergleich einigten. Bei Tragung der Hauptkosten durch das Kloster Urspring übernahmen die anderen Dezimatoren 800 fl. Baukosten. Der Pfarrhof wurde nun tatsächlich unter Abriss des alten im Jahre 1733 (nicht 1732) neu gebaut, und zwar als zweigeschossiges Satteldachhaus von 5 zu 3 Achsen, den Sockel von zurückspringender Kehle abgeschlossen, mit profiliertem Traufgesims. Über den Baumeister verlautet nichts, es dürfte aber der Ulmer Werkmeister mit seinem ersten Voranschlag gewesen sein, nachdem eine Angabe von 1736 vorliegt, der Pfarrhof hätte 4000 fl. gekostet. Alle Dezimatoren zahlten ihren Anteil, mit Ausnahme des Benefiziaten von Witzighausen. Erst als er 1740 tot war, wurde aus seinem Nachlass eine Zahlung an das Kloster Urspring vorgenommen.
Am 20.2.1779 brannte der Pfarrhofstadel ab und wurde im gleichen Jahre durch den Zimmermeister Philipp Zeiser von Ulm neu aufgeführt. Er wurde dann in die bereits bestehende Feuersozietät mit Versicherungssumme 750 fl. "eingelegt", gleichzeitig auch der Pfarrhof mit 2000 fl. Die jährlichen Gebühren sollte der Pfarrer bezahlen, während Kloster Urspring sich verpflichtete, dem Pfarrer 10 Jahre lang je 10 fl. zu geben als Ersatz für den beim Brand erlittenen Schaden an Pferden und Vieh. 1806 mussten schwere Schäden am Pfarrhof beseitigt werden, ebenso 1812/1813. 1805 heißt es, dass der vorige Pfarrer Blau wegen "seiner sorglosen Unterhaltung des Pfarrhofs ins Mitleiden" gezogen werden müsste. 1830 war der Zustand des Pfarrhofs so katastrophal, dass der neue Pfarrer Leinfelder nicht einziehen konnte. Die Reparaturkosten machten den stattlichen Betrag von 4327 fl. aus. 1858 wurden ebenfalls Baumaßnahmen am Pfarrhof und Ökonomiegebäude notwendig, wobei jedesmal die Zehentbesitzer herangezogen wurden. 1889 heißt es, dass das Pfarrwidum 5,575 ha umfasse und dass die Baulasten an den Pfarrgebäuden primär der Kirchenstiftung und subsidiär den Dezimatoren bzw. dem Kultusbaufond obliegen. Der Pfründebesitzer hat die kleinen Baufälle zu bestreiten. Im 19. und 20. Jahrhundert wurden nach Notwendigkeit noch weitere Reparaturen vorgenommen, die durch den aus dem Ablösungskapital der Dezimatoren gebildeten Kultusbaufond finanziert wurden. Dieser hatte die Höhe von 60 000 M erreicht, als er durch die Inflation der 1920er Jahre entwertet wurde. Nunmehr lag die Baulast allein bei der Pfarrgemeinde. Unter Leitung des Baumeisters Josef Eberhardinger , der auch die Maurerarbeiten übernahm, wurde 1953 der Pfarrhof instandgesetzt. Aus Pfaffenhofen arbeiteten mit: Elektro Bühler, Schreinermeister Michael Miller und Spenglermeister Matthias Kast, aus Diepertshofen Schreinermeister Andreas Warganz, aus Erbishofen Malermeister Ludwig Dirr und aus Roth Schreinermeister Moritz Höld. Das von einem Studienrat sorgfältig geordnete Pfarrarchiv wurde in einem Schrank an der Westwand des Dachgeschosses untergebracht.
Die beim alten Rathaus und dem Pfarrhof besonders kurvenreiche Kreisstraße NU 3 war der Straßenbaubehörde schon lange ein Dorn im Auge und sollte begradigt werden. Während aber deshalb schon 1977 das alte Rathaus abgebrochen wurde, stellte das Landesamt für Denkmalpflege Pfarrkirche und Pfarrhof unter Ensembleschutz. Unterdessen wurde für die Katholische Pfarrpfründestiftung durch den Architekten Hans Engel von Augsburg ein neues Pfarrheim auf der Flurstücknummer 167/16 = Hermann-Köhl-Str. 7 und 9 errichtet. Auf dem Grundstück erhebt sich das Pfarrgemeindehaus (Gemeindezentrum), der eigentliche Pfarrhof (ein Wohnhaus mit zwei Wohnungen) und ein Nebengebäude. Auf Drängen der Straßenbaubehörde suchte das Pfarramt am 3.4.1978 beim Landratsamt um Abbruchgenehmigung für den alten Pfarrhof nach. Am 13.12.1978 erwarb der Markt Pfaffenhofen den noch stehenden alten Pfarrhof, Flurstück‑Nr. 20, Kirchplatz 4 (Wohnhaus, Wirtschaftsgebäude, Hofraum und Gartenland) in der Größe von 0,2040 ha zwecks Rathausneubau und Schaffung von Wohnraum um 180000 DM. Der Besitzübergang geschah am 1.1.1979. Im Juni 1981 wurde der alte Pfarrhof abgerissen, nachdem das Landesamt für Denkmalpflege ihn plötzlich zum Abbruch freigegeben hatte. Die Neu-Ulmer Zeitung berichtete in ihrer Ausgabe vom 11. 6. 1981 darüber mit der Überschrift "Ein Pfarrhof zum Ausschlachten".
Das neue Pfarrgebäude in der Hermann-Köhl-Straße bietet in der einen Wohnung (l. Pfarrhaus) Pfarrer und Pfarrbüro Unterkunft, während die andere Wohnung (2. Pfarrhaus), seit dem 1.5.1977 von der Marktgemeinde gemietet, als Rathaus verwendet wurde.
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Das Frühmeßbenefizium
Das Frühmeßbenefizium wurde am Ulrichstag 4. 7. 1472 von Cristan von Freyberg, Domherrn von Augsburg und von Brixen, als ewige Messe in die Pfarrkirche Pfaffenhofen zu seinem, seiner Vorfahren und seiner Geschwister samt deren Nachkommen Seelenheil gestiftet. Er behielt sich das Präsentationsrecht vor, das nach seinem Tode an das Benediktinerinnenkloster Urspring fallen sollte und fiel. Er und sein Bruder Walther, welcher die Urkunde mitbesiegelte, waren Söhne des einstigen Pfandherrn von Pfaffenhofen, Caspar von Freyberg. Cristan war 1451 seinem + Vetter Diepold von Freyberg in dessen Augsburger Kanonikat nachgefolgt. Bald nach Errichtung der Stiftung verstarb Cristan von Freyberg am 10. 10. 1474. Seine Grabplatte sowie ein Epitaph mit Bild und Wappen befinden sich im Domkreuzgang zu Augsburg. Der damalige Pfarrer von Pfaffenhofen, dem nach der Urkunde von 1472 der Frühmesser die Opfer, die auf seinem Altar, in das Buch oder sonstwie geopfert werden, abliefern sollte, M. Heinrich Schmidt, machte 1476 noch eine Zustiftung zu dem neuen Benefizium, das wohl 1475/76, nach dem Tode des Stifters von Freyberg, zum ersten Mal verliehen worden sein dürfte.
Freyberg hatte das Benefizium mit 40 fl. ewigem Zins aus einem Kapital von 800 fl., das beim Hochstift Augsburg angelegt war, dotiert, den ab 1475 das Kloster Urspring, an welches ja das Kapital fiel, auszuzahlen hatte. Die Geldentwertung des Guldens im Laufe der Jahrhunderte ist hier sehr leicht zu ersehen: Die 40 fl., die 1472 ff. zunächst sicher einen reichlichen Unterhalt des Benefiziaten sicherten, waren zu Ende des 18. Jahrhunderts nur noch etwa ein Zehntel der nunmehr bescheidenen Besoldung des Frühmessers. Die Baulast des 1481 erworbenen Frühmeßhauses beruhte großteils auf den Zehnten des Klosters Urspring im Pfarrbezirk von Pfaffenhofen. Im Jahre 1476 wird Conrad Leimblin (Laimlin) als Frühmesser genannt, als der Pfarrer von Pfaffenhofen, Magister Heinrich Schmid(t), 6 Jauchert Ackers dem Frühmeßbenefizium stiftete, mit der Auflage, dass der jeweilige Frühmesser ihm einen ewigen Jahrtag mit 5 Priestern halte. Leimblin ist spätestens 1492 gestorben. Als Nachfolger wird 1495_1498 genannt Johann mit dem vielleicht verschriebenen Nachnamen "Drerna". Als nächster Frühmesser wird ohne Jahresangabe aufgeführt Magnus Weitmayer. Am 20.6.1516 wird der Frühmesser Mang Schlosser zu Pfaffenhofen erwähnt, als er zusammen mit dem Pfarrer von Reutti, Georg Schmutter, Schiedsrichter war in einem Streit zwischen dem Kloster Kaisheim und dem Vikar von Bubenhausen, Stephan Bschorn. Schlossers Nachfolger als Frühmesser wurde Berchtold Locher (nicht Lacher!) von Ehingen, bisher Kaplan in Ulm, welchem die Frühmesse am 17.9.1523 verliehen wurde. Als nächster wird genannt Martin Selzlin, der nachmals am 27.3.1537 Pfarrer von Pfaffenhofen wurde. Etwa 1559-1597 soll ein erster Johann Weigant Frühmesser gewesen sein. Der Verlust der Ordinariatsakten über das Kapitel Weißenhorn im letzten Krieg erlaubt leider keine Nachprüfung und auch keine Ergänzung der fürs 16. und 17. Jahrhundert recht lückenhaften Frühmesserliste. Es müssen nämlich, wie der verdiente Kirchenhistoriker Sylvester Eberle schreibt, infolge des geringen Einkommens die Frühmesser von Pfaffenhofen meist nur ganz kurze Zeit auf ihrem Posten geblieben sein. Etwa 1602-1610 wird Bartholomäus Bausch erwähnt. Im Jahre 1611 wird anläßlich der Beitragszahlung der katholischen Geistlichkeit für die katholische Liga mit 5 % des Einkommens als Frühmesser ein zweiter Johann Weigant mit 3 fl. Beitrag genannt, was einem jährlichen Einkommen von 60 fl. entspricht. 1619 wurde Frühmesser der aus Altenstadt gebürtige Michael Seuerlein. Ihm folgten rasch nacheinander 1620 Albert Bidermann, 1621 Jakob Scheffolt, 1623 Johann Schreyer, 1626 Johann Burkhard und 1627 Johann Vetter. Nach Vetters vermutlich im Pestjahr 1635 erfolgtem Tod bat der Pfaffenhofener Pfarrer Bechtold Striebel am 8.12.1636, es möge ihm wegen seines geringen Einkommens die Frühmesse dazu verliehen werden. Die Verleihung dürfte 1637 erfolgt sein. Am 8.12.1638 ist er auch zugleich Frühmesser und klagt, dass er von dem Einkommen der Frühmesse noch keinen Heller gesehen habe. Er starb 1650. 1653 übernahm der neue Pfarrer Michael Merck zugleich auch die Frühmesse. Seit 1665 gab es, wie Eberle leider ohne Namensangaben berichtet, wieder eigene Frühmesser. Anläßlich der Kirchturmerneuerung von 1675 wird am 7.11.1675 als Frühmesser erwähnt Peter Amman, welcher den aus Krumbach gebürtigen Georg Bonamayr zum Nachfolger hatte. Dieser wurde dann zu unbekannter Zeit zwischen 1688 und 1704 Benefiziat in Beuren und starb dort 1708 als Jubiläus. Ihm folgte als Frühmesser der aus Weißenhorn stammende nachmalige Pfarrer von Pfaffenhofen, Franz Schmid(t), welcher dann von dem 1661 in Augsburg geborenen Nikolaus Ricier (irrig auch: Ruier), welcher vorher seit 1686 Benefiziat in Beuren gewesen war, abgelöst wurde. Ricier resignierte als Frühmesser 1692, aber nach dem 18.6., an welchem Tage er noch bei der Ausfertigung der Urkunde anlässlich der Ausbesserung des Pfaffenhofener Kirchturmknopfs dabei war. Sein Nachfolger wurde Josef Lindenmayer aus Dillingen, dessen Mutter Catharina Lindenmayer am 9.11.1693 in Pfaffenhofen begraben wurde. Dieser ging am 9.1.1696 als Kaplan nach Kadeltshofen, von wo er 1699 als Pfarrer nach Pfaffenhofen zurückkehrte. In der Literatur werden mit Jahr 1695 Joh. Georg Faulhaber aus Weißenhorn wohl eher ein Hilfspriester und 1696 Leonhard Sixt als Frühmesser aufgeführt. Auf Sixt folgte wohl 1698 Martin Haberes aus Weißenhorn, der im April 1698 in seiner Vaterstadt Primiz gefeiert hatte.
1707 (nicht 1699) wurde Frühmesser der aus Erbach gebürtige Joh. Jakob Laubacher (Laubucher), der schon nach 7 Jahren am 26.10.1714, 33 Jahre alt, starb. Der nächste Frühmesser wurde der Pfaffenhofener Obervogts Sohn Sebastian Beller, welcher 1726 die Kaplanstelle im benachbarten Kadeltshofen übernahm. Ab 1726 amtierte als Frühmesser Andreas Metz, der 1740 starb. Ein Glücksfall für das Benefizium war es, dass 1740 der aus Erbishofen gebürtige Georg Stetter Frühmesser wurde. Es waren wahrscheinlich Freunde und Verwandte seiner Familie dabei, als im folgenden Jahr 1741 ein Kapital von insgesamt 2000 fl. zum Benefizium gestiftet wurde. Dies ergab für die Zukunft aus dem Zinsertrag eine jährliche Aufbesserung des Benefiziateneinkommens um 100 fl. Eine besondere Bedingung der Stiftung war es, dass der Frühmesser an allen Sonn- und Feiertagen in der Pfarrkirche zu solcher Morgenstunde zelebrieren müsse, dass die, welche diese Frühmesse anhören, wieder nach Hause zurückkommen, ehe der Pfarrgottesdienst angeht. Mit dem nach Hause Kommen war offensichtlich die Rückkehr auch nach Berg, Roth und Erbishofen gemeint. Denn neben dem größten Stifter, dem Äußeren Tafernwirt Matthäus Wann (800 fl.) und den Brüdern Georg und Michael Wolf aus Pfaffenhofen, waren aus Roth beteiligt der Müller Hans Jerg Wolf, Jakob Rembold mit Schwester Maria, sowie die Witwe Maria Zeller. Aus Berg kam der Stifter Hans Fischer, aus Erbishofen Katharina Schreiber und aus Kadeltshofen die ledige Magdalena Schreiber. Eine weitere Stiftung für die Frühmesse erfolgte 1762 durch den aus Roth gebürtigen Kapuzinernovizen Ananias. Vor seiner Ordensprofeß gab er 800 fl. Kapital in die Kapelle in Roth zu einer Wochenmesse, die der Frühmesser für jährlich 26 fl. lesen sollte. Ein Versuch Pfarrer Braischs, diese Messe mit ihrem Erträgnis für den Pfarrer zu reklamieren, blieb ohne Erfolg. Trotz dieser Zustiftungen war die Frühmesse trotzdem keine reiche Pfründe. Georg Stetter starb am 12.6.1772, 67 Jahre alt. In Anbetracht der vielen Wohltäter aus der Familie Wolf, braucht es nicht Wunder zu nehmen, daß 1772 Anton Wolf aus Unter-Berg Frühmesser wurde. Es ist nicht ganz klar, ob Wolf die Pfründe bis 1795 oder nur bis 1780/81 innehatte. Seine Nachfolger Josef Schweighart aus Rothtal-Berg wurde dies nach offizieller Liste 1799, erscheint im Taufbuch aber schon 1781 als Frühmesser, während Wolf 1795 gestorben sein soll. Schweighart selbst starb am 12.4.1802 im Alter von 52 Jahren.
Ihm folgte 1802 Thaddä Blankenhorn, gebürtig aus Dillingen, welchem die Urspringer Äbtissin Maria Abundantia von Barille am 24.6.1806, ganz kurz vor der Säkularisierung ihres Klosters, wegen seinen kränklichen Umständen eine persönliche Zulage von 4 Imi Vesen (=Dinkel) jährlich aus dem Zehent des Klosters bewilligte. Es wurde ihm freigestellt, ob er ihn bei Matthäus Spiegler in Volkertshofen oder in Pfaffenhofen selbst gegen Quittung beziehen wolle. Am 20.10.1809 wurde Blankenhorn Pfarrer in Burlafingen.
Ihm folgte 1809 nur als Vikar der aus Dillingen gebürtige bisherige Kaplan in Altenmünster, Josef Schwinghammer, welcher am 21.4.1814 zum Pfarrer in Biburg ernannt wurde. Dieser war schon 27 Jahre tot, als 1855 sein Namen nochmals in Pfaffenhofener Akten erschien. Da Schwinghammer in Pfaffenhofen nicht die vollen Erträgnisse des Benefiziums hatte erhalten können, wurde nun der Rest von der in in Memmingen lebenden Witwe Rosina seines Neffen, des Brauamtskontrolleurs Schwinghammer in Eichstätt reklamiert. Schon zu Blankenhorns Zeiten war die Bezahlung des Benefiziaten mehr als kümmerlich, da erhebliche Beträge nicht mehr eingingen. Seit 1788/89 waren 2250 fl. Kapital der Frühmesse bei der Kaiserl. Universal-Staatsschulden-Kasse in Wien zu 3 1/2 % Zinsen angelegt. Nach dem Verlust Vorderösterreichs zahlte diese seit 1806 keine Zinsen mehr. Erst 1813 gelang es einen Teilbetrag zu erhalten. Ebenso blieb bald der Sustentationsbeitrag des Klosters Urspring aus. Dieses wurde nach der Abtretung durch Österreich zunächst von Bayern besetzt, das es aber mit der Grafschaft Scheklingen-Berg kurz vor dem 1.7.1806 räumte, worauf am 3.7.1806 die Besitznahme durch Württemberg erfolgte, welches dann jahrelang die 40 fl. nicht zahlte. So konnte mangels fehlenden Einkommens auch der Eichstätt 4. 1. 1811 von dem beim dortigen Generalkommissarlat des Oberdonaukreises tätigen Direktor Joh. Nepomuk von Raiser, dem bekannten um die schwäbische Geschichte hochverdienten Historiker, gemachte Vorschlag, Schwinghammer definitiv zum Frühmesser zu bestellen, nicht realisiert werden.
Wie das Rentamt Roggenburg 1810 berichtete, bestand die Dotation der Frühmesse damals außer den österreichischen Zinsen und der württembergischen Kompetenz von 40 fl. aus dem Wohnhaus mit kleinem Wurz- und Grasgarten, 6 Jauchert Ackers und einem Krautbeet. Die Pflichten des Frühmessers wurden von dem Gräflich Fugger'schen Kanzleidirektor Mercklin in Weißenhorn am 31.7.1814 so beschrieben: Der Frühmesser hat nebst dreimaliger Lesung der Frühmeß wöchentlich auch die Obliegenheit, dem Pfarrer mit Predigen, Beichthören und Lesung der Nebenmesse an Jahrtagen Aushilfe zu leisten.
Auch Schwinghammers Nachfolger seit 1815, Joh. Evang. Erdle aus Memmenhausen konnte nur zum Vikar bestellt werden. Als er am 19.1.1822 Pfarrer von Ofterschwang (SF) wurde, fanden sich auf die Ausschreibung für die Frühmesse keine Bewerber. Daher wurde der Weißenhorner Leprosenbenefiziat Kellerer beauftragt, an allen Sonnund Feiertagen die Frühmesse in Pfaffenhofen zu lesen. jeweils am selben Morgen hatte Kellerer, nach Weißenhorn zurückgekehrt, dort auch noch zu predigen. Diese Belastung war auf die Dauer untragbar, zumal damals die beiden anderen Weißenhorner Priester, Stadtpfarrer Knappich und Stadtkaplan Albrecht krank darniederlagen, und Kellerer selbst an chronischen Steinschmerzen litt. Es wurde daher am 12.6.1822 der bisherige Stadtprädikatur-Benefiziat in Aichach, Georg Miller aus Schmiechen, auf die Frühmesse in Pfaffenhofen ernannt. Seine Pflicht war, an Sonn- und Feiertagen und dazu dreimal in der Woche die Frühmesse in Pfaffenhofen und einmal in der Woche eine Messe in der Filialkapelle zu Roth zu lesen. Ferner sollte er bei den gestifteten und feierlichen Jahrtagen die erste Nebenmesse lesen und bei allen pfarrlichen Verrichtungen Aushilfe leisten. Da das Ordinariat gegenüber der Regierung die Auffassung vertrat, daß das Frühmeßbenefizium, auch wenn alle Renten fließen, so wenig erträgt, daß ein Priester ohne Vermögen unmöglich davon leben kann, wundert es nicht, dass Miller die Chance ergriff, am 24.7.1825 zum Pfarrer von Oberfinningen (DLG) ernannt zu werden.
Unterdessen waren von Österreich Beträge eingegangen und auch die Krone Württemberg zahlte schließlich eine Ablösungssumme von 2000 fl. an das Herrschaftsgericht Weißenhorn. Da aber das jährliche Reinerträgnis des Benefiziums nur zwischen 350 - 400 fl. lag, fand sich trotz wiederholter Ausschreibungen kein Bewerber. Ein 1833 gemachter Vorschlag der Gemeindeverwaltungen im Pfarrbezirk Pfaffenhofen, das Frühmeßbenefizium zwecks besserer Pastorierung der entlegenen Gemeinden im Bibertal (Silheim, Raunertshofen, Ettlishofen) in eine derselben zu verlegen, fand bei den zuständigen Stellen keine Gegenliebe. So blieb die Frühmesse in Pfaffenhofen und man behalf sich weiter mit Vikaren. Außerordentlich beliebt bei der Mehrheit der Pfaffenhofener war der von Juli 1830 bis zu seiner Ernennung nach Behlingen (Oktober 1831) vikarierende Ulrich Goßner. Eingehend wird in diesem Buch bei der Schilderung der Pfarrei über ihn berichtet. Von Behlingen aus bewarb sich am 12.9.1833 Goßner um die Frühmeßpfründe definitiv, "da sie ihm wegen seiner Kränklichkeit trotz der geringen Erträgnisse conveniere". Als ihm die Stelle durch Allerhöchstes Reskript vom 8.3.1834 übertragen wurde, war Goßner aber so schwer krank, daß er von der Pfründe noch nicht Besitz genommen hatte, als ihn der Tod in Neuburg a. K. am 10.5.1834 ereilte. Nachdem der am 30.6.1834 ernannte Nachfolger Benedikt Thoma vom Antritt dispensiert wurde, weil er die Pfarrei Rieden (FÜS) vorzog, wurde am 22.11.1834 der bisherige Frühmeßbenefiziat in Obergünzburg, Joh. Georg Bux aus Krumbach Frühmesser in Pfaffenhofen. Als Bux starb, folgte ihm am 29.1.1843 Joh. Georg Kinzelmann aus Oberreute, bisher Kornmorant in Kronburg. Nach 5 Jahren verließ dieser Pfaffenhofen, um am 19.6.1848 Kuratbenefiziat in Lehenbühl (MM) zu werden. Auf Kinzelmann folgte am 15.12.1848 der bisherige I. Kaplan in Pf affenhofen Andreas Salger aus Schönenberg, dem seine schwächliche Gesundheit es nicht mehr erlaubte, die vor allem mit vielen Schulverpflichtungen verbundene Kaplanstelle weiter wahrzunehmen. Es wurde ihm großer Eifer und Fleiß bei seiner bisherigen Tätigkeit an drei Schulen bescheinigt. Er verließ das zu seiner Zeit jährlich 384 fl. Reinertrag bringende Benefizium 1852 und wurde Pfarrer in Emersacker (WER). Unter vier Bewerbern wurde am 2.9.1852 Nachfolger Josef Riederle aus Burgau, bisher Benefiziumsvikar in Jengen (KF) der dann am 27.7.1860 Pfarrer im Raustetten (NÖ) wurde. Trotzdem 1860 die jährliche Einnahme nur 360 fl. weniger 28 fl. Lasten betrug, meldeten sich 5 Priester. Die Stelle erhielt der Benefiziumsvikar in Landsberg Josef Hermle aus Goßheim, welcher aber schon 1861 starb. Es gab daraufhin drei Bewerbungen. Frühmesser wurde 30. 8. 1861 der bisherige Kommorant in Trostberg (Obb.) Johann Baptist Mösmang aus Schongau. Er war der letzte und zugleich mit fast 47 Dienstjahren auf der Pfründe längste Frühmesser von Pfaffenhofen, denn er starb erst am 11.5.1908. Die Regierung stellte 1879 erneut die völlig unzureichende Dotierung des Benefiziums mit damaligem Reinertrag 378 fl. 5 xr = 648 M 16 Pfg. fest.
Es erfolgte daher Hohenschwangau 11.12.1879 eine königliche Entschließung, welche das Frühmeßbenefizium in ein Kaplaneibenefizium mit jährlich 1245 M 98 Pfg. Einkommen umwandelte. Das Besetzungsrecht verblieb der Krone. Neben den bisherigen Obliegenheiten des Frühmessers sollte der zukünftige Kaplan dem Pfarrer nach dessen Anordnung in allen kirchlichen und seelsorglichen Verpflichtungen zur Seite stehen, insbesonders im Predigen mit ihm alternieren, auch sollte er sich an der Erteilung des katechetischen Unterrichts in Kirche und Schule beteiligen. Da dem Frühmesser Moesmang zugestanden worden war, dass die Umwandlung erst nach seinem Tod in Kraft treten sollte, eilte es mit Errichtung der Stiftungsurkunde, an der die Bürgermeister von Pfaffenhofen, Erbishofen, Volkertshofen, Roth und Berg beteiligt waren, nicht. Sie datiert vom 15.1.1885 und die Oberhirtliche Konfirmation vom 4. 3. 1885.
Das Kapitalvermögen der Pfründe betrug 1906 fast 20 000 M, gestiftete Gottesdienste waren es 191, davon 39 in der Filiale Roth. Der Reinertrag der Pfründe betrug im Jahre 1885 1119 M, und beim Tode Moesmangs 1908 1078,57 M. Da sich kein Bewerber mehr fand wurde 1908 ein Vikar aufgestellt, worauf dann die Regierung in Übereinstimmung mit dem Ordinariat die Vakantstellung des Benefiziums auf unbestimmte Zeit veranlaßte.
In der Amtszeit des nächsten seit 4.9.1912 tätigen Vikars Ludwig Müller aus Au wurde 1913 die Pfründe wieder ausgeschrieben, jedoch kam keine Meldung. Als Müller am 7.5.1914 als Pfarrer nach Diemantstein ging, wurde am 20.8.1914 Michael Rauch aus Marzelstetten zum neuen Vikar bestellt. Diesem wurde am 20, 1. 1922 das nunmehrige Kaplaneibenefizium definitiv übertragen. Es folgte 1931 Adolf Trautner aus Hörgertshausen, der 15.2.1939 Pfarrer in Rehrosbach (FDB)wurde. Seit 16.2.1939 war dann Kaplaneibenefiziat Meinrad Fleschhut aus Pforzen, dem 1.1.1944, zunächst als Vikar, die Pfarrei Landensberg übertragen wurde. Ihm folgte zum 1.1.1944 zunächst als Verweser, seit 1976 definitiv der Pfarrer von Pfaffenhofen (1943-1976) Martin Humpf in dieser Pfründe.
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Das Frühmeßhaus
Pfarrer Heinrich Schmid stiftete am 11. 4. 1476 der Frühmesse 6 Jauchert Ackers und führte in der Stiftungsurkunde aus, dass der Frühmeß-Stifter von 1472, Christian von Freyberg, ihm dem Pfarrer mit seiner Stiftung eine nicht kleine Lieb erwiesen habe, da die Pfarrei weitläufig und das Volk darin in merklicher Anzahl sei und durch die Frühmesse der Gottesdienst allenthalben und billig gemehrt werde. Nun hatte Freyberg die Frühmesse mit keiner Behausung versehen, so daß der Frühmesser zunächst im Pfarrhof wohnen mußte. Pfarrer Heinrich Schmid stiftete daher am 22.1.1481 zur Frühmesse das ihm gehörige Haus mit Stadel und Garten zu Pfaffenhofen, an der Straße gelegen zwischen der Sölde des Hans Beck und der des Lorenz ("Lenz") Rezelin (= Reizlin), das zur Grundherrschaft der Barfüßer in Ulm gehörte. Die Baulast mußte der Frühmesser tragen, dies wurde vorn Kloster Urspring bei den Verleihungen der Pfründe immer betont, "das Pfründehaus samt seiner Zugehörde auf seine eigene Kosten und Schaden in bäulichen Ehren und Wesen zu halten". Bei dem durch die Geldentwertung im Laufe der Jahrhunderte immer geringer werdenden Realeinkommen der Frühmesser wurde das eine unerträgliche Last. Die nach 1665 ernannten Frühmesser wohnten wegen Baufälligkeit des Frühmeßhauses vielfach im Pfarrhof. Bei der Pfarrvisitation von 1699 wird es ein rechtes Bettelhäusle genannt. 1707 berichtet Dekan Stiegele dem Generalvikar in Augsburg, dass die Frühmeßbehausung derartig ruinös sei, daß täglich das Einfallen zu besorgen sei. Mit der Aufbesserung des Einkommens des Frühmessers ab 1741 war dann auch der Frühmesser besser im Stande, sein Haus reparieren zu lassen. Bei Unvermögen waren indessen die Großzehent‑Herren baupflichtig. Der bayerische Staat verlangte daher von den Nachfolgern des Klosters im Großzehent die Kostentragung. Im sog. Urkataster von 1835 trägt das Frühmeßhaus die HausNr. 49 (PlanNr. 30a) und wird als Wohnhaus mit Stall und Stadel unter einem Dach beschrieben, mit zugehörigen Grundstücken in der Größe von 9,61 Tagwerk. Es bekam dann die Bezeichnung Hauptstr. Nr. 30, nach der letzten Umnumerierung HausNr. 27.
Wegen des ruinösen Zustands des Hauses wandte sich am 5. Oktober 1914 der damalige Benefiziat Johann Evangelist Erdle an das Kgl. bayerische Rentamt Roggenburg. Am 15. und 16. April 1815 brachte er Gutachten des Maurermeisters Nepomuk Müller und des Zimmermeisters Joseph Joachim, beide von Roth, bei, welche bezeugten, dass das Benefiziatenhaus sehr baufällig sei. Da das Rentamt von sich aus bei der sparsamen Staatsverwaltung nicht entscheiden durfte, schrieb es am 19. Mai 1815 einen Bericht an seine vorgesetzte Behörde, die Finanzdirektion des damaligen Illerkreises in Kempten. Aus diesem geht hervor: Regen und Schneewasser dringen durch das Dach wie durch die Fenster ein. Die Kreuzstöcke sind verfault. Bei schlechtem Wetter müssen die Läden geschlossen werden. Der einzelstehende Backofen ist eingestürzt. Die Decke im Wohnzimmer ist teilweise abgefallen. Die Küche ist so übel zugerichtet, dass nur mit harter Mühe ein Feuer im Ofen und auf dem Herde gemacht und unterhalten werden kann. Die Haustreppe und eine Türe sind ganz verfault. Der Frühmesser kann das Haus, vor allem im Winter nicht mehr bewohnen. Es ist zu befürchten, dass das Haus bei Sturm weiter so beschädigt wird, dass es nicht mehr zu reparieren ist. Das Rentamt schätzte die Reparaturkosten auf 278 Gulden. Die Reparatur erfolgte dann, wobei der bayerische Staat die eine Hälfte, der württernbergische General Graf von Scheler die andere Hälfte zu bezahlen hatte. Die Schelersche Hälfte beruhte auf dem Bezug des ursprünglich Kloster Urspring'schen Zehents in den Fluren Erbishofen und Diepertshofen. Die Vorgeschichte, weshalb ausgerechnet ein württembergischer General die Hälfte der Baulasten am Benefiziatenhaus und an der jährlichen Sustentation von 40 Gulden an den Benefiziaten zu tragen hatte, ist folgende. Mit der bisher österreichischen Herrschaft Schelklingen kam 1806 auch das Kloster Urspring an Württemberg, wurde alsbald säkularisiert und dem württembergischen Oberamt Blaubeuren zugeteilt. König Friedrich I. von Württemberg übertrug mit Zustimmung des Königs Max 1. Joseph von Bayern am 7.3.1810 die mit dem Kloster Urspring an Württemberg gefallenen Renten, Realitäten und Zehnten desselben im Bereiche des heutigen Landkreises Neu-Ulm dem württ. Generalleutnant und Gouverneur der Residenzstadt Stuttgart Joh. Georg von Scheler (1770-1826). Diese auf höchster Ebene abgesprochene Transaktion kam erst Ende Juni 1810 zur Kenntnis der Regierung in Augsburg und des von ihr mit der einstweiligen Verwaltung des Urspringer Besitzes beauftragten Rentamts Roggenburg. Scheler, welcher einem 1727 in den Reichsadel erhobenen Ulmer Kaufmannsgeschlecht entstammte, wurde wegen hervorragender Waffentaten 1812 von Kaiser Napoleon 1. zum französischen Comte d'Empire und kurz darauf am 23.10.1812 von König Friedrich 1. in den württembergischen Grafenstand erhoben. Ihm wurde der entlegene Besitz, zumal in Anbetracht der beim Frühmeßhaus zu erwartenden Lasten, bald lästig und er verkaufte ihn am 21.3.1816 an den Posthalter Johann Kretz in Weißenhorn und dessen Konsorten Ottmar Stetter in Erbishofen. Kretz übernahm bald darauf den Anteil des Stetter und wurde Alleinbesitzer des urspringer Zehenten etc. Hinsichtlich der Besetzung der Frühmesse behauptete Kretz, er habe als Nachfolger des Klosters das Präsentationsrecht. Der Regierung in Augsburg erschien zunächst der Anspruch des Posthalters begründet, da in Bayern auch Nichtadelige das Präsentationsrecht besitzen und ausüben könnten. Das Staatsministerium des Innern entschied jedoch am 21.9.1820, dass es sich bei der Donation an Graf von Scheler bzw. den Verkauf an Kretz nur um die Übertragung der wirtschaftlichen Erträge gehandelt habe und daher kein Präsentationsrecht bestehe.
Die Gemeinde Erbishofen löste bald ihre Zehentpflicht ab. Infolgedessen mußte sie 1/4 an den Leistungen für den Frühmesser und dessen Haus übernehmen, während für das andere 1/4 noch im Jahre 1835 der Posthalter Kretz zuständig war. Schließlich wurde im Rahmen der allgemeinen Ablösung der Zehnten auch die Kretz'sche Verpflichtung durch eine Zahlung an den Benefizlums-Baufond abgelöst.
1844 wird erwähnt, dass der Frühmeßbenefiziat zusammen mit einem Nachbarn, also je 1/2 die Unterhaltslast an einem gemeinsamen Brunnen trägt. Hinsichtlich des Bauzustands stellt das Rentamt Weißenhorn am 17.11.1863 fest, dass es ein altes schlechtes Gebäude sei, welches kaum noch 25 Jahre halten wird. Ein Neubau dürfte 3000 -4000 fl. kosten. Es muss aber dann trotzdem repariert worden sein, denn 1906 wird das Benefiziatenhaus, 200 Schritte von der Kirche entfernt, beschrieben als zwar alt, aber wohnlich, mit zwei heizbaren und drei unbeheizbaren Zimmern, mit Keller, Holzlege und Brunnen, Stall und Stadel, Gras-, Gemüse-, Obst- und Blumengarten. Der gesamte Grundbesitz, also das Widum, an Gärten, Äkkern und Wiesen betrug inkl. des Hauses 13,05 Tagwerk, wovon die Äcker und Wiesen verpachtet waren. 1908 wird festgestellt, daß die Baupflicht zu 3/4 dem Benefiziums-Baufond und zu 1/4 der Gemeinde Erbishofen obliegt. Der Staat zahlt nach Ablösung einen jährlichen Baukanon von 90 M. Daß das Benefiziatenhaus vor dem zweiten Weltkrieg einen hübschen Anblick geboten haben muss, wird durch eine Notiz vom Jahre 1928 belegt, in der es heißt, dass das ganze Haus von Efeu umrankt sei. Infolge des Neubaus des Pfarrheims wurde es für den kirchlichen Dienst nicht mehr benötigt und 1969 an Richard Reitzle verkauft. Die alten Baupflichtsverhältnisse sind für das alte Haus natürlich nun nicht mehr einschlägig.
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Kirchenchronik St. Martin 1943 - 1976
Pfarrer Heinrich Schmid stiftete am 11.4.1476 der Frühmesse 6 Jauchert Ackers und führte in der Stiftungsurkunde aus, dass der Frühmeß-Stifter von 1472, Christian von Freyberg, ihm dem Pfarrer mit seiner Stiftung eine nicht kleine Lieb erwiesen habe, da die Pfarrei weitläufig und das Volk darin in merklicher Anzahl sei und durch die Frühmesse der Gottesdienst allenthalben und billig gemehrt werde. Nun hatte Freyberg die Frühmesse mit keiner Behausung versehen, so dass der Frühmesser zunächst im Pfarrhof wohnen musste. Pfarrer Heinrich Schmid stiftete daher am 22.1.1481 zur Frühmesse das ihm gehörige Haus mit Stadel und Garten zu Pfaffenhofen, an der Straße gelegen zwischen der Sölde des Hans Beck und der des Lorenz ("Lenz") Rezelin (= Reizlin), das zur Grundherrschaft der Barfüßer in Ulm gehörte. Die Baulast musste der Frühmesser tragen, dies wurde vorn Kloster Urspring bei den Verleihungen der Pfründe immer betont, "das Pfründehaus samt seiner Zugehörde auf seine eigene Kosten und Schaden in bäulichen Ehren und Wesen zu halten". Bei dem durch die Geldentwertung im Laufe der Jahrhunderte immer geringer werdenden Realeinkommen der Frühmesser wurde das eine unerträgliche Last. Die nach 1665 ernannten Frühmesser wohnten wegen Baufälligkeit des Frühmeßhauses vielfach im Pfarrhof. Bei der Pfarrvisitation von 1699 wird es ein rechtes Bettelhäusle genannt. 1707 berichtet Dekan Stiegele dem Generalvikar in Augsburg, dass die Frühmeßbehausung derartig ruinös sei, dass täglich das Einfallen zu besorgen sei. Mit der Aufbesserung des Einkommens des Frühmessers ab 1741 war dann auch der Frühmesser besser im Stande, sein Haus reparieren zu lassen. Bei Unvermögen waren indessen die Großzehent‑Herren baupflichtig. Der bayerische Staat verlangte daher von den Nachfolgern des Klosters im Großzehent die Kostentragung. Im sog. Urkataster von 1835 trägt das Frühmeßhaus die HausNr. 49 (PlanNr. 30a) und wird als Wohnhaus mit Stall und Stadel unter einem Dach beschrieben, mit zugehörigen Grundstücken in der Größe von 9,61 Tagwerk. Es bekam dann die Bezeichnung Hauptstr. Nr. 30, nach der letzten Umnumerierung HausNr. 27.
Wegen des ruinösen Zustands des Hauses wandte sich am 5. Oktober 1914 der damalige Benefiziat Johann Evangelist Erdle an das Kgl. bayerische Rentamt Roggenburg. Am 15. und 16. April 1815 brachte er Gutachten des Maurermeisters Nepomuk Müller und des Zimmermeisters Joseph Joachim, beide von Roth, bei, welche bezeugten, dass das Benefiziatenhaus sehr baufällig sei. Da das Rentamt von sich aus bei der sparsamen Staatsverwaltung nicht entscheiden durfte, schrieb es am 19. Mai 1815 einen Bericht an seine vorgesetzte Behörde, die Finanzdirektion des damaligen Illerkreises in Kempten. Aus diesem geht hervor: Regen und Schneewasser dringen durch das Dach wie durch die Fenster ein. Die Kreuzstöcke sind verfault. Bei schlechtem Wetter müssen die Läden geschlossen werden. Der einzelstehende Backofen ist eingestürzt. Die Decke im Wohnzimmer ist teilweise abgefallen. Die Küche ist so übel zugerichtet, dass nur mit harter Mühe ein Feuer im Ofen und auf dem Herde gemacht und unterhalten werden kann. Die Haustreppe und eine Türe sind ganz verfault. Der Frühmesser kann das Haus, vor allem im Winter nicht mehr bewohnen. Es ist zu befürchten, dass das Haus bei Sturm weiter so beschädigt wird, dass es nicht mehr zu reparieren ist. Das Rentamt schätzte die Reparaturkosten auf 278 Gulden. Die Reparatur erfolgte dann, wobei der bayerische Staat die eine Hälfte, der württernbergische General Graf von Scheler die andere Hälfte zu bezahlen hatte. Die Schelersche Hälfte beruhte auf dem Bezug des ursprünglich Kloster Urspring'schen Zehents in den Fluren Erbishofen und Diepertshofen. Die Vorgeschichte, weshalb ausgerechnet ein württembergischer General die Hälfte der Baulasten am Benefiziatenhaus und an der jährlichen Sustentation von 40 Gulden an den Benefiziaten zu tragen hatte, ist folgende. Mit der bisher österreichischen Herrschaft Schelklingen kam 1806 auch das Kloster Urspring an Württemberg, wurde alsbald säkularisiert und dem württembergischen Oberamt Blaubeuren zugeteilt. König Friedrich I. von Württemberg übertrug mit Zustimmung des Königs Max 1. Joseph von Bayern am 7.3.1810 die mit dem Kloster Urspring an Württemberg gefallenen Renten, Realitäten und Zehnten desselben im Bereiche des heutigen Landkreises Neu-Ulm dem württ. Generalleutnant und Gouverneur der Residenzstadt Stuttgart Joh. Georg von Scheler (1770-1826). Diese auf höchster Ebene abgesprochene Transaktion kam erst Ende Juni 1810 zur Kenntnis der Regierung in Augsburg und des von ihr mit der einstweiligen Verwaltung des Urspringer Besitzes beauftragten Rentamts Roggenburg. Scheler, welcher einem 1727 in den Reichsadel erhobenen Ulmer Kaufmannsgeschlecht entstammte, wurde wegen hervorragender Waffentaten 1812 von Kaiser Napoleon 1. zum französischen Comte d'Empire und kurz darauf am 23.10.1812 von König Friedrich 1. in den württembergischen Grafenstand erhoben. Ihm wurde der entlegene Besitz, zumal in Anbetracht der beim Frühmeßhaus zu erwartenden Lasten, bald lästig und er verkaufte ihn am 21.3.1816 an den Posthalter Johann Kretz in Weißenhorn und dessen Konsorten Ottmar Stetter in Erbishofen. Kretz übernahm bald darauf den Anteil des Stetter und wurde Alleinbesitzer des urspringer Zehenten etc. Hinsichtlich der Besetzung der Frühmesse behauptete Kretz, er habe als Nachfolger des Klosters das Präsentationsrecht. Der Regierung in Augsburg erschien zunächst der Anspruch des Posthalters begründet, da in Bayern auch Nichtadelige das Präsentationsrecht besitzen und ausüben könnten. Das Staatsministerium des Innern entschied jedoch am 21.9.1820, dass es sich bei der Donation an Graf von Scheler bzw. den Verkauf an Kretz nur um die Übertragung der wirtschaftlichen Erträge gehandelt habe und daher kein Präsentationsrecht bestehe.
Die Gemeinde Erbishofen löste bald ihre Zehentpflicht ab. Infolgedessen musste sie 1/4 an den Leistungen für den Frühmesser und dessen Haus übernehmen, während für das andere 1/4 noch im Jahre 1835 der Posthalter Kretz zuständig war. Schließlich wurde im Rahmen der allgemeinen Ablösung der Zehnten auch die Kretz'sche Verpflichtung durch eine Zahlung an den Benefizlums-Baufond abgelöst.
1844 wird erwähnt, dass der Frühmeßbenefiziat zusammen mit einem Nachbarn, also je 1/2 die Unterhaltslast an einem gemeinsamen Brunnen trägt. Hinsichtlich des Bauzustands stellt das Rentamt Weißenhorn am 17.11.1863 fest, dass es ein altes schlechtes Gebäude sei, welches kaum noch 25 Jahre halten wird. Ein Neubau dürfte 3000 -4000 fl. kosten. Es muss aber dann trotzdem repariert worden sein, denn 1906 wird das Benefiziatenhaus, 200 Schritte von der Kirche entfernt, beschrieben als zwar alt, aber wohnlich, mit zwei heizbaren und drei unbeheizbaren Zimmern, mit Keller, Holzlege und Brunnen, Stall und Stadel, Gras-, Gemüse-, Obst- und Blumengarten. Der gesamte Grundbesitz, also das Widum, an Gärten, Äkkern und Wiesen betrug inkl. des Hauses 13,05 Tagwerk, wovon die Äcker und Wiesen verpachtet waren. 1908 wird festgestellt, dass die Baupflicht zu 3/4 dem Benefiziums-Baufond und zu 1/4 der Gemeinde Erbishofen obliegt. Der Staat zahlt nach Ablösung einen jährlichen Baukanon von 90 M. Daß das Benefiziatenhaus vor dem zweiten Weltkrieg einen hübschen Anblick geboten haben muss, wird durch eine Notiz vom Jahre 1928 belegt, in der es heißt, dass das ganze Haus von Efeu umrankt sei. Infolge des Neubaus des Pfarrheims wurde es für den kirchlichen Dienst nicht mehr benötigt und 1969 an Richard Reitzle verkauft. Die alten Baupflichtsverhältnisse sind für das alte Haus natürlich nun nicht mehr einschlägig.
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Marienfried
Seit 1946 ist Pfaffenhofen im In- und Ausland durch seine Gebetsstätte Marienfried bekannt geworden. Etwa 120 000 Pilger kommen jetzt jährlich dorthin mit öffentlichen und privaten Verkehrsmitteln an Sonn und Feiertagen, ganz besonders aber zu den monatlichen Einkehr- und zu den zwölfmal jährlich stattfindenden Gebetstagen. Dadurch ist Marienfried zu einem geistlichen Zentrum geworden.
An der Entstehung der Gebetsstätte Marienfried sind drei Faktoren beteiligt: 1. das Gelübde des Jahres 1944 der Pfarrgemeinde St. Martin, 2. eine Schönstattgruppe, 3. die "mystischen" Ereignisse des Jahres 1946.
Zu 1: Auf Anregung des damaligen Pfarrers Martin Humpf machte die Pfarrgemeinde am 7.5.1944 das Gelübde, der hl. Gottesmutter Maria eine Dankkapelle zu bauen, wenn sie die zur Pfarrgemeinde gehörigen Ortschaften in den Gefahren des seinem Ende entgegengehenden Zweiten Weltkrieges beschütze. Den erbetenen Schutz erfuhr die Pfarrgemeinde in auffälliger Weise, als am 23.2.1945 die für Pfaffenhofen bestimmten Sprengbomben samt dem Flugzeug nicht auf den Ort, sondern in den nahen Wald Osterholz fielen, wo sie große Bombentrichter hinterließen.
Zu 2: Die von Fräulein Anna Humpf ins Leben gerufene Schönstattgruppe hat sich das Gelübde besonders zu eigen gemacht in der Vorbereitung durch Gebet und in der Ausführung durch Arbeitseinsatz. Dadurch ist die Gelöbniskapelle ein Schönstattheiligtum geworden.
Zu 3: Die mystischen Ereignisse des Jahres 1946. Als es 1946 darum ging, das Versprechen des 1944 gemachten Gelübdes zu erfüllen, musste man den Bauplatz, den Namen und das Altarbild der zu erbauenden Gelöbniskapelle suchen und finden. Bei diesem Bemühen spielten die "mystischen" Ereignisse des 25.4., 25.5. und 25.6.1946 eine mitbestimmende Rolle. Durch die damit gegebenen Hinweise wurden Bauplatz, Name und Altarbild der Kapelle in einer Weise gefunden, die allgemeine Zustimmung gefunden hat. Seitdem hat die 1946 erbaute und 1947 mit bischöflicher Genehmigung von Dekan Eduard Schmid (Weißenhorn) eingeweihte Kapelle den populären Namen Marienfriedkapelle. Im Laufe von Jahrzehnten ist sie eine beliebte und vielbesuchte Gebetsstätte geworden. Die bischöfliche Verlautbarung vom 12.7.1974 hat Marienfried als Schönstattheiligtum und Gebetsstätte, nicht aber als Wallfahrtsort mit kirchlich anerkannten "Marienerscheinungen und Botschaften" bestätigt.
Die äußere Entwicklung Marienfrieds. 25 Jahre lang von 1947 bis 1972 bestand Marienfried nur aus der Gelöbniskapelle mit 40 Sitzplätzen. Wegen strenger Kontrolle, die die Abhaltung kirchlicher Gottesdienste verbot, blieb die Pilgerzahl beschränkt. Dies änderte sich von Jahre 1966 an, als die einschränkenden Bestimmungen aufgehoben wurden. Die Pilgerzahl erhöhte sich so sehr, dass zum 25-Jahr-Jubiläum der Kapellenweihe 1972 eine Notkirche mit 400 Sitzplätzen erstellt wurde, in der regelmäßige Gottesdienste gefeiert werden konnten. Als diese Kirche 1973 einer Brandkatastrophe zum Opfer fiel, wurde sie sogleich 1973/74 wieder größer und solider aufgebaut. Gleichzeitig entstand östlich von der Kapelle das Pilgerheim Marienfried. Es kamen noch verschiedene sakrale Stätten, eine Lourdes‑ und Fatima-Grotte, sowie eine Reihe von eindrucksvollen Flurkreuzen hinzu, die Marienfried von 1973 an als Geschenke erhalten hatte. 1980/81 wurde das Haus Bethanien für betriebliche Bedürfnisse und Kleinwohnungen für das Hauspersonal errichtet.
In gleichem Maße wie Marienfried für religiös gesinnte Menschen aus nah und fern Gebetsstätte wurde, wurde es für alle eine Naherholungsstätte. Von 1948 an erwarb die Kirchenstiftung St. Martin, von 1970 an der damals gegründete Verein Marienfried e. V. und von 1995 an die Kirchenstiftung "Maria, Mutter der Kirche" die ganze Umgebung der Marienfriedkapelle, Feld und Wald, in einer Flächengröße von circa 5 Hektar. Dadurch wurde es möglich, nicht nur Raum für Gebäude, sondern auch für gärtnerische Anlagen, Blumenrabatte, Parkplätze und Waldwege in so großer Ausdehnung zu schaffen, dass Marienfried auch dadurch ein Anziehungspunkt für den ganzen Landkreis und darüber hinaus wurde.
Was geschieht in Marienfried? In Marienfried wird regelmäßig und intensiv gebetet bei Tag und Nacht, an Sonn‑ und Werktagen. Nächtliche Gebetsstunden werden siebenmal im Monat gehalten, 2 bis 7 Stunden lang. Der Grund für diese Gebetsaktivität ist unsere höchst gefährliche Zeitsituation, von der Reinhold Schneider sagt: "Nur den Betern kann es noch gelingen, das Schwert ob unseren Häuptern aufzuhalten". Dieses Beten wird in gleicher Weise als religiöse und soziale Tat betrachtet, weil jeder Betet in Marienfried stellvertretend für viele betet, die nicht mehr beten können oder wollen, weil Gebet und Bekehrung von der Gottesmutter in Fatima als unverzichtbare Bedingung für die Erlangung des Friedens bezeichnet werden. Die Beter von Marienfried sind davon überzeugt, dass das Gelübde des Jahres 1944 auch für die weiteren Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts gilt, wenn Marienfried eine aktive Gebetsstätte bleibt.
Bischof Dr. Viktor Josef Dammerz (Augsburg) hat 1995 eine Kirchenstiftung gegründet mit dem Namen "Maria, Mutter der Kirche" und sagte: "Mein Herzenswunsch ist es, dass die Mutter Jesu in Marienfried immer als Mutter der Kirche verehrt wird". Zugleich stellte er die Gebetsstätte unter eine neue Leitung. in dem im Jahre 2000 neu errichteten Marienfriedhaus können Pilger einen oder mehrere Tage wohnen und so am Gebetsleben teilnehmen und sich an Leib und Seele erholen.
Die Glocken von Pfaffenhofen und Umgebung
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Die Glocken von Balmertshofen
Bis 1909 Abgabe an das Museum in Neu-Ulm befanden sich in der zur Pfarrei Großkissendorf-Anhofen gehörenden St. Michaels-Kapelle des Filialorts Balmertshofen zwei wertvolle alte Glocken. Die größere war 1582 von Wolfgang Neithard in Ulm gegossen worden. Die kleinere mit dem Wappen des Abts Thornas Holl von Elchingen (heraldisch rechts aufgerichteter springender mit Halsband geschmückter Hund) gezierte Glocke wurde 1614 in der Werkstatt von Hans Braun in Ulm gegossen. Diese beiden Glocken waren in Balmertshofen überflüssig geworden, da 1909 zwei neue Glocken bei der Gießerei Hamm in Augsburg beschafft wurden. Wie berichtet wird, musste eine Hamm'sche Glocke im Weltkrieg abgeliefert werden. Dafür kamen zu derzeit noch unbekanntem Termin die Glocken aus dem Museum zurück. Es blieb die von Bürgermeister Vogeser 1909 gestiftete Glocke mit Inschrift: "Maria heiß ich. . .". Als nach dem zweiten Weltkrieg 1964 eine neue Glocke angeschafft wurde, wurde die Braun'sche Glocke (Durchmesser 37,5 cm, Höhe 30 cm) abgenommen und auf dem Dachboden der Kapelle gelagert, wo sie sich noch heute befindet. Über den Verbleib der Neithard'schen Glocke konnte bis jetzt nichts endgültiges in Erfahrung gebracht werden; sie soll im letzten Krieg versteckt worden und dann spurlos verschwunden sein. Die 1964 von der Glockengießerei Erding gegossene Glocke wurde von Spendern der Gemeinde Balmertshofen gestiftet zur Erinnerung an das Meßopfer des hochw. H. Primizianten Josef Ade am 6.9.1964 in Balmertshofen.
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Die Glocken von Beuren
Im Visitationsbericht von 1775 werden 2 Glocken in der damaligen Filialkirche St. Cosmas und Damian erwähnt. Falls sich unterdessen keine Änderungen ergaben, sind diese Glocken 1901 im Gesamtgewicht von 311,5 kg (geschätzt waren 325 kg) vom Glockengießer F. Hamm (Augsburg) zum Preise von 1,80 M per Kilo übernommen und wohl eingeschmolzen worden. Der Waagschein, Augsburg 12.7.1901, gibt an, dass die größere Glocke 190,5 kg und die kleinere 121 kg gewogen hatte. Die nunmehr 3 neuen, durch Hamm gegossenen Glocken, waren mit Vertrag vom 1.3.1901 bestellt worden (mit Gewichten von 500, 350 und 200 kg) und kosteten mit einem neuen eisernen Glockenstuhl zusammen 3033 M. Geringfügige Änderungen weist der Waagschein, Augsburg 19.6.1901, aus. Am 21.6.1901 wurden die 3 Glocken in Augsburg durch den Dompropst Dr. Franz Keller geweiht. Ein großer Teil der Kosten konnte durch ein Legat des t Meinrad Liebling bestritten werden. Auf der größten Glocke, St. Meinrads‑Glocke mit Relief des Heiligen (Ton as, Gewicht 490 kg, Durchmesser 98 cm) waren neben dem Stifter auch die Namen des Pfarrvikars A. Goerler, Bürgermeisters G.G. Böhm und Kirchenpflegers A. Riggenmann verewigt. Die mittlere Glocke (Ton b, Gewicht 348 kg, Durchmesser 87 cm) war St. Maria geweiht. Die bis heute noch vorhandene kleinste Glocke (Ton des, Gewicht 209 kg, Durchmesser 73 cm) ist St. Cosmas und Damian gewidmet.
1917 mussten die 2 größeren Glocken abgeliefert werden und wurden eingeschmolzen. 1920 wurden sie ersetzt durch von F. Hanim mit gleichem Ton, Gewichten und Maßen neugegossene Glocken. jedoch war jetzt die größere Glocke St. Michael geweiht, während die Marienglocke ihr Patronat behielt und ein Figurenrelief der Muttergottes mit dem Jesuskind auf dem Arm zeigte. Leider hatten sie keine lange Lebensdauer, denn sie mussten im zweiten Weltkrieg 1942 (Abnahme 15. 1.) abgeliefert werden und kamen nicht wieder zurück. Bereits am 31.12.1945 erteilte Pfarrer Max Tritschler der Glockengießerei Wolfart in Lauingen Auftrag, die 2 Glocken von 1920 durch neue mit gleichem Ton, Gewichten und Maßen zu ersetzen. Kosten 3000 M. Der Guß erfolgte in Lauingen am 25.5.1946. Während die kleinere Marienglocke ein Relief "Maria von der immerwährenden Hilfe« zeigt, wurde bei der größeren wieder der Patron gewechselt. Diese von Franz Riggenmann gestiftete Glocke weist das Relief des heiligen Ulrich auf. Sie trägt auch die Namen des Pfarrers, des Kirchenpflegers M. Stetter, des 1. Bürgermeisters J. Stölzle und des 2. Bürgermeisters A. Bauer.
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Die Glocken von Biberberg
Die Nachrichten über die Glocken sind, soweit bis jetzt bekannt, dürftig. Die zwei Bronzeglocken der Kirche waren 1861 defekt geworden und wurden dann wohl später als Altmetall verkauft. Hinsichtlich notwendiger Neuanschaffungen nahm die sehr modern eingestellte politische Gemeinde Biberberg die Initiative an sich und beschloss, drei Glocken aus Gußstahl aus einer Fabrik in Bochum anzuschaffen. Das Pfarramt und die Kirchenverwaltung, welche aus Mangel an Mitteln keine Kosten tragen konnten, waren bei dem Unternehmen und dessen Ausführung unbeteiligt. jedoch hatte zuvor der auch für Biberberg als Teil der Doppelpfarrei zuständige Pfarrer von Wallenhausen der Gemeinde den Rat erteilt, nur zwei aber etwas größere Glocken aus gutem Material, nämlich Bronze, durch einen bewährten Glockengießer fertigen zu lassen. Die politische Gemeinde jedoch hatte es, wie Pfarrer Fidells Waibel am 8.11.1861 dem Landgericht Roggenburg (einem Vorläufer des nachmaligen Bezirksamts Neu-Ulm) mitteilte, vorgezogen, ihren Stahlglocken-Plan zur Ausführung zu bringen. Die Glocken wurden schon vor dem 8.11.1861 aufgehängt. Pfarrer Waibel stellte fest, dass das Geläute ebenso feierlich wie harmonisch ist. Er hatte aber Sorge, ob nicht der Kirchturm und das Mauer- und Holzwerk der Kirche und des Dachstuhls durch das Gewicht der drei Glocken von insgesamt 24 Zentnern (was zu hoch geschätzt war; vgl. unten) Schaden leiden würden. Er wollte nicht für eventuelle Schäden, die durch das neue Glockengeläut verursacht würden, verantwortlich sein. Das Landgericht Roggenburg beauftragte daher den zuständigen kgl. Baubeamten Emil von Horstig in Illertissen mit einem Gutachten, das dieser nach einer am 15.12.1861 erfolgten Ortsbesichtigung am 19.12. erstellte:
`Der Turm, ein Sattelturm, obwohl nahezu 400 Jahre alt, befindet sich noch in einem ganz guten Zustande. Er ist in einem unverjüngten länglichten Viereck von 13 1/2 auf 15 1/4 Fuß vom Sockel bis unter das Satteldach und die Sattelgiebelmauer und zwar unter Pfeilerverstärkungen auf allen 4 Ecken mit einer Mauerstärke von 2 Fuß erbaut, welch letzterej edoch in der vierten und letzten Turmetage unter dem Sattelband auf 1,6 Fuß Stärke sich mindert. In dieser obersten Etage steht der vom Zimmermeister Gaiser (von Weißenhorn) an und für sich gut konstruierte Glockenstuhl für die 2 größeren Glocken, auch befinden sich in dieser Glockenetage auf jeder der 4 Turmseiten eine gekuppelte Schallöffnung von 3 3/4 (Fuß) lichter Höhe und Breite. Oberhalb dieser 2 Glocken, welche zusammen nebst Zubehör circa 13 Zentner wiegen, steht auf dem schlecht untermauerten Gebälke des Satteldaches der notdürftig zusammengerichtete alte Glockenstuhl für die kleinste dritte Glocke, welche mit Zubehör circa 5 Zentner wiegt. Die Turmhöhe bis dahin beträgt 54 Fuß. Von da aufwärts besteht als beschwerende Oberlast nur mehr das mit Ziegeln eingedeckte 22' hohe Satteldach mit seinen zwei Giebeln zu 1 und schließlich sogar nur zu 1/2 Stein Mauerstärke.
Durch das Läuten mit den untern beiden großen Glocken, deren Glockenstuhl wohlkonstruiert mittelbar auf der noch 2 Stein starken und durch keine Schallöffnungen geschwächten Turmmauer ruht, gerät der Turm nur in jene regelmäßige Vibration (= Schwingung), wie selbe an jedem gutgebauten und noch in organischem Zusammenhang befindlichen Turmgemäuer wahrgenommen und unlieb als Anzeichen einer bereits eingetretenen Trennung im Mauerzusammenbange vermißt werden würde, daher dem Turme auch fernerhin keine Gefahr aus diesem Geläute droht. Das Läuten mit der noch ziemlich schweren kleinsten Glocke, die eines ... (brauchbaren) Glockenstuhles entbehrt und mittelbar erschütternd auf das Turmgemäuer einwirkt und leider gleich den unteren beiden Glocken in der Richtung gegen die schwächere Langseite des Turmes schwingt, verursacht eine... schwingende Erschütterung auf das Turmgemäuer, welche beseitigt werden muss, wenn der Turm nicht durch das Geläute Schaden leiden soll.
Als Mittel zur Beseitigung dieser Gefahr ist es notwendig, dass die kleine oberste Glocke in der Richtung der Breitseite des Turmes schwingt und auf einem neuen soliden Glockenstuhl hängt, welcher auf dem bestehenden untern in regelrechter Verbindung lagert, wie solches nur mittelst Planzeichnung verständlich zu machen ist. Es wird daher zweckdienlich sein, entweder den Zimmermeister Gaiser anher zu beordern oder demselben die erforderlichen Informationen zur Planfertigung zu erteilen oder dieselben nebst Kostenanschlag gleich direkt vom Gefertigten (= kgl. Baubeamten) in Empfang zu nehmen."
Am 4.3.1862 teilte die kgl. Baubehörde Illertissen dem Pfarramt Wallenhausen mit: "Zur Beseitigung der vorhandenen Gefahr, dass das Turmgemäuer durch das neue Geläute, und zwar durch die kleine dritte Gußstahlglocke mit der Zeit einen Schaden erleide, ist es unbedingt erforderlich, dass dieselbe nicht ferner auf dem Gebälke des Satteldachstuhles und zwar mittels eines so unsoliden Glockenstuhles ruhe, noch in gleicher Richtung mit den andern beiden Glocken schwinge. Da sich jedoch nach detaillierter Aufzeichnung und Prüfung erwiesen hat, dass es nicht leicht möglich ist, den Glockenstuhl der fraglichen dritten Glocke oberhalb und in direkter Verbindung mit dem bestehenden Stuhle der beiden größeren Glocken anzubringen, so erübrigt Nichts Anderes, als denselben sogleich unterhalb derselben mittels eines neuen Gebälklagers aufzustellen, und zwar als einen neuen soliden Glockenstuhl, wodurch jeder ferneren Besorgnis vorgebeugt ist, während selbst jene, dass man in Ermanglung größerer Schallöffnungen daselbst den Ton der dritten Glocke nicht mehr laut genug vernehmen werde, als unbegründet dadurch erachtet werden muss, daß das Turmgemäuer an jener Stelle, wo sich die fragliche Glocke dermalen befindet, gar keine Öffnung hat."
Die Gemeindeverwaltung Biberberg (Vorsteher Hilble, Gemeindepfleger Baur, Anton Strobel, Anton Haas und Georg Schmid) bestätigte am 31.8.1862, dass ihr das Gutachten vom 4.3.1862 zur Kenntnis gebracht wurde zu dem Zwecke, dass das anbefohlene neue Gebälklager für die kleine dritte Glocke im Kirchturm aufgestellt werde.
Offenbar ist das aber nicht erfolgt. Bei den Glockenmeldungen 1917 im ersten Weltkrieg wurden nur 2 Stahlglocken gemeldet, die sich noch heute auf dem Turm befinden.
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Die Glocken von Diepertshofen
In der Filialkirche St. Ulrich (auch: St. Wendelin) in Diepertshofen, die an Stelle eines baufälligen gotischen Kirchleins 1747/48 errichtet und im September 1748 geweiht wurde, hingen seit dieser Zeit zwei von dem (mit Carl Christoph Frauenlob in Ulm zusammenarbeitenden) Ulmer Glockengießer Gottlieb Korn 1747 gegossene Glocken. Diese waren 100 kg und 58 kg schwer. Die 100-kg-Glocke wurde im August 1917 beschlagnahmt und abgeliefert. Die übriggebliebene 511-kg-Glocke scheint 1934 abgegeben worden zu sein, als in diesem Jahr von dem Glockengießer Wolfart in Lauingen zwei neue Glocken mit 55 und 41 kg Gewicht für Diepertshofen gegossen wurden. Eine derselben hatte einen unteren Durchmesser von 53 cm und war von Anton Dirr (Erbishofen) gestiftet worden. Sie musste 1942 abgeliefert werden, wobei ihr Gewicht aber mit 100 kg angegeben wurde.
Eine aus Finningen stammende, 1946 bei der Firma Minholz in Ulm zunächst für Pfaffenhofen erworbene Glocke von ca. 100 kg Gewicht wurde 1948 der Filialkirche in Diepertshofen abgetreten. Sie wurde 1588 von Hans Sternecker ("Ternecker") und Wolf Dietrich Merck in Memmingen gegossen. Sie zeigt die Mater dolorosa mit über der Brust gekreuzten Händen und Johannes den Evangelisten mit gefalteten Händen. Sie hat laut Deutschem Glockenatlas eine Höhe von 47 cm bei einem Durchmesser von 70 cm. Letzteres dürfte ein Druckfehler sein, da bei einer Ortsbegehung im Oktober 1982 bei der schwer zugänglichen Glocke nur 40 cm Durchmesser festgestellt werden konnten. Die zweite im Kirchturm befindliche Glocke ist von 1880, weist einen Adler auf und hat 48 cm Durchmesser und eine Höhe von 39 cm.
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Die Glocken von Ettlishofen
Die erste Nachricht über Glocken der Expositurkirche St. Ulrich und Leonhard stammt von 1809. Damals waren die alten Glocken zersprungen. Es wurden an ihrerstatt "zwei Glögglen" aus der profanierten (später ab 1874 abgerissenen Barfüßer-(Franziskaner-) Kirche in Ulm um 9 fl. 7 kr. und 4 hl. gekauft. Die weitere Glockengeschichte ist lückenhaft. In der Meldeliste des ersten Weltkriegs vom 20. 8. 1918 sind drei Glocken, je eine von 1831, 1847 und 1874 aufgeführt. Die von 1847, welche mit 50 kg die kleinste war weitere Daten über Gießer etc. unbekannt, musste sofort abgeliefert werden.
Als 1928 eine neue Glocke angeschafft werden sollte, wurden Angaben über die vorhandenen 2 Glocken gemacht, die hinsichtlich Gewicht von den Angaben von 1918 differieren. Die Daten von 1928 dürften zuverlässiger sein, da sie von dem Fachmann Wolfart herrühren. 1940 wurden auf dem Meldebogen offenbar nur die des Bogens von 1918 abgeschrieben.
Die Glocke von 1831 trug keine Inschrift, war aber mit der Patrona Bavariae, dem Kruzifix und Maria Magdalena geziert. Bei den Verhandlungen über die Anschaffung der neuen Glocke teilte der Gießer Wolfart (Lauingen) am 11. 7. 1928 mit, dass er seine Glockengießerei seit 15. 3. 1928 wieder selbst führe. Dass die bisherigen Pächter seines Geschäfts, die Gebrüder Radler, am 10. 3. 1928 in Hildesheim Konkurs angemeldet haben, berühre ihn als Eigentümer nicht. Nachdem ursprünglich eine Glocke mit 170 kg, Durchmesser 66 cm und Ton d' beabsichtigt gewesen war, entschloss man sich schließlich zu einer größeren. Diese wog 330 kg, hatte 82 cm Durchmesser und den Ton h'. Sie wurde in Lauingen am 12. 4. 1929 durch den Domkapellmeister Cassian Reiser (Augsburg) untersucht und kurz darauf in Ettlishofen aufgehängt. Stifter der Glocke war ... Heinrich in Chemnitz.
Aus den Unterlagen der Expositur Ettlishofen ist zu ersehen, dass im letzten Kriege Anfang 1942 Glocken abgeliefert werden mussten. Es waren die von 1874 und 1928. Zu der verbliebenen e' Glocke von 1831 wurden 1948 über die Firma Wolfart (Lauingen) von dem Metallwerk Rau in München zwei neue Euphon-Metall-Glocken beschafft, die eine mit dem Bild St. Leonhards, die zweite mit dem Bildnis der Muttergottes (Ton h, Durchmesser 80 cm, Gewicht 260 kg, und Ton cis, Durchmesser 71 cm, Gewicht 190 kg).
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Die Glocke von Hetschwang
Die Glocke von 1831 trug keine Inschrift, war aber mit der Patrona Bavariae, dem Kruzifix und Maria Magdalena geziert. Bei den Verhandlungen über die Anschaffung der neuen Glocke teilte der Gießer Wolfart (Lauingen) am 11. 7. 1928 mit, dass er seine Glockengießerei seit 15. 3. 1928 wieder selbst führe. Dass die bisherigen Pächter seines Geschäfts, die Gebrüder Radler, am 10.3.1928 in Hildesheim Konkurs angemeldet haben, berühre ihn als Eigentümer nicht. Nachdem ursprünglich eine Glocke mit 170 kg, Durchmesser 66 cm und Ton d' beabsichtigt gewesen war, entschloss man sich schließlich zu einer größeren. Diese wog 330 kg, hatte 82 cm Durchmesser und den Ton h'. Sie wurde in Lauingen am 12.4.1929 durch den Domkapellmeister Cassian Reiser (Augsburg) untersucht und kurz darauf in Ettlishofen aufgehängt. Stifter der Glocke war ... Heinrich in Chemnitz.
Aus den Unterlagen der Expositur Ettlishofen ist zu ersehen, dass im letzten Kriege Anfang 1942 Glocken abgeliefert werden mussten. Es waren die von 1874 und 1928. Zu der verbliebenen e' Glocke von 1831 wurden 1948 über die Firma Wolfart (Lauingen) von dem Metallwerk Rau in München zwei neue Euphon-Metall-Glocken beschafft, die eine mit dem Bild St. Leonhards, die zweite mit dem Bildnis der Muttergottes (Ton h, Durchmesser 80 cm, Gewicht 260 kg, und Ton cis, Durchmesser 71 cm, Gewicht 190 kg).
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Die Glocken von Kadeltshofen
Die älteste Glocke der heutigen Pfarrkirche in Remmeltshofen, zu der die Einwohner von Kadeltshofen und Remmeltshofen zuständig sind, stammte aus dem Jahre 1661 und war in Ulm gegossen worden. Aus dem Januar 1686 stammt eine Liste von Beiträgen "zur völligen Bezahlung der Glocke". Es ist mit Matzke wohl eher anzunehmen, dass um 1685 eine zweite Glocke angeschafft wurde, als dass etwa noch alte Schulden von 1661 übrig geblieben gewesen wären. Diese zweite Glocke wurde 1763 durch eine neue ersetzt, welche vom Prälaten des Wengenklosters Ulm geweiht wurde. Im Visitationsbericht von 1775 ist die Existenz der 2 Glocken von 1661 bzw. 1763 bezeugt. Diese Glocken wurden 1817 durch 3 neue ersetzt,welche von Agapitus Hubinger (Augsburg) gegossen waren. Dieses offenbar nicht besonders gute Geläut wurde zur Gänze 1899 dem Glockengießer F. Hamm (Augsburg) zum Einschmelzen übergeben, der dafür drei neue Glocken goss. Da die Angaben über das Gewicht der Glocken von 1899 und von der Bestandsaufnahme 1917 differieren, werden beide Versionen angegeben.
Die Michaels- und die Josefsglocke mussten im ersten Weltkrieg am 6. 8. 1917 abgeliefert werden.
Als Ersatz wurden am 4.11.1922 von der Firma Gebrüder Ulrich in Apolda (Thür.), den damaligen Pächtern der Firma F. Hamm in Augsburg, zwei in Apolda vorrätige Glocken mit Ton a und cis gekauft: Eine große mit 470 kg und Durchmesser 90 cm, ,Salvator Mundi", eine kleinere mit 246 kg, "Zu Gottes Ehr". Im zweiten Weltkrieg mussten am 20.1.1942 sowohl die Marienglocke von 1899 (Durchmesser 102 cm) wie die Salvator‑Mundi‑Glocke von 1922 abgeliefert werden. Für Jahre lang blieb nun die 246kg‑Glocke von 1922 die einzige. Sie wurde bei der Anschaffung neuen Geläuts 1947 der Firma Gebhard (Kempten) überlassen.
In diesem Jahre 1947 gelang es mit Hilfe spendenfreudiger Mitbürger dem Ortsgeistlichen Dr. J. Matzke von dem Glockengießer Engelbert Gebhard in Kempten drei neue Glocken gießen zu lassen, die am 15.5.1947 geweiht wurden. Die große mit Ton g, 650 kg, Christkönigs-Glocke; die mittlere mit Ton a, 475 kg, Marienglocke; die kleine mit Ton c, 290 kg, Michaelsglocke.
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Die Glocken von Niederhausen
In der zur Pfarrei Oberhausen gehörigen Filialkirche St. Dominikus in Niederhausen befanden sich 1917 zwei Glocken. Die größere Glocke wurde 1685 von Joh. Baptist Ernst in Memmingen, die kleinere 60 kg schwere, 1852 von Philipp Jakob Wieland in Ulm gegossen. Diese Glocken haben beide Weltkriege glücklich überstanden. Die Ernst'sche Glocke hat einen Durchmesser von 67 cm und eine Höhe von 58 cm. Die Wieland'sche, heute (1982) durch Taubenmist verschmutzte Glocke weist, soweit erkennbar, ein Bild der Muttergottes und ein Kruzifix auf. Ihre Maße sind 55 cm Durchmesser, 47 cm Höhe.
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Die Glocken von Pfaffenhofen
St. Martin besitzt heute keine sehr alten Glocken mehr. Im Visitationsprotokoll des Dekanats Weißenhorn von 1775 ist die Rede von damals vorhandenen 4 Glocken, welche in der Glockengießerei Arnold in Dinkelsbühl gegossen worden waren und vom Prälaten von Roggenburg ‑ zu unbekannter Zeit benediziert worden waren. Offenbar ist 1787 oder kurz vorher eine dieser Glocken gesprungen, denn bei der 1787 durch Nikolaus Arnold in Dinkelsbühl neugegossenen Glocke von 260 kg Gewicht dürfte es sich um einen Umguss gehandelt haben. 1805 erhielt beim Feuerläuten anlässlich eines Brandes infolge des mutwilligen Leichtsinn "eines Kirchendieners", also wohl des Mesners wieder eine der vier Glocken, und zwar die größte, einen Sprung. Sie wurde 1806 durch den Glockengießer Joh. Georg Ernst in Memmingen umgegossen. Auf ihr waren die Namen des regierenden Grafen Fugger, des Pflegsverwalters in Weißenhorn und des Pfaffenhofener Pfarrers Blau zu lesen. Sie kam am 23.7.1806 in Pfaffenhofen an und wurde erstmals am 24.7. bei der Beerdigung des 56jährig verstorbenen Kramers Franz Glöggler geläutet.
Die beiden letzten Glocken des Vierer‑Geläuts von 1775 wurden 1894 von Glockengießer Fritz Hamm in Augsburg in neue Glocken von 650 und 550 kg Gewicht umgegossen. Diese hatten nur eine kurze Lebensdauer.
Beide Glocken von 1894 mussten noch 1917 abgeliefert werden. Was aus der Glocke von 1787 wurde, ist ungeklärt.
Die Glocke von 1806, deren wirkliches Gewicht laut Waagschein Augsburg 20.12.1921 902 kg war, war 1917 der Pfarrkirche gelassen worden, da in Anbetracht der 7 Filialen die kleine Glocke mit 260 kg als Läuteglocke unzureichend befunden wurde. Als nach dem ersten Weltkriege im November 1921 die neuen Glocken in Pfaffenhofen eingetroffen waren, wurde die Glocke von 1806 dem Glockengießer Hamm (Augsburg) zum Preise von 30 M für den Zentner zum Einschmelzen übergeben.
Bereits im Herbst 1919 war an die Wiederbeschaffung eines Geläutes gedacht worden, doch es dauerte bis zum 1.12.1920 bis mit Hamm ein Vertrag auf Lieferung von 2 Glocken um den Festpreis von 55000 M und Lieferfrist von 6 Monaten geschlossen wurde. Die eine Glocke sollte 700 kg wiegen und den Ton as haben, die andere 400 kg und Ton b. Im April 1921 wurde dann beschlossen, statt den zwei Glocken, ein Geläute von vier Glocken anzuschaffen. Ende Mal 1921 wurde zunächst ein Vertrag auf drei Glocken geschlossen, der den Vertrag vom 1.12.1920 ersetzen sollte. Er wurde auf den 1.12.1920 zurückdatiert, wobei das Mißgeschick passierte, dass versehentlich 1921 statt 1920 geschrieben wurde, ohne dass das einer der Unterzeichner gemerkt hätte. Die Lieferung der vierten Glocke wurde in Briefwechsel um den Preis von 10000 M vereinbart, was Hamm am 7.6.1921 bestätigte. Die Fertigstellung der Glocken verzögerte sich, was Hamm am 12.9.1921 damit entschuldigte, dass das neue große Geläute für den Dom zu Augsburg sich noch einige Wochen in seiner Grube zur Bearbeitung befinde. Als die Pfaffenhofener Glocken fertig waren, wurden sie von Domkapellmeister Reiser in Augsburg geprüft und für gut befunden (Salve-Regina-Motiv). Sie kamen dann am 22.11.1921 auf der Bahnstation Nersingen an und wurden alsbald an ihren Bestimmungsort gebracht. Da über ihre Gewichte und Durchmesser Widersprüche bestehen, werden die Angaben im folgenden in Tabellenform gebracht, und zwar nach dem Vertrag vom Mai 1921 bzw. Schreiben Hamms, nach den z. T. irrigen Angaben der Meldung vom 14.5.1940 und nach dem allein richtigen Waagschein vom 17.11.1921.
Im November 1921 (ohne Tagesdatum) erstellte Hamm seine Rechnung. Für die drei im Vertrag vereinbarten Glocken berechnete er 97075,50 M (1100 kg a 50 M und 978,5 kg a 43 M), für die c‑Glocke, wie oben erwähnt, 10000 M und für Nebenkosten wie Montierung und Hängung des Geläutes, zwei neue Rollenlager und zwei Achsen, Inschriften (498 Buchstaben a 30 Pfennig) insgesamt 4297 M.
Alle Glocken waren mit den Namen von Pfarrer Haltenberger und Kirchenpfleger Stempfle versehen. Die 1170-kg-Glocke, genannt Heldenglocke, war mit entsprechender Inschrift geziert. Die 568-kg-Glocke, Herz-Jesu-Glocke, trug ein Relief des hl. Herzens Jesu Auf der 239-kg-Glocke, Arme-Seelen-Glocke, waren Inschrift und ein Relief angebracht. Alle diese drei Glocken fielen dem zweiten Weltkrieg zum Opfer. Sie wurden am 23.1.1942 abgenommen und am 16.2.1942 abtransportiert. Übrig blieb die 340 1/2 kg schwere Marienglocke. Während für die Heldenglocke Pfarrer Haltenberger und Eleonore Aarestrup, geb. Stempfle, je 5000 M gestiftet hatten, wurden von Kapitän Aluf Aarestrup und Gattin Eleonore für die Marienglocke 10000 M gespendet. Diese Marienglocke ist nunmehr die älteste und zugleich die einzige Bronzeglocke des Geläutes. 1946 wurde zusätzlich zu dieser damals einzigen Glocke des Kirchturms eine aus Finningen stammende alte Glocke von circa 100 kg gekauft, welche dann 1948 der Filialkirche Diepertshofen abgetreten wurde (vgl. den Abschnitt über die dortigen Glocken). 1948 wurden von dem Bochumer Verein für Gußstahlfabrikation AG in Bochum vier Gußstahlglocken beschafft, die heute zusammen mit der Marienglocke das Geläute von Pfaffenhofen bilden.
Für den Dachreiter der Friedhofkirche wurde im November 1951 durch den Glockengießer Heinrich Kurtz (Stuttgart) eine "Gis Glocke in mittelschwerer Rippe" geliefert. Durchmesser 49 cm, Gewicht 70 kg. Die Glockenzier wurde, wie folgt, gestaltet: Inschrift am oberen Glockenrand: Jesus + Maria + Josef + stehet uns bei«. Bild: Erzengel Michael. Stiftungsvermerk am unteren Glockenrand vorn. "Gestiftet von Anton und Theresia Briechle." Zum Gießerzeichen auf der Rückseite der Glocke unten: "Pfaffenhofen 1951". Die Gesamtkosten betrugen 950 DM, davon 518 DM für das Metall (Glockenbronze).
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Die Glocken von Raunertshofen
Die erste Nachricht über Glocken der 1760 errichteten Filialkirche St. Antonius von Padua in Raunertshofen stammt aus dem Jahre 1901. Damals goß F. Hamm (Augsburg) zwei Glocken für sie. Die kleinere, 75 kg schwer, musste 1917 abgeliefert werden. Die größere, St. Maria gewidmet, wird hinsichtlich ihres Gewichts verschieden geschätzt, 1917 mit 130 kg, 1940 mit 170 kg. Über ihren Durchmesser finden sich sogar aus dem einen Jahr 1940 zwei verschiedene Angaben: 62 bzw. 66 cm. Sie ist dem zweiten Weltkrieg zum Opfer gefallen. Als Ersatz für die 1917 abgelieferte Glocke war (nach 1918) eine Stahlglocke angeschafft worden. Sie diente bis 19631 ist heute noch vorhanden und im Spritzenhaus in Raunertshofen gelagert. 1963 wurden zwei von Georg Holl gestiftete Bronze‑Glocken in Erding gegossen. Die große mit Bildnis der Muttergottes mit Jesuskind hat 63 cm Durchmesser und 55 cm Höhe. Die kleine zeigt St. Antonius mit dem Jesuskind bei 53 cm Durchmesser und 45 cm Höhe. Beide Glocken tragen keine Inschriften.
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Die Glocken von Roth
Seit 1822 hängt in der Filialkirche St. Maria (bzw. St.Leonhard) in Roth eine im selben Jahr von Ignaz Beck (Augsburg) gegossene Glocke, die mit einer halbfigurigen Madonna auf Wolken (nach einem Model der Gießer Schelchshorn in Neuburg a. d. D.), einem Kru zifix und dem hl. Josef mit Lilie geziert ist (Unterer Durchmesser 50,5 cm, Höhe 40 cm, Gewicht 100 kg).
Sie hat beide Weltkriege überdauert. Nicht ist dies einer zweiten Glocke gelungen, die 1839 von Philipp Jakob Wieland in Ulm gegossen worden war, 260 kg wog und 1917 abgeliefert werden musste. Aus einer Quittung über 6000 M für die Kirchenstiftung Roth, die der Glockengießer F. Hamm in Augsburg am 14.4.1921 ausstellte, ist zu schließen, dass damals eine Ersatzglocke angeschafft wurde. Offenbar hat aber Hamm damals keine neue Glocke für Roth gegossen, sondern eine Glocke, die er unbekannt woher im Tauschwege erhalten hatte, nach Roth geliefert. Eine Bestätigung dafür scheint folgendes zu sein: Hamm teilt auf einen Vorschlag des Pfaffenhofener Pfarrers, für Roth eine Glocke mit Ton g und 260 kg Gewicht zu liefern, diesem am 2.5.1921 mit, dass eine g Glocke mindestens 500 kg Bronze schwer sein müsste. So scheinen Pfarrer Haltenberger und die Kirchenstiftung Roth aus finanziellen Gründen auf den Guss einer so teuren Glocke verzichtet zu haben und sich auf den Erwerb einer alten Glocke bei Hamm beschränkt zu haben, wozu die 6000 M ausreichten. Diese Glocke wird in dem Meldebogen vom 14.5.1940 mit "Unterer Durchmesser 59 cm, Gewicht 250 kg, gegossen 1814" beschrieben. Sie musste 1942 abgeliefert werden. Eine 1946 in einem Bericht an das Landratsamt Neu-Ulm ausgesprochene Vermutung, dass die 1814 gegossene Glocke von einem Stifter aus Pfaffenhofen gestammt hätte, muss unrichtig sein, da der sehr zuverlässige Forscher Pfarrer S. Eberle (Illerberg) sie sonst bestimmt in seiner 1917 verfassten Übersicht über die Glocken im Bezirk Neu-Ulm aufgeführt hätte. Als Ersatz für diese im zweiten Weltkrieg abgelieferte Glocke wurde von Finningen (NU) eine im 14.Jahrhundert gegossene schmucklose, aber infolge ihres ehrwürdigen Alters sehr wertvolle Glocke (Durchmesser 72,5 cm, Höhe 58 cm) um 1000 DM erworben.
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Die Glocken von Silheim
Die älteste Glocke der Filialkirche St. Apollonia wurde 1765 von Carl Christoph Frauenlob in Ulm gegossen. Sie hat einen Durchmesser von 48,5 cm und eine Höhe von 41,5 cm. Ihr Gewicht wurde 1940 auf 50 kg geschätzt, 1947 richtig mit 72 kg angegeben. Sie ist mit einem Friesband und einer Kreuzigungsgruppe geziert, deren Model Frauenlob offenbar aus der Werkstatt der Lindauer Glockengießer Ernst übernommen hat. Auf der Glocke sind weiter die Namen der Silheimer Heiligenpfleger von 1765 Georg Maier und Simon Maler verewigt.
Die zweite, größere Glocke wurde 1847 von Lorenz Riedle in Ulm gegossen mit einem Durchmesser von 67,5 cm und einer Höhe von 55 cm. Ihr Gewicht, 1940 auf 100 kg geschätzt, wurde 1947 mit 120 kg festgestellt. Sie trägt das Bildnis des hl. Urban.
Im ersten Weltkrieg musste trotz zunächst erfolgter Beschlagnahme der größeren Glocke trotzdem wegen "Schönheit des Geläutes" keine Glocke abgeliefert werden. Im zweiten Weltkrieg musste zuerst die Glokke von 1847 abgeliefert werden und 1944 sogar noch die von 1765. Trotzdem überstanden beide Glocken im Hamburger Glockenlager glücklich den Krieg, wurden zurückgeführt und rufen seit Anfang 1948 wieder die Silheimer zum Kirchgang.
Der Schulbezirk Pfaffenhofen
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Allgemeines und Schulleiter
Die erste Nachricht von der Existenz einer Schule in Pfaffenhofen ist in einem Zinsbrief vom 18.12.1470 enthalten, den der Kaplan Georg Haß dem Ortsgericht Pfaffenhofen durch seinen Fürsprecher vorlegen ließ. In ihm wird ein Acker erwähnt, welcher zwischen einem des Hans Ehinger ("Echinger"), des damaligen Ortsherrn, und einem des namentlich nicht genannten Schulmeisters lag. Man kann also zumindest sagen, dass in Pfaffenhofen 1470 eine Schule bestand und wohl auch schon vor 1470 Unterricht erteilt wurde; wie lange vorher, muss natürlich offen bleiben.
1522 wird als Schulmeister (Lateinisch: Ludimagister, Ludimoderator, Ludirector) und Mesner Peter Stegmann genannt. Der 1547 als Gerichtschreiber der Herrschaft Pfaffenhofen bezeugte Sigmund Wagner, der auch kaiserlicher Notar war, dürfte auch Schulmeister gewesen sein, da das Amt des Gerichtschreibers und Schulmeisters häufig in Personalunion wahrgenommen wurde. Am 3.12.1569 und noch am 23.5.1576 ist Ulrich Maystetter urkundlich als Schulmeister bezeugt. Möglicherweise hat er einmal ausgesetzt, da 1571 ein Hans Müller als Schulmeister genannt wird. 1580, 1585 und noch 1590 ist Georg Weygand Schulmeister, welcher 1581 den offenbar recht geringen Jahresertrag des Kleinzehents von Berg um 20 Kreuzer kaufte.
Von 1606 bis 1616 war tätig Martin Böck, der 1616 einem Ruf, die Schule in Wullenstetten zu übernehmen, folgte, dort aber nur 6 Monate amtierte, da er bereits am 25.12.1616 starb. Ob der folgende Lehrer Höß ihm unmittelbar folgte, wissen wir nicht. Er ist bezeugt von 1624 bis zu seinem vermutlich 1637 erfolgten Tod. Von ihm, Adam Höß (Heß), der mit Walburga Hellwirt aus Pfaffenhofen verheiratet war, weiß Pfarrer Georg Huber in seinem Seelenbeschrieb von 1631 zu berichten, "dass der Schulmeister die Kinder fleißig unterrichte". Ihm folgte der aus Arnegg bei Ulm gebürtige Georg Buchmiller, der als neuer Mesner und Schulmeister in Pfaffenhofen am 31.10.1638 die Maria Eppelerin aus Erbach heiratete. Ihm starben, während er selbst totkrank war, im Januar und Februar 1647 vier seiner Kinder: Johann, Catharina, Magdalena und Maria. Buchmiller selbst hat offensichtlich diese Epidemie überlebt. 1653 und 1654 wird der Schulmeister Augustin Weitmann genannt, 1680 ‑ 86 Michael Sauter. Dieser war von Weißenhorn gebürtig, wo er auch das Bürgerrecht besaß. Er war ein Bruder des von 1656 bis zu seinem Tod am 4.5.1688 in Aufheim amtierenden Pfarrers Simon Sauter. Diese Brüder hatten einen vornehmen, leider nicht mit Namen benannten Vetter, der es im Kirchendienst weit gebracht hatte. Er wird nämlich am 1. 10. 1686 als "Hochwürden und Gnaden, Offizial in [Wiener] Neustadt" erwähnt. Zunächst neben Michael Sauter unterrichtete 1685‑1693 Matthäus Baur, Stammvater eines Schulmeistergeschlechts, das über hundert Jahre, bis 1790 die Pfaffenhofener Jugend unterrichtete (vgl. die Stammtafel). Ihm folgte sein ältester Sohn Johann Simon Baur und nach dessen frühem Tode 1702 der damals 20jährige zweite Sohn Josef Baur als Mesner und Schulmeister. Dieser bat nach 36 Dienstjahren Anno 1738 die gräfliche Herrschaft, der die Verleihung des Mesnerund Schuldienstes zustand, seinen Dienst auf einen Verwandten resignieren zu dürfen.
Die Herrschaft empfahl ihm daraufhin, einen Anwärter zu suchen, der fähig wäre, die zukünftige Orgel "zu traktieren', da 3 Guttäter zur Errichtung einer Orgel in die Pfarrkirche Pfaffenhofen Legate verschafft und 5 weitere (aus Beuren, Kadeltshofen, Niederhausen und Roth) Beiträge dazu in Aussicht gestellt hätten. Josef Baur schloß infolgedessen in der Herrschaftskanzlei in Weißenhorn am 18. 4. 1741 einen Vertrag mit seinem Brudersohn Anton Baur, der sich inzwischen auf die Erlernung des Orgelschlagens und Singens verlegt hatte, auf gemeinsame Ausübung des Dienstes ab Martini 1741 bis zum Tode von Josef Baur mit genauen Bestimmungen über die Pflichten und die Aufteilung der Einnahmen. Mit dem Orgelschlagen, das er später gut beherrschte, tat sich Anton Baut zunächst schwer, da Pfarrer Braisch die unterdessen von Stiftern angeschaffte Orgel nicht spielen lassen wollte. Er starb schon 1766, 4 Jahre vor dem Onkel Josef Baur, welcher 1766 mit 84 Jahren in den Ruhestand trat. Beiden folgte Antons Sohn, Johann Nepomuk Baur, 1766-1790 als Mesner und Schullehrer. Dieser muss ein guter Pädagoge gewesen sein, da im Jahre 1783 (nicht 1738!) vom gräflichen Pflegamt Weißenhorn bestimmt wurde: "Damit in Zukunft pünktlicher nach der AH. Vorschrift die Jugend unterrichtet wird, sind die Schulleute der oberen Herrschaft an den Lehrer zu Buch, die der unteren Herrschaft an den Lehrer zu Pfaffenhofen zu weisen, welche beide die Art zu verfahren, den Anderen beizubringen und in vollkommenen Stand zu setzen haben. " Dieser seminarähnliche Unterricht sollte vom 1.10. bis 30.11. dauern. Er ergibt sich weiter aus dieser Nachricht, daß es damals nur im Winter Schulunterricht gab, beginnend mit dem 1.12. , wahrscheinlich immer bis Ende April des folgenden Jahres.
1790-1797 wird Johann Georg Miller als Lehrer genannt. Vom Grafen Fugger präsentiert und aufgenommen, vom österreichischen Oberamt in Günzburg examiniert und bestätigt, trat am 24.7.1797 der damals noch ledige Bernhard Wieland sein Amt als Schullehrer, Chorregent und Mesner an, das er bis zu seinem Tode 48 Jahre lang ausübte (geb. Unterelchingen 16.9.1773, + Pfaffenhofen 23.9.1845). Bis zum Umbau der Kirche 1958/1959 erinnerte an deren Ostwand eine Marmortafel an ihn. Wenngleich Pfarrer Springer ihn 1798 sehr ungünstig beurteilte, "ein hochmütiger und widerspenstiger Mann, der sich auf seinen Pfleger (das heißt, den Wieland offenbar wohlgesinnten Oberamtmann in Weißenhorn) und seine außerordentliche Grobheit verläßt und sich so beträgt, wie es rechter Landfahrer Gewohnheit ist so kann doch Wieland in seiner langen Dienstzeit Tüchtigkeit nicht abgesprochen werden. 1839/40 heißt es in einem amtlichen Bericht, daß er eine gute Schule hat. Beanstandet wurde nur, daß er sich die neue Lautiermethode nicht mehr aneignen mochte, verständlich bei einem 66jährigen Mann. Allerdings scheint er für den Unterricht infolge Krankheit wiederholt längere Zeit ausgefallen zu sein. So wurde 1830 die Empfehlung der Regierung zur Erhöhung der Schulgehilfenbarentlohnung von 40 auf 50 fl. jährlich damit begründet, dass dem Schulgehilfen Wacker die gänzliche Besorgung des Schulunterrichts obliegt. Der 1840-1843 amtierende Schulgehilfe Stury mußte sich mehrfach wegen ungenügender Verpflegung im Hause des Schullehrers Wieland beschweren. Die Regierung ließ daher bei der Ernennung von Stury's Nachfolger j. Fischer das gräflich Fugger'sche Herrschaftsgericht Weißenhorn wissen: "Sollte Fischer Beschwerden wegen ungenügender Verpflegung erheben, so bleibt es dem Herrschaftsgericht überlassen, zu bestimmen, dass Schullehrer Wieland dem Fischer 150 fl. bar bezahlt, statt der bisherigen Naturalverpflegung und Remuneration". Nach dem Tode Wielands wurde der Schulgehilfe Matthias Mayr zum Verweser des Schul-, Orgel- und Mesner-Dienstes ernannt. Mit Entschließung vom 22.6.1846 bewilligte die Regierung ihm dafür ein Tagegeld von 42 Kreuzern. Der Rest der Diensterträgnisse sollte die Witwe Wieland für die Dauer des Nachsitzens überlassen werden. Von der Ernennung eines endgültigen Nachfolgers (am 31.8.1846 Martin Stempfle, bisher Schullehrer in Ettlishofen) ließ sich die Regierung auch durch ein Gesuch der Witwe Wieland um Bewilligung eines Absents aus den Schulerträgnissen nicht abhalten. Das Gesuch wurde am gleichen Tag 31.8.1846 abgelehnt, und dem Herrschaftsgericht aufgetragen, dafür zu sorgen, dass die Witwe bedürfendenfalls von der hierzu pflichtigen Gemeinde eine hinreichende Unterstützung erhalte.
Der Schulleiter vom 1.9.1846 bis 30.6.1882, war, wie aus einer Beurteilung hervorgeht, ein tüchtiger Lehrer, ein guter Musiker und auch ein fleißiger Landwirt, welcher allerdings, wie aus dem Visitationsprotokoll von 1866 zu entnehmen ist, mit dem Pfarrer nicht gut auskam. Auch bei der Gemeindeverwaltung war Stempfle nicht beliebt. Aus Anlaß des Schulholzstreites, in dem, wie später erwähnt, Stempfle recht bekam, fielen 1857 seitens derselben folgende bitteren Worte: Stempfle hat ein Einkommen von 700-800 fl. und hat sich während seiner Dienstzeit schon Kapitalien erübrigt, aus welchen ihm Zinsen fließen. Im Kreise (heute Reg. Bezirk) Schwaben und Neuburg mögen sich wohl wenige Lehrer eines ähnlichen Einkommens erfreuen, mit welchem ein Lehrer nebst seiner Familie anständig und standesgemäß leben kann. So wenig als die angeblichen Nahrungssorgen Stempfles vermögen dessen Leistungen in seinem Beruf die konkurrenzpflichtigen Gemeinden zu einer solchen Aufbesserung zu bestimmen, da sie alle Ursache haben, mit seiner Tätigkeit als Lehrer unzufrieden zu sein. Er zeichnet sich weder durch eine besonders gute Qualifikation, noch durch Fleiß aus und läßt es gerade am letzteren fehlen, So dass schon mannigfache Klagen hierüber laut geworden sind. Auch sein Benehmen ist keineswegs tadellos, um dessentwillen etwa eine besondere Rücksicht auf ihn genommen werden könnte, weil er sich nicht selten auf höchst brutale Weise gegen die Gemeindeverwaltungsmitglieder sich benimmt. Auch mit seinen Schulgehilfen gab es Schwierigkeiten. Die Regierung fand am 23.5.1861 "die steten und häufigen Versetzungsgesuche" der Schulgehilfen von Pfaffenhofen sehr auffallend. Sie wünschte daher, "jede Veranlassung dazu für die Zukunft beseitigt, was dem Schullehrer Stempfle mitzuteilen ist, der sich hierin vielleicht nicht von aller Schuld dürfte freisprechen können".
Auf die Stellvertretung des Schulgehilfen Bernhard Mayer als Verweser vom 1.7.1882 bis 9.2.1883 folgte als Schulleiter am 10.2.1883 der Hauptlehrer Franz Josef Eschwig. Während Eschwigs Amtszeit war die in eine Untere und Obere Abteilung gegliederte Schule im März 1909 wegen einer Diphterie-Epedemie eine Zeit lang geschlossen. Eschwig war seit November 1912 krank. Zur zeitweisen Übernahme seiner Amtspflichten wurde am 1.11.1912 Max Müller, bisher Schulpraktikant in Oberbechingen, berufen, mit monatlichem Funktionsbezug von 65 M bei Selbstverpflegung. Für das Zimmer hatte die Gemeinde zu sorgen. Gleichzeitig wurde Eschwig Krankheitsurlaub bis 1.5.1913 gewährt, mit der Maßgabe, dass, wenn er nicht wieder dienstfähig würde, seine Pensionierung erfolge. Infolgedessen wurde die Schulstelle am 1.8.1913 neu besetzt mit Ludwig Hertz, bisher Volksschullehrer in Ettlishofen. Der Verweser Max Müller wurde gleichzeitig als unständiger Verweser nach Ettlishofen versetzt. Hertz war Schulleiter in Pfaffenhofen bis 31.5.1918. Am 1. 6. 1918 wurde er als Schulleiter nach Rückholz (FÜS) versetzt, wo er bis 1922 amtierte. Für Herz kam am 1.6.1918 der bisherige unständige Verweser von Rückholz, Karl Volk, in gleicher Eigenschaft nach Pfaffenhofen mit einem monatlichen Gehalt von 127 M. Als am 1.9.1918 die Pfaffenhofener Schulleiterstelle mit Otto Schneider, bisher Hilfslehrer in Donauwörth, neu besetzt wurde, erhielt Volk dessen Donauwörther Funktion. Schneider wirkte bis zum 31.12.1923 in Pfaffenhofen. Ihm folgte ab 1.1.1924 an der jetzt dreiklassigen Schule Hauptlehrer Hans Fischer, welcher im zweiten Weltkrieg kurz vor Kriegsende 1945 als Hauptmann fiel.
1945-52 war die Schulleiterstelle stellvertretend besetzt durch Frl. Heiligmann, Frau Sibenhorn (1947) und Lehrer Johann Riggenmann. Der erste hauptamtliche Schulleiter nach dem Kriege wurde am 1.3.1952 Lehrer Engelbert Fischer (* Ichenhausen 23.2.1899, + Weißenhorn 13.8.1981), welcher am 1.3.1952 zum Hauptlehrer ernannt wurde. In seiner Amtszeit wurde die neue moderne Schule errichtet. Vielseitig interessiert hat sich Hauptlehrer Fischer bleibende Verdienste ob seiner Obsorge für die geschichtliche Vergangenheit Pfaffenhofens und des Gedächtnisses des Ozeanfliegers Hermann Köhl erworben. Fischer trat infolge Erreichung der Altersgrenze mit dem 1.3.1967 in den Ruhestand. Als Vertragslehrer unterrichtete er noch bis 1971 weiter. Sein Nachfolger als Schulleiter wurde 1967 Hauptlehrer Ludwig Geiser (* 1919), der am 1.5.1968 zum Rektor ernannt wurde. Ihm wurde mit Wirkung vom 1.1.1970 das Amt des "(Seminar-) Oberlehrers als Leiter eines Seminars für die Ausbildung von Lehrern an Volksschulen" mit dienstlichem Wohnsitz Pfaffenhofen übertragen. Er bat infolgedessen am 11.7.1970 um Enthebung vom Amt des Schulleiters ab 1.8.1970. Als Seminarrektor trat er am 1.8.1981 in den Ruhestand. Sein Nachfolger in der Volksschule wurde, zunächst als stellvertretender Leiter, der Konrektor Johann Riggenmann (* 1920), welcher mehrere Jahre ehrenamtlicher 1. Bürgermeister der Marktgemeinde Pfaffenhofen war. Riggenmann wurde am 1.9.1972 zum Rektor ernannt und trat mit dem 1.9.1982 in den Ruhestand. Unter ihm als Schulleiter wurde das Gebäude der Volksschule zu dem heutigen stattlichen Komplex erweitert, und stieg die Zahl der Klassen von 16 auf 24. Seit dem 1.9.1982 versieht die Stelle des Schulleiters der 1. Konrektor Josef Strehle (* 1934).
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Die Lehrerfamilie Baur in Pfaffenhofen
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Gesamteinkommen des Lehrers
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Die Schulgehilfen 1830 - 1896
Nachdem 1818 sich ein Schulseminarist Josef Hollenstein (Sohn des Kadeltshofer Lehrers und selbst 1832-37 Lehrer in Kadeltshofen) in der Pfaffenhofener Schule betätigen durfte, beginnt mit 1830 die fortlaufende Reihe der Schulgehilfen. Die Anstellung des Schulgehilfen, der vom Lehrer besoldet werden musste, ermöglichte die Teilung der Schüler in zwei Klassen. Der Schulgehilfe erhielt neben freier Wohnung und Verpflegung jährlich 40 fl. (fl. = Florin, Gulden), ab 1831 50 fl. Die Verpflegung wurde dabei mit jährlich 100 fl. angeschlagen. 1868 wurde die Barentlohnung mit von der Schulgemeinde (= Schulverband) zu zahlenden zusätzlichen 30 fl. aufgebessert. 1869 schoss der Staat noch 20 fl. zu. 1873 betrug der Gehalt neben freier Wohnung und Verpflegung beim Schullehrer 80 fl. und zusätzlich ein Staatsfondszuschuss von 50 fl. 1887 erhielt der Schulgehilfe neben freier Wohnung und Verpflegung von der Gemeinde jährlich 137,10 M und eine Zulage vom staatl. Zentralfonds von 180 M. Um 1891/95 hörte die freie Verpflegung auf. Es blieb nur die freie Wohnung beim Schullehrer. Bar erhielt der Schulgehilfe nun 342,90 M aus der Gemeindekasse und 180 M staatliche Aufbesserungszulage.
Es folgt die Liste der Schulgehilfen (Es gab immer nur einen. Nicht immer ist die Zeit des Abgangs bekannt): 21.10.1830 Karl Wacker (bisher Schulgehilfe in Hergensweller), wird 3.11.1831 Adstant in Dinkelscherben.
3.11.1831 Hyazinth Schwabl von Jedesheim.
1833 Ferdinand Fischer (vorher Schulverweser in Roth).
1835/36-1837/38 . . . Stempfle. 1838/39-1840 Josef Wiedemann. 13.12.1840 Josef Stury (bisher Schuldienstexspektant in Babenhausen), wird 7.1.1843 Schulverweser in Asch (LG Buchloe).
7.1.1843 (übernimmt die Obere Klasse) Josef (alias: Johann) Fischer (bisher Schulverweser in Asch).
1843/44-1846/47 Matthias Mayr, 1845-1846 Schulleiter.
18.10.1845-1846 Xaver Oßwald (bisher Schulgehilfe in Kirchhaslach).
1847/48-1848/49 August Oettle. 1849/50-1850/51 Xaver Gilg.
1851/52 Johann Hafner, wird 25.4.1852 nach Altusried versetzt.
25.4.1852-1853 Georg Sandmann (bisher Schulgehilfe in Altusried).
1853-1856 Albert Mareis, wird 10.10.1856 expon. Schulverweser in Auers (LG Weiler).
10.10.1856 Franz Xaver Hafner, wird 26.4.1858 auf sein Gesuch von der Stelle enthoben.
28.4.1858 Ludwig Weilbach (bisher Schulgehilfe in Unterroth).
1860 /61 Johann Sttele, wird 23.5.1861 Schulgehilfe in Neuburg a.K
1.6.1861 Sigmund Oberbigler (bisher Winterschulgehilfe in Kreuzthal, LG Kempten), im Oktober 1862 nach Prettelshofen versetzt.
31,10.1862 Eplmach Riester, Schulexspektant aus Kadeltshofen.
... Adalbert Stempfle, wird 19. 11. 1868 Schulverweser in Hegelhofen.
19.11.1868 Johann Evangelist Dodel (bisher Schulgehilfe in Grönenbach). Während seiner Erkrankung versah 1869 die Stelle Simon Zinder, der dann 11.4.1869 nach Wolferstadt versetzt wurde. Der Distriktsschulinspektor von Monheim in Wemding schrieb am 23.4.1869 an den Lokalschulinspektor (= Pfarrer) in Pfaffenhofen, daß er dem Zinder auf seine Bitte gestatte, bis Pfingsten in Pfaffenhofen zu bleiben. Vertraulich fügte er noch hinzu, dass in den Sommermonaten ein Schulgehilfe in Wolferstadt nicht nötig sei, und dass Zinder daher solange in Pfaffenhofen bleiben könne, bis er eine weitere Einberufung erhalte. Dodel, der krank in Oberhausen (NU) lag, war von der Regierung ab 11. 4. 1869 wieder auf seinen Posten in Pfaffenhofen berufen worden.
1872 Thaddäus Eglinger, wird 1.10.1873 Schulgehilfe in Wiggensbach.
1.10.1873 Josef Rueß von Grafertshofen (alias Gannertshofen), (war bisher schon als Schuldienstexspektant in Pfaffenhofen eingesetzt).
1879-1880 ... Schneider. 1881-9. 2.1883 Bernhard Mayer.
1882-1883 (als Mayer die Schulleitung wahrnahm) ... Geiger.
1883 Karl Kastner, wird 1.4.1887 ständiger Verweser in Langenwang (SF).
1.4.1887 Johann Nerlinger (bisher Aushilfslehrer in Langenwang), wird 1.2.1890 ständiger Verweser in Kirchheim (MN).
1.2.1890 Xaver Spengler (bisher Schuldienstexspektant in Horgau), wird 19.2.1891 Aushilfslehrer in Buchdorf (DON).
19.2.1891 Josef Kracker (bisher Schulgehilfe in Buchdorf), wird 4.5.1891 auf Ansuchen aus dem Schuldienst entlassen.
4.5.1891 Karl Lang (bisher Schulgehilfe in Willishausen), wird 4.10.1895 nach Hergensweller versetzt.
4.10.1895 Karl Grotz, wird am 14.6.1896 mit Wirkung vom 1.7.1896 zum Schulverweser in Pfaffenhofen ernannt.
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Die Schulverweser in Pfaffenhofen 1896 - 1918
1860/61 Johann Settele, wird 23.5.1861 Schulgehilfe Der zweite Lehrer, bisher Schulgehilfe, führte seit 1896 diese Amtsbezeichnung. Sie ist sprachlich insofern missverständlich, indem der Schulverweser so hieß, unbeschadet, ob der Schulleiter amtierte oder ob bei Verhinderung desselben der Schulverweser in die Lage kam, ihn zu vertreten.
Das jährliche Gehalt des Schulverwesers betrug 1896: 700 M (bestehend aus fassionsmäßigem Reinertrag von 428,60 M, 180 M (= 2 x 90,-) Aufbesserungszulage aus dem Zentralfonds, 41,40 M Zulage aus dem Kreisfonds, 50 M Verpflegungsbeitrag aus dem Kreisfonds). 1908: 900 M. 1912: 900 M + Zulage von 100 M aus Kreismitteln. 1916: 900 M + Dienstalterszulage von 90 M + Notstandszulage von 200 M. 1918: 900 M + Dienstalterszulage 90 M + ao. Zulage 200 M + Kriegsteurungszulage 300 M + Kriegsteurungsbeihilfe 108 M.
Liste der Schulverweser:
1.7.1896 Karl Grotz (bisher Schulgehilfe in Pfaffenhofen), wird 1.12.1897 Schullehrer in Anhofen.
1.12.1897-15.11.1899 Johann Götz (bisher Schulverweser in Denklingen).
16.11.1899 Josef Anton Rotter (bisher in Mattsies), wird 16.5.1901 Schullehrer in Dietershofen/Bab.
16.5.1901 Andreas Riegg (bisher Schulgehilfe in Weisingen), wird 16.11.1902 Schulverweser in Vöhringen.
16.11.1902 Johann Stanislav (bisher Schulverweser in Baisweil), wird 1.2.1904 Schulverweser in Alslingen. Er war aushilfsweise in Pfaffenhofen schon seit 1.2.1902 tätig.
Erstmals eine Frau war auf der Schulverweserstelle in der Person von Magdalena Wilburger, interimistisch seit 1.2.1904 (vorher Hilfslehrerin in Ay), Ernennung zur wirklichen Schulverweserin 1.1.1905. Sie wird 1.11.1908 nach Memmingen versetzt.
1.11.1908 Maria Seif (bisher Schulverweserin in Blindheim), wird 21,2.1912 auf Ansuchen aus dem Lehrverbande des Regierungsbezirks Schwaben und Neuburg entlassen.
21.2.1912 Maria Zimmermann (bisher Hilfslehrerin in Senden), wird 16.10.1913 nach Augsburg versetzt. Interimistisch 16.10.1913 Rosa Seitz (bisher Hilfslehrerin in Buttenwiesen), wird im Dezember 1917 nach Holzheim versetzt.
1. 1. 1918 Katharina Gutbrod (bisher Hilfslehrerin in Lindenberg [LI]).
1. 6. 1918 Karl Volk.
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Weitere Lehrer in Pfaffenhofen
1.11.1908 Rosa Mayer (kam von Mörslingen).
1.1.1910 Theresia Kugler (für die erkrankte Maria Self).
6.1.1910 Josefa Schweighofer.
12.1.1910-1.3.1910 Julie Ritter (Monatlicher Funktionsbezug 65 M, wofür sie sich selbst zu verpflegen hat. Die Gemeinde hat für ein möbliertes und beheiztes Zimmer zu sorgen).
1.10.1910 wird zur Ableistung der vorgeschriebenen einjährigen Schulpraxis an die Volksschule Pfaffenhofen gewiesen Franz Luppold, bisher schon Schuldienstexspektant bei Hauptlehrer Eschwig, derzeit aber bis 30.9.1910 Einjährig Freiwilliger im Kgl. bayer. 1. Fußartillerie Regiment in Neu-Ulm.
1932-1935 Frl. Stöb,
1935-1938 Frl. Sauter,
1938-1946 Er. Heiligmann.
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Die Lehrer seit 1945
Die Liste beansprucht keine absolute Vollständigkeit, doch war der Verfasser bemüht, außer nur sehr kurz tätigen Lehrkräften möglichst alle, die in Pfaffenhofen seit 1945 unterrichteten, mit ihrem Anfangsjahr dort aufzuführen. Hinsichtlich der Daten mögen einzelne Fehler vorliegen, es war jedoch nicht möglich, bei jedem Rückfragen zu stellen. Ein Sternchen am Familiennamen zeigt an, dass der oder die Betreffende noch 1981/82 in Pfaffenhofen tätig war.
Elfriede Albrecht:' (*1945), 1967; Ursula Ammer* (*1951); Hans Bayer (*1939), 1968, 2. Konrektor 1977, 1980 Schulleiter in Oberelchingen; Maria Bernhard 1946-49 Fachl.; Mathilde Bosch, geb. Seibert (*1932), 1962; Irmtraud Brandstetter, geb. Kreuzer (*1946), 1971; Erika Brütting (*1947), 1971; Max Burghardt (*1943), 1971; Ingrid Degendorfer, geb. Schmitt (*1943), 1971; Margarethe Frech* (*1956), Fachl.; Engelbert Fischer (*1899, +1981), Hauptlehrer; Mariana Frankenberger, geb. Hakel (*1943), 1971; Ludwig Geiser (*1919), Rektor 1968-70, Serminarrektor 1970-81; Maria Geiser, geb. Deihl (*1916), 1967-78; Brigitte Hartmann*, geh. Gruber (*1943), 1966 Fachl.; Walter Hartmann* (*1939),1964; Ingrid Heger* (*1942), 1969; Frau Heiligmann, 1938; Maria Aloisia Höhn (*1939), bis 1966; Adolf Hupfer 1948; Erich Käsmaier* (*1925), 1947; Maria Kant, 1949 Fachl.; Gertrud Karpf* (*1957) 1980; Ingrid Kast*, geh. Ullmann (*1949), 1975 Fachl.; Renate Kluge* (*1956) 1980; Monika König-Piper, (*1954), 1977; Eva Konrad (*1939) 1961, 1962 nach Unterelchingen; Brunhilde Kramm (*1948),1971; Marianne Krumbacher, geb. Exler (*1951), 1974, nach Hamburg 1979; Kühner 1958, jetzt Rektor in Weißenhorn; Werner Kumlin* (*1951), 1980 Fachl.; Herbert Mathe (*1933),1956; Gothild Mayr (*1942),1964; Heidtraut Meßmer (*1944), 1966-68; Hedwig Michalek, 1947; Birgit Münsterer*, geh. Hermann (*1942), 1966; Rita Pfaus (*1945), 1969; Wolfgang Pietsch, 1946, nach Oberreichenbach 1947; Maria Helene Preymesser (*1946), 1968; Wilhelm Reiner (*1946), 1975; Judith Reiss, geb. Kreuzer (*1954), 1977; Hans Gerhart Rieder, 1968; Elisabeth Riggenmann, geb. Ritter (*1922), 1945-47 in Roth, 1971, jetzt Katechetin; Johann Riggenmann*(*1920), 1947, Konrektor 1970, Rektor 1972-82; Joachim Rohner' (*1947), 1975; Manfred Rothenberger*(*1941),1967;Wolfgang Rotter* (*1948), 1974; Pia Schiele geb. Spiegler (*1925), 1947, jetzt in Stuttgart; Helmut Schlicht* (*1939), 1981, 2. Konrektor; Ilse Schlüter", geb. Fischer (*1939), 1977; Johann Schmidt' (*1945), 1971; Elisabeth Schnitzler, geb. Heckl (*1933), 1961-66; Rudolf Schnitzler (*1931), 1961-66; Hermann Schrägle (*1942), 1966-67; Gudrun Schrägle, geb. Kiefer (*1942), 1966-67; Elisabeth Schuster* (*1946), 1974; Yvonne Silberhorn (*1909), 1945, stv. Schulleiterin; Irene Sighart, 1948; Franziska Sommer* (*1925), 1967; Anneliese Spann*, geb. Reichart (*1953), 1977; Josefine Spiegler (*1902, +1970), 1945; Brigitte Staib, dann verehelichte Hepperle (* 1949), Fachl. 1969; Karl Stendl (*1945), 1969; Anneliese Strehle, geb. Hanzl (*1940), 1967; Josef Strehle' (*1934), 1964, Konrektor 1973; Ursula Strohm (*1952), 1979; Ilse Tauschek (*1920), (1946-82); Doris Tränkle* (*1953), 1980; Ulrike Übelacker (*1943), 1966-67; Hermann Talt (*1946), 1970; Walter Weber (*1954), 1979; Isabella Weik (*1955), 1980-81; Ludwig Winter* 1939), 1974; Hildegard Zwiebel (1951), 1976-79. Pädagogischer Assistent: Bernd Rülke* (*1952), 1978. Katechetinnen: (neben den Geistlichen): Anna Humpf (*1920), 1949-80; Jutta Mees (*1946), 1977; Renate Sammet* (*1944), ev., 1978; Karin Schumann (*1954) ev.; 1978, seit 1982 Lehrerin; Hedwig Wagner (*1905), ev., 1958. Diplombibliothekarin: Ina Schmidt 1976. Verwaltungsangestellte: Erna Prestele*, geb. Bertele, 1969. Hausmeister: Wilhelm Matysik (*1904) 1969-74; Josef Link* (*1936) seit 1974.
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Schulorganisation und Betrieb 1774 - 1920
In Österreich, zu dem ja Pfaffenhofen hoheitsmäßig bis 1805 gehörte, wurde die Schulpflicht bereits durch die K. K. Allgemeine Schulordnung für Normal-, Haupt- und Trivialschulen vom 6.12.1774 eingeführt. Durch ein Zirkular der K. K. Vorderösterreichischen Kreiskommission für Schulsachen für die Schwäb.-Österr. Ort- und Landschaften wurde die Schulpflicht für alle Knaben und Mädchen vom 6-12 Jahr bekannt gemacht. Die Aufgaben der Lehrerbildung in unserem Gebiet wurden neben anderem auch von der durch die Plaristen gegründeten Normalschule in Günzburg unter Leitung des tüchtigen Direktors Ivo Engelhard wahrgenommen. So brachte die Einverleibung in Bayern, wo erst am 23.12.1802 die allgemeine Schulpflicht eingeführt worden war, nichts neues. Bayerische Schulordnungen wurden 1803 und 1808 erlassen. Durch eine AH. Verordnung vom 11. 6. 1809 wurden zur Ausbildung der Lehrer Schullehrerseminare errichtet. Die Werktagsschule im Kgr. Bayern war ursprünglich ganzjährig mit Ferien von Mitte oder Ende Juli bis Anfang oder Ende September. Man teilte dann das Schuljahr in eine kurze Sommerschule und längere Winterschule ein. 1814/15 dauerte in Pfaffenhofen die Winterschule vom 3.9.1814 bis 8.5.1815, die Sommerschule vom 9.5. bis Ende Juli 1815. Damals gab es 70 Werktagsschüler, und es wurde über äußerst schlechten Besuch der Sommerschule und mangelnde Unterstützung des Lokalschulinspektors durch die Marktgemeinde geklagt. Schulunterrichtsgegenstände waren damals: Religion, Moral, Lesen, Schreiben, Rechnen, Verstands- und Gedächtnisübungen, Länderkenntnisse, Volks- und Kirchenlieder. 1829/30 dauerte die Winterschule vom 1.10.1829 bis 30.4.1830, die Sommerschule vom 1.5. bis 25.7. 1830. Frei waren Mittwoch- und Samstagnachmittag und alle Sonn- und gesetzlichen Feiertage. Eine große öffentliche Prüfung fand damals Ende Mai in Gegenwart des Distrikts- und des Lokalschulinspektors und der Marktgemeindeverwaltung statt.
Neben der Werktagsschule war die Feier- oder Sonntagsschule eingerichtet für die Handwerksgesellen, Lehrjungen und alle anderen jungen Leute beiderlei Geschlechts vom 12. bis 18. Lebensjahre (Verordnung vom 12.9.1803). Der Besuch derselben war in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts Voraussetzung für Anwesensübernahme und Heiratserlaubnis. Der Unterricht fand statt an allen Sonntagen und gesetzlichen Feiertagen, ausgenommen in der Erntezeit, und zwar zwischen 2 und 4 Stunden.
1834 wurden im Gefolge der staatlichen Bemühungen zur Gewerbeförderung Zeichenschulen in den Gemeinden Buch, Illerberg, Oberreichenbach und Pfaffenhofen errichtet, und die Handwerks- und Gewerbelehrlinge angewiesen, diese Schulen zu besuchen. Es handelte sich hier natürlich nicht um eine eigene neue Schule, sondern jeweils um eine oder einige Unterrichtsstunden im Rahmen der bestehenden Schulen. 1839/40 wurde über zahlreiche Schulversäumnisse in der sonst sehr guten Volksschule Pfaffenhofen geklagt. Es heißt, "das Verwenden der Schüler zum Viehhüten ist möglichst zu beschränken". Zur Aneiferung der Schüler gab es Schulpreise. Es wurden in Pfaffenhofen und den Filialschulen fast nur religiöse Bücher gegeben, z. B. 1838 in der Filialschule Roth 11 religiöse Bücher, und 1869 in der Schule Pfaffenhofen insgesamt 41 Bücher, davon 5 staatsbürgerlichen und 36 religiösen Inhalts. Für den Schulbesuch wurde Schulgeld erhoben. In den Jahren 1847/1856 betrug z. B. das jährliche Schulgeld für einen Werktagsschüler 1 fl. (= Gulden) und 36 Kreuzer, für Feiertagsschüler 48 Kreuzer. 1834 wird auch die Zahlung eines Tintengelds an den Lehrer erwähnt: für Werktagsschüler 4 Kreuzer jährlich, für Felertagsschüler 2 Kreuzer.
1914 wurde die Sonntagsschule in eine Fortbildungsschule umgewandelt mit einer Gesamtstundenzahl von 101 Stunden. Für die Zeit vom 15.11.1914 bis 1.3.1915 wurde der Unterricht für die Knaben auf Mittwoch Nachmittag 2-5 Uhr, für die Mädchen auf Dienstag Nachmittag 2-5 Uhr festgesetzt. In der übrigen Zeit (April-Oktober) war der Fortbildungsunterricht an Sonn‑ und Feiertagen von 10 bis 12 Uhr, unmittelbar nach dem Vormittagsgottesdienst. 1922 waren 120 Unterrichtsstunden Pflicht: 80 Stunden an 40 Sonntagen, die übrigen 40 Stunden an Werktagen und zwar in der Zeit von Mitte November bis Ende März (Knaben Mittwoch Nachmittag 3-6 Uhr, Mädchen Mittwoch Vormittag 8-11 Uhr).
Die Aufsicht über die Schule führte der jeweilige Pfarrer als Lokalschulinspektor, über ihm stand der Distriktsschulinspektor, auch ein Geistlicher, 1814 war es z. B. der Pfarrer von Illerberg. 1919 wurde in Bayern die geistliche Schulaufsicht beseitigt. Mit Wirkung vom 1.1.1920 wurde der Schuldienst vom weltlichen Kirchendienst (Mesner) getrennt. Statt dem Distriktsschulinspektor wurde nunmehr ein aus dem Lehrerberuf hervorgegangener Schulrat beim Bezirksamt, bzw. dann Landratsamt für Schulangelegenheiten zuständig (späteres Schulamt).
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Schulhäuser und Schulgrundstücke
Das erste Schulhaus war das nächst der Pfarrkirche gelegene Mesnerhaus (zuletzt Kirchplatz 6, vorher Kirchplatz 4, früher Haus Nr. 7; Flurstück‑Nr. 19a), das zuletzt bis zum Abriss in unseren Tagen als Rathaus diente. Laut Salbuch oder Urbar von 1580 war der jeweilige Mesner und Schulmeister Nutznießer des Hauses. Er hatte dafür dem Pfarrer jährlich 14 Schilling Heller, eine Henne und aus dem Garten den Obstzehent zu entrichten. Bis zur Ablösung betrug in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts diese Abgabe umgerechnet 35 Kreuzer und 7 Heller. Das Urbar von 1580 erwähnt, dass das Anwesen (Haus, Hofraite, Stall, Stadel und Garten) zwischen dem Pfarrhof und damals Michael Seitz (Vorgänger Michael Huber) lag. Im Jahre 1765 gehörten zum Schul- und Mesnerhaus 1/2 Tagwerk Acker und 1/2 Tagwerk Mad, letzteres so schlecht, dass es nur 1112 Zentner Heu gibt. Infolge der Gemeindegrundverteilung in Pfaffenhofen war die zum Schulanwesen HausNr. 7 gehörige Fläche an Äckern, Wiesen und Krautstrangen vermehrt worden. Über eine weitere Vergrößerung gibt ein recht interessantes Protokoll des Kgl. Bayerischen und Gräfl. Fugger'schen Untergerichts Weißenhorn vom 18.2.1812 Aufschluss:
Die Kgl. Distriktsschulinspektion Illerberg hat am 19.1.1812 angesucht, dem Schullehrer in Pfaffenhofen in Gemäßheit höchster Verordnungen zu seiner Schuldienstverbesserung die behörigen Gemeindeanteile auszuscheiden. Die "zur Schule in Pfaffenhofen gewidmeten Gemeinden": Pfaffenhofen, Erbishofen, Volkertshofen und Diepertshofen lassen sich folgendermaßen herbei: jeder Gerneindsammer (= vollberechtigter Bürger mit Nutzungsrecht an den unverteilten Gemeindegründen) in Erbishofen besitzt 2 3/4 Jauchert in Feld, Wies, sowie 1 Krautstrangen. Die Abteilung ist schon vor 20 Jahren erfolgt und keine Reserveplätze mehr übrig, außer dem Anteil an einer circa 5 bayer. jauchert haltenden, den Gemeinden Erbishofen, Diepertshofen, Volkertshofen und Hittistetten gemeinsamen Weide. Der Lehrer erhält 1 Krautstrangen im Eschach zwischen dem Gemeindsholz und Johann Schnaid. Weidanteil s. u. In Volkertshofen besitzt jeder Gemeindsammer 21/2 Jauchert in Feld und Wies und 2 Krautstrangen. Die Gemeinde tritt dem Lehrer 3 aneinander stossende Krautstrangen ab. Weidanteil s. u. In Diepertshofen besitzt jeder Gemeindsammer in Gemeindsgenuß 4 Jauchert in Feld und Wies und 2 Krautstrangen. Infolge gänzlichen Mangels an Gemeindsboden tritt die Gemeinde Weideanteil ab. s. u. In Pfaffenhofen besitzt jeder Gerneindsammer in Gemeindsgenuß 3 1/4 Jauchert in Feld und Wies und 2 Krautstrangen. Hier hat der Schullehrer schon längst einen Anteil mit 3 Jauchert empfangen. Er erhält jetzt noch 1/4 jauchert Gemeindsacker und 2 Krautstrangen.Die oben genannte Weide, die sogenannte Drittelweid ‑ bestehend aber aus 4 Einzelstücken ist vermessen in 5 Lose. Der Lehrer erhält Los Nr. 1, 4 und 5, die Gemeinde Hittistetten Nr. 2 und 3. Letztere gibt dem Lehrer noch eine einmalige Abfindung von 1 fl. Hinsichtlich der Schulbeheizung wurde vereinbart, da der Holzbestand der Gemeinden Erbishofen, Volkertshofen und Diepertshofen sehr im Abnehmen ist, daß Erbishofen und Diepertshofen nach Anzahl der Gemeindsköpfe dem Schullehrer jährlich (zusammen) 2 Klafter Brennholz, dann Volkertshofen und Pfaffenhofen je 1 Klafter frei beistellen sollen. Da aber Pfaffenhofen gar kein Holz besitzt, tritt es dem Schullehrer 1/4 Jauchert Ackers neben dem obengenannten zusätzlich ab.
1814 wird das Pfaffenhofer Schulhaus, wie folgt, beschrieben: Ein eigenes Schulhaus, enthaltend eine geräumige Schulstube und Wohnung für den Schullehrer, der zugleich Mesner ist. Das Haus wird von der Heiligenpflege (= Kirchenpflege) unterhalten.
Ob es sich bei den für 1824 bzw. 1832 überlieferten Schulhausneubauten, um totalen Neubau oder etwa nur um Um und Erweiterungsbauten handelte, lässt sich heute schwer entscheiden. Auf jeden Fall ist festzustellen, dass mindestens seit 1832 zwei Schulsäle vorhanden waren. Es wurde 1832 nämlich ein größerer Holzbedarf zur Heizung nötig. Statt der bisherigen 4 Klaftern wurden jetzt mit Regulativ vom 2.11.1832 (bestätigt 30.3.1847) 6 Klafter und 600 Wellen bewilligt. Davon trafen Pfaffenhofen 1 3/4 Klafter und 150 Wellen, Volkertshofen 1 1/4 Klafter und 150 Wellen, Erbishofen 1/4 Klafter und 200 Wellen, Diepertshofen 1/2 Klafter und die Gemeinde Berg 1/4 Klafter und 100 Wellen. Mit dem Neubau wurde auch die Bau‑Unterhaltungspflicht des Hauses geändert, welche nunmehr zu gleichen Teilen von der Kirchenstiftung einerseits und von den genannten 5 Gemeinden andererseits getragen wurde. Statt den 5 Gemeinden wird gelegentlich auch die von diesen getragene Schulkassa als baupflichtig bezeichnet. Die Brandversicherungssumme für das Schul- und Mesnerhaus und den dazugehörigen Stadel betrug im Jahre 1848 1500 fl.
Der zu geringe Wohnraum für den Lehrer und Mesner war einer der Gründe, weshalb seitens der Schulgemeinde 1855 die Umwandlung des bisherigen Schulund Mesnerhauses in ein nur für Wohnzwecke bestimmtes Haus projektiert wurde. Wie aus dem Voranschlag von Maurermeister Deibler hervorgeht, sollte der Umbau, wobei aus den Schulsälen Schlafräume werden sollten, 500 fl. kosten. Der gleichzeitige Neubau eines eigenen Schulgebäudes mit zwei Schulsälen für je 100 Schüler und einem Adstantenzimmer wurde von Deibler mit 3200 fl. veranschlagt. Auf Grund eines Gutachtens des Civil-Bauingenieurs Hoffmann war die Regierung in Augsburg zunächst dagegen und verlangte Abbruch des bisherigen Gebäudes und einen Neubau an der selben Stelle für Schul- und Wohnzwecke. Die Schulgemeinde beschwerte sich beim Staatsministerium des Innern, welches die Regierung zur Einholung eines neuen Gutachtens veranlaßte. Aufgrund desselben wurde das ursprüngliche Projekt der Schulgemeinde gebilligt. So konnte der zweistöckige Neubau des Schulgebäudes an der Landstraße nach Weißenhorn 1856 fertiggestellt werden, wobei allerdings zu bemerken ist, dass 1858 nochmals neu eingeteilt und repariert wurde. In jedem Stockwerk befand sich nun ein Lehrsaal mit 26 Fuß im Quadrat (= ca. 70 qm) und 11 Fuß Höhe. Eine Beschreibung von 1857 gibt an, dass sich an die Ostseite ein Schulgarten mit 17 Dezimal (Obstbaumzucht und Gemüsebau) anschließt. An Schulgärten zeigte der Staat damals großes Interesse. Eine Verordnung, bereits von 1833, besagte: "Die Schulgärten müssen geordnet, die Pflanzschulen und die Baumpflanzungen abgeraupt werden. In jeder Gemeinde muss eine Pflanzschule sein, in der auch Maulbeerbäume gesehen werden. " In Pfaffenhofen hatte man schnell reagiert und den Schulgarten entsprechend eingerichtet. Die Gemeinde Erbishofen z. B. trafen als Beitrag dafür auf den Steuergulden 7 Kreuzer und 4 Heller; = 15 fl. u. 30 Kreuzer. Dies letztere betraf noch den alten Schulgarten beim früheren Schul- und Mesnerhaus, das nunmehr von 1857/58 bis 1954 ausschließlich für Lehrerwohnungen diente. Im neuen Schulhaus war der untere Saal für den 1.-3. Jahrgang, der obere für den 4.-7. Jahrgang bestimmt. In jedem Schulsaal waren oft bis zu 100 Kindern und darüber untergebracht.
Hinsichtlich des Schulbeheizungsholzes gab es einen großen Streit zwischen der Gemeinde Pfaffenhofen und dem Lehrer Stempfle, welcher den Standpunkt vertrat, was übrig bleibe, gehöre dem Lehrer, während die Gemeinde die 6 Klafter Holz wieder auf 4 Klafter reduziert wissen wollte. Das Staatsministerium des Innern gab am 24.8.1857 dem Lehrer recht. Stempfle bewirtschaftete auch die Dienstgründe selbst, was ab 1883 die Lehrer nicht mehr taten.
Mit Vertrag vom 29.10.1904 übertrug die Marktgemeinde Pfaffenhofen das Eigentum des Schulhauses an den Schulverband: 3/12 Pfaffenhofen, 2/12 Berg, 4/12 Erbishofen, 2/12 Volkertshofen, 1/12 Ortsgemeinde Hirbishofen. (Infolge des 1949 erfolgten Ausscheidens der Gemeinde Berg wurden mit Vertrag vom 27.6.1951 die Anteile geändert in 4/12 Pfaffenhofen, 5/12 Erbishofen und 3/12 Volkertshofen).
Der zweite Schulhausbau auf dem bisherigen Grundstück an der Landstraße nach Weißenhorn erfolgte 1908 (nicht 1903) und zwar mehr nach Osten zu, wieder mit 2 Schulsälen (HausNr. 1 1/3. Seit 1949 Hauptstr. 26; PI.Nr. 128 1/6a). Die Abrechnung der Bauunkosten von 1909 (Beschluß vom 12.4.1909) bzw. Endabrechnung von 1910 ergab insgesamt 21759,01 M. Davon trugen, aufgeteilt nach dem GrundsteuerSoll Pfaffenhofen 7147,86 M, Erbishofen (mit Diepertshofen) 6884,17 M, Volkertshofen 3568,46 M, Berg 3699,77 M und Roth für Hirbishofen 458,75 M. Der Schuldentilgungsplan sah ratenweise Abzahlung an den Darlehenskassenverein Pfaffenhofen vor. Der Restbetrag von 3705 M wurde ausweislich des Schulsprengelprotokolls vom 19.11.1922 zu Jahresende 1922 (mit gänzlich entwertetem Geld) zurückbezahlt. Das bisherige Schulhaus (ehem. HausNr. 54, dann seit 1904 Nr. 1 1/3 PlNr. 128 1/3 dann 128 1/4 nebenan wurde noch bis zur Fertigstellung des neuen weiterbenutzt und dann laut Beschluß vom 21.3.1910 um 1060 M zum Abbruch an Anton Schätzthauer in Erbishofen verkauft. Der Abbruch sollte bis zum 1.7.1910 erfolgt sein. Im gleichen Jahr 1910 wurde auch ein Eisenzaun vom Pfarrhof bis zum Eck des damaligen Lehrerhauses gemacht, den der ortsansässige Schlosser Gottfried Schwegler fertigte.
Im Jahre 1922 wurde das neue Schulhaus mit elektrischem Licht ausgestattet: 5 Lampen in den beiden Schulsälen und dem Gang, eingerichtet durch Installateur Baur von Weißenhorn. Am 20.11.1924 wurde beschlossen, für den oberen Schulsaal neue Schulbänke bei den Vereinigten Schulmöbelfabriken München zu kaufen. 1926 folgte gegen Zahlung von 400 M an die Wasserleitungs-Genossenschaft Pfaffenhofen Anschluß und Einrichtung der Wasserleitung im Schulgebäude. 1935 wurde die Möglichkeit, Lichtbilder vorzuführen, geschaffen.
Das Bezirksamt Neu-Ulm stellte am 27.6.1930 fest, dass das Schulhaus viel zu klein sei, und verlangte einen weiteren Schulsaal. Die Schulgemeinde erklärte am 20.7.1930 hierzu, dass sie infolge der schlechten finanziellen Lage der einzelnen Gemeinden, der hohen Arbeitslöhne, des teuren Baumaterials und der starken Schuldenlast der Landwirtschaft dazu nicht in der Lage sei. Schließlich stellte sich die Schulgemeinde am 5.6.1931 auf den Standpunkt, dass der Bau eines neuen Lehrsaals insofern unnötig sei, da sich die Kinderzahl der 1932-1934 schulpflichtigen Jahrgänge in der unteren Abteilung um die Hälfte verringert. Sie stellte als Notbehelf das Gemeindezimmer im Feuer- oder Spritzenhaus (HausNr. 52; PI.Nr. 34, angeblich früher Fugger'sches Jägerhaus, gehörte 1822 der "Landschaft"; abgebrochen 1957) zur Verfügung. Nach erfolgtem Gutachten des Bezirksbaumeisters wurde noch 1932 die Instandsetzung und Einrichtung dieses Notsaals durchgeführt. Für diesen Lehrsaal und eine gleichzeitige Reparatur der Lehrerwohnung entstanden 5913,29 RM Unkosten. Diese wurden zur Bezahlung auf die beteiligten Gemeinden aufgeteilt: Pfaffenhofen 2943 RM, Erbishofen (mit Diepertshofen) 1375 RM, Volkertshofen 802 RM, Berg 774,79 RM, die Gemeinde Roth hatte für Hirbishofen 18,50 RM zu zahlen.
1938 stand die Erbauung eines regulären neuen dritten Schulsaals und einer Lehrerwohnung zur Debatte, jedoch vereitelte der Kriegsausbruch weitere Maßnahmen. So blieb es bis auf weiteres bei zwei ordnungsgemäßen Schulsälen und einem Notraum. An Sportgeräten waren damals vorhanden 2 Medizinbälle und 6 Wurfbälle. Nach dem Luftangriff auf Ulm am 17.12.1944 wurde das Pfaffenhofener Schulhaus vorübergehend zweckentfremdet für das Versorgungsamt Ulm. Nach dem Kriegsende war es von Juli bis September 1946 Notunterkunft für Heimatvertriebene. Das wieder geräumte Schulhaus genügte indessen im Herbst 1946 nicht mehr für die stark angewachsene Schülerzahl. So musste 1946-1949 die Kindergartenbaracke am Sportplatz (heute Geh. Rat Seitz Straße) als weiterer Ausweichschulsaal benutzt werden. Die Lehrerin Josefine Spiegler berichtete aus dieser Zeit, dass es bei schlechtem Wetter überall in der Baracke hereinregnete und dass "der Ofen mehr rauchte, als uns allen lieb war". Diese Notlösung konnte erst aufgegeben werden, als 1949 das Schulhaus durch Anbau von zwei Sälen nach Westen auf 4 Schulsäle erweitert wurde. Im Kellergeschoß des Erweiterungsbaus waren Unterrichtsräume für die Landwirtschaftliche Berufsschule mit Vorrichtungen zum Kochunterricht für Mädchen eingerichtet worden. 1954 entstand in der Sonnhalde ein Lehrerwohnhaus mit zwei Dienstwohnungen.
Für die indessen bei dem starken Bevölkerungszuwachs fünfklassig gewordene Schule war eine weitere Vergrößerung auf dem bisherigen Grundstück infolge Platzmangel nicht mehr möglich. So beschloss der Schulverband am 30.6.1959, am Südausgang von Pfaffenhofen eine achtklassige Schule zu bauen. In einer daraufhin abgehaltenen Bürgerversammlung fand dieses Projekt einhellig Zustimmung. Sie wurde 1959/60 nach Plänen von Architekt Josef Ruf (Mindelheim) errichtet. Auf Vorschlag von Hauptlehrer Engelbert Fischer wurde beschlossen, der Schule den Namen Hermann-Köhl-Schule zu geben und einen Hermann-Köhl-Gedächtnisraum einzuplanen. Am 8.11.1959 wurde mit dem Bau begonnen, Bauleiter war Ing. Helmut Boerner. Der Rohbau, den die Firma Hermann Gärtner in Burgau erstellte, war bis Weihnachten 1959 erstellt, das Richtfest wurde am 23.1.1960 gefeiert.
An einheimischen Firmen waren am Bau beteiligt: Erwin Mahler Pf(affenhofen) (Statik), j. Eberhardinger Pf. (Verputz), Jakob Mahler Pf. (Nebenbauten, Pausenhalle), M. Miller Pf. (Zimmermann- u. Glaserarbeiten), Richard Reitzle Pf. (Spenglerarbeiten, Installation), M. Kast Pf. (Spenglerarbeiten, Blitzschutz), Elektro-Bühler Pf. (Stark- u. Schwachstromanlagen). Die Schlosserarbeiten führten aus Benno Wimmer Pf. und j. Kapfer Volkertshofen. Die Schreinerarbeiten hatte die ARGE Michael Miller Pf., A. Wenger Diepertshofen und Franz Broll Volkertshofen übernommen. Die Malerarbeiten machten J. Dirr Pf., Peter Vidal Erbishofen und Anton Stempfle Weißenhorn. Das Glasbild und die Wandgestaltung in der Eingangshalle ist von Wilhelm Geyer (Ulm). Das Mosaik am Brunnen entwarf Hubert Balze (Augsburg-Lohwald), ausgeführt wurde es von Hans Glöggler (Augsburg).
Die Bauplatzkosten (4 Tagwerk) betrugen 56 000 DM, die Baukosten selbst insgesamt 813 041,04 DM, im einzelnen Schulgebäude 526 816,51 DM, Pausenhalle 61544,56 DM, Bauausstattung 85 305,68 DM.
An der feierlichen Einweihung am 17.12.1960 nahmen außer dem Stellvertreter des Landrats, Konstantin Vidal, Regierungsschuldirektor Nager, Schulrat Urban Wucher auch die Abgeordneten Hans Schütz (M.d.B.) und Dr. Rudolf Soenning (M.d.L.) und die Witwe des Ozeanfliegers, Frau Elfriede Köhl, teil, welch letztere wertvolle Erinnerungsstücke für den Hermann-Köhl-Gedächtnisraum stiftete.
Die bisherige Schule Hauptstraße 26, wurde, einschließlich einer Fläche von 450 qm, die Eigentum der Marktgemeinde Pfaffenhofen war, von den Schulverbandsgemeinden (Pfaffenhofen, Erbishofen, Volkertshofen) um 120000 DM an den Landkreis Neu-Ulm verkauft.
Ein Bronzerelief, das den Ehrenbürger Geh. Rat Seitz darstellt, wurde im Rahmen einer in der Aula der Schule stattgefundenen Feier am 23.5.1964 enthüllt. Die enorme Erhöhung der Schülerzahl infolge der Vergrößerung des Schulverbands ließ, obwohl 1958/59 vorausschauend großzügig geplant worden war, 1969 die Errichtung eines Erweiterungsbaus notwendig erscheinen. Der Schulverband beauftragte am 16.5.1970 den Architekten Hartberger (Neu-Ulm mit der Planung. Vorgesehen wurde ein Hauptschultrakt mit 8 Klassenräumen, eine Turnhalle, Nebenräume und eine Hausmeisterwohnung. Am 10.9.1972 wurde mit den Bauarbeiten begonnen. Während der Bauzeit wurde beschlossen, die Pausenhalle abzubrechen und an ihrer Stelle eine Doppelturnhalle zu errichten. Der Hauptschultrakt wurde mit einer Feier am 2.3.1974 in Betrieb genommen. Am 17.5.1974 wurde der Abbruch der Pausenhalle begonnen und sofort mit dem Bau der Doppelturnhalle begonnen, deren Richtfest am 31.10.1974 war. Am 3.5.1975 wurde eine moderne Volksbücherei im Schulgebäude eröffnet. Wenige Monate darauf wurde die Doppelturnhalle fertig und am 4.10.1975 der Schulleitung übergeben.
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Die Sonderschule in Pfaffenhofen
1966167: Beginn der Sonderschule für Lernbehinderte in Weißenhorn mit 1 Klasse; Unterrichtung auch geistig behinderter Kinder.
1971/72: Einzug in das neuerstellte Realschulgebäude in Weißenhorn - 6 Klassen Lernbehinderte, angegliedert wurden 2 eigene Klassen für geistig Behinderte, um der Warteliste in Ulm zu begegnen. Schulvorbereitende Einrichtung ist in Neu-Ulm Offenhausen.
1973/74: 4 Klassen geistig Behinderte. Zugang von Kindern aus der Vorschule, auch aus dem Landkreis Günzburg. Angliederung der Tagesstätte.
1974/75: Die Sonderschule für Bildungsschwache (= geistig Behinderte) in Ulm soll neu erbaut werden, hat aber trotzdem nicht Platz für alle Kinder aus dem Landkreis. Der Kreistag Neu-Ulm beschließt eine eigene Schule für den Kreis, die in die Trägerschaft des Vereins "Lebenshilfe für geistig und körperlich Behinderte Ulm/Neu-Ulm e. V." übergehen soll. 1974 Umbau der landkreiseigenen alten Schule in Pfaffenhofen, die der Landwirtschaftlichen Berufsschule und dann noch 2 Klassen der Volksschule von Pfaffenhofen als Unterkunft gedient hatte. 16 Kinder werden aus Ulm nach Weißenhorn bzw. Pfaffenhofen umgeschult, weitere kommen aus der Vorschule. Die Klassen für geistig Behinderte wachsen von 4 auf 8. Die Schulvorbereitende Einrichtung wird angegliedert und von Offenhausen nach Pfaffenhofen verlegt (gemeinsamer Transport, reibungsloser Übergang in die Schule). Schülerzahlen am Schuljahresanfang: Schule für geistig Behinderte 74. Vorschule 16. Bis Januar 1975 kommen 7 Kinder in der Schule, 2 in der Vorschule dazu. Schülerstand 13.1. 75:81 Schüler in 8 Klassen, 18 Kinder in 2 Vorschulgruppen. 19761 76: 90 Kinder in 9 Klassen, 17 Kinder in 2 Vorschulgruppen, 4 Kinder in einer Schwerbehinderten-Gruppe der Tagesstätte. Unterbringung: 4 Klassen in Weißenhorn (eine Klasse ist im Handarbeitssaal), 5 Klassen in Pfaffenhofen, 1 Gruppe für Schwerbehinderte in Pfaffenhofen.
Die pädagogische Frühförderung für den Landkreis wird ab Herbst 1975 auf Bitte des Schulamts lose an die Schule angegliedert, durch den Schulleiter mitgeleitet und teilweise durch schulische Kräfte (Sonderschullehrerin, Erzieherin) versorgt. Der Hauptteil der Betreuung verbleibt wie vorher der Sozialpädagogin M. Staudacher, die vom Verein angestellt ist. In der Frühförderung werden in den kommenden Jahren jeweils 20-25 Kinder mobil zu Hause und ambulant in Kleingruppen betreut.
1976/77: 100 Kinder in 11 Klassen, davon 1 Klasse für Schwerbehinderte, auf geteilt in 2 Untergruppen; 14 Kinder in 2 Vorschulgruppen. Unterbringung: 4 Klassen in Weißenhorn, 5 Klassen in Pfaffenhofen, 2 Klassen im Pfarrzentrum Pfaffenhofen. Im Haus ist jeder Winkel belegt - es fehlt Platz für Gruppenunterricht und Therapie, daher im November Umzug der 2 S-Klassen (3 Gruppen) in die Landwirtschaftsschule Weißenhorn. Im Mai 1977 ist endlich der langersehnte Pavillon in Pfaffenhofen fertig. In dieses Gebäude kommen die Klassen für Schwerstbehinderte aus Weißenhorn.
1977/78: 106 Kinder in 11 Klassen, davon 2 Klassen für Schwerstbehinderte (22 Schüler), die pro Klasse zur Aufteilung in kleinere Untergruppen in der Tagesstätte 4 Räume benötigen. So fehlt es immer noch an Gruppen- und Therapieräumen; alle Fachräume sind provisorisch, auch in Weißenhorn. Genehmigung der eigenständigen "Privaten Sondervolksschule für geistig Behinderte Weißenhorn/Pfaffenhofen a. d. Roth" wird rückwirkend zum 1.8.78 erteilt. Die Schulleitung, bisher in Weißenhorn, wird in Pfaffenhofen eingerichtet. Der bisherige Schulleiter in Weißenhorn übernimmt die Leitung der neuen Schule und wird zum Träger "Verein Lebenshilfe" beurlaubt. 12 Klassen, davon 4 Klassen für Schwer‑ und Mehrfachbehinderte. Weißenhorn wird Außenstelle von Pfaffenhofen ab 1.8.1978.
1980/81: Ausbau der 13 Klassen, davon 3 für Schwer- u. Mehrfachbehinderte. Da der Platz im Realschulgebäude für die Realschule benötigt wird, die Weißenhorner Klassen in das freigewordene Gebäude des bisherigen klösterlichen Internats (Schloß). Dorthin werden außer den bisherigen 4 Klassen zwei weitere gelegt. 3 Werkstufenklassen sind dort zusammengefaßt. Die Schule umfasst an beiden Schulorten 110 Schüler und 14 Kinder in der schulvorbereitenden Einrichtung. Lehrer- und Personalsituation haben sich sehr gebessert; die Schule erhält eine Konrektorin, die die vergrößerte Außenstelle Weißenhorn leitet.
Personalstand zu Beginn des Schuljahres 1982/83:
Pfaffenhofen: Schulleiter: Rektor Walter Ziegler. Sonderschullehrerinnen: Roswitha Baumann, Birgit Klügel, Elisabeth Walter. Fachlehrerin: Bernadette Bisle. Dazu 4 pädagogische Mitarbeiter (ohne das Personal des Kindergartens = schulvorbereitende Einrichtung). Verwaltungsangestellte: Klara Wagner. Hausmeisterin: Theresia Stölzle. Verbunden mit der Schule ist eine Kindertagesstätte mit eigenem Personal.
Weißenhorn: Konrektorin: Hildegard Keller. Sonderschullehrer: Peter Hensel, Isolde Pecher, Wolfgang Zametzer. Fachlehrer: Ingrid Degendorfer, Werner Sauter. 6 Pädagogische Mitarbeiter.
Schülerbeförderung: Im Allgemeinen werden die Kinder zu Hause abgeholt und direkt zur Schule gebracht. 15 Kleinbusse holen die Kinder aus dem Einzugsbereich. Begleitpersonen betreuen die Kinder während der Fahrt. Einige Jugendliche aus dem Raum Senden fahren mit dem Bahnbus.
Die Häuser in Pfaffenhofen
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Der Hausbestand 1835 - 1950
Die folgende Liste ist geordnet nach den seit 1974 gültigen Straßenbezeichnungen und Hausnummern, in Klammern sind dabei die von 1823–1949 gültigen Hausnummern – als es noch keine offiziellen Straßenbezeichnungen gab – angegeben. Die Liste beruht auf dem sog. Urkataster (Grund-, Sal- und Lagerbuch) des Staatsarchivs Neuburg und den dazugehörigen Umschreibheften. Es werden im folgenden die Eigentümer dieser alten Häuser von 1835–1950, sowie im Jahre 1982 angegeben, wobei nur kurze Eigentumsverhältnisse (z. B. Erbengemeinschaften, Güterhändler etc.) weggelassen sind. Diese wie auch Verwandtschaftsangaben, Berufe, Plan(Flurstücks-)Nummern, Kaufpreise, Angaben über Größe der Anwesen usw, sind in dem vom Verfasser 1976 veröffentlichten „Häuserbuch 1800–1950 der Marktgemeinde Pfaffenhofen a. d. Roth”, das noch im Rathaus erhältlich ist, zu ersehen. In der jetzigen Liste sind neu hinzugefügt, die Anwesensbeschreibungen des Urkatasters von 1835. Weggelassen sind hier die 1949–1973 gültigen Straßenbezeichnungen und Hausnummern. (Diese können in der nachfolgenden Konkordanz nachgeschlagen werden). Wenn in der Liste bei einem Ehepaar zwischen dem Mann und der Frau „bzw.” (= beziehungsweise) steht, bedeutet dies in der Regel, dass nach dem Mann die Frau als Witwe Eigentümerin war. Ausführlicher als die anderen Häuser sind im folgenden Anwesen mit Besitzern von allgemeinem Interesse behandelt, wie die Familien Köhl und Freiherr Tänzl von Trazberg (ehem. Amtshaus, Baronenmetzger).
1835 war der Bestand der Anwesen folgender: Pfarrhof (Kirchplatz 4), Frühmeßbenefiziatenhaus (Hauptstr. 27), Schul- und Mesnerhaus (Kirchplatz 6), Mahlmühle (Rothweg 2), Ölmühle (Molkereiweg 37), 2 Tafernen (Innere: Kirchplatz 8, Äußere: Hauptstr. 28), 3 Höfe (Hauptstr. 37: Wolf'sches Hofgut, Grundherrschaft Graf Fugger; Kirchplatz 9: Mohrenhansenbauer, Grundherrschaft: Kloster Urspring; Schwesternweg 2: Höflesbauer, Grundherrschaft: Hospital Ulm), 22 Sölden (davon eine das ehemalige Amtshaus Römerweg 7), 8 ganze Leerhäuser (davon eines das Nebengebäude des ehem. Amtshauses Römerweg 7, seit 1853 wieder vereinigt), und 4 weitere Leerhäuser, welche als acht halbe damals genutzt wurden. Ferner (ohne Bewohner) die Pfarrkirche St. Martin (Kirchplatz 7), das Feuerhaus (ehem. Haus Nr. 52) und die zur Schmiedsölde gehörige, die ehem. eigene Haus Nr. 11 führende Schmiedstatt. Eine Neubauwelle 1840–56 ist Folge der Bevölkerungszunahme, die auch in Auswanderungen, besonders nach den USA (z. B. Mitglieder der Familien Seckler und Wolf) ihren Ausdruck fand. Die nächsten zahlreichen Neubauten sind in den Jahren 1884–85 und 1903–13 festzustellen, besonders am Molkereiweg und an der Hauptstraße. Auch nach dem Ersten Weltkrieg wurde 1921–27 stark gebaut, ebenso 1932–38 und wieder nach dem Zweiten Weltkrieg (insbes. Marienfried-Siedlung). Herrn Franz Schaffer sind die Angaben über die jetzigen Eigentümer zu verdanken.
Espach 2 (Haus Nr. 56). Erbaut 1856. – 1858–71 Erasmus Walter, 1871–77 Josef Sonderholzer, 1877–94 Matthäus bzw. Viktoria Maier, 1894–1928 Matthias Kast d. Ä. (Beschreibung 1906: ... mit Schmiede, dann Werkstatt unter einem Dach). 1928 Matthias Kast d. J. und Viktoria geb. Schiegg.
Espach 3 (Haus Nr. 55). Erbaut 1844. – 1844(46)–60 Nikolaus Wolf, 1860–64 Ferdinand Zaiser, 1864–80 Lorenz bzw. Gertraud Miller (Müller), 1880–1913 Anton bzw. Josefa Müller, 1932 ff. Gottfried bzw. Karoline Müller (1932 Abbrand und Wiederaufbau). Espach 4 (Haus Nr. 90). Erbaut 1938. – Johann Betz und Anna geb. Dirr.
Espach 5 (Haus Nr. 21). Sölde beim Drechsler. 1835: Wohnhaus, Stall u. Stadel unter einem Dach, dann Hofraum. 1808–46 Nikolaus Schneid, 1846–53 Franz Schneid, 1853–85 Johann bzw. Monika Rösch, 1885–1921 Josef Rösch, 1921 ff. Anton Schick und Karolina geb. Rösch, dann Anna Spindler geb. Rösch. 1982 Albert Spindler.
Aufgegangen in Espach 5 ist (zugl. mit Haus Nr. 22): Haus Nr. 23, ursprünglich als Hirten- bzw. Armenhaus Eigentum der Gemeinde Pfaffenhofen.
1835: Hausanteil, welcher neben der mit Nr. 22 gemeinschaftlichen Benützung und Unterhaltung des Aus- und Einganges, des Haustennens, der ersten und zweiten Stiege, des oberen Laubenganges noch besteht zu ebener Erde aus der Hälfte des Hauses zu linker Hand, über einer Stiege aus den 2 Kammern linker Hand, dann über der zweiten Stiege aus der Hälfte des Bodens ebenfalls linker Hand.
Verkauf als halbes Leerhaus 1853 an Martin Spann. 1855–84 Gemeinde Volkertshofen, 1884–95 Anton Geretshuber (1885 Abbruch u. Wiederaufbau), 1895 an Engelbert Raumiller (Von da an die gleichen Schicksale wie Haus Nr. 22, s. u.). Aufgegangen in Espach 5 ist (zugl. mit Haus Nr. 23): Haus Nr. 22, ursprünglich als Hirten- bzw. Armenhaus Eigentum der Gemeinde Pfaffenhofen (Haus Nr. 22 u. 23 hatten vor der neuen Hausnummerierung von 1823 die gemeinsame alte Haus Nr. 46).
1835: Hausanteil, welcher neben der mit Haus Nr. 23 gemeinschaftlichen Benützung und Unterhaltung des Aus- und Einganges; des Haustennens, der ersten und zweiten Stiege, des oberen Laubenganges noch besteht zu ebener Erde aus der Hälfte des Hauses rechter Hand, über einer Stiege aus den 2 Kammern rechts, über der zweiten Stiege aus der Hälfte des Bodens rechter Hand.
1865 Verkauf als halbes Leerhaus an Johann Zeiler, Hirt (Er bzw. Witwe Marianne Zeiler 1865–86), 1886–1901 Josef Raumiller, 1901–17 Engelbert Raumiller, 1918–31 Walburga Koch, 1932 Kauf durch die Gemeinde Pfaffenhofen, die 1932 abbricht.
Espach 6 (Haus Nr. 15). Sölde beim alten Jäger. – 1835: Wohnhaus, Stall u. Stadel unter einem Dache, dann Hofraum. -1776–1824 Nepomuk Hölzle, Jäger, 1824–56 Georg Maier, 1856–61 Georg Rembold, 1861–83 Franz Rembold, 1883(86)–1918 Karl Rembold (1900 teilw. Abbruch u. Neubau), 1918–26 Josef Rembold, 1926–28 Josef Mannes, 1928–52 Matthias bzw. Theresia Staiger, 1952 ff. Alois Staiger und Amalie geb. Spleiß.
Espach 7 besteht aus 2 ehem. Anwesen. Haus Nr. 20. Sölde beim Schneider. – 1835: Wohnhaus, Stall u. Stadel unter einem Dache, dann Hofraum. – 1829 Franz Kern u. Franziska geb. Ochs, 1858–76 Josef Braun, 1876–1919 Michael Schwegler, 1919–51 Valentin Schwegler, 1951 ff. Heinrich Schwegler u. Maria geb. Strobel. –Haus Nr. 19: Sölde beim Küfer. -1835: Wohnhaus, Stall, Stadel u. Pfründstübel unter einem Dache, Hofraum u. Wurzgärtl. – 1828–62 Thomas bzw. Veronika Hornung, 1862–68 Lorenz Hartmann, 1868–70 Xaver Bader, 1873–81 Joh. Georg Seufzger, 1881–83 Johann Weilbach, 1883–88 Matthias Bischof, 1889–1913 Ottilia Schätzthauer, 1916–19 Michael Schwegler. Fortsetzung s. o.
Espach 10 (Haus Nr. 16). Sölde beim Bäcker mit realer Back- und Branntweinbrennereigerechtigkeit. – 1835: Wohnhaus, Stall, Stadel u. Backofen unter einem Dache, alleinstehender Schweinstall, Hofraum. – 1827–48 Anton Göttinger, 1848–62 Max Schwarz-mann, 1862–67 Josef Stempfle, 1867–98 Witwe Viktoria Stempfle, die seit 1869 Ehefrau ihres bish. Schwagers Moritz Stempfle, 1898–1928 Johann bzw. Therese Stempfle, 1928 Alois Wöhrle u. Maria geb. Stempfle, dann Johann Wöhrle u. Christine geb. Sonntag. Espach 12 (Haus Nr. 17). Sölde beim Krämer. 1835: Wohnhaus u. Stall unter einem Dache, alleinstehender Stadel, Hofraum. – 1830–35 Bernhard Wolf, 1835–53 Franz Stetter, 1853–56 Damian Rüggenmann, 1856–61 Franz Stetter (!), 1861–76 Georg Bartner, 1877–1907 Josef Sonderholzer d. Ä. (1880 An- u. Einbau einer Schmiede), 1907–69 Josef d. J. bzw. Maria Sonderholzer, 1969 die Erben Berta Hauf geb. Sonderholzer, Josef Sonderholzer und Maria d'Argent geb. Sonderholzer. 1982: Peter Hauf.
Espach 16 (Haus Nr. 181/2). Erbaut 1884. -1884–1902 Maria Anna Bischof, 1902–19 Geschwister Johann bzw. Elisabeth Kast, 1932 ff. Philipp Birk und Kreszenz geb. Sailer, dann Wilhelm Schemschies und Elisabeth geb. Voidl.
Espach 18 (Haus Nr. 18). Sölde beim Stricker. 1835: Wohnhaus, Stall u. Stadel unter einem Dache, dann Hofraum. – 1825–60 Martin Weilbach d. Ä., 1860–75 Martin Weilbach d. J. (dessen II. Frau Kreszenz geb. Ott starb 13.8.1873 beim Brand des Hauses), 1875–87 Genovefa Schreiber, 1887–91 Magdalena Holl, geb. Bauer in Engishausen, 1891–1939 Josefa Holl bzw. deren Mann (dann Witwer) Anton Kräuter, 1939 Anna Stöcher geb. Kräuter, dann Anna Lieder geb. Stöcher.
Friedhofweg 10 (Haus Nr. 88). Erbaut 1936. – 1936 ff. Josef Stölzle senior.
Friedhofweg 14 (Haus Nr. 69). Erbaut 1925. 1925–32 Peter Bolkart, 1933 ff. Anton und Viktoria Müller, dann Hans Balleis.
Gartenweg 2 (Haus Nr. 59). Erbaut 1911. – 1911–23 Wilhelm Rueß in Beuren, 1923 ff. Hans Rueß (I. Ehefrau Helene Köhl, II. Ehefrau Paula Strobl), dann Lore Schandl geb. Rueß. – In Gartenweg 2 sind 2 Anwesen aufgegangen: die ehem. Haus Nr. 41/2 Sägewerk etc., das der Darlehenskassenverein (mit Haus Nr. 41/) aus der Gant des Matthäus Mayer 1902 erwirbt und (ohne Nr. 4%3) 1904 an Erhard Hornung verkauft, der es 1923 an Hans Rueß (s. o.) veräußert. Die ehem. Haus Nr. 41/3 (Ökonomiegebäude etc.), erbaut 1885, gehörte bis 1898 August Mayer. 1898–1902 Matthäus Mayer, 1902–04 Darlehenskassenverein, 1904–25 Molkereigenossenschaft, 1925 ff. Hans Rueß (s. o.) Abbruch der Gebäude 1932.
Gartenweg 4 (Haus Nr. 61). Erbaut 1912. – 1912–21 Johann bzw. Elisabeth Boser, 1921–30 Johann Schlienz u. Anna geb. Boser, 1930 Heinrich und Therese Gebhard in Roth, dann Josef Boser. 1982: Theresia Pribil.
Gartenweg 6 (Haus Nr. 10'/9). Erbaut 1903. -1903–21 Anna Hindelang, 1921 ff. Anna Lorenz in Günzburg, dann Erich Fritz u. Hermine geb. Naser.
Gartenweg 8 (Haus Nr. 10%). Erbaut 1888. – 1888–98 Johann Weilbach, 1898–1912 Matthäus Huber, 1912–14 Josef Lohr, 1914–20 Johann bzw. Maria Lohr, 1920–26 Anton Lohr, 1926 ff. Martin bzw. Sofie Nesselthaler, dann Maria Schneider geb. Friedrich.
Gartenweg 10 (Haus Nr. 10'/5). Erbaut 1884. – 1884–95 Viktoria Stetter, 1895–1911 Johann Zwiebel, 1912–13 Georg Munkenast, 1913–24 Georg bzw. Amalia Holl, 1924 ff. Holl'sche Erben. 1982: Josef Berchtold.
Geheimrat-Seitz-Weg 2 (Haus Nr. 53%). Erbaut 1844. — 1844—48 Benedikt Siffermann, 1848—56 Seraphim Miller, 1856—59 Andreas Streitle, 1859—90 Christian bzw. Therese Springer, 1890—93 Moritz Sailer, 1894—1908 Kreszenz Bolkart, 1908—45 Ulrich Eckle, 1945—50 Ulrich Eckle und Miterben, 1950 ff. Anton Eckle und Theresia geb. Teis.
Geheimrat-Seitz-Weg 4 (Haus Nr. 53%0). Erbaut 1856. — 1856—61 Seraphim Miller, 1861—63 Ignaz Hoser, 1863—78 Georg Schneid, 1878—79 Johann Lehner, 1879—1930 Josef Lehner, 1930—49 Witwe Kreszenz Lehner, 1949 ff. Bruno Schweizer und Anna geb. Weitmann, dann Leo Hinz und Anna geb. Schweizer. Geheimrat-Seitz-Weg 6 (Haus Nr. 53%x). Erbaut 1869. — 1869—97 Martin Hornung, 1897—1911 Friedrich Hornung, 1911—14 Lorenz Spleiß, 1914—37 Maria Frick, 1937 ff. Dr. med. Ludwig Seitz, Univ. Prof. in Frankfurt a. M., dann (so 1976) Gertrud Kuhl, geb. Seitz; Dr. Walter Seitz, Elisabeth Seitz geb. Edele, Barbara Seitz, Dr. Hermann Seitz, Hedwig Seitz. 1982: Edeltraud Denk.
Geheimrat-Seitz-Weg 8 (Haus Nr. 65). Erbaut 1922. 1921 kauft Dr. med. Ludwig Seitz in Frankfurt den Grund. Dann Seitz'sche Erben.
Hauptstr. 1 (Haus Nr. 78). Erbaut 1927. — 1927—47 Ludwig Maaß, 1948 Emma Maaß, dann Georg Meyer und Johanna geb. Eberhardinger.
Hauptstr. 3 (Haus Nr. 89). Erbaut 1936. 1937 ff. Geschwister Eberhardinger, dann Johanna Meyer, geb. Eberhardinger. 1982: Johanna Mayer.
Hauptstr. 5 (neugeschaffene Haus Nr. 1 von 1903). Erbaut 1903. -1903—27 Josefa Mayer, 1927 ff. Tochter Sofie Mayer, dann Ehefrau von Josef Eberhardinger, dann Ludwig Eberhardinger.
Hauptstr. 7 (Haus Nr. 53%2). Erbaut 1878. 1878—86 Witwe Genovefa Schwegler, 1886—1907 Erben Schwegler, 1907—28 Anton bzw. Kreszenz Schwegler, 1929 Josef und Ehefrau Kreszenz Schwegler, dann Johann Müller.
Hauptstr. 8 (Haus Nr. 80). Erbaut 1932. — 1932—37 Sylvester Maier, 1937 ff. Witwe Anna Maier, dann Xaver Baldenegger.
Hauptstr. 9 (Haus Nr. 53%6). Erbaut 1851. — 1851(52)—53 Elisabeth Selg, 1853—90 Josef Rueß bzw. Genovefa geb. Selg, 1890—1911 Ottilie und Alois Rueß, 1911—26 Friedrich Hornung, 1926—50 Karl Schäffner, 1950 ff. Mathilde Renner geb. Schäffner.
Hauptstr. 11 (Haus Nr. 53%7). Erbaut 1850. — 1850(52)—77 Raimund Maisch, 1877—1906 Matthias bzw. Elisabeth Walk, 1906—38 Franz bzw. Maria Walk, 1938 ff. Karl Walk.
Hauptstr. 13 (Haus Nr. 53'/2). Erbaut ca. 1841, wohl abgebrannt, da Neubau 1848. — Von Ignaz Mühleisen, urspr. Bräuer und Wirt, dann Söldner (oo I. 1810 Cäcilia Freiin Tänzl von Trazberg, oo II. 1825 Maria Trey) erhält 1841 das Grundstück der Sohn Max Mühleisen, Schreiner. 1844—51 Benedikt Siffermann, 1851—95 Ignaz bzw. Maria Egner, 1895—1931 Nikolaus bzw. Adelheid Egner, 1931—41 August Egner, 1941 ff. Witwe Berta Egner.
Hauptstr. 15 (Haus Nr. 53%4). Erbaut 1844. — 1844—49 Lorenz Müller, 1849—86 Josef Gansler, 1886—1925 Johann Gansler, 1925 ff. Josef Baur und Karoline geb. Gansler. 1982: Gertrud Schieß.
Hauptstr. 16 (Haus Nr. 67). Erbaut 1923. — 1923—31 Franz Spiegler, 1931 ff. Eleonore und Josefa Spiegler, dann Eleonore Harder und Sophie Harder. Hauptstr. 17 (Haus Nr. 53%8). Erbaut 1851. — 1851(52)—81 Johann Lehner d. Ä., 1881—84 Johann Lehner d. J., 1884—90 Wilhelm Lehner, 1891—1933 Witwe Kreszenz Lehner, und 1891—1932 deren II. Ehemann Johann Schweizer, 1933 ff. Bruno Schweizer, dann Ludwig Schweizer und Mechtilde geb. Haas.
Hauptstr. 18 (Haus Nr. 53¼). Erbaut 1845. — 1845(52)—95 Heinrich Dörfeld, Chirurg (t 1892) bzw. Witwe Anna Dörfeld, 1895—99 Gustav Dörfeld, Privatier in Neu-Ulm, 1899-1931 Julie Hach (Tochter des Dr. Michael Hach in Pfaffenhofen u. der Julie geb. Dirr), die 1905 den Joh. Nep. Hornung, Lehrer in München, heiratete. 1931 ff. Eleonore Hach, dann Birgit Münsterer geb. Hermann.
Hauptstr. 19 (Haus Nr. 53¼a). Erbaut 1851. 1851(52)—84 Engelbert bzw. Marianne Stegmann, 1884—1923 Raimund Bolkart (oo Anna Stegmann), 1923—39 Richard Eberhardinger (t 1937) und Therese geb. Bolkart, 1939—51 Josef Holl, 1951 ff. Witwe Josefa Holl, dann Rolf und Elli Bühler.
Hauptstr. 20 (Haus Nr. 1'A seit 1904 1 %4). Erbaut 1892. 1892—1900 Johann bzw. Elisabeth Hornung, 1900—09 Theres Schönberger, 1909—38 Maria Schlienz in Volkertshofen, 1938 ff. Ignaz Schlienz in Volkertshofen. 1982: Franz Xaver Spleiß.
Hauptstr. 21 (Haus Nr. 53¼b). Erbaut 1884. — 1884—92 Marianna Stegmann, 1892—1918 Johanna Walter und Antonia geb. Stegmann, 1918 ff. Georg Dirr und Anna geb. Bolkart, dann Ludwig Dirr. — Zu diesem Anwesen gehört die Fläche des zwischen 1943/ 49 abgebrochenen ehem. Haus Nr. 53: Leerhaus beim Reindl. 1835: Wohnhaus und Wurzgärtl. 1798—1836 Michael Reindl, 1836—42 Johann Streitle, 1842—63 Marianne Ochs, 1863—75 Georg Fasold, 1875—78 Josef Geretshuber, 1878—1939 Balthasar Holl, 1943 Georg Dirr (s. o.).
Hauptstr. 22 (Haus Nr. 1¼). Erbaut 1899. — 1899—1913 Franz bzw. Katharina Mahler, 1913 ff.
Gemeinde Pfaffenhofen, dann Hugo Bausch und Frieda geb. Schwegler.
Hauptstr. 24 (Haus Nr. 1%2). Erbaut 1855. - 1855-79 Michael Seitz, 1879-92 Johanna Hornung, 1893-26 Moritz Sailer, 1926 ff. Albert Sailer und Sofie geb. Schweiggart. 1982: Georg Walz.
Hauptstr. 25 (Haus Nr. 50). Sölde beim Wagner. - 1835: Wohnhaus, Stall und Stadel unter einem Dache und Pfründhaus (Haus Nr. 51). - 1803-38 Michael Schwegler, 1838-79 Franz Anton Schwegler d. Ä. bzw. Witwe Genovefa, 1879-1913 Franz Anton Schwegler d. J., 1913 Franz Schwegler, dann Josef Schwegler und Maria geb. Mayer.
Hauptstr. 26 (Haus Nr. 54, seit 1904 neue Haus Nr. 1 ). Schulhaus. Erbaut 1856. Abbruch 1910. Aus der Fläche wird Garten. Nebenan 1909 Neubau. - Nach Fertigstellung der neuen Schulanlage verkauft an den Landkreis Neu-Ulm.
Hauptstr. 27 (Haus Nr. 49). Frühmeß-Benefiziatenhaus. 1835: Wohnhaus mit Stall und Stadel unter einem Dache, dann Hofraum. - Seit März 1969 Richard Reitzle und Antonia geb. Olma.
Hauptstr. 28 (Haus Nr. 2 bis 1861 mit dem Pfründhaus Haus Nr. 5'/2 = Hauptstr. 35). Äußere Tafernwirtschaft mit Bräustatt und realer Taferngerechtigkeit. 1835: Wohnhaus, Bräustatt und Backofen, alleinstehende Gaststallung, alleinstehendes Viehhaus mit dar-an gebauten Fruchtstadel, dann Hofraum. - 1830-61 Joh. Georg Mahler, 1861-90 Ludwig Mahler und Ehefrau Eleonora geb. Dirr, 1890-1917 Franz bzw. Katherina Mahler, 1917-26 Wilhelm Mahler, seit 1926 Bürger- und Engelbräu AG Memmingen. Aufgegangen in diesem Anwesen ist seit 1905 die ehem. Haus Nr. 2. Leerhaus beim Deubler. 1835: Wohnhaus und Hofraum. - 1833-45 Johannes Merz, 1845-47 Josef Eberle, 1848-65 Georg bzw. Maria Reindl, 1865-73 Joh. Georg Seufzger, 1873-1902 Franz bzw. Ottilie Schneid, 1902 Katharina Mahler (s. o.). Abbruch 1903.
Hauptstr. 29 (Haus Nr. 48). Ehem. Pfründhaus des Anwesens Haus Nr. 38 (= Römerweg 2). Erbaut 1815. - 1816-47 Anton Miller, 1847-58, Agatha Hornung, 1858-64 Franz bzw. Franziska Kern, 1864-94 Martin bzw. Ursula Kern, 1894-1900 Viktoria Rabus geb. Kern in Weißenhorn, 1900-07 Josef Faulhaber, 1907-10 Georg Wochenauer, 1910-30 Johann Mauser in München, 1930-42 Johann Schweizer, 1943 ff. Maria Lehner geb. Schweizer, dann Otto Lehner und Frieda geb. Helmer. - Zugehörig ist die ehem. Haus Nr. 47: Pfründhaus beim Schlosser. Erbaut 1815. - 1835: Wohnhaus und Stall unter einem Dach, dann kleines Wurzgärtl. - 1834-58 Franz Spann d. Ä., 1858-61 Franz Spann d. J., 1861-67 Seraphin Miller, 1867-73 dessen Erben, 1873-75 Kreszentia Herz, 1875-79 Elisabeth Hornung geb. Herz in Roth, 1879-93 Raimund Frick, 1893-1909 Viktoria Schönberger, 1909-23 Johann bzw. Therese Jedelhauser. Von deren Erben an Lehner (s. o.) veräußert.
Hauptstr. 35 (Haus Nr. 5%2). Erbaut vor 1861 als Pfründhaus vor Haus Nr. 2 (= Hauptstr. 28). - Bis 1885 Joh. Georg Mahler. 1885-1944 Walburga geb. Mahler, Ehefrau des Generalleutnants Wilhelm Köhl. Erbfolge 1944: '/6 Franz Köhl in Nürnberg; V6 Georg Köhl in Rastatt (später Landrat in Neu-Ulm); %6 Eleonore Köhl, Klostername Maria Isabella, in Dürrlauingen; '/6 Maria geb. Köhl, Ehefrau von Bonifacius Seipelt, Lehrer damals in Garossen in Westpreußen; zusammen'/6 die in Kaiserswalde, Kreis Habelschwert damals wohnhaften Geschwister Köhl (Ludwig * 1925, Hermann * 1930 (genannt nach seinem t Onkel, dem Ozeanflieger), Maria * 1926, Walter * 1936); zusammen V6 die Geschwister Rueß in Pfaffenhofen (Barbara " 1924, Franz * 1925, Hermann " 1928 (wie oben), Christiane " 1929, Zwillinge Maria Eleonore und Eleonore Maria " 1938). Das Anwesen erwarben Herbert Schmiedl und Gabriele geb. Gutter.
Hauptstr. 37 (Haus Nr. 4). Hofgut. - 1835: Wohnhaus und Stall unter einem Dache, alleinstehende Backküche, alleinstehender Stadel mit darangebauter Holzhütte, dann Hofraum. - 1825-56 Joh. Georg Wolf, Bürgermeister, t in München 1856 als Landtagsabgeordneter; 1856-66 Witwe Marianne Wolf, 1866-75 Sohn Wilhelm Wolf (zieht nach Erbishofen und geht dann 1883 nach Amerika), 1875-77 (mit 51,59 Tag-werk) Franz Seitz und Ludwig Mahler; 1877-78 (nur-mehr Haus und Garten) Raimund Maisch, 1878-1911 Johann Groß, Seiler; 1911-19 Franz Inhofer, 1919-50 Johann Lehner und Helene geb. Inhofer, 1950 ff. Wilhelm Lehner.
Hauptstr. 38 (Haus Nr. 62). Erbaut 1913, - 1913-34 Matthäus bzw. Walburga Bischof, 1934-46 Anna Bischof, 1946 ff. Walburga geb. Bischof, Ehefrau des Joh. Baptist Lohr, dann Vollmar Fischer und Barbara geb. Hoernig. 1982: Kath. Kirchenstiftung.
Hauptstr. 40 (Haus Nr. 75). Erbaut 1926. - 1926 ff. Jakob Mahler, dann Helmuth Mahler.
Hauptstr. 41 (Haus Nr. 4'/). Erbaut 1866. - 1866-73 Witwe Marianne Wolf, 1873-84 Johann Hornung, 1884-1919 Johann Lehner, 1919-27 Franz Lehner, 1927-30 Johann Sailer, 1930 ff. Anton und Therese Briechle, dann Walter Seitz.
Hauptstr. 42 (Haus Nr. 71). Erbaut 1925. - 1925 ff. Tierarzt Georg Eberle, dann Isabella Neuhäuser geb. Eberle.
Hauptstr. 43 (Haus Nr. 66). Erbaut 1922. — 1922—41 Josef Rembold, 1941 ff. Witwe Magdalena Rembold, dann Karl Duft und Marianne geb. Harsch. Hauptstr. 46 (Haus Nr. 76) Erbaut 1927. — Michael Miller überschreibt 1928 der Ehefrau Barbara Miller. Dann Alfred Miller. — 1931—35 befand sich dabei der vom Bürger- und Engelbräu 1931 gekaufte Sommerkeller Plan Nr. 151'V22. Er wurde am 2. 7. 1935 um 360 M verkauft an Hermann Köhl, Hauptmann a. D. in Berlin-Tempelhof, Schönburgstr. 12. 1982: Alfred Miller.
Hauptstr. 48 (Haus Nr. 84). Erbaut 1932. — 1932—50 Josef Mayer, 1950 ff. Witwe Genovefa Mayer, dann Maria Graf geb. Mayer.
Hauptstr. 54 (—). Erbaut 1949. — 1949—51 Karl Walk (Haus Nr. 14), 1951 ff. Hans Schwarz, dann Juliana Schwab geb. Schmutz.
Hermann-Köhl-Str. 3 (Haus Nr. 2%2). Erbaut 1913. — Bis 1917 Katharina Mahler (Haus Nr. 2). 1917 ff. Wilhelm Mahler, dann Gerhard Liebsch. Hermann-Köhl-Str. 5 (HausNr. 86). Erbaut 1934. — 1934—50 Julius Emminger, 1950 ff. Witwe Genovefa Emminger, dann Berta Ellert geb. Emminger. Hermann-Köhl-Str. 6 (Haus Nr. 68). Erbaut 1923. — 1923—29/32 Moritz Sailer (Haus Nr. 1%2), 1929/32 ff. Anton Sailer.
Hermann-Köhl-Str. 19 (Haus Nr. 87). Erbaut 1936 (bei gleichzeitigem Abbruch des ehem. Sommerkellers) durch Hermann Köhl, Hauptmann a. D. in Berlin-Tempelhof, 1939 ff. Witwe Elfriede Köhl, dann Dr. Johannes Schmidt und Ruth geb. Beutler.
Holzschwanger-Str. 1 (Haus Nr. 77). Erbaut zunächst als Lagerhaus 1926, vergrößert 1937. — 1926(30) ff. Darlehenskassenverein Pf., dann Raiffeisenbank Pf. 1982: Franz Wimmer.
Holzschwanger Str. 2 (Haus Nr. 14). Sölde beim Bruckmetzger. 1835: Wohnhaus, Stall und Stadel unter einem Dache, alleinstehende Holzhütte, Hofraum u. Wurzgärtchen. — 1823—35/36 Josef Holl, 1835/ 36—43 Ignaz Mühleisen, 1843—54 Leonhard Kast, 1854—83 Joh. Nepomuk Selg, 1883—1928 Conrad Selg (Abbrand u. Wiederaufbau 1892), 1928 ff. Alois Uhl (u. I. Frau Babette Selg), dann Alois Uhl und Elisabeth geb. Lutz.
Holzschwanger Str. 3 (Haus Nr. 57). Erbaut 1861/62. — 1861—70 Nikolaus Wolf, 1870—1903 Johann Danner, 1903—38 Matthäus Dirr, 1938 ff. Johann Betz und Anna geb. Dirr.
Holzschwanger Str. 4 (Haus Nr. 93). Schalthaus 1932, Wohnhaus 1938 erbaut. — 1931/37 ff. Bayer. Elektrizitätswerke AG München. 1982: Lechwerke Augsburg. Holzschwanger Str. 6 (Haus Nr. neu 42). Erbaut 1921. — 1921—33 Franz Hornung (Haus Nr. 42%), 1933—50 Magdalena Spiegler geb. Hornung in Volkertshofen Haus Nr. 21 und Max Hornung in Ingolstadt, 1950 ff. Franz Josef Schmid, dann Juditha Schmid geb.Städele. Insel 2. Sölde beim Barbierer. 1835: Wohnhaus, Stall und Stadel unter einem Dach, dann Hofraum. Abbruch u. Neubau 1836/37. — 1823—52 Alois Selg, Bader u. Chirurg, 1852—64 Rudolf Friedrich bzw. Witwe Barbara Sick, 1864—1910 Leonhard Leiner (u. bis 1904 Walburga geb. Aubele), 1911—17 Euphrosina Leiner, 1918—33 Lorenz bzw. Josefa Inhofer, 1933—34 Sophia Birkle geb. Inhofer, 1934 ff. Dionys und Maria Bernhard, dann Marktgemeinde Pfaffenhofen.
Insel 3 (Haus Nr. 24). Halbes Leerhaus zum Zimmermeister. Erbaut 1795. (Die andere Hälfte ehem. Haus Nr. 25 seit 1861 wieder hierher gezogen). 1835: Wohnhaus, Hofraum u. Wurzgärtl. -1795—1835 Ottmar Miller, 1835—45 Lorenz Miller (Müller), 1845—71 Joh. Nep. Sellmann, 1871—92 Simon bzw. Marianna Harder, 1892—97 Josef Birk, 1897—1906 Moritz Stempfle (1898 Umbau u. Einrichtung einer Bäckerei), 1906—35 Julius Emminger, 1935 ff. Meinrad Stetter.
Seit 1861 wieder zugehörig: ehem. Haus Nr. 25. Halbes Leerhaus zum Zimmermeister. 1835: Wohn-haus, Hofraum u. Wurzgärtl. 1818—41 Xaver Baur, 1841—42 Carl Ludwig Frey, 1842—44 Nikolaus Wolf, 1844 Schullehrer Bernhard Wieland, 1844—49 Sohn Franz Wieland, 1849—61 Raimund Maisch (Abbruch des Gebäudes vor 1861), 1861 Joh. Nep. Sellmann (s. o.).
Kirchplatz 1 (Haus Nr. 45). Leerhaus beim Tauber. 1835: Wohnhaus mit Pfründstübel unter einem Dach. — 1832—38 Johann Göttinger, 1838—66 Joh. Nep. Nübling, 1866—72 Leonhard Glogger, 1872—1905 Andreas Degenhart, 1905—41 Josef Stempfle (1906 Abbruch u. Wiederaufbau), 1941—47 Maria Stempfle, 1947 ff. Alois Wöhrle und Maria geb. Stempfle, dann Martin Wöhrle und Erika geb. Willbold.
Kirchplatz 2 (Haus Nr. 5). Sölde beim Maler. 1835: Wohnhaus, Stall u. Stadel unter einem Dache, dann Hofraum. — 1834—64 Friedrich Spann, Krämer, 1864—1912 Sigmund Oberbigler (1864 Neubau), 1913—34 Georg bzw. Katharina Munkenast, 1934 ff. Maria Munkenast, dann Josefa Pischetsrieder geb. Munkenast. 1982: Schneider'sche Erben.
Kirchplatz 3 (Haus Nr. 37). Sölde beim Kirchenbauer mit Bäckereigerechtigkeit (die aber 1835 wegen Nicht-betrieb seit mehr als 10 Jahren als erloschen betrachtet wird). 1835: Wohnhaus u. Stall unter einem Dache, alleinstehender Stadel, 2 Hofräume u. kleines Wurzgärtl. 1834—77 Martin Hofmaier, 1877—82 Friedrich Hofmaier, 1882—1920 Matthäus Rüggenmann bzw. Sofie geb. Hofmaier, 1920 ff. Wilhelm Rüggenmann, dann Anna Krumbacher geb. Rüggenmann.
Kirchplatz 4 (Haus Nr. 6) Pfarrhaus (Pfarrwiddum). 1835: Wohnhaus, alleinstehender Stadel mit Stall unter einem Dache, alleinstehende Backküche, alleinstehender Schweinstall, Hofraum. Nach 1978 erfolgtem Verkauf an die Marktgemeinde (Besitzübergang 1. 1. 1979) im Juni 1981 abgebrochen.
Kirchplatz 5 (Haus Nr. 44). Sölde beim Huckler. 1835: Wohnhaus, Stall u. Stadel unter einem Dache, dann Wurzgärtchen. — 1830—74 Philipp Glöckler, 1874—1916 Johann Glöckler, 1916—47 Philipp d. Ä.(Krämer u. Landwirt) bzw. Euphrosina Glöckler, 1947 ff. Philipp Glöckler d. J., dann Witwe Anna Glöckler geb. Kuhn.
Kirchplatz 6 (Haus Nr. 7). Schul- und Mesnerhaus. 1835: Schulhaus und Mesnerwohnung mit Stall und Stadel unter einem Dache, Hofraum und Wurzgärtl vor dem Haus. Wurde aufgrund Vertrags vom 29. 10. 1904 der Pfarrkirchstiftung überlassen. Es war seit 1856 nurmehr Lehrerwohnhaus gewesen. Später Verkauf an die Marktgemeinde, die darin ihre Gemeindekanzlei (Rathaus) bis 1977 hatte, September 1977 Abbruch.
Kirchplatz 7 (Haus Nr. 43). Kath. Pfarrkirche St. Martin. 1835: Kirche und Kirchhof. Eigentum der Kirchenstiftung.
Kirchplatz 8 (Haus Nr. 8). Innere Tafernwirtschaft mit realer Taferngerechtigkeit. 1835: Wohnhaus mit dazugehörigem alleinstehenden Stadel mit Stall unter einem Dache, alleinstehendes Bräuhaus mit daran gebautem Backofen, alleinstehende Holzhütte mit Schweinstall, dann Hofraum. Dazugehöriges ehem. Urspringisches Söldgut ehem. Haus Nr. 9, 1835: Wohnhaus, Stall und Stadel unter einem Dach. Später abgebrochen und dafür eine Stallung errichtet. — 1828—56 Michael Seitz (aus Ellzee), 1856—94 Franz Seitz, 1894—1934 Rudolf Seitz d. Ä., 1934 ff. Rudolf Seitz d. J., dann Walter Seitz, und Sophie geb. Bauder. Kirchplatz 9 (Haus Nr. 42). Mohrenhansenbauer. 1835: Wohnhaus u. Stall unter einem Dache, alleinstehender Stadel, alleinstehende Holzhütte, alleinstehende Backküche, dann Hofraum. — 1821—45 Michael Wolf, 1845—73 Lorenz Hornung bzw. Elisabeth geb. Wolf, 1873–84 Matthäus Hornung, 1884 Witwe Antonia Hornung geb. Adae (seit 1885 mit ihrem II. Mann (Bruder des I.)) Erhard Hornung, 1891–1921 (ein dritter Bruder) Franz Hornung, 1921–49 Johann Hornung, 1949 ff. Franz Hornung und Mathilde geb. Klügl.
Kirchplatz 11 (Haus Nr. 9%2). Erbaut 1892/94. – 1892–1923 Franz bzw. Josefa Seitz, 1923 ff. Rudolf Seitz, dann Walter Seitz und Sophie geb. Bauder. Marienfriedstr. 1 (Haus Nr. 3). Halbes Leerhaus (so 1831–80, vorher und nachher: ganzes Haus).
1835: Hausanteil, welcher, neben der mit Haus Nr. 31/2 gemeinschaftlichen Benutzung und Unterhaltung des Aus- und Einganges, des oberen und unteren Hausganges, der Stiege und des Brunnens, zu ebener Erde aus der Wohnstube und Küche linker Hand, im oberen Stock aus 2 Kammern, dann aus der vorderen Hälfte vom Kornboden und aus der vorderen Hälfte vom oberen Laubengang besteht.
1821–56 Simon Raumiller, 1856–61 Josef Raumiller, 1861–64 Conrad Wolf, 1864–71 Anton Göttinger und 4 Schwestern, 1871–80 Bernhard Rommel, 1880–83 Margaretha Kalbrecht, 1883–88 Rupert Kalbrecht, 1888–97 Josef Maier, 1897–1931 Georg bzw. Maria Schuler, 1931–38 August Vogg von Remmeltshofen, 1938 Johann Keller in Straß und Anna Kißling von Steinheim, dann Matthias Fitzel. 1831—80 faktisch, bis 1924 grundbuchlich war vom Anwesen getrennt Haus Nr. 31/2. Halbes Leerhaus.
1835: Hausanteil, welcher, neben der mit Haus Nr. 3 gemeinschaftlichen Benutzung und Unterhaltung des Aus- und Einganges, des oberen und unteren Hausganges, der Stiege und des Brunnens, noch bestehet zu ebener Erde aus der Wohnstube und Küche rechter Hand, im oberen Stock aus 2 Kammern, dann aus der hinteren Hälfte vom Kornboden und aus der hinteren Hälfte vom oberen Laubengang.
1821–31 Simon Raumiller, 1831–44 Peter Stegmann'sche Kinder, 1844–51 Engelbert Stegmann, 1851–77 Franz Reißer, 1877–83 Margaretha Kalbrecht. Weitere Besitzer s. o.
Marienfriedstr. 2 (Haus Nr. 58). Erbaut 1864. – 1864–1902 Josef Raumiller (Haus Nr. 3), 1902–14 Franz Zeh, 1914 ff. Xaver und Maria Kling, dann Karoline Ostwald geb. Kling.
Molkereiweg 1 (Haus Nr. 13). Sölde beim Sattler. — 1835: Wohnhaus mit Stall unter einem Dache, allein-stehender Stadel, dann Hofraum und Wurzgärtl. — 1826—44 Michael Lehner'sche Relikten, 1844—53 Johann Lehner (1852 wird die Hälfte des Wohnhauses abgetrennt und als Haus Nr. 13%2 verkauft), 1853—64 Lorenz Miller, 1864–99 Josef Schlander, 1899—1904 Viktoria Hofmaier, 1904–07 Kreszenz Preißinger, 1907–16 Johann Glöckler, 1916–48 Glöckler'sche Erben, 1948–49 Johann Glöckler in Berg Haus Nr. 71/2, 1949 ff. Jakob und Sofie Koch, dann Adnan Fakioglu und Ehefrau Safiye geb. Nahit. 1982: Ahmet Kirindi. Molkereiweg 2 (Haus Nr. 10). Sölde beim Schmied. 1835: Wohnhaus, Stall und Stadel unter einem Dache, alleinstehende Holzhütte, alleinstehende Backküche, dann Hofraum. — Dabei bis 1858 Abbruch ehem. Haus Nr. 11: Schmiedstatt. – 1817–54 Andreas Walter, 1854–73 Leonhard Kast, 1873–1908 Nikolaus bzw. Barbara Wolf (1878 Abbruch u. Neubau des Wohnhauses), 1908—19 Johann Danner und Magdalena geb. Wolf, 1919–23 Matthäus Spiegler, 1923 ff. Max Danner in Luippen, dann Max Bischof und Emma geb. Danner.
Molkereiweg 3 (Haus Nr. 131/2). Entstanden 1852 durch Abtrennung des halben Wohnhauses von Haus
Nr. 13 (s. o.). — 1852—71 Crescentia Maier, 1871—96 Erben Maier, 1896—1915 Kreszenz Preißinger geb. Prötzel, 1915—37 Leonhard Prötzel, 1937—41 Leo Hampp, 1941 ff. Witwe Eleonore Hampp, dann Walter Hampp und Maria geb. Dienes.
Molkereiweg 4 (Haus Nr. 10'/). Erbaut 1869. — 1869—74 Max Mühleisen, 1874—93 Johann Walter, 1893—1932 Otto Eckle, 1932 ff. Georg Eckle und Viktoria geb. Langenwalter .
Molkereiweg 7 (Haus Nr. 10%). Erbaut 1870. — 1870—87 Ferdinand bzw. Viktoria Zaiser, 1888—1902 Johann Schlienz, 1902—11 Monika Regenbogen, 1912—51 Michaela und Anna Hornung aus Erbishofen, 1951 ff. Sebastian Hornung in Erbishofen Haus Nr. 18, dann Julius Fitzel und Margarethe geb. Lubrich. Molkereiweg 9 (Haus Nr. 10'/4). Erbaut 1875. — 1875—87 Theres Walter, 1887—94 Viktoria Rau, 1894—1930 Sophia Hornung, 1930 ff. Matthäus Hornung in Neu-Ulm, dann Rudolf Werwein und Johanna geb. Sobola.
Molkereiweg 11 (Haus Nr. 10%7). Erbaut 1901. — 1901—15 Max bzw. Walburga Schweiggert, 1915—39 Euphrosina geb. Schweiggert, verwitw. Brucker und II. Ehemann Josef Heilmeyer, 1939—50 Wilhelm Kiebler, 1950 ff. Alfons Schädler, dann Witwe Magdalena Schädler geb. Bertele.
Molkereiweg 12 (Haus Nr. 95) Erbaut 1945. — 1942/45 ff. Josef Luppold.
Molkereiweg 13 (Haus Nr. 10V8). Erbaut 1903. — 1903—17 Ignaz Harder d. Ä., 1917—23 Ignaz Harder d. J., 1923 ff. Walburga Harder, dann Anna Harder. Molkereiweg 14 (Haus Nr. 72). Neues Molkereigebäude erbaut 1925 durch die Molkereigenossenschaft, dann Wilhelm Egle GmbH. 1982: Dr. Karl Richtmann.
Molkereiweg 15 (Haus Nr. neu 11). Erbaut 1906. — 1905/06—18 Wilhelm Wolf, 1918—49 Matthäus Schätzthauer, 1949 ff. Barbara Miller geb. Fischer, dann Hort Hommel und Emmy geb. Miller.
Molkereiweg 16 (—). Erbaut 1947. — 1947—50 Rudolf Seitz (Haus Nr. 8), 1950 ff. Richard Günter, dann Frieda Pfender geb. Plaschke.
Molkereiweg 19 (Haus Nr. 11'/2). Erbaut 1911. — 1911—22 Erhard Hornung, 1922—41 Johann Hornung, 1941 ff. Witwe Maria Hornung, dann Franz Hornung und Mathilde geb. Klügl.
Molkereiweg 21 (Haus Nr. 111/3). Erbaut 1911. — 1911—13 Anton Schätzthauer, 1913 ff. Johann Schätzthauer, dann Hans Schätzthauer.
Molkereiweg 23 (Haus Nr. 11 %4). Erbaut 1911. — 1911—15 Anton Schätzthauer, 1915—23 Johann Walter, 1923—35 Matthias Uhl in Berg, 1935 ff. Witwe Juliane Müller in Volkertshofen Haus Nr. 31, dann Irmgard Müller.
Molkereiweg 29 (—). Erbaut 1949. — 1949—51 Rudolf Seitz (Haus Nr. 8), 1951 ff. Witwe Berta Leibing. 1976: Christian Kiefer und Johanna geb. Rieger, zusammen mit Irmgard Hartmann geb. Kiefer. Molkereiweg 37 (Haus Nr. 12). Ölmühle. 1835: Wohnhaus mit Öl- und Trendelmühle unter einem Dache, alleinstehende Stadel und Stallung unter einem Dache samt daran gebautem Schweinstall, alleinstehendes Viehhaus, Hofraum. — Personelle Säg- und Ölmühlgerechtigkeit. — 1824—36 Johann Rueß, 1836—57 Anton bzw. Adelheid Rueß, 1857—95 Philipp bzw. Anna Rueß, 1895—98 Franz Rueß, 1898—1903 Rudolf Seitz (1899 wird Mahlmühle und Schneidsäge erwähnt, 1902 alles abgebrochen außer dem Wohn-haus), 1903—09 August bzw. Magdalena Mayer, 1909—18 Franz Wagner, 1918—57 wieder Rudolf Seitz, 1957 ff. Johann Böhm und Pauline geb. Pecho. Römerweg 1 (Haus Nr. 36) Leerhaus beim Baronenmetzger. Der ehem. Stadel wurde 1811 zum Wohn-haus umgebaut: 1835: Wohnhaus mit Stall unter einem Dache und kleines Wurzgärtl. — 1811—55 Johann Seckler (oo I. 1804 Marianna Freiin Tänzl von Trazberg, 00 II. 1822 Marianna Ochs, oo III. 1827 Kreszenz Kircher), 1855—81 Sohn Conrad Seckler (* 1829), 1881—87 Georg Seckler, 1887—1919 Witwe Anna Seckler und ihr II. Ehemann Georg Konrad, 1919—22 Josef Seckler, 1922—51 Witwe Eleonore Seckler (seit 1926 mit ihrem II. Ehemann Anton Rapp), 1951 ff. Otto Spleiß und Aloisia geb. Seckler.
In Römerweg 1 ist seit 1890/94 aufgegangen die ehem. Haus Nr. 39, Sölde beim Vogt. 1835: Wohnhaus, Stall und Stadel unter einem Dache, darangebauter Schweinstall, dann Hofraum. — 1810—35 Josef Uhl, 1835—42 Schullehrer Bernhard Wieland, 1842—49 Stephan Böhm, 1849—61 Georg Bartner, 1861—88 Martin bzw. Maria Zeller, 1888—90 Gottlieb Eberle, 1890—1919 Georg Konrad und Ehefrau Anna früher verwitw. Seckler (s. o.). Das Wohnhaus brannte 1894 ab. Auf dessen Platz wurde der Stadel für Haus Nr. 36 erbaut.
Römerweg 2 (Haus Nr. 38). Sölde beim Schuhmacher. 1835: Wohnhaus, Stall und Stadel unter einem Dache, dann Hofraum. (1815—47 gehörte auch hierher das Pfründhaus Haus Nr. 48 = Hauptstr. 29). — 1816—36 Anton Müller, 1836—47 Bernhard Wolf, 1847—54 Josef Springer, 1854—83 Andreas Birk, 1883—1923 Gottfried bzw. Barbara Schwegler, 1923 ff. Franz Schwegler, dann Günter Backeler und Hermine geb. Spleiß.
Römerweg 3 (Haus Nr. 35). Sölde beim Schlosser. 1835: Wohnhaus, Stall und Stadel unter einem Dache, Hofraum und kleines Wurzgärtl. — 1834—39 Johanna verwitw. Hart und ihr II. Ehemann Franz Spann, 1839—79 Martin Vogg und Katharina geb. Hart, 1879–1913 August Vogg, 1913 ff. Georg Vogg, dann Juliana Zeislmair geb. Vogg.
Römerweg 5 (Haus Nr. 34). Sölde beim Mohrenhans (Gehörte bis 1825 als Nebenhaus zu Haus Nr. 42 = Kirchplatz 9, Mohrenhansenhof). 1835: Wohnhaus, Stall und Stadel unter einem Dache, dann Hofraum. — 1825–58 Johann Zeh, 1858–91 Gertraud geb. Zeh, die 0o I. 1859 Franz Josef Mersch und oo II. 1868 Johann Voggesser, 1891–96 Witwer Johann Vogesser, 1896–1900 die Kinder, 1900–1918 August Voggesser, 1918 ff. Witwe Sofie Voggesser, 1982: Johann Thomas und Anna geb. Protze.
Römerweg 7 (Haus Nr. 32). Sölde beim Gnädigen. 1835: Das vordere halbe Wohnhaus, alleinstehender Stadel mit Stallung unter einem Dache, dann Hofraum. — Die Gräflich Fugger'sche Herrschaft verkaufte dieses ehem. Amtshaus 4. 5. 1773 an Josef Reichsritter von Hueber, t 27. 11. 1775. Dessen Witwe Maria Anna geb. Freiin von Syrgenstein (t 1794) brachte es 16. 1. 1776 ihrem II. Ehemann Franz Christoph Freiherrn Tänzl von Trazberg zu, der 1 9. 5. 1801. Erbinnen waren die 4 Töchter, Freiinnen Tänzl von Trazberg, deren Vormund der Graf, spätere Fürst Anselm Maria Fugger von Babenhausen war. Die Tochter Marianna heiratete den Metzger Johann Seckler aus Attenhofen. Maria Cäcilia den Landwirt und Bräuer Ignaz Mühleisen aus Autenried, Maria Maximiliane den kgl. Forstwart Josef Vanderburg in Oberroth, Maria Crescentia den späteren kgl. Generalmajor Josef Wenzeslaus Ritter von Mann, Edler von Tiechler. — Das Anwesen Römerweg 7 erhielt Cäcilia Freiin Tänzl von Trazberg 1810 anläßlich ihrer Hoch-zeit mit Ignaz Mühleisen (verkauft 1841). 1841–77 Ignaz Bader, 1877–82 Josef Bader, 1882–87 Josef Kempter, 1888—1914 Paul Mayer, 1914—29 Josef Mayer, 1929 ff. Josef Hartner. Das Nebenhaus ehem. Haus Nr. 33, Leerhaus beim Schlosser, kam 1853 (wohl abgebrannt, da Kaufpreis nur 149 fl.) wieder zu Haus Nr. 32 = Römerweg 7, nachdem es (hinteres halbes Wohnhaus) ca. 1822/33 davon wegveräußert worden war. — 1835: Wohnhaus und alleinstehende Holzhütte. -1833-40 Ignaz Sonntag, 1840–45 Heinrich Dör(r-)feld, Chirurg, 1845–53 Anton Harder, 1853 ff. Ignaz Bader (s. o.).
Raiffeisenstr., früher Rothweg 1 (Haus Nr. 41). Sölde beim Stegmetzger mit realer Metzgergerechtigkeit. 1835: Wohnhaus, Stall und Stadel unter einem Dache, dann Hofraum. — 1820—51 Martin Zeller, 1851—77 Lorenz Inhofer d. Ä., 1877—1921 Lorenz Inhofer d. J., 1921 ff. Josef Inhofer d. Ä., dann Josef Inhofer d. J. und Annemarie geb. Rapp.
Zur Raiffeisenstr. 1 gehört seit 1949 der Grund des ehem. Haus Nr. 40, Leerhaus beim Garnsieder (Sie-der). 1835: Wohnhaus und Stall unter einem Dache, alleinstehender Stadel, Hofraum u. Wurzgärtl. — 1808–52 Barbara verwitw. Schweigart und ihr II. Ehemann Matthäus Schweizer, 1852–54 Joh. Nep. Selg, 1854–64 Andreas Walter, 1865–71 Damian Braun, 1871–79 (mit 1 Jahr Unterbrechung) Joh. Nep. bzw. Walburga Sellmann, 1879–1902 Georg bzw. Sofie Schneid, 1903–12 Jakob Doser, 1912–20 August bzw. Apollonia Vogg, 1920–39 Jakob bzw. Maria Jehle, 1939 ff. Josef Inhofer d. Ä. (s. o.). 1949 wird der „Abbruch vor mehreren Jahren” erwähnt.Raiffeisenstr. früher Rothweg 2 (Haus Nr. 27). Mahlmühle mit realer Mahlgerechtigkeit. 1835: Wohnhaus mit Mahlmühle, bestehend aus 3 Mahlgängen und einem Gerbgang unter einem Dache, alleinstehende Wasch- und Backküche, dann Hofraum hinterm Haus. – 1824–47 Christian Schirmer, 1847–54 Franz Paul Gossner, 1854–60 Matthias Bischof, 1860–75 Maximilian Dirr, 1875–86 Andreas Dirr, 1886–1903 Christian Maaß, 1903–40 Anna Maaß, 1940–47 Ludwig Maaß, 1947—49 Berta Emminger (Haus Nr. 86), 1949—51 Emma Maaß (Haus Nr. 78), 1951 Spar- und Darlehenskassenverein Pf. (Abbruch 1957), dann Raiffeisenbank Pfaffenhofen a. d. Roth .
Raiffeisenstr., früher Rothweg 3 (Haus Nr. 31). Halbes Leerhaus beim Nagelschmied. 1835: Wohnhaus und alleinstehende Kohl(en)hütte. (bildete zusammen mit Haus Nr. 30 ein Haus). — 1828—77 Josef Wagner, 1877–1932 Georg bzw. Anna Wagner, 1932–49 Regina Riedele in Balmertshofen Haus Nr. 4'/z, 1949 ff. Josef Gebhard.
Raiffeisenstr., früher Rothweg 4 (Haus Nr. 28). Leer-haus beim Grüner. 1835: Wohnhaus mit Holzstall unter einem Dache, dann Hofraum. – 1834–76 Michael Zanker, 1876–92 Kreszenz Wagner, 1892–96 Andreas bzw. Anna Wagner, 1896–1911 Josef Anton Geretshuber, 1911 ff. Lorenz Spleiß und Maria geb. Kienle, (1933 Abbruch und Neubau), dann Heinrich Spleiß und Maria geb. Erhard.
Raiffeisenstr., früher Rothweg 5 (Haus Nr. 30). Halbes Leerhaus beim Seifensieder. Erbaut 1817. 1835: Wohnhaus und Wurzgärtl. (Bildete ursprünglich ein Haus zusammen mit Haus Nr. 31). – 1817–64 Konrad Reutter (t 2. 9. 1864 als Gemeindediener), 1864–69 Adam Seitz, 1869–73 Gustav Sander, 1873–76 Bernhard Kalbrecht, 1876–91 Sebastian Danner, 1891–97 Viktoria Schreiber, 1897–1910 Michael Rabus, 1910—50 Johanna geb. Grathwohl (seit 1920 Ehefrau des Narziß Hafner), 1950 ff. Witwer Narziß Hafner, dann Franz Grathwohl. 1982: Helmut Zimmermann. Raiffeisenstr., früher Rothweg 13 (Haus Nr. 29).
Leerhaus beim Gottlieb. Erbaut 1820. 1835: Wohnhaus und Wurzgärtl. — 1820—36 Joh. Nep. Gottlieb, 1836—42 Erben Gottlieb, 1842—44 Franz Josef Miller, 1844—54 Peter Saumweber, 1854—56 Anton Miller, 1856—58 Karl Stahl, 1858—68 Martin Hornung, 1868—72 Anton Hornung, 1872—78 Franz Müller, 1878—1908 Bartholomäus bzw. Walburga Zwiebel, 1908—23 Max Zwiebel, 1923—37 Jakob Eberle in Diepertshofen, 1937 ff. Anna Eberle. 1982: Eberle'sche Erben.
Raiffeisenstr., früher Rothweg 15 (Haus Nr. 29'/3). 1933 Abbruch des bish. Stadels und Wohnhaus-Neubau. -1931/33 ff. Josef Kirschenhofer, dann Kreszenz Kirschenhofer geb. Braun.
Raiffeisenstr., früher Rothweg 19 (Haus Nr. 291/2). Erbaut 1850. — Gemeinde Pfaffenhofen, dann 1852—76 Stephan Böhm, 1876—79 Bernhard Kalbrecht, 1879—81 Theres Schmid, 1881–92 Maria Anna Vogg (Ehevertrag 1888 mit Joh. Martin Biehler), 1892–1935 Euphrosine Sauter, 1935 ff. Erben Sauter, dann Kreszentia Rotter geb. Jakob.
Raiffeisenstr., früher Rothweg 21 (Haus Nr. 29%4). Erbaut 1855. — 1855/58—66 Kreszentia Seckler, 1866—92 Josef Seckler, 1892—1911 Matthäus Inhofer aus Hirbishofen, 1913–49 Johann Eberle in Diepertshofen, 1949 ff. Witwe Walburga Eberle, dann Johann Eberle und Lotte geb. Janischowski.
Schulstr. 1 (Haus Nr. 29'/5). Erbaut 1906. – 1906–09 Matthäus Rüggenmann, 1909–26 Matthilde geb. Rüggenmann, Ehefrau von Karl Schäffner (Ehevertrag 1913), 1926 ff. Marktgemeinde Pfaffenhofen. 1976: Franz Wölki und Theresia geb. Ederle.
Schulstr. 2 (Haus Nr. 94). Erbaut ca. 1946 – 1946 ff. Maria Holl, dann Günter Schuster und Ruth geb. Müller.
Schulstr. 3 (Haus Nr. 73). Erbaut 1925. – 1925(26)–51 Kreszenz Jedelhauser, 1951 ff. Ottilie Jedelhauser.
Schulstr. 5 (Haus Nr. 85). Erbaut 1932. – 1932–50 Josef Rauh, 1950 ff. Theresia Stölzle geb. Rauh.
Schulstr. 7 (Haus Nr. 83). Erbaut 1932. – 1932 ff. Adalbert und Maria Hornung, dann Helmut Hornung und Hermine geb. Bissinger.
Schwesternweg 2 (Haus Nr. 46). Hofgut (Höflesbauer). 1835: Wohnhaus und Stall unter einem Dach, alleinstehender Stadel, dann Hofraum. – 1822–38 Ida Klotz und deren I. Ehemann Josef Dirr, 1838–63 mit dem II. Ehemann Simon Harder, 1863—71 der Witwer Simon Harder, 1871—73 Philipp Rueß, Ölmüller, und Matthäus Zeller, Ökonom, 1873—92 Gustav Sander, 1892—1916 Wolfgang bzw. Walburga Koch, 1916—40 Aluf Aarestrup, Kapitän der Dänischen Marine, bzw. Eleonore geb. Stempfle (1921 Wohnhausneubau), 1940 ff. Tochter Maria Eleonore Aarestrup in Farum (Dänemark), dann Dagmar Aarestrup. Schwesternweg 3 (Haus Nr. 79). Erbaut 1930. — 1930 ff. Josef Geretshuber, dann Anna Stetter. Schwesternweg 5 (Haus Nr. 81). Erbaut 1932. – 1932 ff. Johann Kast, dann Aloisia und Rosemarie Kast. 1982: Aloisia Jahn.
Schwesternweg 6 (Haus Nr. 70). 1925 Bau eines Schwesternheims. Eigentümerin: Krankenfürsorge des 3. Ordens in Bayern e. V. in München. Schwesternweg 7 (Haus Nr. 82). Erbaut 1932. — 1932—49 Johann bzw. Viktoria Sailer, 1949 ff. Anna Zuchhold geb. Inhofer.
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Verzeichnis der Hausnamen
(inbes. nach Kataster von 1835)
Abkürzungen: E = Espach, F = Friedhofweg, G = Gartenweg, GS = Geheimrat-Seitz-Weg, H = Hauptstraße, HK = Hermann-Köhl-Straße, HO = Holz-schwanger Straße, J = Insel, K = Kirchplatz, M = Molkereiweg, MA = Marienfriedstraße, R = Roth-weg, jetzt: Raiffeisenstraße, RÖ = Römerweg, S
Schulstraße, SE = Schwesternweg.
Armenhaus: zu E 5 und H 26 Bäcker, Sölde beim – : E 10
Barbierer, Sölde beim – : J 2 Baronenmetzger, Leerhaus beim – : RÖ 1 Benefiziatenhaus : H 27
Bruckmetzger, Sölde beim – : HO 2 Deubler, Leerhaus beim: zu H 28 Drechsler, Sölde beim – : E 5 Garnsieder s. Sieder
Gnädigen, Sölde beim – : RÖ 7 Gottlieb, Leerhaus beim – : R 13 Grüner, Leerhaus beim – : R 4 Hirtenhaus : zu E 5
Höflesbauer : SE 2
Hofgut, Wolf'sches : H 37
Huckler, Sölde beim – : K 5 Jäger, Sölde beim alten – : E 6 Kirchenbauer, Sölde beim – : K 3 Krämer, Sölde beim – : E 12 Küfer, Sölde beim – : E 7
Leerhaus (ohne Bezeichnung): MA 1 Mahlmühle : R 2
Mahler, Sölde beim – : K 2
Mohrenhansenbauer : K 9
Mohrenhans, Sölde beim – : Rö 5 Nagelschmied, %2 Leerhaus beim – : R 3 Ölmühle : M 37
Pfarrwiddum: K 4
Reindl, Leerhaus beim — : zu H 21 Sattler, Sölde beim — : M 1 Schlosser, Sölde beim — : RÖ 3 Schlosser, Pfründhaus beim — : H 29 Schlosser, Leerhaus beim — : H 29, zu RÖ 7 Schmied, Sölde beim — : M 2 Schneider, Sölde beim — : E 7 Schuhmacher, Sölde beim — : RÖ 2 Schulhaus von 1856: H 26 Schul- und Mesnerhaus : K 6 Seifensieder, '/2 Leerhaus beim — : R 5 Sieder, Leerhaus beim — : zu R 1 Stegmetzger, Sölde beim — : R 1 Stricker, Sölde beim — : E 18 Taferne, Innere : K 8 Äußere : H 28 Tauber, Leerhaus beim — : K 1 Urspringisches Hofgut : K 9 Vogt, Sölde beim — : H 25 Wagner, Sölde beim — : H 25 Wirt: Innerer: K 8 Äußerer: H 28 Zimmermeister, Leerhaus beim — : J 3
Weiteres Leben in Pfaffenhofen
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Die Juden und Pfaffenhofen
Schon im frühen Mittelalter spielten die Juden im Handelsverkehr Europas eine große Rolle. Sie betrieben sowohl Kramhandel auf den Märkten, wie Pfaffenhofen seit 1479 welche hatte, wie auch Hausierhandel und die reichsten unter ihnen bereits damals in großem Stil Bankgeschäfte. Für Pfaffenhofen waren im Mittelalter die Juden in Ulm und Günzburg am wichtigsten.
Die Juden von Ulm wurden schon im Reichssteuerverzeichnis von 1241 genannt. Die Judenverfolgung infolge der Schwarzen Pest, die man ungerechterweise den Juden in die Schuhe schob, vermochte ihre wirtschaftliche Bedeutung nicht lange zurückzudrängen. So wird seit 1376 in Ulm der Großbankier Jäcklin genannt, welcher der Reichsstadt 1377 den Erwerb der Stadt Langenau und 1383/85 den Kauf von Stadt und Herrschaft Albeck ermöglichte. Erst infolge eines Mandats König Maximilians I. vom 6. B. 1499 wurde die jüdische Konkurrenz der christlichen Handelshäuser Ulms beseitigt, alle Juden mußten die Reichsstadt verlassen. Trotzdem blieben die Juden im Land. Ein Teil der Ulmer Juden dürfte nach Hürben bei Krumbach ausgewandert sein, wo sie seit etwa 1500 erwähnt werden, und von wo aus sie wie seit 1479 weiter die Pfaffenhofer Märkte besucht haben dürften.
Die weitaus größere Zahl der vertriebenen Ulmer Juden dürfte sich nach Günzburg gewandt haben, wo es schon im Mittelalter eine Judengemeinde gab mit eigener Judengasse (heute Eisenhaus- und Münzgas-se). Ihre größte Blütezeit im 15. und 16. Jahrhundert dürfte mit der Abwanderung von Ulm in unmittelbarem Zusammenhang stehen. Von hier aus wanderte 1560 der jüdische Bankier Simon von Günzburg in die wirtschaftlich viel stärkere Reichsstadt Frankfurt am Main aus. Das Ende der Günzburger Judengemeinde kam 1617 als der Landesherr der vorderösterreichischen Markgrafschaft Burgau, Markgraf Karl, sie aus seinem Lande vertrieb. Noch heute tragen – zum Teil in den Freiherrnstand erhoben – zahlreiche jüdische Familien den Namen Günzburger oder Gunzburg, eine Erinnerung an die Herkunft ihrer Ahnen aus Schwaben. Sie leben in Frankreich, in Osteuropa und auch in den Vereinigten Staaten von Nordamerika (U.S.A.).
Die vertriebenen Günzburger Juden fanden zum Teil Aufnahme in Märkten und Dörfern, welche in den Händen ritterschaftlicher Besitzer waren. So wird in Ichenhausen schon 1543 ein jüdischer Buchdrucker genannt. In diesem 16. Jahrhundert bestand dort schon eine stattliche Judengemeinde, welche durch die Burgauer Vertreibungsaktion erheblichen Zuzug erhielt. In unmittelbarem Zusammenhang damit dürfte der durch wohlhabende Glaubensgenossen in Wien von Kaiser Matthias am 27. B. 1618 erwirkte Schutzbrief stehen, welcher den Juden in Neuburg an der Kammel, Thannhausen, Hürben, Binswangen, Pfersee und Ichenhausen ihr Hab und Gut, Handel und Wandel, sowie die Ausübung ihrer religiösen Zeremonien gewährleistete. 1650 entstand – ebenfalls auf ritterschaftlichem Gebiet die Judengemeinde Illereichen-Altenstadt, von der sich 1724 die Judengemeinde Laupheim abzweigte. Aus letzterer stammt ja bekanntlich der Vater des in Ulm geborenen großen Physikers Albert Einstein (1879-1955).
Für Pfaffenhofen waren am bedeutsamsten die Juden in Ichenhausen und Hürben. Diese erscheinen urkundlich vor allem im Viehhandel. So werden beispielsweise in den Jahren 1715/1717 in Pfaffenhofener Protokollen folgende „Hebräer und freiherrlich von Stein'schen Schutzverwandten” aus Ichenhausen genannt:
Isaak Binswanger, Lazarus und Isaak Burgauer, Abraham Levi, Nathan Mändle, Schmul Natan, Simon Oschwald und die Gebrüder Abraham und Israel Ulmann. Aus Hürben erscheint der Gräflich Lichtenstein'sche Schutzverwandte Hayum Levi (auch Leve). Mit der Aufhebung der grundherrschaftlichen Bindung der landwirtschaftlichen Grundstücke und Anwesen im 19. Jahrhundert wandten sich die Juden in großem Stil dem Grundstückshandel zu. Im folgenden werden beispielsweise nur große Objekte (ganze Anwesen) in Pfaffenhofen (mit den heutigen Hausnummern) genannt, die kurzfristig in den Händen auswärtiger Juden waren. Diese pflegten meistens die Wiesen und Acker einzeln gewinnbringend zu verkaufen, um dann das Haus als Restobjekt einzeln zu vertauschen oder zu verkaufen: Jakob Gerstle 1824 Rothweg 2, Heinrich Neuburger und Heinrich Isaak Gerstle 1868 Espach 7, und letzterer allein 1873 Hauptstraße 28. Leopold Heilbronner 1877 Espach 2 und 12, 1883 zusammen mit Ephraim Heinrich Gerstle Römerweg 2, allein 1887/88 Römerweg 7. Elias Isaak Gerstle 1893 Geheimrat-Seitz-Weg 2 und Hauptstr. 24. – Über den 1760 in Pfaffenhofen getauften Juden Joh. Nepomuk Jakob Gottlieb und seine Familie wird im Abschnitt „Pfarrei” berichtet.
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Brauchtum in Pfaffenhofen
Schwäbische Fasnacht
Lustig isch dia Fasenacht, wenn mei Muattr Kiachla bacht!
Wenn se abr koine bacht, nau pfeif i auf dia Fasenacht! Die Hochnarrentage der schwäbischen Fasenacht sind:
Dr Gompig Döschtig
Da geht die Fasnacht auf die Straße. Kinder packen einander an den Nasen und „gumpen” tüchtig. Dieser Brauch soll auf den Dreißigjährigen Krieg zurückgehen. Konnte ein Pestkranker kräftig niesen, so hatte er Aussicht auf Genesung und entging damit dem „Schwarzen Tod”. Deshalb hat man ihn an der Nase gegumpt, daß er niesen mußte und konnte. Freude an der Gesundheit liegt also wohl im heutigen „Gumpen” und Spaß macht es auch. Der Abend dieses Tages gehört dem lustigen Narrenvolk und namentlich in Weißenhorn geht es da toll und lumpig zu. Deshalb auch der Name „Lumpiger Döschtig”. Auf ihn folgt
Dr ruaßig Freitig
ein Gauditag für die Kinder, die sich die Gesichter gegenseitig mit Ruß verschmieren. Auch die Erwachsenen machen diesen Spaß mit. Man nahm dazu früher auch a Wagaschmiere. Weniger Freude hatten dabei die Mütter, weil Kleider und Wäsche darunter litten. Aber arg geschimpft haben sie nicht, sie hatten es in ihrer Jugendzeit ja auch getan. Angenehmer ist der darauffolgende
Schmalzig Samstig
Bekleidet mit einem weißen Hemd, einem Spitznarrenhut und ausgerüstet mit einem irdenen Schmalzhafen gingen früher bis ungefähr zum 1. Weltkrieg noch die Schmalzbettler, meist arme Leute, durch die Dörfer, klopften an die Fenster der Bauernhöfe und sagten ihr Sprüchlein herunter:
Hornung, Hornung, insgemein
Im Hornung geht die Fasnacht ein.
Die Fasnacht isch a luschtiga Zeit,
Bia dr Herr vom Himml geit.
Hausvattr, Hausmuattr land ui net vrdriaßa,
Dend mr an Brocka Schmalz en mein Hafa neigiaßa. Net so kloi und net so groaß
Daß's mein Schmalzhafa net verstoaßt!
Hallo! i bin a kloiner König Geld han i wenig – Land mi net lang stau, I muaß glei wiedr gau!
Oder: Holla, Holla, klopfa raus, Odr i schla derr a Loch ens Haus!
Griaß Gott ihr liabe Leit, dia Fasnacht isch a luschtiga Zeit
Gend mr a paar Krapfa en mei Säckle nei,
Dann werr i glei wider dussa sei!
Dafür bekamen sie an „Brocka” Schmalz oder Krapfa mit „Hutzla” gfüllt. – Schmalzduft zieht durch die Dorfgassen, denn „allhaus” werden Kiachla (ein Schmalzgebäck mit „Fensterla” und „Krapfa” mit „Hutzlamuas” gfüllt, gebacken. Der Hochwürdige Herr und der Lehrer bekamen ihre Anteile davon, und wenn ma gschlachtet hat, vielleicht auch eine Portion „Gschlachtets” (Bluat- und Leabrwürcht und a Stückle Schweines.)
Heut isch Fasnat, moara isch Fasnat, übrs Jauhr ischs wiedr.
Und wenn mer nau no leaba dend, Nau halt mer Fasnat wiedr!
Scheibafuir
Am 1. Fastensonntag, d.i. der 1. Sonntag nach Aschermittwoch, brennen überall bei uns die „Funken” oder „Scheibafuir”. Die Jugend sammelt am Samstag vorher im Ort mit dem Ruf: Moara ist dr Weiß, i bitt um a Scheit – Und wer miar kois heiht, dem stiel i de ganz Beig! – alles Brennbare und errichtet am Kellerberg den Holzstoß. Mitten im Stoß ragt auf einer Stange die „Hex” heraus. Sie ist reichlich mit Feuerwerkskörpern (Frösch, Raketla und dgl.) geladen. Mit Musik, die Kinder mit Lampions, die älteren mit Fackeln geht der Zug bei einbrechender Dunkelheit auf die Anhöhe. Musik, Lieder und vielleicht ein Feuerspruch eröffnen die Feier. Dann wird der Stoß angezündet und bald schlängeln die Flammen zur „Hex” empor, die unter Fauchen, Pfutzgen und Knallen dann qualvoll verbrennen muß. Symbolik: Der Winter wird ausgetrieben. Nun treten die Scheibenschläger in Aktion. Ihre kleinen Holzscheiben werden im Feuer angeglüht und dann über ein schräg gestelltes Brett mit einen Stock hinausgeschleudert. Dabei werden Scheibensprüche gerufen, z.B. : Schreib aus, Scheib ei, Scheib über da Rai, dia Scheib soll meiner Muattr in Kiachlapfann nei' Fliagt se net, nau gilt se net, nau krieg i au koi Kiachle net! Oder: Scheib aus, Scheib ei, Scheib übr da Rai, dia Scheib soll für da Bürgamoistr sei! So folgt Scheib auf Scheib zu Ehren von allen Persönlichkeiten: Pfarrer. Lehrer, Musik, Vereine u.s.w. Wenn die Hex verbrannt und das Feuer zurückverbrannt ist, springen. örtlich verschieden, die jungen Paare über das Feuer.
Nun geht es zurück ins Wirtshaus, um dort die Schnöller, Kiachla und Krapfa zu verzehren. Die lustig frohe Gesellschaft zecht dann bis spät in die Nacht.
Am Karfreitag gingen früher die „Rätscher” mit der ..Rätsch" durch den Ort, um die Stunden zu „rätschen”, weil ja an den Kartagen die Glocken verstummen. Dabei verkünden sie vielerorts: „Wir ratschen, wir ratschen zum englischen Gruß, den jeder Christ beten muß.” Aus dem Ratschen hat sich der schwäbische Ausdruck „Dia hat a Maul wia Karfreitigrätsch” entwickelt. Karwoche kommt von dem Althoch-deutsch: cara, mitteldeutsch: car =Trauer, Leid. Am Palmsonntag bekommt man vom „Dodle” (Tauf- oder Firmpate) eine „Palmbretzge” = große Brezel.
Die Kinder machen „Hasagärtla” mit Moos ausgelegt und Zäunchen herum. Der Ruf: Has, Has komm gelöga, odr spring dr entgöga! – gilt dem Osterhasen, der bunte Eier legt. Am Karsamstag sammeln die Ministranten Eier ein. Am Ostermorgen wird das Gweichte in die Kirche zum Weihen getragen. Da ist auch ein Stück Schinken dabei und Salz. Am Palmsonntag werden die „Palmbüschala” geweiht, die dann im Herrgottswinkel hinter das Kreuz kommen.
„Hundsfu(a)t”
Wer beim Dreschen das Unglück hatte, den letzten Schlag zu tun, (gedroschen wurde damals noch mit dem Dreschflegel) der bekam die „Hundsfu(a)t”. Den ganzen Winter mußte er hören, er müsse die „Hundsfu(a)t” füttern. Den üblen Nachspruch konnte er nur dadurch loswerden, daß er die „Hundsfu(a)t” forttrug. Zu dem Zwecke wurde ein Stein in einen Strohzopf gebunden. Es mußte nun gelingen, die „Hundsfu(a)t” unbemerkt in einen anderen Hof zu werfen. Hatte er dabei kein Glück, so wurde er von den Burschen tüchtig gedroschen, mit geschwärztem Gesicht rückwärts auf einen Gaul gesetzt und so durchs Dorf geführt. Lachen und Johlen begleiteten ihn, und das Trommeln auf einer alten Gießkanne erhöhte noch den Lärm. — Auch heute noch versucht die Jugend heute noch beim Ausdreschen die „Hundsfu(a)t” dem Nachbar über den Zaun zu werfen. (W. Hölzle)
Mattensnacht (Martinsnacht, am Vorabend von St. Martinstag = 10. November)
Die Kinder kommen bei Nachbarn, Verwandten, Paten zusammen, werden dort mit Leckerbissen verköstigt, vielleicht gibt es auch Kiachla. Es geht bei allerlei Spielen lustig zu.
Nikolaus Am Vorabend des Nikolaustages = 5. Dezember, kommt der Nikolaus. Als Bischof, mit Bart und Bischofsstab versehen, läßt er die Kinder Gedichte vortragen oder Gebete sagen. Dann werden sie ermahnt, folgsam und brav zu sein und bekommen Nüsse, Äpfel und Klausenlebkuchen. Mit ihm kommt der Knecht Ruprecht, angetan mit Pelzmantel, Ketten um die Lenden und einer Rute, die er drohend schwingt. Ketten und Glockengerassel kündigen die beiden an. Die bösen Kinder werden vom Knecht Ruprecht mit der Rute bestraft oder gar mitgenommen.
Klopferstag
Ein Brauch, der sich bis zum heutigen Tag da und dort erhalten hat und ins Ende der Adventszeit, meist auf einem Donnerstag fällt. Er geht wohl auf frühere Zeiten zurück: In der Adventszeit wurden früher die „Rorate” d.s. Engelämter, schon 6 Uhr morgens abgehalten. Um nicht zu verschlafen, wurden die Dorfbewohner von den Nachbarn durch Klopfen an die Fensterladen geweckt. Zur Belohnung beschenkte man sich Ende der Adventszeit dafür. Das ging auf die Kinder über. Mit lauten Rufen: „I klopf, i klopf an Lada na, daß Christ, der Herr, bald komma kann. Bira, Öpfl, Nuß: Dr Klopfer statt scho duß”!
Oder: Holla, Holla, klopfa raus, oder i schlag derr a Loch ins Haus! — klopfen die an einem Abend vor Weihnachten an die Fensterladen und werden dann mit Nüssen, Äpfeln und Lebkuchen beschenkt.
Jene Zeiten aber, da noch die Sicheln rauschten, sind nun längst vorbei. Heute rascheln zur Erntezeit auf dem Lande die Getreidemähmaschinen, klappern bis spät am Abend die elektrischen Garbenaufzüge und brummen an jedem Regentage die Dreschmaschinen. Bald werden die letzten Alten, die jene Zeit in ihrer Jugend noch erlebten, nimmer erzählen können, wie's daheim war, als der Ahn noch mit der Sichel das Getreide schnitt. (W. Hölzle)
Kinderverse
und AuszählreimeBärbele, Bärbele, bus, bus, bus, komm mir gand en d' Haselnuß, d' Haselnuß send no net reif, Komm, mir gand ens Beasemreis, s' Beasemreis hat no koi Laub, komm, mir gand en Roggaschaub, Roggaschaub hat no koin Keara, komm, iatz dmmr ins Bett neileaga, s' Oberbett isch gar so kalt, komm, iatz gammr en Tannawald, Tannawald isch gar so fenschtr,
komm iatz gammr aufs Ulmer Menschtr, s' Ulmer Menschtr isch gar so hoach, komm, iatz gammr ens Ofaloch, s' Ofaloch isch gar so schwarz, komm, iatz leksch mi grad - -!
Steigt a Male s' Bergale nauf, bleibt a bißle hocke –
Steigt a bißle weitr nauf
und schittlat an de Glocka!
Eine alte Schwiegermutter mit ma langa Vers;
sieba Jaur em Himml droba will se wieder raus.
Isch des net a dummes Weib, Weil se net em Himml bleibt? Eins, zwei drei und du bisch frei!
Eins, zwei, drei, nigga, nagga, nei, nigga, nagga Nuß, und du bischt duß!
Im Walde stehen Tannen und du mußt fangen; im Walde stehen Buchen und du mußt suchen!
Wenn oiner en Häcker hat:
Häckr, spreng übr zwerch Äcker, spring ibr a alts Weib,
daß dr Häckr dahinta bleibt!
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Die Tafernen von Pfaffenhofen
Taferne ist die alte Bezeichnung für ein Gasthaus. Der Name kommt vom lateinischen taberna, das heißt Hütte. Er wurde dann im Mittelalter die allgemein landesübliche Bezeichnung für Gasthaus, war noch in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts üblich und ist dann allmählich außer Gebrauch gekommen. Allerdings war nicht jedes Gasthaus eine Taferne. Zu den Rechten der Taferne gehörte in der Regel der Ausschank von Bier, Wein und Branntwein, auch das Bierbrauen und Branntweinbrennen, sowie die Backgerechtigkeit. Häufig war in kleinen Orten der Tafernwirt zugleich herrschaftlicher Vogt. In der Taferne wurden, wenn es kein Amtshaus gab, die Gerichtssitzungen gehalten. Die Tafernen hatten auch Anspruch darauf, daß in ihnen die Hochzeiten abgehalten wurden, wie auch 30 Tage nach dem Tode eines Bürgers nach dem üblichen Gottesdienst, dem sogenannten „Dreissigsten”, die Nachlassverhandlung gegebenen-falls mit Testamentseröffnung. In der Herrschaft Pfaffenhofen des 17. und 18. Jahrhunderts gab es außer den beiden Tafernen in Pfaffenhofen noch Wirtshäuser mit eigenen Brauereien in den Orten Attenhofen, Roth, Kadeltshofen und Silheim. In den anderen Orten gab es höchstens Zapfwirte, die keines der oben genannten Realrechte besaßen und die das auszuschenkende Bier von einer der berechtigten Brauereien beziehen mußten. So wird 1742 der Wirt Georg Jehle in Oberhausen, 1749 der Zapfenwirt Andreas Scheßtauer in Erbishofen, 1753 der Zapfenwirt Ulrich Jung in Unter-Berg und 1758 der Wirt Hans Jerg Rosenberger in Volkertshofen genannt. Eine beachtliche Einnahme der Herrschaft war das sogenannte Ungelt: Vom Bier und Wein musste von jeder neunten Maß ihr der Geldwert abgeliefert werden.
Ursprünglich gab es in Pfaffenhofen nur eine Taferne. Dies geht aus Aufzeichnungen über Bauausgaben des berühmten Jakob Fugger des Reichen in seinen Herrschaften Weißenhorn und Pfaffenhofen im Jahre 1518 hervor. Er zahlte damals insgesamt 4445 Gulden für Baumaßnahmen am Neuen Schloss und dem Kornhaus in Weißenhorn und an der Taferne in Pfaffenhofen. Es könnte dies allerdings auch so verstanden werden, dass Jakob Fugger neben der alten (nunmehr hinteren) eine neue (vordere) Taferne mit Rücksicht auf Handel und Wandel erbauen ließ und sie ebenfalls mit Tafernenrechten ausstattete. Auf jeden Fall ist frühestens im Jahre 1518, spätestens um 1566 die zweite Taferne, die Äußere Taferne, damals vordere Taferne genannt, entstanden. Die hintere Taferne, die eigentlich alte Taferne des Markts, lag naturgemäß in der Nähe der Pfarrkirche. Als Inhaber wird am 2. August 1566 der Wirt Mattheus Baur genannt, als er für die Herrschaft seinen Revers hinsichtlich der Taferne ausstellte. Seine Taferne wird da ausdrücklich „die alt Tafern” genannt. Auch wird erwähnt, daß er sie vorher auch etlich Jahr ingehabt hat. Daß diese Taferne damals die bedeutendere war, geht aus der hohen Veränderungsgebühr (Handlohn) von 400 Gulden bei der Übernahme durch den Nachfolger Martin Frick hervor, als dieser „auf sein lebenlang” am 7. September 1571 übernahm. Mit Heirat von Fricks Wittib übernahm am 22. Juli 1591 ebenfalls um 400 Gulden der aus Großkötz stammende Hans Widenmann diese Innere Taferne. Ihr stand seit Alters das Recht zu, daß in ihr die Handwerkerzusammenkünfte gehalten werden mußten. Hier wurde auch die Handwerkslade aufbewahrt, vor der alle wichtigen mit Rechtsverbindlichkeit ausgestatteten Handlungen der Handwerkerzunft, wie Meisterwerden, Aufdingung etc. vorgenommen wurden.
Zu Ende des 17. Jahrhunderts war Innerer Wirt Ludwig Wauthier der als Witwer am 13. August 1686 den Heiratsvertrag mit Anna Maria Clement, Tochter des Wirts Hans Georg Clement in Straß schloß. Er fand am 11. Mai 1693 auf dem Pfaffenhofer Kirchhof seine letzte Ruhestätte. Die Witwe verheiratete sich wieder mit Michael Hueber aus Weilbach bei Mindelheim,der Heiratsvertrag datiert vom 16. August 1693. Der innere Tafernwirt Hueber wurde am 30. Januar 1710 in Pfaffenhofen begraben. Da der Sohn Michael Hueber erst 10 Jahre alt war, führte die Mutter die Wirtschaft weiter. Vom Sohn und Nachfolger ist bekannt, daß er 1747 zum zweiten Mal heiratete (Ehevertrag 3. November 1747), und zwar Sibylla, Tochter des Hans Stetter in Erbishofen. Kinderlos übergab er einem Neffen seiner Frau, Alexander Stetter aus Erbishofen und starb am 23. April 1772, 72 Jahre alt, als „Hospes resignatus”.
Aus der Zeit Huebers, 1765, liegen eingehende Angaben über die Innere Taferne vor, die im folgenden wiedergegeben werden: Michael Huber, Tafernwirt, besitzt eine nach Weißenhorn (also dem Grafen Fugger) gehörige Taferne und sieder im Jahr 48 Eimer Bier, jeden Sud zu 4 Eimer. Ferner bezieht er jährlich 2 Eimer Württemberger Wein. Seine Abgaben für Wein und Bier betragen jährlich 60 fl. (Ungelt). An Taferngeld zahlt er 10 fl., an Heugeld 2 fl. 40 kr., für Huck und Branntweinbrennerei 8 fl. Für die zur Wirtschaft gehörigen Äcker und Wiesen (12% Jauchert und 63 Ruten Äcker, 61/2 Tagwerk Wiesen) gibt er an Gült: 14 Mittle Roggen und 12 Mittle Haber, alles Ulmer Maß, nach Weißenhorn.
Im übrigen ist diese Tafernwirtschaft samt Zubehör einem hohen Inhaber der Herrschaft Pfaffenhofen (Graf Fugger) gerichts-, dienst-, vogt- und botbar, auch mit aller Jurisdiktion unterworfen, dann zur Schwäbisch-Österreichischen Kasse nach Ehingen a. Donau steuerbar. Das Laudemium (Besitzveränderungsabgabe) wurde aus Gnaden und ohne Konsequenz auf 700 fl. bestimmt, welches die Witwe bei Ableben des Mannes zu zahlen hat.
Zu der Taferngerechtigkeit gehört das Metzgen und die Huckerei. Wegen des Backens bezahlt man der Herrschaft jährlich 17 kr und 1 Heller. Dann hat diese Taferne die Gerechtigkeit, daß dem Besitzer derselben die dienstbaren Bauern nach Bestimmung des Urbars bei Bedarf Fuhrdienst leisten müssen. Sie erhalten dafür bei Fahrt in der Nähe 4 kr., bei weiten Strecken bis 4 fl. Lohn.
Der Besitzer der Taferne hat von allem ausgeschenktem Trunk nebst dem Schwäbisch-Österreichischen Ständischen Maßpfennig und Bierheller einem Inhaber der Herrschaft Pfaffenhofen, das Ungelt der bekanntlichen 11. Maß, und solches, wie hoch und teuer die Maß geschenkt wird, dem gräflichen Rentamt quartaliter in Geld zu bezahlen. Bei dieser Tafern müssen alle Gemeinderechnungen an Trunk, Festwein und alle dergleichen offenen Gemeindezehrungen und zwar von Markt Pfaffenhofen und den Dörfern Roth, Berg, Diepertshofen, Volkertshofen, Erbishofen und Niederhausen ohne Ausnahme gehalten und gezehrt werden. Die jährlichen Trunks der Gemeinden werden zwischen den beiden Tafernen in Pfaffenhofen gewechselt. Bei Hochzeiten Leihkäufen (Vertragsabschlüssen) hat jeder Bürger selbst die Wahl. Diese Taferne ist nebst der Jagdfrohn dienstbar dem durchlauchtigsten Erzhaus Osterreich, sowie reis- und steuerbar.
Der neue Wirt Alexander Stetter heiratete am 2. Juni 1772 die Müllerstochter Marianne Kling aus Attenhofen, starb aber bereits am 22. Mai 1782, erst 43 Jahre alt. Die Witwe schloß am 27. August 1782 eine zweite Ehe mit Franz Joseph Mansperger aus Baltringen bei Laupheim, welcher 39 Jahre alt am 15. März 1785 starb. Erst die dritte Ehe der Wirtin mit dem 1753 geborenen Becken Michael Bil(1)mayer (auch Bühlmayer), geschlossen am 27. Juni 1785, hatte längeren Bestand.
Interessant ist der Ehevertrag der Marianne verwitweten Stetter mit dem zweiten Gatten Franz Joseph Mansperger. Dieser bringt 3600 fl. bar in die Ehe. Die drei Kinder I. Ehe, Sibylla 7 Jahre, Matthias 6 Jahre und Marianne 1 Jahr alt, erhalten zur voraus miteinander 3000 fl. Vatergut. Der Sohn Matthias erhält weiter für die väterlichen Kleider 60 fl., für einen neuen Kasten 15 0., sowie die Kugelbüchse, zwei Terzerole, silberne Schuhschnallen, weiter ein Pferd oder 45 fl., einen Wagen oder 20 fl., zur Festwein 25 fl., 12 flächserne Hemden, 6 Schmaltücher-Hemden, ein Gfulgen mit Überzug und 12 Schurztücher. Die zwei Töchter werden bei Standesveränderung (= Heirat oder etwa Klostereintritt) jede 4 große Betten erhalten, und zwar eines aus Barchent und drei federichte, weiter 5 Kissen. Jedes Bett muß 15 Pfund Federn haben. Weiter erhalten sie 1 Dutzend große Überzüge, 12 Kissenbezüge, 3 schmaltuchene Leilache mit Spitzen und 6 flachserne und 3 abwergene, einen großen Kasten oder 20 fl., einen Fußnetkasten oder 15 fl., 1 Lidel oder 15 fl., 1 Bettstatt oder 10 fl.
Als Hochzeitskleider stehen jeder Tochter zu: ein Schnürmieder oder 10 fl., ein Weiberrock oder 10 fl., ein Fürfleck oder 4 fl., ein Halstücherl oder 4 fl., eine silberne Kollerkette oder 16 fl., ein Gebetbuch mit Silberbeschlag oder 16 fl., ein silbergefaßter Rosenkranz oder 8 fl., ein Wachsstock oder 1 fl., 12 weiße Hauben oder 36 fl., 12 Koller oder 24 fl.
Und haben dann die drei Geschwister, sofern eines vor den anderen im ledigen Stande ersterbte, einander im voraus zu erben, Roß und Wagen, Wäsche oder das Geld hierfür. Hochzeitskleid und übrige Ausfertigung fällt den Eltern anheim. Diese müssen diese 3 Kinder bis zur Erreichung des 15. Lebensjahres im väterlichen Haus in Kost und Kleidung halten und sie katholisch am 2. Mai 1841 starb, heiratete er in zweiter Ehe am 1. Oktober 1841 Theresia Schweinmair aus Unterrohr. Aus der I. Ehe gingen 4 Söhne hervor: 1. Ludwig, Braumeister, der 1861 auf etwas komplizierte Weise Nachfolger des Vaters wurde, 2. Karl, Bierbräu, 3. August, Apotheker, 4. Georg, Senatspräsident am Obersten Landesgericht in München.
Georg Mahler hatte den Grundbesitz erheblich vergrößert. Dieser umfaßte, als er um 65 800 fl. am 19. April 1861 an den Güterhändler Josef Wanner verkauft wurde, 77,06 Tagwerk. Wanner gelang es innerhalb weniger Monate durch Wegverkauf zahlreicher Einzelgrundstücke den Besitz auf 49,66 Tagwerk zu reduzieren, die er mit Wirtschaft und Brauerei am 1. Oktober 1861 um 50 782 fl. an Andreas Krieger verkaufte. Dieser, mit Therese geb. Dirr aus Anhofen, Witwe des Bauern Franz Dirr in Diepertshofen, verheiratet, hatte nicht die Absicht die Äußere Taferne zu bewirtschaften, sondern übergab sie am 3. Dezember 1861 (auf 42 000 fl. geschätzt) an seine Stieftochter Eleonora Dirr und deren Bräutigam Ludwig Mahler, den ältesten Sohn des früheren Besitzers. Ludwig Mahler war ein tüchtiger Mann. Er brach 1877 die Stallungen und Remise ab und erbaute sie neu. Er erneuerte auch die Brauerei und erbaute einen Sommerkeller. Auch vergrößerte er die Landwirtschaft bedeutend. Auch der Bierumsatz stieg, er brachte es bis zu 15 Bierabnehmern. Von seinen Kindern wurde Walburga (geboren 23. Dezember 1862) Gattin des Generalleutnants Wilhelm Köhl und Mutter des Ozeanfliegers Hermann Köhl wie des Neu-Ulmer Landrats Georg Köhl. Die Äußere Taferne erhielt am 1. Mai 1890 im Wert von 120 000 M Ludwig Mahlers Sohn Franz, welcher am 20. Mai 1890 die in Oberwaldbach am 3. August 1867 geborene Gutsbesitzerstochter Katharina Kaiser heiratete. Franz Mahler starb früh, schon im April 1901. Seine Witwe führte den Betrieb musterhaft weiter. 1910 erfolgte Anbau des Bräuhauses auf Plan-Nr. 3. Sie übergab am 24. Oktober 1917 den auf 250 000 M geschätzten schuldenfreien Betrieb ihrem am 22. März 1891 geborenen Sohn Wilhelm Mahler. Dieser heiratete am 27.10.1917 in Kloster Beuron die in Weißenhorn-Grafertshofen am 23. Juli 1892 geborene Magdalena Zeller. Nach den Schwierigkeiten des Ersten Weltkriegs sollte die Äußere Taferne einen neuen Aufschwung nehmen. Es wurde viel Neues geschaffen, eine große Maschinenhalle, Kegelbahn mit Musikhalle, Sommerhalle und Schenke, ferner eine Branntweinbrennerei in der Brauerei. Für die Landwirtschaft wurde eine Lokomobile, ein Dreschwagen und ein Traktor angeschafft. Doch hatte sich der Brauereibesitzer übernommen. Das meiste war mit Leihkapital errichtet und angeschafft worden, und die Zinsen stiegen in der Inflation sehr hoch, teilweise bis 25 %. So wurde die Wirtschaft an Familie Konrad verpachtet, während Wilhelm Mahler die Landwirtschaft weiterführte, bis die unerträgliche Schuldenlast ihn nötigte, den unterdessen auf 38,60 Tagwerk zusammengeschmolzenen Besitz am 16. Juli 1926 um 130000 Goldmark an die Bürger- und Engelbrauerei Memmingen AG zu verkaufen, die heute noch Eigentümerin der Äußeren Taferne ist.
Wilhelm Mahler und Gattin zogen nach Konstanz. Die Brauerei bestellte einen Pächter, Max Bauer von Holzheim, der 20 Jahre bis zu seinem Tod den Betrieb führte und ihn wieder in Schwung brachte. Nachdem seine Witwe ihn einige Jahre weitergeführt hatte, wurde ein neuer Pächter, Schuster aus Beuren, bestellt, der die Wirtschaft bis 1960 und die Landwirtschaft bis 1963 führte. Noch heute wird die Äußere Taferne von einem Pächter der Brauerei geführt. -
Das gräflich Fugger´sche Bräuhaus
Nur drei Wirte in der Herrschaft Pfaffenhofen besaßen das Braurecht. Alle übrigen mussten ihr Bier, soweit sie es nicht von einer dieser dreien bezogen bei dem Gräflichen Bräuhaus in Weißenhorn nehmen. Auch die Innere und die Äußere Taferne in Pfaffenhofen bezogen diejenigen Biersorten, welche sie nicht selbst brauten, vom Gräflichen Brauhaus in Weißenhorn. Auch der Pfaffenhofer Obervogt oder Amt-mann war mit dem Gräflichen Brauhaus in Verbindung, da er als Gehaltsbestandteil von ihm jährlich 10 Eimer Bier erhielt.
Im Rechnungsjahr 1717/1718 braute das Bräuhaus 24 Sud Weißbier, 2 Sud Braunbier und 6 Sud braunes Märzenbier. Dazu wurden 286 Imi Gerste verbraucht. Im Rechnungsjahr 1719/1720 verkaufte das Gräfliche Bräuhaus 678'/2 Eimer und 2 Maß Weißbier um 2144 fl. 41 kr, 6 hl.; 19 Eimer und 47 Maß „Doppelbier” um 87 fl. 15 kr. 4 hl.; 53 Eimer und 6 Maß braunes Märzenbier um 228 fl. 28 kr. 4 hl.; 5 Eimer und 48 Maß „Nachbier” um 16 fl. 20 kr.; 1 Eimer und 13 Maß Branntwein um 24 fl. 23 kr. -
Mühlen und Sägewerke
Im einst rein landwirtschaftlich orientierten alten Deutschen Reich spielten die Mühlen eine überaus wichtige Rolle. So war es auch kein Wunder, daß schon im frühen Mittelalter die für unsere Gegend maßgebenden Klöster — damals von Kaiser und Fürsten bereitwillig überall als Träger des geistigen, wirtschaftlichen und technischen Fortschritts eingesetzt — auch im Gebiet der Herrschaft Pfaffenhofen und darüber hinaus die grundherrschaftlichen Rechte an zahlreichen Mühlen hatten. So gehörte die Mühle in Diepertshofen vor dem Jahre 1150 dem Kloster St. Blasien im Schwarzwald, dann dem Kloster Elchingen, von dem sie dann 1568 an die Deutschordens-Kommende Altshausen überging. Die Mühlen in Oberfahlheim und Straß waren Eigentum des Klosters Elchingen. Die Mühle in Remmeltshofen besaß das Domkapitel Augsburg, während die benachbarte Mühle in Kadeltshofen halb im Eigentum des Hochstifts Augsburg, halb in dem des Klosters Urspring stand. So machte Pfaffenhofen auch keine Ausnahme. Die mit dem Kirchensatz daselbst verbundene Mühle war an sich 1364 von den Gebrüdern von Ellerbach mit diesem dem Kloster Urspring geschenkt worden. Offenbar war sie aber trotzdem in den Händen der Ellerbach geblieben und an den ellerbachschen Verwandten Wolf vom Stain zu Klingenstein gekommen, welcher sie mehrere Jahre innehatte. Stain anerkannte indessen, daß die Mühle in den Kirchensatz und das Widum gehörte, worauf Herzog Leopold von Österreich am 8.6.1379 die Mühle dem Kloster offiziell übergab.
Eine weitere Urkunde läßt erkennen, daß 14 Jahre später unter der Meisterin Elisabeth Laydolf das Kloster den in Pfaffenhofen lebenden Wolf vom Stain unter Einräumung eines Leibgedings als Verwalter seiner Einkünfte in der Herrschaft benutzte: 9.8.1393 Kloster Urspring gibt dem Wolf vom Stain zu Klingenstein und seiner Ehewirtin Elisabeth von Gundelfingen die Mühle des Klosters bei Pfaffenhofen mit allen Rechten und Erträgen auf Lebenszeit als Leibgeding. Weiter gibt es ihm auf Lebenszeit den Zehnten der Kirche zu Pfaffenhofen, sowie jährlich 11 Malter Korn und 11 Hühner. Alles fällt nach beider Tod an das Kloster zurück. Als Gegenleistung sollen die Ehegatten auf Lebenszeit die Erträgnisse des Klosters von seinen anderen Gütern in Pfaffenhofen und Umgebung ohne eigenen Nutzen verkaufen und das Geld dem Kloster abliefern.
Nach dem Tode der Ehegatten Stain verlieh das Kloster selbst die Mühle an die Müller, welche sie betrieben, zu Erbrecht. Sie war keine Ehaftmühle, hatte also keine Pflichtkunden, wie es etwa bei der alten Pfaffenhofener Schmiede der Fall war. Die jährliche Abgabe aus der Mühle bestand aus 5 Pfund Heller Ulmer Währung, die zu Martini entrichtet werden mußten, ferner drei Herbsthühnern und einer Fastnachthenne. Zu Ab- und Auffahrt mußten je 1 fl. entrichtet werden.
Die ersten namentlich bekannten Müller sind der am 5.2.1471 belehnte Hans Bertele (Berteli) und der am 30.1.1482 belehnte Ulrich Krus. Eine fortlaufende Reihe der Pfaffenhofer Müller soll im folgenden etwa vom Ende des Dreißigjährigen Krieges ab gegeben werden. Damals war Inhaber der Mühle Michael Kirchenmayer, welcher auch Schöffe des Pfaffenhofener Gerichts war, und am 24. März 1693 begraben wurde. Während sein einer Sohn Georg 1699 mit der Müllerswitwe Margaretha Mayer deren Mühle in Behlingen erheiratete, folgte ihm in Pfaffenhofen der andere Sohn Hans (Johann) Kirchenmayer nach. Dieser heiratete am 22. November 1695 Maria Kast aus Diepertshofen und starb, nachdem ihm die Gattin 10 Kinder geboren hatte, schon im Jahre 1711 (begraben 8. November). Die Witwe schloß eine zweite Ehe am 23. Mai 1712 mit dem aus Oberrieden gebürtigen Müller Joseph Paur (Baur), starb aber schon ein Jahr darauf und wurde am 29. Juli 1713 begraben.
Joseph Paur war am 28. Juni 1712 in Pfaffenhofen als Meister aufgenommen worden. Der Wortlaut des Dokuments ist folgender: „Johann Georg Lutz von Pfaffenhofen, als der gesamten dieser Herrschaft ein-verleibten ehrbaren Handwerker dermaliger Zunftmeister, dann Johann Grüenberger, Büchsenmeister, zeigen bei Amt an, wie daß sie den auch erfahrenen Joseph Paur, Müllern von Oberrieden aus der Herrschaft Mindelheim über auferladenes und von ihme zu Vergnügen gefertigtes Meisterstück, nämlich eines neuen Kampfrads, Reng- und Scheibengeschirr für einen Mitmeister und handwerkszünftigen Mitgenossen auf herrschaftliche Ratifikation vor offener Laden auf- und angenommen.”
Über Aufdingung und Ledigsprechung von Lehrjungen unterrichten die folgenden Protokollauszüge über Joseph Paurs Stiefsöhne. „10. Oktober 1713. Joseph Paur, Müller allhier zu Pfaffenhofen, stellet mit Zuziehung Antoni Schützens, Metzgers allda, als Pflegvatern einem ehrbaren Handwerk als Meistersöhne für, seine beiden Stiefkinder Georg und Jakob die Kirchmayr, weiland Hans Kirchmayr, selig gewesten Müllern allhier, hinterlassene Söhne, und werden mit herrschaftlichem gnädigen Consens also bei offentli-eher Laden eingeschrieben, in Beisein der dermaligen Zunftmeister Jakob Strohmayer und Mattheus Wann, mit Zuziehung Bartle Vochezers von Attenhofen". Der im folgenden ledig oder freigesprochene Stiefsohn Michael Kirchenmayer des Joseph Paur hat offensichtlich seine Lehrzeit schon zu Lebzeiten seines Vaters Hans Kirchenmayer begonnen gehabt. „7. Juli 1714, wOktober 1836) um 951 fl. an den ihm wohl nahe verwandten Anton Rueß, der mit Adelheid Wiede-mann verheiratet war. In dessen Familie blieb die Ölmühle über 60 Jahre. Als der Ölmüller Anton Rueß am 3. April 1852, 58 Jahre alt, starb, übernahm die Witwe den Betrieb. Am 8. Januar 1857 übergab sie das unterdessen konsolidierte Anwesen mit 25,92 Tag-werk im Werte von 16 000 fl. ihrem am 30. April 1826 geborenen Sohn Philipp Rueß. Der neue Ölmüller heiratete am 27. Januar 1857 die Bauerstochter Anna Lenzer von Fahlheim. Er hatte kein Glück, geriet in Konkurs, jedoch gelang es der Familie, den Besitz zu erhalten. Am 14. März 1895 übernahm von der verwitweten Mutter den unterdessen seit 1885 in erster Linie als Sägewerk arbeitenden Betrieb im Wert von 34 500 M der Sohn Sägmüller Franz Rueß, geboren in Pfaffenhofen am 29. Januar 1861. Er heiratete am 26. März 1895 die Bauerstochter Kreszenz Reichart von Oberfahlheim. Jedoch ging mit Franz Rueß bald die Arbeit seiner Familie auf der Mühle zu Ende. Am 29. April 1898 kam die Säg- und Ölmühle zur Zwangsversteigerung und wurde um 34 670 M dem Brauereibesitzer von der Inneren Taferne, Rudolf Seitz, zugeschlagen. Der Betrieb wurde nun eine Zeitlang als Mahlmühle mit Schneidsäge geführt, rentierte sich aber nicht, so dass nach Abbruch der Wirtschaftsteile ab 1902 nur das Wohnhaus übrig blieb. Von 1903 bis 1918 in anderen Händen, kam das ehemalige Ölmühl-Anwesen am 9. Februar 1918 um 2750 M wieder an Rudolf Seitz, in dessen Familie es bis 1957 (Verkauf an Johann Böhm) blieb. Brauereibesitzer Seitz benutzte das Ölmühlen-Wohnhaus zur Unterbringung landwirtschaftlicher Arbeiter. Nach Kriegsende 1945 wurde das Anwesen einige Jahre Heimatvertriebenen zur Wohnung angewiesen.
Keine unmittelbare Beziehung bestand zwischen dem aus der Ölmühle hervorgegangenen Sägewerk und den von Beuren stammenden Sägewerksbesitzern des Sägewerks Gartenstraße 2 (ehemals Haus-Nr. 41/2 bzw. 4%, und Wohnhaus ehemals Haus-Nr. 59). Gründer war der seit 24. Oktober 1898 mit Josefa Engelhart aus Witzighausen verheiratete Zimmermeister Matthäus Mayer. Aus dessen 1902 erklärter Gant erwarb am 18. Juli 1902 zunächst der Darlehenskassenverein und dann von diesem am 26.2. bzw. 30.3.1904 Erhard Hornung um 2650 M das Sägewerk. Von letzterem erwarb es am 8. November 1905 mit Inventar der Sägewerksbesitzer Wilhelm Rueß in Beuren. Dessen und seiner Gattin Genovefa geb. Mayer am 31. Mai 1892 in Beuren geborener Sohn Hans (Johann) Rueß übernahm Anwesen und Sägewerk am 12. Oktober 1923. Er erweiterte das Sägewerk und modernisierte es. Seine erste Gattin war seit 15. September 1923 die
Tochter Helene des Generalleutnants Wilhelm Köhl. Eine zweite Ehe schloß er am 6. August 1938 mit der Oberlehrerstochter Paula Strobl von Oxenbronn. Von Hans Rueß ging das Sägewerk an seine Tochter Lore Schandl, geb. Rueß über. -
Die Schmiede in Pfaffenhofen
Die Geschichte der Pfaffenhofer Schmiedstatt unterscheidet sich ganz wesentlich etwa von der Geschichte der Mahlmühle daselbst. Letztere blieb naturgemäß immer am gleichen Fleck, die Schmiede hat im 19. Jahrhundert mehrere Ortsveränderungen innerhalb des Markts erlebt. Auch war die Sölde beim Schmied mit Schmiedstatt, (ehemals Haus-Nr. 10 und 11, heute Molkereiweg 2) eine Ehaftschmiede — alle Pfaffenhofer mußten dort und nirgends anders arbeiten lassen — und der Herrschaft Pfaffenhofen gültbar, während die Mühle ja das auswärtige Frauenkloster Urspring als Grundherrschaft hatte. Aber nicht nur der Markt allein, sondern auch die Orte Roth, Ober- und Unter-Berg, Volkertshofen, Erbishofen, Diepertshofen und Kadeltshofen gehörten ursprünglich zu dem Ehaftrecht der Pfaffenhofer Schmiede. Kadeltshofen ist indessen aus dieser Zuständigkeit spätestens im Dreißigjährigen Kriege ausgeschieden.
Schon im Salbuch von 1481 ist dieses Recht festgehalten, ebenso die vom Schmied an die Herrschaft abzuführenden jährlichen 2 Pfund Heller und eine Fastnachthenne. Für Ab- und Auffahrt waren je 1 fl. zu entrichten. Im Fuggerarchiv in Dillingen ist festgehalten, daß von der Herrschaft die Schmiede am 7. Januar 1561 dem Jobst Guetleb unter den aufgeführten Bedingungen verliehen wurde und am gleichen Tag Guetleb darüber einen Revers ausstellte. Als im Jahre 1725 sich Simon und Hans Hornung und Christian Hillenfuß, alle zu Roth, und Hans Fischer zu Kadeltshofen weigerten, in der Pfaffenhofer Schmiede arbeiten zu lassen, wurden sie vor die 1724—1735 die Herrschaft Weißenhorn verwaltende Kaiserliche Administration in Weißenhorn befohlen und bei Strafe genötigt, das Ehaftrecht zu achten. Es gab einen förmlichen Katalog über die Pflichten zwischen Schmied und seinen Kunden und eine von 1. April 1519 stammende und am 31. Januar 1726 erneuerte Schmiede-, Maut- und Taxordnung. So mußte dem Schmied jährlich von jedem Bauern seines Einzugsgebiets eine Fuhr getan werden. Wenn ein junges Roß das erste Mal beschlagen wird, soll dem Schmied ein gehöriger Trunk verabreicht werden, ebenso auch bei neuen Rädern beschlagen. Ingleichen musste jeder Bauer und Söldner dem Schmied den halben Teil Korn und den halben Teil Lohn auf St.-Johannis-Tag, dieandere Hälfte auf Martini geben, das ist von jeder bebauten Jauchert 2 Metzen Roggen.
Zwölf Jahre nach Ende des Dreißigjährigen Krieges kam 1660 Georg Junginger, später zum Unterschied von seinem Sohn „der Alt” genannt, auf die Pfaffenhofer Schmiede. Er dürfte Sohn eines der 1632 bzw. 1641/1645 genannten Kadeltshofer Schmiede Jakob bzw. Georg Junginger sein. Im genannten Jahre 1660 heiratete er in Pfaffenhofen Anna Zeller. Er wurde als hochgeachtetes ältestes Mitglied des Pfaffenhofer Gerichts am 19. März 1714 begraben. Er hatte zahlreiches Personal, so wurde eine „ancilla” = Magd des Schmieds, die aus Oberroth gebürtige Maria Magdalena Reichlin am 19. November 1704 im Pfaffenhofer Kirchhof beigesetzt. Von seinen Kindern heiratete der 1663 geborene Sohn Jakob nach auswärts und die Tochter Maria wurde 1691 des Jägers David Stuelmiller. Nachfolger in der Schmiede wurde der Sohn Georg Junginger d. J., der aus seiner am 15. November 1695 mit Elisabeth Schmid aus Dietershofen geschlossenen Ehe 9 Kinder hatte. Georg der Jüngere, welcher am 2. September 1718 begraben wurde, hatte nach Interimsvertretungen ab 1725 als Nachfolger den aus Buch stammenden Schmied Johannes Ochs, der am 30. Oktober 1725 mit seiner ersten Gattin Regina Junginger den Ehevertrag schloß. Die Familie Ochs blieb fast 100 Jahre, bis 1817, auf der Schmiedstatt. Johannes Ochs, der in II. Ehe seit 1734 mit einer Ursula (t 5.1.1772, 65 Jahre alt) verheiratet war, starb am 30. Mai 1770, 75 Jahre alt. Von seinen 14 Kindern sind zu erwähnen: Ein Sohn Joh. Baptist Ochs, welcher als Schmied in Ulm 1771 heiratete. In Pfaffenhofen wurde ca. 1764/1765 Nachfolger des Vaters, der in 1. Ehe mit Marianna Wolf (16 Kinder) verheiratete Sohn Thadäus Ochs. Er schloß in älteren Jahren noch eine Ehe mit Afra Weickmann (t 21.11.1824, 67 Jahre alt) und starb selbst mit 69 Jahren am 28. Januar 1806. Von seinen Söhnen wurde Franz Ochs im Jahre 1812 Schmied zu Ettlishofen. Der immer nur Schmiedgesell genannte, in Pfaffenhofen am 18. November 1772 geborene Sohn Michael heiratete am 6. Februar 1809 die Häuslerstochter Maria Weitmann aus Schießen. Kindstaufen dieses Paares sind im Pfaffenhofer Tauf-buch bis 1812 verzeichnet. Die Witwe erscheint noch 1842 ff. als Besitzerin des Leerhauses beim Reindl, dessen Fläche heute zu Hauptstr. 21 gehört. Schon zu Zeiten von Thadäus Ochs muß die Schmiede zeitweise verpachtet gewesen sein, denn es tritt in Pfaffenhofen ein Schmied Joh. Georg Stegmann auf (geb. Pfaffenhofen 6.2.1752, verheiratet seit 18.7.1775 mit Marianna Glogger aus Gannertshofen, die t Pfaffenhofen als Witwe am 19.7.1826), Vater des späteren Ölmüllers Peter Stegmann. Der Vermögensverfall der letzten Pfaffenhofer Ochs, wahrscheinlich durch die Untüchtigkeit des Schmiedgesellen Michael Ochs verursacht, ist ganz offensichtlich. Seine Stiefmutter Afra Ochs verkaufte am 16. Mai 1817 um 4200 fl. Schmiede und Schmiedstatt mit 14,12 Tagwerk Grundbesitz an den aus Nersingen gebürtigen (* 1780) Schmied Andreas Walter. Dieser heiratete in I. Ehe am 7. Januar 1811 – seit damals wohl schon Pächter der Schmiede – die Müllerstochter Crescenz Stegmann aus Roth und in II. Ehe am 8. April 1823 die Bauerstochter Ursula Dirr aus Buch, württ. Oberamts Wiblingen. Andreas Walter hatte mit seinem Neffen Erasmus Walter 1852 begonnen, ein Haus zu errichten auf der Fläche des (ca. 1940 abgebrochenen) Hauses Nr. 40, welche heute zu Rothweg 1 gehört. Dort starb Andreas Walter auch am 28. Januar 1864. Sein bisheriges Haus-Nr. 10 überließ er am 18. Mai 1854 um 2200 fl. dem mit seiner Tochter Therese verheirateten Schwiegersohn Leonhard Kast, Söldner zu Pfaffenhofen. Die Schmiedstatt Haus-Nr. 11 wurde bis 1856 weiterbenutzt, am 21. Mai 1858 erhielt sie auch der Schwiegersohn Kast zum Abbruch um den billigen Preis von 3 fl. Der Erbe Kast's wanderte 1873 nach Amerika aus.
Die neue Schmiede entstand 1856 (unter Dach am 30. August) auf bisher unbebautem Gelände und erhielt die Haus-Nr. 56, heute Espach 2. Der Neffe des bisherigen Schmieds, Erasmus Walter (geb. Biberberg 15. Oktober 1806) hatte die Grundstücke erworben und den Bau finanziert. Er heiratete am 18. Juli 1858 Therese Seiler. Schon schwer krank (t 18.12.1871) verkaufte Schmied Erasmus Walter am 22. November 1871 die neue Schmiede um 2000 fl. an den Schmied Joseph Sonderholzer. Dieser vertauschte das Anwesen am 25. Mai 1877 (Wert 2057 M) gegen das Anwesen Haus-Nr. 17, frühere Sölde beim Krämer, heute Espach 12. Der dort sicher gleich 1877 vorgenommene An- und Einbau einer Schmiedewerkstatt wurde 1880 im Kataster eingetragen. Die Schmiede im bisherigen Haus 56 = Espach 2 wurde in eine Werkstatt umfunktioniert. Josef Sonderholzer, aus einer Silheimer Familie stammend, verheiratet mit Therese Zwiebel, war ein ausgezeichneter Hufschmied. Ein Sohn Anton zog nach Remscheid, ein Sohn Moritz wurde Meister in der damaligen Lehrschmiede in München. Die Pfaffenhofer Schmiede übernahm 1907 der am 1. August 1880 geborene Sohn Josef d. J. Er heiratete am 29. Oktober 1907 Maria Sauter aus Roth. Er erreichte ein hohes Alter und verpachtete, als er die Schmiedearbeit altershalber aufgeben musste, seine Schmiede an Benno Wimmer. Er starb in Weißenhorn am 18. Januar 1963. Nachkommen, jetzt Peter Hauf, sind heute noch Eigentümer des Anwesens, betreiben aber die Schmiede nicht mehr. -
Das Gesundheitswesen
Für die Gesundheit seiner Mitbürger sorgte in der alten Zeit der Bader, der in den Archivalien auch unter den Bezeichnungen Chirurg und Wundarzt vor-kommt. 1691 wird Georg Kallmus erwähnt, der eine eigene Badstube zwischen den Wassern der Roth und dem Gemeindegrund besaß. 1719 folgte ihm sein Schwiegersohn Michael Beckeler (Böckeler) aus Sinningen in der Herrschaft Balzheim, welcher vorher Feldscher beim Militär gewesen war. 1750 wird sein Nachfolger Johann Beckeler – wohl ein Sohn – genannt. Ihm folgte 1772 in Beruf und der „Sölde beim Barbierer” (Haus Nr. 26, heute Insel 2) Daniel Riedle, von dem sie 1790 der Bader und Chirurg Jakob Selzle (Sälzle) kaufte. Um 2200 fl. kaufte das Anwesen 1823 der aus Illereichen stammende Bader und Chirurg Alois Selg (t 1846). Dieser ersetzte das alte Haus 1836/37 durch einen Neubau. Mit dem Verkauf des Hauses im Jahr 1852 an Rudolf Friedrich Sick endete die Bader-Tradition des Anwesens. Der in Pfaffenhofen 1826 geborene Sohn des früheren Baders, Johann Nepomuk Selg, gründete 1853 seinen Hausstand mit Ottilia Mauser aus Straß und übte seinen Bader-Beruf seit 1854 in Haus Nr. 14 (heute Holzschwanger-Str. 2) aus. Ihm folgte 1883 sein 1853 geborener Sohn Konrad Selg, mit dem die Bader-Tradition der Familie endete, da sein Schwiegersohn Alois Uhl (* Biberach, NU, 1899), der 1928 das Anwesen übernahm, ausschließlich den Friseur-Beruf ausübte.
Als Alois Selg 1846 starb, war sein Sohn noch minder-jährig. Es ließ sich daher im gleichen Jahr der Chirurg Heinrich Dörfeld aus Erlangen in Pfaffenhofen nieder und gründete seinen Hausstand mit der Pfaffenhofer Müllerstochter Maria Anna Stegmann. Er erbaute das Haus Nr. 53%s (heute Hauptstr. 18), wo er 1892 starb. Damit erlosch diese zweite Bader-Konzession.
Größere Katastrophen, wie Blatternepidemien 1802 in Roth, 1804 in Volkertshofen und Silheim, Scharlach 1802 in Pfaffenhofen, wie die Befürchtungen, die Cholera könnte (1832 bzw. 1837) bis nach Pfaffenhofen vordringen, machten die Versorgung der Bevölkerung mit Ärzten notwendig. Dazu genügten nichtstudierte „Landärzte” auf die Dauer nicht, obwohl 1813 Jehle aus Rieden, der bis 1873 genannte Landarzt Micheler und der offenbar zum Landarzt avancierte Dörfeld durchaus ihre Verdienste hatten. Von Dörfeld wird lobend erwähnt, wie gut er sich um 9 Verletzte bei der Katastrophe des Pfarrkircheneinsturzes in Weißenhorn am 22. 2. 1859 (12 Tote) gekümmert habe.
Approbierte Ärzte kamen aus der Nachbarschaft, wie 1835–1865 Dr. Beck, und 1873–1883 Dr. Michael Hach aus Holzheim. Des letzteren Tochter Julie, nachmals Gattin von Dr. Hans Hornung, erwarb 1899 das Dörfeld'sche Haus, das ihre Nachkommen heute noch besitzen. Eine Nachricht, dass Dr. med. Heinrich Dörfeld, ein Sohn des gleichnamigen Chirurgen, 1888–1898 Pfaffenhofen betreut habe, ist unverbürgt. 1900 ließ sich in Pfaffenhofen als praktischer Arzt Dr. med. Anton Sontheimer nieder, welcher 1926 Ehrenbürger des Markts wurde und nachmals seinen Ruhe-stand in Augsburg verbrachte. Ihm und seinen Nach-folgern stellte die Marktgemeinde das von ihr 1913 erworbene „Doktorhaus” (Haus Nr. 1%j heute Hauptstr. 22) mietweise zur Verfügung. Nach dem Ende der Inflation wurde der Mietpreis 1924 auf monatlich 50 DM festgesetzt. Als Sanitätsrat Dr. Sontheimer 1935 seine Praxis aufgab, folgte ihm ab 1.7.1935 (Jährliche Miete für das Doktorhaus 500 RM, für das Tünchen der Wohnung hat der Mieter selbst aufzukommen) der praktische Arzt Fritz Hugo von Lützau (* Flensburg 17.11.1897), der bereits am 7.8.1939 in Pfaffenhofen verstarb. Nach ihm kam Dr. med. von Roeder. Von Oktober 1945 an betreute die Pfaffenhofer Kranken Dr. med. Hans Joachim Giese. Ihm wurde am 9. 12. 1959 das Doktorhaus, in dem er zunächst zur Miete wohnte – 1954 ließ die Gemeinde ein Badezimmer einbauen –, um 55000 DM verkauft. 1949 wurde eine zweite Arztpraxis zugelassen. Sie erhielt Dr. Ruprecht Schmid, der aus Ulm kam. Er praktizierte zunächst vorübergehend im Hause Munkenast (Haus Nr. 5, heute Kirchplatz 2), dann im Benefiziatenhaus (Haus Nr. 49, heute Hauptstr. 27). Als Dr. Schmid im Mai 1957 nach Augsburg verzog, kam für diese zweite Praxis kein Nachfolger. Dr. Giese, seit 1957 wieder alleiniger Arzt in Pfaffenhofen, gab seine Praxis dort mit dem 1.7.1973 auf und verzog nach Grassau (Obb.). An seiner Stelle praktiziert seit dem 1.7.1973 Frau Dr. med. (Univ. Prag) Karla Moc, nunmehr Neumaier. Sie hat ihren Wohnsitz in Reutti und ihre Praxisräume in Pfaffenhofen im Haus Krumbacher, Kirchplatz 3.
Eine Zahnarzt-Praxis gibt es in Pfaffenhofen seit dem 31.10.1950, als dem Zahnarzt Karl Schmidt die Zulassung erteilt wurde. Ihm folgte im Oktober 1973 Dr. med. dent. (Univ. Belgrad) Slobodan Babic, der seine Praxis in dem jetzt Hugo Bausch gehörigen Doktorhaus, Hauptstr. 22, ausübt.
Was die tierärztliche Versorgung betrifft, so waren sowohl die Landwirte mit ihrem Vieh wie die Metzger hinsichtlich der Fleischbeschau bis 1918 auf den jeweiligen Tierarzt in Weißenhorn angewiesen. Ein Kuriosum aus dem ersten Weltkrieg sei erwähnt, von dem das Gemeinderatsprotokoll vom 1.4.1917 berichtet: Die Marktgemeinde muss sich gegen die Behauptung des Bezirkstierarztes in Neu-Ulm verwahren, welcher festgestellt hatte, dass im Bezirk allgemein — Pfaffenhofen nicht ausgenommen — ein sehr beträchtlicher Fleischverbrauch stattfinde, der über den Friedensverbrauch hinausgehe. — In Pfaffenhofen ließ sich 1919 als Tierarzt nieder Georg Eberle (* Gremheim 30.7.1890, t Weißenhorn 23.8.1964). Er erbaute 1925 das Haus Nr. 71 (jetzt Hauptstr. 42). Er war ein großer Tierfreund und unterhielt einen Zwinger mit 7 Hunden, für die er z. B. am 10.5.1925 30 RM Zwingersteuer entrichten mußte. Eberle war recht beliebt, so daß im Marktrat Überlegungen angestellt wurden, ihn zum Ehrenbürger zu machen. Sein Nachfolger wurde am 1. 7. 1950 Dr. med. vet. Adalbert Jäckle. Ihm wurde am 12.7.1954 der Bauplan seines Hauses genehmigt. Er hat seine Praxis in Hauptstr. 12. Seit 15.9.1973 arbeitet Dr. Jäckle mit dem prakt. Tierarzt Dr. Heribert Rau zusammen.
Als Verscharrplatz für Kadaver gefallener Tiere wurde vom Markt am 24.7.1911 ein Platz in der Waldung des Ökonomen Franz Hornung in Aussicht genommen, jedoch wurde am 5.9.1911 beschlossen, sich gegen eine einmalige Entschädigung von 30 M an die Gemeinde Erbishofen anzuschließen. Später wurde mit dem Landwirt Johann Hornung ein Vertrag geschlossen, der dem Markt auf 15 Jahre (1.1.1925 bis 31.12.1939) einen Verscharrungsplatz in Hornungs Waldung östlich der Roth sicherte. Hornung erhielt dafür eine einmalige Zahlung von 60 RM.
Über Hebammen in Pfaffenhofen standen leider nur spärliche Angaben zur Verfügung. 1834 starb die Hebamme Therese Bauer, Nachfolgerin wurde Gertrud Schwarz. 1871 Anna Degenhart. 1911 wird eine Hebamme Hornung erwähnt.
1840 erfährt man bereits von der Absicht, eine Apotheke in Pfaffenhofen zu errichten. Doch wurde damals und nochmals 1848 das Gesuch des Pharmazeuten Benegger aus Weißenhorn um eine Konzession in Pfaffenhofen von der Regierung abgelehnt. Mehr als 1:0 Jahre später, 1956, wurde gleichfalls die Errichtung einer Apotheke im Markt nicht bewilligt. Jedoch erreichte es Irmgard Hartmann geb. Kiefer aus Weißenhorn am 12.10.1972 die Betriebserlaubnis für eine Apotheke in Pfaffenhofen zu bekommen. Die in Mieträumen im Hause Glöckler, Kirchplatz 5, errichtete ..Rathausapotheke" wurde am 23.10.1972 eröffnet. Ein Schwesternheim der Krankenfürsorge des 3. Ordens in Bayern wurde mit tätiger Hilfe der Marktgemeinde 1925 erbaut (Haus Nr. 70, heute Schwesternweg 6). Das Wirken der Schwestern ist für Pfaffenhofen ein großer Segen geworden.
Schon früh gab es in Pfaffenhofen eine Gemeinde-Krankenkasse. Es sei erwähnt, daß die Versicherungsbeiträge vom Marktgemeinderat ab 1.8.1910 von 1'/ auf 2% des ortsüblichen Taglohns erhöht wurden: Für männliche erwachsene Arbeiter auf 1,17 M (weibl. 0,90 M), für männliche jugendliche Arbeiter auf 0,78 M (weibl. 0,66 M). Kassier der Krankenkasse war ab 5.1.1912 der Ökonom Franz Walk mit einer jährlichen Entschädigung von 30 M. Diese Krankenkasse ist wie in anderen Orten längst durch die AOK abgelöst worden. -
Post und Verkehr
Die kgl. bayerische Post seit 1876 war die erste Verbindung, welche zweimal täglich von Weißenhorn über Pfaffenhofen nach Nersingen (zur Bahnstation) fuhr. Es war ein von Pferden gezogener gelber Kasten-wagen. Im Wagen waren 4 Sitzplätze. Wenn ein Dicker befördert werden musste, gab es nur 3 Sitze. War ein Langer dabei, so hatten die Beine keinen Platz. Auf dem Bock saß der Kutscher oder Postillon, weiß-blau uniformiert und mit einem Horn ausgerüstet. Neben ihm war noch ein Platz für einen Fahrgast. Im Sommer war es vor Hitze kaum auszuhalten und im Winter desgleichen vor Kälte. Ihre letzte Fahrt machte die Postkutsche am 30.4.1922. In Pfaffenhofen erhielt die Krämerstochter Fräulein Sophia Spann (* Pfaffenhofen 9.5.1838) die Posthilfsstelle. Dieselbe hatte sich am 18.7.1864 an den aus dem Dienst getretenen Lehrer und nunmehrigen Krämer Sigmund Oberbigler ( Kronburg 14.10.1840) verheiratet, welcher dann in dem Spann'schen Anwesen Haus Nr. 5 (heute Kirchplatz 2) die Posthilfsstelle, seit 1.5.1876 Postagentur, weiterführte.
Anfänglich mußten die Gemeindediener die Post ab-holen, dann kam ein Postbote in den Dienst. Dieser Mann mußte täglich Pfaffenhofen, Volkershofen, Erbishofen bis Mittag begehen, nachmittags dann Roth, Berg, Kadeltshofen, Raunertshofen und Beuren und am Abend nochmal die Post von Nersingen kommend in Pfaffenhofen abfertigen. Das hat der Postbote Schenk allein gemacht, zwei Jahrzehnte lang. Es ist dann mehr Post angefallen. Nach Schenk kam der Postbote Bernhard Neumeier (* Hörzhausen 5.8.1870, j' Augsburg 17.9.1948), und für die Gemeinden Raunertshofen und Beuren „trabte” Josef Sailer.
1912 gab es Änderungen. Aus dem Spann- bzw. Oberbigler'schen Haus Nr. 5 (heute Kirchplatz 2), welches zum Verkaufe stand, sollte deshalb das Post-lokal in das Anwesen Haus Nr. 32 (heute Römerweg 7) des Paul Mayer verlegt werden. Der Marktgemein-derat beschloß am 26.2.1912, dagegen keine Vorstellungen zu erheben. Es kamen dann aber Bedenken. Die Gemeinde hatte nicht die Absicht, die erforderlichen Sicherungen der Zufahrt zu Römerweg 7 zu übernehmen und ersuchte die Oberpostdirektion, die Postagentur, wenn möglich, doch im bisherigen Lokale zu lassen. Das hatte Erfolg. Man einigte sich mit dem Erwerber von Kirchplatz 2, Georg Munkenast, und die Post blieb hier bis 1924. Weniger Glück hatte der Marktgemeinderat mit seiner am 22.8.1912 an das Kgl. Oberpostamt gerichteten Bitte, für die Postagenturstelle Pfaffenhofen den Spenglermeister Matthias Kast vorzusehen, denn diese wurde einem pensionierten Beamten aus Augsburg übertragen. Über diesen, Postexpeditor August Walter, und seine Pfaffenhofener Amtszeit schrieb sein Sohn, Rektor Anton Walter (Offingen) im Dezember 1971 seine Erinnerungen nieder, aus denen im folgenden berichtet wird.„August Walter trat am 1.9.1912 seinen Dienst in der Postagentur Pfaffenhofen an. Diese war damals dem Postamt Weißenhorn (später Neu-Ulm) unterstellt. Das Dienstzimmer lag da, wo jetzt (1971) die Bäckerei Thoma ihren Verkaufsraum hat. Der Zugang erfolgte von Westen her. Zwischen der Haustüre und der Schaltertüre lag ein gepflasterter Vorraum für die Postbesucher. Der Telefonverkehr war damals noch sehr gering. In den Hilfsstellen in Beuren und in Kadeltshofen (damals Gasthaus Fischer) wurde später auch je ein öffentlicher Fernsprecher aufgestellt. Dann konnten Telegramme dorthin schon telefonisch durchgegeben werden. Diese brachte dann der Postbote mit der Zustellung nachträglich. In Pfaffenhofen aber, wie in Volkershofen, Diepertshofen, Erbishofen, Roth und Berg, musste jedes Telegramm sofort nach Eintreffen persönlich zugestellt werden gegen eine besondere Zustellgebühr von 10 Pfennig. Da war meine Mutter oft unterwegs und in den 1920er Jahren auch ich. Besonders schwer wurde diese Aufgabe für meine Mutter in den Jahren des ersten Weltkrieges 1914-18, als Mitteilungen über Gefallene an die Angehörigen weiterzugeben waren. Mein Vater war am 15.12.1914 als Sergeant einberufen worden und kam erst nach Kriegsende wieder heim. So musste meine Mutter die ganze Post für damals 7 Gemeinden allein besorgen. Zur Seite standen ihr ein Postbote und ein Posthelfer als Zusteller. Damen aus unserer Verwandtschaft, auch gute Bekannte, wie z. B. Frau Walli Lohr geb. Bischof, verrichteten in den Kriegsjahren unsere Haushaltsarbeit, weil Mutter dazu kaum noch Zeit fand. Der Telefondienst, der sich im Laufe der Jahre immer mehr verstärkte, war auf Handvermittlung eingestellt und dauerte von 8 bis 20 Uhr ohne Unterbrechung. In der Nachtzeit war auch Anrufmöglichkeit gegeben als „Unfall”, was 60 Pfennig Sondergebühr kostete. Die meisten Telefongespräche wurden vom Arzt Dr. Sontheimer, vom Pfarrer, von den Brauereien Mahler und Seitz, vom Tierarzt Dr. Eberle und den Sägewerken Rueß in Beuren und Pfaffenhofen geführt. 1924 wurde die Post in das Nebenhaus von Seitz (damals Haus Nr. 9) verlegt. Meine Eltern versahen dort den Postdienst bis zur Pensionierung meines Vaters am 26.10.1933. Damals gab es um 40 Telefonteilnehmer. Im Hausgang stand eine schalldichte Telefonzelle. Links vom Hausein-gang hing der Briefkasten. Das im Erdgeschoß des Hauses in der Nordostecke liegende Zimmer war der Dienstraum der Post. Die dortige Schaltertüre und die Waagen, auch Möbelstücke wurden später vom Nachfolger Ludwig Zeller übernommen. Als dieser sich einarbeitete, half meine Mutter noch oft in der Post aus. Mir fallen noch ein paar Namen von Postboten (Postschaffnern) ein, Herr Neumeier und Herr Neidlinger. Beide wohnten nacheinander im alten Molkereigebäude, das nördlich des Bungalow stand, in dem Hermann Rueß bis zu seinem Wegzug aus Pfaffenhofen wohnte. Im Erdgeschoß der Molkerei war südlich von der Arbeitshalle eine Wohnung eingebaut. Im Obergeschoß wohnten die Herrn Verwalter mit ihrenFamilien: Feeß (später in Holzschwang), dann Severin Bayer aus Laupheim. Den Postboten Hans Bolkart, der später nach Augsburg zog, darf ich nicht vergessen. Ein Sohn der Familie Wieser in Diepertshofen dürfte vor und zu Beginn des ersten Weltkriegs, in dem er fiel, als Postbote tätig gewesen sein. Langjährige Posthelfer waren Sailer aus Berg und Gregor Keder (Roth) in Diepertshofen. Der Ramsteiner Karl aus Diepertshofen war auch zeitweise als Postzusteller tätig.
Es sei noch erwähnt: Im April 1928 war Hermann Köhl und seinen beiden Begleitern der Ozeanflug geglückt. Eine Flut von Telegrammen, in zwei Tagen über 70, insgesamt um die 90 waren ins Köhl-Haus zu bringen, das glücklicherweise (Haus Nr. 5%z, heute Hauptstr. 35) der damaligen Post sehr nahe lag. Ich war in den Osterferien da und mußte den Weg sehr oft gehen. Später bekam ich ein paar Fotos aus diesen bedeutsamen Tagen. Ich habe sie noch und auch das Buch ,Bremsklötze weg!' dieses berühmten Mannes." Karl Oster (Weißenhorn) versuchte 1914 einen Personen-Verkehr mit einem Magirus-Fahrzeug einzurichten, aber der Kriegsbeginn machte seinem Vorhaben ein Ende. Nach dem Kriege begann er mit Unterstützung durch seinen treuen Helfer Lochbrunner von neuem. Dieser Verkehr „Motorwagen-Linie” mit einem Omnibus von 12—14 Plätzen kam Pfaffenhofen sehr zu Gute. Eine Zeitlang, seit 1.5.1922 bis etwa 1926, brachte der Omnibus Oster auch die Post mit, bis dies dann posteigene Fahrzeuge übernahmen. Sie geht und kommt seit dem ersten Weltkrieg nicht mehr von Weißenhorn, sondern von Neu-Ulm. Trotz der damals schlechten Straßen wurde von Oster die Strecke zweimal am Tage befahren. Als die Industrie wuchs und damit auch die Zahl der Fahrtteilnehmer bei Oster wurden auch dessen Omnibusse größer. Nach den Einschränkungen des zweiten Weltkriegs gab es danach wieder einen Aufschwung und bessere Straßen. Es fuhren täglich vier Oster-Omnibusse ab Weißenhorn zu den Arbeitsstellen Neu-Ulm und Ulm. Heute wird die Strecke sowohl durch die Firma Oster wie durch die Bundespost befahren.
Nachfolger Walters in der Postagentur wurde 1933 Ludwig Zeller, gebürtig von Weißenhorn (t 1959). In seiner Amtszeit wurde die Post in die Villa Mahler (heute Hermann-Köhl-Str. 1) verlegt, wo sie bis 1972 blieb. Zeller, der zuerst Postagent, dann Posthalter war, wurde 1949 kränklich und daher vielfach durch seine Nichte Liselotte Steck geb. Mahler ( Ulm 6.11.1919), Tochter des ehem. Pfaffenhofer Brauereibesitzers Wilhelm Mahler, vertreten. In dieser Nachkriegszeit war als Postbote Herr Klaur tätig, der sein Amt mit Würde und Umsicht meisterte, wie Matthäus Seckler berichtet. Ludwig Steck trat 1951 in den Ruhestand. Ihm folgte Frau Steck als Posthalterin, seit 1972 als Betriebsleiterin. In einer Feierstunde am 27.6.1972 wurde ihr der Schlüssel zum modernen neuen Postamt übergeben, das Walter Seitz auf eigenem Grunde errichtet hatte und das seitdem von der Bundespost gemietet ist (Neu-Ulmer Zeitung Nr. 146 vom 29.6.1972). Frau Steck trat 1979 in Ruhestand. Ihr Nachfolger als Dienststellenleiter wurde Ernst Freudenreich.Neben eigenen Forschungen werden obige Nachrichten Frau Liselotte Steck und Aufzeichnungen von Matthäus Seckler und Anton Walter verdankt.
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Geschichte der Feuerwehr
Seit 1748 gab es in Pfaffenhofen ein Feuerhaus (Haus Nr. 52 = Plan Nr. 34), das 1822 der „Landschaft” der Herrschaft Pfaffenhofen, das heißt allen zur Herrschaft gehörigen Gemeinden gehörte, die es auch zu unterhalten hatten. Später, seit 1873, beschränkte sich die Gemeinschaft auf Pfaffenhofen und Volkertshofen, welche zusammen (Z/3 und '/3) den Unterhalt sowie die Kosten für Geräte trugen. 1834 wurde eine Spritze beschafft, es gab damals keine weiteren Geräte. Am 14.10.1842 wurde eine neue Feuerordnung erlassen. 1849 wurden nach Zustimmung der Gemeindeversammlung die zur Feuerwehr verpflichteten Einwohner von Pfaffenhofen von der Gemeindeverwaltung in 5 Feuerrotten von je zwischen 8–10 Wehrmännern eingeteilt. Außerdem wurden von diesen einige speziell zum Wasserführen und zum Heraustragen des Mobiliars in Brandfällen bestimmt. Die 5 Rottmeister waren damals Friedrich Spann, Joh. Georg Maier,Thomas Hornung, Johann Zeh und Philipp Glöckler. 1850 wurde die alte Spritze durch eine neue Feuer-spritze ersetzt, zu der dann auch als Zubehör Laternen, Hacken, Beile, 6 Ledereimer und eine hölzerne Handspritze angeschafft wurden. Die Regierung in Augsburg stellte am 19.7.1972 fest, dass die Gemein-den Erbishofen, Ettlishofen, Pfaffenhofen, Raunertshofen und Volkertshofen zusammen nur eine gemeinsame, in Pfaffenhofen stehende Feuerlöschmaschine besitzen. Nur Raunertshofen besäße selbst eine kleinere Handspritze. Sie veranlasste daher das Bezirksamt Neu-Ulm darauf hinzuwirken, dass jeder Ort eine kleine Spritze anschaffen solle. Das an der obengenannten Spritze offenbar nicht beteiligte Silheim kaufte 1972 eine fahrbare Abprotzspritze um 375 fl., Raunertshofen desgleichen um 350 fl. Am 19.3.1873 wurde die Freiwillige Feuerwehr Pfaffenhofen-Volkertshofen (im Bezirks-Feuerwehr-Verband Neu-Ulm) gegründet. 1891 wurde in Pfaffenhofen eine 1890 gefertigte Saugfeuerspritze angeschafft.
Von 1910 bis 1931 finden sich in den Gemeinderatsprotokollen immer wieder Angaben über die Vermietung der aus einem Zimmer bestehenden Wohnung im Spritzenhaus. So wird z. B. am 23.2.1911 der monatlich 5 M Miete zahlenden Magdalena Huber gestattet, die Wohnung auch zur Reinigung von Bettfedern zu benutzen. Von Interesse dürften noch folgende Protokolleinträge sein:
16.2.1910: Zur neuen Feuerspritze nach Erbishofen wird nichts bezahlt, da die dortige Gemeinde von der Brandversicherung namhaften Zuschuss bekam. „Es ist gar nicht unser Wille, dass Erbishofen aus dem Feuerwehrverband Pfaffenhofen ausscheidet, sondern dass der Wille der Gemeinde Erbishofen speziell ist.”
10.3.1910. Es steht der Gemeinde Erbishofen frei, bei einem Brand die Feuerspritze in Pfaffenhofen zu benutzen. Warum stellt die Gemeinde Erbishofen nicht an die Gemeinde Volkertshofen den gleichen Antrag? Es war nie unser Wille, dass die Gemeinde Erbishofen aus dem Feuerwehrverbande Pfaffenhofen ausscheidet.
19.2.1912. Dem Feuerwehrkommandanten werden die notwendigen Bar-Auslagen ersetzt. Derselbe erhält für jeden Besuch der Bezirksfeuerwehrtage je 3 M Tagegeld.
6.12.1918. Es wird die Errichtung einer Bürgerwehr beschlossen und zwar unter Zuziehung der bereits bestehenden Freiwilligen Feuer-wehr unter Einschluss aller männlichen Personen vom 18. Lebensjahr ab.
9.1.1919. Von der Änderung in der Person des Spritzenmeisters ab 1.1.1919 wird Kenntnis genommen: Spritzenmeister Franz Schwegler, Ersatzmann Nikolaus Egner.
16.9.1922. Am Spritzenhaus Haus Nr. 52 soll eine Elektrolampe angebracht werden.
1932 wurde bestimmt, wer bei einer Feuerwehr-Übung einmal ohne Entschuldigung fehlt, zahlt 1 RM Strafe, im Wiederholungsfall 2 RM. Befreiung von den Übungen kann mit 5 RM jährlich bewirkt werden. 1935 lehnt Pfaffenhofen die Beschaffung einer Motorspritze ab. Die Saugspritze (von 1890/91!) und 5 Hydranten genügen. Beschluß des Gemeinderats vom 1.6.1939: Das Feuerhaus wird der Hitler-Jugend (HJ.) zum Abbruch übergeben, damit sie Baumaterial zur Erstellung eines Schießstandes erhält. (NB Abbruch erfolgte erst 1957!) Die Feuerspritze und die dazugehörigen Geräte werden bei der Lehrerwohnung (im ältesten Schulhaus bzw. dessen Nebengebäude) bei der Kirche untergebracht. Am 16.11.1940 ist der Gemeinderat dafür, das Feuerhaus auf dem Gemeindegrundstück in Volkertshofen neben dem
Bullenstall zu erstellen, da der Übungsplatz günstiger ist als in der alten Kiesgrube in Pfaffenhofen. Diese Absicht wurde nicht realisiert. Am 28.3.1941 wurde beschlossen, eine Motorspritze bei der Firma Ziegler in Giengen anzuschaffen.
26.6.1948. Die Scheune von Haus Nr. 7 (Lehrerhaus, dann Rathaus, zuletzt = Kirchplatz 6) wird zum Feuerwehr- und Gerätehaus ausgebaut.
8.9.1948. Im (neuen) Feuerwehrhaus soll elektrisches Licht eingerichtet werden.
5.2.1949 das sog. (alte) Spritzenhaus soll vorerst stehen bleiben.
16.2.1949 Als Feuerwehrkommandanten werden vorgeschlagen: Herr Junginger, Rechner der Darlehenskasse, oder Herr Otto Lehner. 19.3.1950. Der Selbständigmachung der Feuerwehr Volkertshofen steht nichts entgegen.
17.4.1950. Die Gemeinde Volkertshofen enthält in bar 250 DM, sowie die bereits in ihrem Besitz befindlichen 100 m C-Schläuche, sowie einen B-Schlauch von 15 m und den Schlauchhaspelwagen als Ausgleich. Die Druck- und Saugspritze, die jetzt in Volkertshofen steht, geht wieder an ihren alten Standort (in Pfaffenhofen) zurück, sobald die Motorspritze (für Volkertshofen) eingetroffen ist.
28.6. u. 30.7.1950. Es sollen 2 innengummierte B-Schläuche und ein Rohhanf-Schlauch zu je 20 m mit Kupplungen bei Ziegler in Giengen beschafft werden.
21.10.1950 Mit der Kennzeichnung der Feuerwehrschläuche wird Maler Vidal (Erbishofen) beauftragt.
9.11.1951. Eine Kartoffelkäferspritze wird angeschafft und im Feuerwehrhaus untergebracht.
23.9.1952. Die notwendigen Schlauch- und Kupplungsanschaffungen werden genehmigt. Anzug-Anschaffung zurückgestellt.
15.6.1953 Satzung über Feuerschutzabgabe (Höhe 1953 ff. 6 DM, es gibt 80 Abgabepflichtige. 1959 8 DM, 1963 10 DM).
24.10.1955. Kauf einer neuen Feuerwehrspritze beabsichtigt, doch nicht vor Kenntnis der Zuschüsse.
16.3.1956. Anschaffung von 5 Hydranten beschlossen. Das Eintreffen der neuen Tragkraftspritze wird zur Kenntnis genommen.
30.8.1956. Anschaffung neuer Schläuche.
4.7.1957. Eine Feueralarmsirene wird beschafft und auf dem Gemeindehaus (Kirchplatz 4 = nachmals Kirchplatz 6) angebracht (Die Sirene wurde laut Beschluss v. 4.2.1960 an die Bundesrepublik Deutschland für Luftschutzzwecke verkauft).
24.10.1957. Das 1748 erbaute ehemalige Spritzenhaus an der Hauptstrasse wird vollends abgerissen (in ihm war 1932—45 Schulunterricht erteilt worden). Die Arbeit wird in Hand- und Spanndienst geleistet. Der Schutt wird zur Auffüllung des Mühlkanals verwendet. Den Mietern des Hauses Insel 2 wird gestattet, aus der Ruine noch Steine zu entnehmen.
19.2.1958. Anschaffung von 5 gebrauchten Feuerwehrschläuchen.
17.4.1958. Die Feuerwehr erhält 2 Rauchmasken.
2.10.1958. Im Garten des Gemeindehauses (s.o.) soll ein Schlauch-Trockenturm errichtet werden.
31.8.1961. Grundsätzliches Einverständnis zur Anschaffung eines Ford-Kastenwagens für die Ziegler'sche Tragkraftspritze. Endgültige Entscheidung erst nach Kostenvoranschlag und Zusage von Zuschüssen (28.9.1961. Herr Schwarz der Firma Ziegler erläutert die Kosten).
29.11.1962. Die Gemeinde tritt dem Feuerwehr-Schlauchwartungsdienst bei, sofern dieser zustande kommt.
12.7.1963. Der Rücktritt von Feuerwehrkommandant Zuchhold wird angenommen. Wegen neuen Vorschlägen wird mit der Feuer-wehr verhandelt.
Auch eine Zusammenlegung der Wehren Erbishofen, Volkertshofen und Pfaffenhofen wurde besprochen.
27.8.1964. Anstatt der vorgesehenen Feuerwehrschläuche „Feuerfresser” werden die entsprechenden Längen der Marke „Blaufuchs” bestellt.
21.9.1964. Ein Beschluss über den Bau eines Trockenturms kann noch nicht herbeigeführt werden.
20.5.1965. Neubau eines Feuerwehrgerätehauses dürfte bald fällig werden.Auch in den folgenden Jahren lag dem Marktgemeinderat das Funktionieren der Feuerwehr am Herzen. 1969 wurden 4545 DM und 1970 9597 DM für sie aufgewendet. Der immer dringender werdenden Notwendigkeit eines neuen Feuerwehrgerätehauses wurde dadurch Rechnung getragen, dass der Markt am 8.12.1971 die dafür nötigen Grundstücke erwarb. Zusammen mit der Firma Wilhelm Egle (Vegetabilien-Import in Ulm bzw. Burlafingen) erwarb sie um insgesamt 202000 DM von der eingetragenen Genossenschaft Milchwerke Schwaben in Ulm das ehemalige Molkereigebäude in Pfaffenhofen (damals Molkereiweg 7, heute 14). Die Käufer zahlten die Hälfte des Kaufpreises. Während Egle das Molkereigebäude mit angrenzendem Grund übernahm, bekam der Markt das Eigentum an den Garagen und circa 2100 qm. Die Feuerwehr und ihr damaliger Kommandant Josef Inhofer konnten nun auf ein baldiges neues Domizil hoffen. Mit der Planung des Gerätehauses wurde der Architekt Helmut Schmid in Weißenhorn beauftragt. Am 3.11.1973 konnte der Bau unter großer Teilnahme der Bevölkerung und benachbarter Feuerwehren eingeweiht werden.
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Die Friedhöfe von Pfaffenhofen
In der Pfarrkirche wurden seit alten Zeiten nur die Geistlichen und sonstige Prominente beigesetzt, bis diese Sitte aus hygienischen Gründen seit Kaiser Josephs II. Regierungszeit in Fortfall kam. Um die Kirche herum war seit ihrer Erbauung der allgemeine Begräbnisplatz. Hier wurden nicht nur die Toten von Pfaffenhofen, sondern auch die der eingepfarrten Gemeinden beerdigt. Die Toten wurden also zum Teil von weither zum Friedhof gefahren oder getragen. Die Wege, auf denen sie gebracht wurden, nannte man die Totenwege. Ein solcher führte nach Forschungen von Dr. Hornung von Opferstetten über den Glassenhartwald und Silheim nach Pfaffenhofen. Nur in Kriegs- und Pestzeiten kam es vor, dass von diesem Friedhof kein Gebrauch gemacht werden konnte. Die meisten Versuche einzelner Gemeinden, ihre Toten bei sich begraben zu dürfen, scheiterten. So hatte Remmeltshofen 1501 an den damals in Deutschland weilenden Kardinal-Legaten des Hl. Stuhls das Gesuch gerichtet, das Recht zur Taufe in und das Recht zum Begraben in und um seine Kirche zu erhalten. Obwohl der Kardinal zustimmte, ging der Wunsch nicht durch, da der örtlich zuständige Augsburger Bischof seine Bestätigung verweigerte. Erst im 17. Jahrhundert bekam Silheim das Begräbnisrecht, Jedoch blieb es dabei (1689), dass die Toten von Raunertshofen auf dem Pfaffenhofer Friedhof begraben wurden. Schon am 29.10.1526 hatte der Ulmer Patrizier Bartholomäus Roth als Ortsherr von Bellten die Genehmigung zu Begräbnis und Besingnis bei der Filialkirche Beuren erhalten. Unter dem Pfaffenhofer Kirchtum befand sich ein Karner (Ossuarium), dort wurde auch die Totenbahre aufbewahrt. Bei der Kirchenvisitation von 1775 wurde beanstandet, dass die drei in die Kirchhofsmauer eingelassenen Tore vielfach offen stehen, So dass sich das Vieh auf dem Friedhof herumtrieb. Im Zuge der Reformen Kaiser Josephs II. sollten in allen Orten unter österreichischer Landeshoheit, wozu auch Pfaffenhofen gehörte, infolge Dekrets vom 20. April 1784 alle um die Kirchen liegenden Friedhöfe geschlossen werden. Da sich die Auflassung unmöglich in Kürze durchführen ließ, wurde dieses Dekret bereits 1785 widerrufen. jedoch machten sich die Pfaffenhofer selbst Gedanken über eine Verlegung, so zum Beispiel im Jahre 1818, da infolge des Anwachsens der Bevölkerung und der großen Kindersterblichkeit, 75% der Sterbefälle in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts waren Kinder, die Grabstätten zu knapp wurden. Erst 1851 kam diese Absicht zum Tragen. Da Kadeltshofen und Remmeltshofen seit 1787 den gemeinsamen Friedhof um die Kirche in Remmeltshofen hatten, waren nunmehr nur noch die Gemeinden Pfaffenhofen, Berg, Erbishofen mit Diepertshofen, Raunertshofen, Roth und Volkertshofen zum Pfaffenhofer Friedhof zuständig. Sie erwarben 1861 einen 7000 qm großen Platz nördlich des Markts Pfaffenhofen um 3252 Gulden. Pfarrer Zeff benedizierte 1869 im Auftrag des Augsburger Diözesanbischofs den neuerrichteten Friedhof, von dem ein Viertel damals für Kindergräber eingeteilt wurde. Während im alten Friedhof um die Kirche fast ausschließlich Grabkreuze aus Schmiedeeisen oder Holz die Gräber geziert hatten, wurden solche im neuen Friedhof durch steinerne Grabdenkmäler verdrängt. Im Jahre 1876 wurde die Mauer um den alten Kirchhof abgebrochen und die Fläche des aufgelassenen Friedhofs um vier Fuß tiefer gelegt. Die ausgegrabenen Gebeine, dreizehn Wagen voll, wurden in den neuen Friedhof überführt und im nordöstlichen Friedhofseck wieder beigesetzt. Aus dem Jahre 1913 liegt eine gedruckte "Gottesackerordnung der Pfarrei Pfaffenhofen a.R." vor. Sie wurde unterfertigt am 16.9.1913 erstens von der Kirchenverwaltung Pfaffenhofen durch Pfarrer Haltenberger, Josef Stempfle, Philipp Baur, Bürgermeister Luppold von Berg und Bürgermeister Braun von Volkertshofen, und zweitens von der Kirchenverwaltung Ettlishofen durch Kirchenpfleger Josef Heinrich, Karl Schaich und Konrad Wuchenauer. In ihr ist u. a. ausgeführt, dass der Gottesacker Pfaffenhofen, Eigentum der Kirchenstiftung Pfaffenhofen, als Begräbnisplatz dient für alle in der Pfarrei verstorbenen Personen mit Ausnahme der Toten der Filialen Ettlishofen (mit Hetschwang) und Silheim, die je einen eigenen Gottesacker besitzen.
Am 12.11.1979 wurde zwischen der Kirchenstiftung und dem Markt Pfaffenhofen die Vereinbarung getroffen, dass der Friedhof Pfaffenhofen (PI.Nr. 265/3 und 264: 1,1266 ha) ab 1.1.1980 in die Verwaltung des Markts übergeht. Der jetzige Friedhof, an der Kreuzung der nach Ulm und Günzburg führenden Straßen gelegen, ist seit jeher landschaftsgärtnerisch gut gehalten. Eine Tafel an der Friedhofsmauer macht darauf aufmerksam, daß hier der wohl berühmteste Pfaffenhofener, der Ozeanflieger Hermann Köhl, begraben liegt.
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Gefallene und Vermisste von 1805 - 1945
In den napoleonischen Kriegen 1805‑1815 mußten auch zahlreiche junge Männer aus der Pfarrei Pfaffenhofen zur bayerischen Armee einrücken. Zwei sind gefallen: Andreas Hornung aus Berg und Lorenz Schuster aus Ettlishofen. Vermißt, meist im Russischen Feldzug von 1812, wurden zehn Soldaten: Aus Pfaffenhofen: Josef Sälzle und Xaver Dalbler (Deubler); aus Raunertshofen: Michael Mack; aus Volkertshofen: Lorenz Dirr, Matthias Wieländer und Fidel Maler; aus Berg: Josef Dirr; aus Ettlishofen: Max Mayer; aus Roth: Georg Kögel (Kegel).
Am Krieg gegen Preußen 1866 nahmen 8 Wehrpflichtige aus der Pfarrei teil, welche alle wieder gesund nach Hause kamen.
Nicht weniger als 44 Pfarrei-Angehörige nahmen an dem deutsch-französischen Krieg 1870/71 teil. Zwei kehrten nicht mehr zurück: Lorenz Mader von Volkertshofen und Josef Prestele von Raunertshofen.
Gefallene und Vermißte des Krieges 1914-1918:
Pfaffenhofen: Lehr, Josef, 5.10.1914 bei Terbus; Zimmermann, Fritz, 10.11.1914; Walter, Franz, 25.5.1915; Köhl, Ludwig, 8.7.1915 Frankreich; Selg, Balthasar, 10.10.1915 La Forest; Rösch, Nikolaus, 20.8.1916 Somme; Hofmeier Fritz, 30.9.1915; Hofmeier, Konrad, 25.7.1916; Hofmeier, Johann, 10.8.1916; Walk, Franz, 27.9.1918 Verdun.
Roth: Wolf, Karl, 6.2.1915 Cleri-Peronne; Treu, Josef, 6.7.1915; Bischof, Max, Vermißt seit 1916; Bischof, Rudolf, Vermißt seit 1917; Dirr, Johann, 1.5.1918; Zeller, Heinrich, 22.1.1918.
Raunertshofen: Bauder, Georg, 19.7.1915; Holl, Josef, 12.9.1917; Spiegler, Norbert, 1.5.1918.
Volkershofen: Bolkart, Raimund, 24.11.1914 Haberscourt; Wöhr, Martin, Vermißt 1916; Stadler, Georg, 5.5.1916 Neuville; Stadler, Andreas, Vermißt 1917; Merk, Georg, Vermißt 1917; Schick, Konrad, 26.4.1917 (Augsburg, Opfer der Strapazen).
Erbishofen: Schätzthauer, Johann, 21.9.1914 Dissaurt; Stölzle, Konrad, 23.8.1914 Verdun; Stölzle, Josef, 21.10.1914 Verdun; Stölzle, Peter, 31.3.1916 Verdun; Frick, Franz, 19.12.1915 Reichsackerkopf (Vogesen); Jäckle, Michael, 1.5.1918 Kemmelberg; Jedelhauser, Josef, 19.7.1916 Verdun; Beyer, Georg, 22.6.1916 Verdun; Miller, Ludwig, 23.9.1916; Dirr, Johann, 31.9.1918 St. Marie; Vogel, Martin, 11.1.1918 Landau.
Diepertshofen: Schaich, Konstantin, 9.6.1915 Allbers; Schedel, Wilhelm, 26.11.1915 Lorettohöhe; Keller, Hermann, 2.10.1915 Salixelsi (Rußland); Wielander, Philipp, 27.6.1916 Thiaumont; Kling, Karl, 23.6.1916 Somme; Ramsteiner, Georg, 10.8.1916 Soissons; Wieser, Ignaz; 16.8.1917 Argonnerwald; Eberle, Matthäus, 15.2.1918 Reims; Eberle, Jakob, 9.8.1918 Reims.
Berg: Mayer, Lorenz, 11.9.1914 bei Luneville; Schlienz, Georg, 26.12.1916 Rumänien; Greiner, Christian, 26.12.1916 Rumänien; Schweiggert, Franz, 1.5.1918 bei Ypern.
Gefallene des Krieges 1939-1945:
Pfaffenhofen: Müller, Anton, 21.5.1941 Kreta; Zimmermann, Leo, 22.7.1941 Rußland; Spleiß, Ludwig, 28.9.1942 Kaukasus; Köhl, Karl, 6.7.1940 Frankreich; Eberle, Rudolf, 8.10.1942 Prilepy (Rußland); Braubart, Albert, 23.1.1942 Dorwski (Rußland); Herrmann, August, 13.6.1942 Mariewka (Rußland); Briechle, Anton, 12.7.1943 Rußland; Eberle, Wilhelm, 11.2.1946 Wodogon-Leningrad; Petzenhauser, Anton, 3.5.1945 Jägerndorf; Müller, Alois, 14.5.1944 am Dnjester; Karl, Anton, 5.7.1945; Fischer, Johann, 16.6.1945 Autounfall Kärnten; Bossler, Wolfgang, 29.4.1945; lwanowitsch, Iwan, 29.4.1945, Kriegsgefangener, gefallen in Pfaffenhofen beim Einmarsch der Amerikaner.
Roth: Glogger, Eugen, 17.11.1941 Nikitskoye (Rußland); Seiffert, Anton, 17.11.1941 Moskau; Altstetter, Anton, 1.11.1942 Kaukasus; Vogel, Anton, 22.5.1943 Kuban; Harder, Max, 4.1.1943 Orel (Rußland); Seybold, Erwin, 19.1.1943 Jelnya (Rußland); Greiner, Christian, 1944 (Lager 204); Mütsch, Alois, 26.12.1944 Eßlingen; Baumgartner, Albert, 15.1.1945 Kurland; Baumgartner, Josef, 1944 Im Westen; Beuter, Hermann, 1.9.1944 Lettland; Mahler, Wilhelm, 22.4.1945 Gerberhof Bamberg; Mokosch, Josef, 1945; Wolf, Max, 3.6.1946 Lazarett Neu-Ulm; Schätzhauer, Max, 23.5.1944 im Osten; Blessing, Max, 8.3.1943 Lazarett Augsburg.
Raunertshofen: Rösch, Johann, 8.3.1944 Kurland.
Volkertshofen: Schweiggart, Eugen, 13.2.1941 Nordsee; Schweiggart, Josef, 18.12.1941; Stetter, Anton, 29.11.1943 Katowity; Glocker, Anton, 31.3.1945 Lauban (Schlesien); Hornung, Georg, 5.3.1942 Rußland; Stötter, Josef, 3.11.1944 Rußland; Stetter, Otto, 29.11.1943 bei Katowity; Glogger, Xaver, 24.2.1945 Kurland; Dirr, Karl, 24.4.1945 Wien; Glogger, Benno, 8.12.1944 Lazarett lglau; Dirr, Johann, 21.7.1944 Augustowo (Polen).
Erbishofen: Grünwald, Sebastian, 8.5.1943 Kaukasus; Grünwald, Martin, 24.7.1943 Byelograd; Vidal, Oskar, 17.8.1943 Messina (Italien); Dirr, Johann, 21.7.1944 Augustowo (Polen); Mack, Karl, 8.12.1944 Italien.
Diepertshofen: Reitzle, Georg, 27.9.1943 Kubanbrückenkopf; Hartmann, Wilhelm, 19.7.19 ... bei Tschuders.
Berg: Dr. Zwiebel, Hermann, 5.9.1941 Lazarett Smolensk; Uhl, Josef, 21.7.1941 Rußland; Geiger, August, 8.1.1942 Nikolayewska; Boser, Josef, 23.10.1944 Belgrad; Glöckler, Johann, 22.9.1945 Wittenberge; Bischof, Rudolf; 1.5.1945 Wambeck.
Im Jahre 1919 wurde den Gefallenen des ersten Weltkrieges ein schönes, von Bildhauer Gehring (Weißenhorn) geschnitztes Kreuz gesetzt. Die gärtnerischen Anlagen bei der Pfarrkirche wurden von Benno Beyer (Erbishofen) gestaltet. Am 20.11.1924 beschloß der Marktgemeinderat, daß eine Kriegergedenktafel durch freiwillige Gaben finanziert werden sollte. Ein offen bleibender Restbetrag solle aus der Gemeindekasse bezahlt werden. Dieser Restbetrag von 150 RM wurde am 10.5.1925 an die Kirchenstiftung abgeführt, welche bei der 1925 erfolgten Errichtung von zwei Granitsäulen mit den Namen der Gefallenen (zu beiden Seiten des Kreuzes) federführend war. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde ein neues Kriegerdenkmal am 22.11.1959 eingeweiht. Anschließend wurde der Ehrenhain am Rothweg (heute Raiffeisenstraße) neu gestaltet und am 29.9.1962 eingeweiht. Es waren dort auch die Gebeine beigesetzt worden, die bei den Erdbewegungen wegen des Kirchenerweiterungsbaus 1958 an der Kirchhofmauer aufgedeckt wurden.
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Das Kriegsende 1944 - 1945
Bis zum Jahre 1944 hatte Pfaffenhofen unter direkten Kriegseinwirkungen nicht zu leiden. Man schaute nur mit Bedauern zu, wenn die Wellen feindlicher Bomber über den Ort flogen. Ob es nach Augsburg oder nach München ging, sie waren von deutschen Fliegern nicht mehr behindert und zogen dahin wie im Manöver. Im Sommer 1944 wurden einige Kanister über Pfaffenhofen abgeworfen. Diese fielen auf Wiesen und Felder ohne Schaden anzurichten. Ein anderes Mal wurden leichtere Bomben über dem Walde am Niederhauser Weg in der Nähe des späteren Marienfried abgeworfen. Im Juli 1944 musste ein USA-Bomber bei Pfaffenhofen notlanden. Das Flugzeug ging beim Rehgräble in Trümmer, 6 Mann der Besatzung fanden den Tod. Die toten Soldaten wurden offenbar auf höheren Befehl ohne geistliche Assistenz begraben. Als die Amerikaner 1945 Pfaffenhofen besetzt hatten, mussten NSDAP-Mitglieder die Leichen ausgraben, worauf die Toten in Särge gebettet in ihre Heimat gebracht wurden. Zwei Besatzungsmitglieder des Bombers waren abgesprungen und im Hofe des Landwirts Xaver Spleiß in Erbishofen gelandet. Wachtmeister Thomas nahm sie in Empfang und brachte sie am nächsten Tag nach Weißenhorn.
Als April/Mal 1945 der Krieg zu Ende ging, hatte man schon länger den Donner von Kanonen leichteren und schwereren Kalibers gehört. Die Front rückte näher. Ein Sanitätszug kam nach Pfaffenhofen. Am 16. April wurde Pfaffenhofen zum Einzugsgebiet von Ulm erklärt. Der Pfaffenhofer Volkssturm musste ausrücken, Panzerfäuste wurden verteilt. Lastwagen auf Lastwagen zogen pausenlos durch den Markt. Während einerseits kampfmüde abgehetzte Truppen durch den Ort durchmarschierten, wurden andererseits Geschützte im Markt aufgestellt. Ein Geschütz war im Sägewerk Rueß postiert, das andere am Friedhof. Den 24. April verbrachten die Einwohner im Keller. Das Gelände lag aus Richtung Ulm unter Artilleriebeschuß. Es brannten der Stadel des Josef Meyer beim Friedhof, das Anwesen von Franz Schwegler bei der Kirche. Auch bei Max Walk (hierzu gibt es eine abweichende Meinung von Franz Walk, der ausdrücklich darauf besteht, dass es bei Max Walk nicht gebrannt habe) und bei Staiger brannte es. Bei den meisten konnte durch Löschen das schlimmste verhindert werden. Als die Front näher kam, wurde das MG‑Feuer furchtbar. Es gab viel Einschüsse, zertrümmerte Fenster, auch wurden 2 Pferde getötet. Am meisten traf den Ort der Verlust eines Menschenlebens. Der Müller Ludwig Maaß wurde durch einen Schuß getötet. Noch am 25. April ergab sich Ulm. In der Nacht vom 25. auf 26. April stand Pfaffenhofen wieder unter Feuer, so daß die Bevölkerung diese Nacht auch im Keller zubringen mußte. Am 26. April erschienen gegen Mittag die ersten amerikanischen Panzer. Kein Mensch war auf der Straße. Da nahm die 36 Jahre alte Kriegerwitwe Irmgard Hornung, nachdem es ihr nicht gelungen war, den Bürgermeister aus seinem Keller zu bringen, ein weißes Tuch und ging den Amerikanern entgegen. Der Stationskommandant Wachtmeister Thomas fuhr ihr dann mit dem Fahrrad nach, ersuchte sie heimzugehen, da er mit den Amerikanern verhandeln wolle. Pfarrer Humpf hißte auf dem Kirchturm die weiße Fahne. Die Fußtruppen der Amerikaner zogen mit schußbereiten Karabinern in den Markt und durchsuchten alle Häuser nach Waffen und etwa versteckten deutschen Soldaten. Dann mußten die Häuser an der Hauptstraße von den Bewohnern geräumt werden. Gegenüber dem Spiegler'schen Hof hatten die amerikanischen Truppen ihr Lager aufgeschlagen. Nach einigen Tagen verließen sie Pfaffenhofen wieder, mit Ausnahme von 6 Mann Besatzung, welche aber weiter keine Aufregung mehr verursachten. Ihr einziger Sport war, die Fische in der Roth zu erschießen.
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Die Heimatvertriebenen
Im Februar 1946 kamen die ersten Heimatvertriebenen aus der CSR in Pfaffenhofen an. Von Mai bis zum Jahresende 1946 kamen immer wieder neue Transporte. Von einem großen Zugang von Heimatvertriebenen im Juni 1946 berichtet der gebürtige Pfaffenhofer Matthäus Seckler:
"5 Juni, nachts 12 Uhr, kamen die Flüchtlinge. Ich selbst kam am 14. Mai 1946 als ausgebombter Münchner nach Pfaffenhofen und bekam im Haus Walk eine Wohnung. Bei strömendem Regen kam der 2. Bürgermeister mitten in der Nacht zu mir, ich solle helfen. Es stehen circa 200 Flüchtlinge vor Mahlers Wirtschaft. Diese sollen untergebracht und verpflegt werden. Ich und meine Frau, beide des Kochens kundig, sorgten für Kaffee, Milch und Brot. Zucker gab es nicht, nur Süßstoff. Am anderen Morgen gab es lange Gesichter, denn die Leute schliefen des Nachts auf den Bänken im Schulhaus und in den Sälen bei Seitz und Mahler. Ich organisierte gleich Küchengeschirr und vorerst das Nötigste zum Kochen. Auch der Pächter der Mahler'schen Wirtschaft, Max Bauer, half vorerst mit Geschirr aus. Den Saal sowie die Saalküche seiner Wirtschaft stellte er frei zur Benützung. Dann ging es los. Ware wurde über Weißenhorn zugewiesen, aber Selbsthilfe war von Nöten. Meine Frau und Flüchtlingsfrauen halfen mit, vor allem auch die Herren Potsch und Weber und deren Frauen. Fünf Frauen von den Flüchtlingen waren ständig in der Küche tätig. Meine Frau und der Gottfried Müller, der kleinste Söldner von Pfaffenhofen, gingen betteln um Kartoffeln. Gottfried gab aber von sich aus das Meiste. So konnten wir, mit Hilfe des Metzgermeisters Rapp, gar manches kochen, was nicht auf Marken ging. Vergessen wir nicht, wir haben einen verlorenen Krieg hinter uns, der uns noch schwer zu schaffen machte: Lauter unzufriedene Menschen, welche kein Zuhause mehr hatten, alte Leute, Mütter mit kleinen Kindern, Kriegsinvaliden und solche, die nicht wussten, was sie wollen. Was die Kost betrifft, Hotelküche war es keine, aber abwechslungsreich und gut gekocht. Wenn ich nicht die Unterstützung der Bevölkerung gehabt hätte, dann wäre wohl Schmalhans Küchenmeister gewesen, denn die Zuweisungen waren schlecht. Auf dem Papier stand wohl viel, aber es floss wohl manches in andere Kanäle. Darum war Selbsthilfe in den meisten Fällen am Platz. Die Leute wurden von Juni bis 31. Dezember 1946 verpflegt. Dann kamen sie in Privatquartiere und hatten sich selbst zu verpflegen. Ich hatte Mühe, für meine Arbeitsleistung eine Entschädigung zu bekommen. Das ging über Augsburg."
Es folgt nun eine nach den vielleicht nicht ganz vollständigen Melderegistern der Jahre 1946 und 1947 erstellte Liste der Familiennamen der damaligen Heimatvertriebenen. Die meisten kamen aus der CSR und hier vor allem aus Mähren, speziell den beiden benachbarten Städten Bärn und Sternberg und deren Umgebung. Alle angegebenen Daten beziehen sich mit einer Ausnahme, wo ausdrücklich 1947 angegeben ist, auf 1946. Da die Einträge im Melderegister zum Teil schlecht lesbar sind, können bei den hier wiedergegebenen Orts- und Familiennamen Fehler enthalten sein. Alles betrifft nur den Ort Pfaffenhofen.
Aus Althütten: 17.8. Jung. Aus Bärn, CSR: 16.9. Biefel, 21.5. u. 29.9. Czech, 8.12. Hartel, 25.9. Heinz, 6. 6. Knopp, 14. 9. Krätschmer, 15. 8. Peschke, 20. 10. Potsch, 28. 11. Rauskolb, 1. 9. Richter, Rösner, 21. 9. Schilder, 12. 8. Schmidl, 3. 10. Tatzel, 25. 10. Weber, 1. 9. Weingarten, 4. 10. Zohner. ‑Aus Bautsch, CSR: 16. 7. Czernin, 17. 7. Langer, 16., 7. Reif. ‑ Aus Brockersdorf 21. 9. Schmidt. ‑ Aus Brünn, CSR, 8. 7. Hagmann. ‑ Aus Deutsch‑Litta, Kr. Kremnitz, Slowakei: 27. 5. Kuttner. ‑ Aus Driwitz bzw. Klein‑Lomnitz: 27. 5. Drescher. ‑ Aus Fundstollen, Kr. Privitz, Slowakei: 25. 5. Fitzel, 25. 5. Schwarz. Aus Giebau oder Niederpaulowitz (ehem. österr. Schlesien): 16. 7. Kunisch. ‑ Ebenfalls aus Giebau, CSR, 11. 7. dessen letzter deutscher Pfarrer: Karl Rotter (* Weigelsdorf 2. 4. 1903). ‑ Aus Großherrlitz, Kr. Freudenthal: 24. 2. Trampisch. ‑ Aus GroßSchwarzsee: 6. 11. 1947 Hübner. ‑ Aus Hermsdorf, CSR; 25. 11. Bidman, 7. 6. Demel. ‑ Aus Königswalde, Kr. Schluckenau: 9. 5. Maler. ‑ Aus Lichtewerden: 24. 2. Hampel. ‑ Aus Lidmeritz: 17. 10. Hofner. ‑ Aus Littitz: 19. 8. Korl. ‑ Aus Mährisch‑Ostrau: 1. 10. Sterk. ‑ Aus Misslitz: 10. 7. Elbling. ‑ Aus Mutzken, CSR: 27. 6. Stengl. ‑Aus Neuern oder Deschowitz: 28. 4. Tauscher. ‑ Aus Oleschwo: 20. 5. Pertsch. ‑ Aus Pollau: 11. 7. Philipp. ‑ Aus Posen: 11. 4. Trepke. Aus Sadel, CSR: 10. 10. Teiß. ‑ Aus Schlackenwerth, CSR: 11. 7. Biermann, 11. 7. Wirbitz. ‑ Aus Sternberg, CSR: 14. 9. Blanarsch, 18. 9. Blaschka, 9. 6. Borowitschka, 24. 8. Kindermann, 8. 6. Klar, 15. 8. Knappek, 15. 8. Polzer, 5. 6. Proske, 3. 8. Rieb, 12. 12. Schmid und Schmidt, 8. 6. Sterk, 1. 8. die später lange in Pfaffenhofen wirkende Lehrerin Ilse Tauschek (* Sternberg 8. 6. 1920) und ihre Mutter: Witwe Hermine Tauschek (* Sternberg 15. 9. 1894). ‑ Aus Trossau, Kr. Eger: 2. 8. Öhl. ‑ Aus Tutz, CSR: 1. 7. Knödl, 1. 7. Steinbach. ‑ Aus Wermsdorf 28. 10. Hackenberg. ‑ Aus Wockendorf 28. 3. Thiel, 12. 4. Riedel. ‑ Aus Wolfen bei Troppau: 1. 6. Wasmuth. Ohne Ortsangabe aus der CSR: Februar: Pache. Aus Treihaus (?Freihaus) bei Lodz, Kr. Schieratz: 15. 4. und 13. 11. Klippert, 15. 4. Redmann (alias: aus Schadek), 25. 4. Keil.
Zu den Heimatvertriebenen, aber mit Heimatrecht in Pfaffenhofen, ist auch zu rechnen die Schwägerin des Ozeanfliegers: Agnes Köhl (* Kaiserswalde 17.1.1898), die mit ihren Söhnen Ludwig (* Kaiserswalde 11. 5.1925) und Hermann (* Kaiserswalde 16.5.1930) damals von (Preußisch-)Schlesien nach Pfaffenhofen kam.
Infolge der Gebietsreform sind zum Markt Pfaffenhofen zahlreiche Orte gekommen. Damit sind auch die dort wohnhaften Heimatvertriebenen, welche wie überall längst voll integriert sind, Bürger der Marktgemeinde geworden. Wie sehr sie heimisch geworden sind, zeigt z.B., dass Josef Purr (Balmertshofen), Franz Schaffer (Biberberg) und Herbert Schörnig (Roth) durch das Vertrauen auch ihrer einheimischen Mitbürger zu 1. Bürgermeistern ihrer nun in Pfaffenhofen aufgegangenen Gemeinden berufen wurden.
Wenn noch eine oder zwei Generationen verflossen sind, werden nur noch wenige in ihren Heimatländern geborene Vertriebene am Leben sein. Es erscheint daher heute geboten, das festzuhalten, was über die jetzt 1982 Lebenden bekannt ist, bevor der unselige Vernichtungsdrang der sogenannten "Datenschützer" in seiner Zerstörungswut auch diese Unterlagen beseitigt hat. Wenn es so weiter geht, wird es einmal schwer sein, Bevölkerungs- und Wirtschaftsgeschichte unseres Jahrhunderts zu schreiben.
Nur bei rechtzeitigem Festhalten der jetzt bekannten Daten wird man später noch die gewaltige Veränderung der Bevölkerungsstruktur von Pfaffenhofen 1946 ff. feststellen können. Auch dürfte es für spätere Enkel wissenswert sein, leicht nachschlagen zu können, woher die Ahnen kamen.
In der nun folgenden Liste (Stand 1982) sind mit Angabe der Familiennamen die Herkunfts-, d. h. Geburtsorte, alphabetisch aufgeführt. Ehefrauen und Witwen sind nur unter ihren Geburtsnamen verzeichnet, da sie ja nur mit diesen in den Geburtsregistern ihrer Heimatorte aufscheinen.
Neben den ursprünglichen Heimatvertriebenen, die fast alle aus der CSR kamen, sind auch die jetzt in der Marktgemeinde Pfaffenhofen lebenden Deutschen und Volksdeutschen aufgeführt (d.h., wie bei den ersteren immer nur die Familiennamen), welche aus den ehemaligen deutschen (preußischen) Ostgebieten stammen, und die aus Polen und Litauen, Ungarn, Jugoslawien und Rumänien (mit Bessarabien). In Anbetracht der vielfachen politischen Gebietsveränderungen könnte bei der Zuordnung dem Verfasser der eine oder andere Fehler unterlaufen sein, was er zu entschuldigen bittet.
Tschechoslowakei (CSR, ehem. österreichische Kronländer Böhmen, Mähren und Schlesien): Abertham, Kr. Neudek: Müller, Aich, Kr. Karlsbad: Fenkl; Alt‑Rohlau, Kr. Karlsbad: Braun, Hampel, Lein, Richter; Alt-Schallersdorf Polzer; Altstadt, Kr. Freudenthal: Schubert; Alt-Zechendorf Kunz. Bärn (Mähren): Böhm, Bittner, Czech, Heinz, Herfert, Jüttner Leiter, Potsch, Schleser, Schmidt, Tscheschner, Weber, Weingarten, Zohner; Bennisch, Kr. Freudenthal: Wolf; Bergstadt (Nordmähren); Bernklau, Kr. Luditz: Bröckl; Bladensdorf, Kr. Mähr. Schönberg: Topitsch; Bladowitz, Kr. Sternberg: Thiel; Bodenstadt, Kr. Bärn: jahn, Kloss; Böhmisch Killmes, Kr. Tepl: Bachmann, Luderer, Puscher; Böhmisch‑Liebau: Theuer; Botenwald: Friedrich; Bratelsbrunn, Kr. Nikolsburg: Kellner, Schmid; Braunseifen: Schneider; Brockendorf Tschamler; Brünn (Mähren); Schandl. Carolinsthal; Kr. Schluckenau: Bergert, Friedrich, Liebsch; Chudiwa, Kr. Klattau: Hoffmann; Czech, Kr. Priewitz: Luprich. Dallwitz, Kr. Karlsbad: Fuchs; Damitz: Zeisel; Deutsch-Liebau: Tack; Deutsch-Litta: Fronz, Kirschriet, Kuttner; Dörfel, Kr. Troppau: Gold; Dörfles, Kr. Kaaden: Kauer; Dollau, Kr. Nikolsburg: Hoffmann; Domeschau, Kr. Sternberg: Schaffer, Thelmer; Dotterwies, Kr. Elbogen: Kühnl; Drexlerhau, Kr. Kremnitz: Bublak, Gerschner, Ibba, Lang, Melzer, Mokosch, Pogadl, Schneider; Drum: Bradatsch; Dürnholz, Kr. Nikolsburg: Beigl, Hermann, Klein. Ebenwiese: Harant; Einsiedeln, CSR: Maaz; Eisenstein siehe Markt Eisenstein. Feldsberg, Kr. Nikolsburg: Kampner, Lorenz, Schmid; Fischern, Kr. Karlsbad: Denk, Herzog; Frankstadt, Kr. Mähr. Schönberg: Kunz, Srp, Zehl Freihöls: Eckl; Freudenthal: Waber; Fundstollen, Kr. Priewitz: Bugar, Fitzel, Klein, Kurbel, Schwarz. Gabhorn, Kr. Tepl: Schöberl; Georgwalde: Röttig; Greifendorf, Kr. Zwittau: Lutz, Schesdag; Großbittersdorf, Kr. Bärn: Schramm; Groß‑Borowitz, Kr. Hohenelbe: Hackel; Groß‑Hermersdorf Matzke; Großkrosse: Ehrlich, Menzel; Grünau, Kr. Mähr. Trübau: Kapaun; Grünberg: Bauernfeind. Hammern: Heisler; Handlova: Kaufmann; Heinspach, Kr. Schluckenau: Frind; Hilgersdorf. Thomas; Hof, Kr. Bärn: Heinz, Richter, Schoernig, Tschamler; Hohenstegen, Kr. Bergreichenstein: Heisler; Holletitz, Kr. Mies: Harant, Schmied, Schmidt; Hollubschen: Schmied; Hunan, Kr. Freudenthal: Gans. Jansdorf, Kr. Zwittau: Kraut; Iglau: Pollak; Irritz, Kr. Znaim: Brunner, Nechwatal, Polzer, Seifried; Jungferndorf, Kr. Freiwaldau: Schubert, Schwab, Vogel. Karlsbad: Brandl, Christl, Hager, Kretsch; Karlsbrunn, Kr. Zwittau: Stefan; Karlsthal, Kr. Freudenthal: Sperlich; Karolinsthal siehe Carolinsthal; Kirchschlag, Kr. Krumau: Reitinger; Klein‑Lomnitz: Drescher; Kleintnitz, Kr. Nikolsburg: Grech; Klein‑Wallstein: Weidner; Königsberg, CSR: Buberl; Königswalde, Kr. Schluckenau. Diessner, Fritsche, Kretschmer, Maier, Pietschmann; Krenau, Kr. Krumau: Böhm, Kindermann, Trosch; Kreuzberg, Kr. Troppau: Sklenarsch; Krickerhau, Kr. Priewitz: Dienes, Gürtler, Sluka, Weiß, Zachai; Kriegsdorf, Kr. Bärn: Rodolf; Krönau (wohl: Mähren); Dworschak, Hommea; Kudenitz, Kr. Kaaden: Rustler; Kunerdsdorf Pfau; Kuttenplan: Kühnl. Langendörflas, Kr. Tachau: Frankenberger; Leitmeri tz: Rechtner; Liberec: Sedlackov; Lichtenstadt, Kr. Karlsbad: Schmiedl; Lichtewerden, Kr. Freudenthal: Hampel, Müller; Lidmeritz, Kr. Znaim: Hofner, Mascha; Liebau: Saulich; Lobendau: Hampel, Maschke, Riedel; Losnitz, Kr. Krumau: Trosch; Lundenburg: Istl; Luschne, Kr. Krumau: Pecho. Machendorf Hub; Mähr. Drumau, Kr. Znaim: Istl; Mähr. Neustadt: Baier Mähr. Ostrau: Hanzl, Witek; Mähr. Träbau, Kr. Zwittau: Frodl, Steffan; Margarethendorf Helth; Martenbad: Bock., Markt Eisenstein: Brandl; Mauthstadt, Kr. Krumau: Vraschek; Meedl, Kr. Sternberg: Becker, Falz, Krahl, Krotil Lorenz, Monse, Poles, Pommer, Raschendorfer, Riedel, Schön, Schubert, Sladek, Sobotta; Merkelsdorf (Böhmen): Klenner; Milsau: Lorenz; Mohren, Kr. Zwittau: Krauter; Mukowa, Kr. Bischofteinitz: Riedl; Musleu, Kr. Zwittau: Jandl; Mutzken, Kr. Tachau: Zwerenz. Netschetin, Kr. Luditz: Guba, Mischka, Steidl, Streitberger; Neuhau, Kr. Kremnitz: Litschko; Neu‑Klitschau: Plötz; Neu‑Krenau: Petschl; Neulangendorf, Kr. Bergreichenstein: Stadler; Neu‑Prerau, Kr. Nikolsburg: Jurditsch; Neurode, Kr. Freudenthal: Ludwig; Neusattl, Kr. Elbogen: Haberditzl; Neuschloss: Moeller; Neutitschein: Palicka; Nikolsburg: Wagner, Zieger; Nixdorf, Kr. Schluckenau: Maschke. Obereinsiedel: Helth, Wahl; Oberheid: Koller; Oberplan: Schwarz; Ober‑Ullischen, Kr. Mähr. Schönberg: Höchsmann; Öhlstadtl, Kr. Bärn: Potsch; Oiberg, Kr. Krumau: Feichtinger; Olmütz: Langer, Röder, Sonntag; Ottowitz, Kr. Karlsbad: Riedl. Parkfried, Kr. Krumau: Kurz; Passek, Kr. Sternberg: Schmid; Peischdorf Batke; Pfarramt Tachov: Bühl; Philippsdorf, Kr. Rumburg: Sitter; Planskus, Kr. Prachatitz: Marek; Potzowitz, Kr. Bischofteinitz: Knödl; Prag: Maier; PudIau, Kr. Oderberg. Hampel. Raigern, Kr. Brünn: Anderka; Ratkau: Augustin; Reichenberg; Hassel, Pompe; Reitendorf, Kr. Mähr. Schönberg: Korger, Riedel; Ribnik, Kr. Sternberg: Jahn, Vribitzky; Röhrsdorf, Kr. Schluckenau: Richter. Saaz: Starrach; Sadl, Kr. Bischofteinitz: Theis; Saubsdorf Laufer, Lux; Scheles: Worschischek; Schießnetitz: Tauer; Schlackenwerth, Kr. Karlsbad: Berka; schlag, Kr. Prachatitz: Reindl; Schmiedles, Kr. Luditz: Hanika; Schöllschnitz: Freunek; Schömitz, Kr. Karlsbad: Liebald; Schönbrunn, Kr. Zwittau: Bidmon; Schönlind: Hergeth; Schroppengrund: Peschel; Schuckenau, Kr. Eger: Polak; Schwansdorf, Kr. Troppau: jahn, Nagel; Setzdorf Pohl; Seibersdorf, Kr. Sternberg: jahn, Purr; Silberbach, Kr. Graslitz: Poppa; Spillendorf, Kr. Freudenthal: Seidel; St. Georgen: Germann; Stangendorf, Kr. Zwittau, Ambros, Stefan, Urban; Stein, Kr. Krumau: Böhm; Sternberg Mähren): Bayer, Blanarsch, Foret, Horak, Nowak, Sliwa, Stix, Tauschek, Wölfl; Stettin, CSR: Kippschull; Strachowitz, Kr. Tachau: Heller. Tachov siehe Pfarramt Tachov; Taschwitz: Wild; Teichhausen: Franz; Teplitz‑Schönau: Kayser; Teschen: Jursa; Töpeles, Kr. Karlsbad: Lein; Torhaus: Schwarz; Treskowitz, Kr. Nikolsburg: Bründl, Christ, Ivenz, Lang, Tiltscher; Troppau: Lackner, Rager; TürmItz: Hedanek; Tutz: Rauch; Undangs, Kr. Mähr.‑Trübau: Steffan, Wölfel; Unterradisch (Mähren): Kowarsch; Untertannowitz, Kr. Nikolsburg: Gamperling, Wenzberger; Unterwiesternitz, Kr. Nikosburg: Wiesinger; Urspitz, Kr. Nikolsburg: Zekl. Verlorenwasser, Kr. Jägerndorf: Poppe; Voitelsbrunn: Czech. Wadetschlag, Kr. Kaplitz: Feyrer; Wallenstein, Kr. Jägerndorf: Schittenhelm; Wallstein, Kr. Ziegenhals: Heinisch; Weckelsdorf, Kr. Braunau. Stief; Weigelsdorf, Kr. Schönberg: Drexler, Hofmann; Weißwasser: Bombeck; Wermsdorf (Mähren): Hackenberg, Hofmann, Korger, Kristen; Wiesen, Kr. Schönberg: Schreiber; Wigstadl, Kr. Troppau: Rathmann; Wockendorf (Mähren): Thiel; Wölmsdorf, Kr. Schluckenau: Schneider; Wostitz: Schandl; Wurken, Kr. Tachau: Mages. Zauchtel, Kr. Neutitschein: Lipowski, Mannsbart, Schenk, Teltschik; Zechitz: Schlebel; Zeidler: Leiblich; Zirk, Kr. Tachau: Wagner; Znaim: Polzer; Zuckmantel, Kr. Freiwaldau: Haas, Schubert; Zwittau (Mähren): Heinisch, Sobola, Ustrnul. Ehem. deutsche Ostgebiete: Danzig: Kikelski; Kaulwitz, Kr. Namslau (Schles.): Kupka; Liegnitz (Schles.): Kupfer; Mehleden, Kr. Gerdauen (Ostpr.): Plaschke; Schriegwitz (Schles.). Thust; Schweidnitz (Schles.)‑ Kaspar; Stirbaltinen, Kr. Tauroggen (Ostpr.): Vogt; Tuchel (Westpr.): Beutler; Willenberg, Kr. Braunsberg (Ostpr.)‑. Hinz. Polen und Litauen: Bialystok: Fiedler; Kowno: Astrauskaltz; Lodzs: Meischein; Molodia (Bukowina): Klein; Radom: Glogowski; Smigiel: Ziegler; Strawxzynek: Orzechowski. Ungarn: Betschkerek: Beitz; Bonyhad: Assmus; Budapest: Farkas, Lang, Sziklai; Graboc: Hartmann; Kakasd: Hübner; Levice: Mokosch; Mohacs: Meinhardt; Nagykovacsi: Gertels; Nemesnadudvar (Rohrhof): Becsi, Bischof, Faltum; Pusztakisfalu: Link; Somberek: Then; Tököl: Eckrich; Werschetz: Braun, Gulik. Jugoslawien: Brestowac, Kr. Hodschak: Krebs, Richter; Dumbrava, Kr. Suczawa: Lang; Filipovo: Kupferschmidt; Pertschy, Schanz; Gajdobra, Kr. Balanga: Blaesius, Schwab; Hodscha: Kopetzky; Kula: Galoitsch, Plechl; Mramorak, Kr. Kovin: Mergel; NeuPalanka: Dreher; Neusatz: Juras; Palanka: Nann, Zimmermann; Stitar, Kr. Osijek. Orsolic; Silbereck, Kr. Hodschak: Frittmann; Veprowac, Kr. Kula: Erhardt, Pollich, Rittner, Schwärtzler, Steinhardt; Vukovar: Berkov. Rumänien (mit Bessarabien): Neu-Elft: Schaup; Tarutino: Brisske; Temeschburg: Becker.
Noch nicht eingeordnet. Cherwenka: Avemaria; Nahatschu: Karpa; Runatz: Schuster.
Die Marktgemeinde
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Teil 1
Alle Gerichtsangelegenheiten und auch alle wichtig erscheinenden Verwaltungsaufgaben waren in Pfaffenhofen wie auch anderswo von den frühesten Zeiten an bis in die zwei ersten Jahrzehnte des 19.Jahrhunderts Angelegenheiten der Herrschaft und wurden von dieser bzw. ihren dazu angestellten Beamten besorgt. So waren in der alten Zeit die Selbstverwaltungsfunktionen der Gemeinde Pfaffenhofen auf wenige, meist im Interesse der Landwirtschaft liegende Dinge beschränkt: Regelung der Weide und Anstellung der Hirten, Vermarkung der Flurstücke, Sorge für die Viehnachzucht durch Stier-, Eberhaltung etc., Bekiesung der Straßen, Verteilung des Gemeindenutzens, dabei insbesonders Holzschlag im Gemeindewald, Feuerschutz und Armenhaus.
Gemeindebürger waren nur die Inhaber der Höfe und Sölden, nicht jedoch die sogenannten Leer- oder Gnadenhäusler.
Als in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts man begann, intensive Landwirtschaft zu treiben, sich für die Stallfütterung entschied — ungeachtet der erst später erkannten schädlichen Folgen für die Gesundheit — setzten wie überall auch in Pfaffenhofen Gemeindegrundverteilung ein. Meist wurde bisheriges Öd- und Weideland unter die berechtigten Gemeindebürger verteilt. Solche Verteilungen wurden in Pfaffenhofen in den Jahren 1776, 1811 und 1812 vorgenommen. Bemerkenswert ist, dass der größte Teil des der Gemeinde Pfaffenhofen gehörenden Gemeindegrunds sich im Bereich der Steuergemeinde Volkertshofen befand und also durch die Pfaffenhofer Gemeindegrundverteilung den Pfaffenhofer Gemeindebürgern Flurstücke in der Markung von Volkertshofen zugeteilt wurden. Dies rührte davon her, daß aus ganz alter Zeit das Weidegebiet von Pfaffenhofen weit in die Gemeindeflur von Volkertshofen hineingriff.
1474 hatte Kaiser Friedrich III. den einflußreichen Ulmer Patriziern Ehinger, als damaligen Herrn der Herrschaft Pfaffenhofen neben der Hochgerichtsbarkeit auch das Marktrecht für Pfaffenhofen bewilligt, mit zwei Jahrmärkten auf St. Otmarstag und St. Ulrichstag zu je drei Tagen und einem Wochenmarkt am „Aftermontag” (= Dienstag). Dieses Marktrecht kam infolge des dreißigjährigen Krieges und seiner Menschenverluste in Abgang. Bald nach dem 1790 erfolgten Tod des zu Weißenhorn regierenden Grafen Anton Fugger kam in Pfaffenhofen der Wunsch auf, sich die alten Marktrechte erneuern zu lassen. Auf die Bittschrift der Gemeinde vom 12. Oktober 1801 sicherte die gräfliche Administration zu Weißenhorn am 24. November 1801 dieser zunächst zu, dass in Anbetracht der äußerst lästigen und kostspieligen Umstände, wegen jeglichem und auch noch so geringfügigen Geschäfte zum Pflegamt nach Weißenhorn zu müssen, Pfaffenhofen bei Regierungsantritt des künftigen Herrn (des minderjährigen 1787 geborenen Grafen Friedrich Fugger) wieder einen eigenen Beamten erhalten solle. Dazu kam es aber infolge der Zeitverhältnisse (Napoleonische Kriege) nicht. Die Stadt Weißenhorn, vertreten durch ihren Bürgermeister Rafler erhob am 5. September 1802 Einspruch gegen die von Pfaffenhofen gewünschten Vergünstigungen. Dass die damals noch österreichische Landeshoheit über Weißenhorn und Pfaffenhofen repräsentierende Oberamt Günzburg stellte sich auf den Standpunkt der Stadt Weißenhorn. Es schrieb am 6. November 1802 dem Pflegamt zu Weißenhorn, das Pfaffenhofer Privileg sei durch Nichtgebrauch erloschen. Außerdem wären Märkte in Pfaffenhofen beschwerlich für die Stadt Weißenhorn und andere benachbarte Märkte und Städte.
Die Gemeinde Pfaffenhofen ließ aber nicht locker und wandte sich am 13. Dezember 1802 durch ihre Bürgermeister Joh. Michael Wolf und Joh. Georg Baur an den Kaiser. Sie brachte das Zeugnis von zwei alten Männern bei, von Franz Weitmann, 76 Jahre alt, vonAttenhofen, und von Johann Zech, 75 Jahre alt, von Diepertshofen, welche bestätigten, von ihren Voreltern vernommen zu haben, daß der Markt in Pfaffenhofen aus Anlass der leidigen Kriegszeiten 1660 oder 1690 in Abgang gekommen sei. Die Pfaffenhofer Bürgermeister baten gleichzeitig für den Fall der Wiederverleihung statt des im Privileg von 1474 für den Dienstag gewährten Wochenmarkts ihnen einen solchen am Donnerstag zu gestatten, da am Dienstag schon in Memmingen Wochenmarkt sei. Das Gesuch blieb ohne Erfolg. Mit einem Wiener Hofdekret vom 22. März 1803, das von der Regierung in Freiburg i.Br. am 15. April 1803 den Beteiligten eröffnet wurde, wurde das Ansinnen abgewiesen. Ebenso erfolglos blieb ein in bayerischer Zeit 1830 erfolgter neuer Versuch, die Marktrechte wieder zu erhalten. Die Wappenverleihung von König Ludwig I., d. d. Bad Brückenau 18. Juli 1838 erfolgte als Marktwappen Verleihung. Seitdem wird Pfaffenhofen in den amtlichen Nachschlagewerken wieder als Marktgemeinde aufgeführt. -
Teil 2
Zur Vorgeschichte des Wappens: „In Blau auf grünem Hügel ein runder silberner Zinnenturm ohne Tor” ist folgendes zu sagen. Die Gemeinde Pfaffenhofen erbat 1835 als Wappen einen Römerturm in blauem Felde, begleitet von dem österreichischen Bindenschild als Hinweis auf die frühere Zugehörigkeit zur Markgrafschaft Burgau und von einem goldenen Schild mit einem Adlerflügel als Symbol der „Reichsbeamtenschaft des Comes Otto de nova domo (= Neuhausen) aus dem Hause Kirchberg, der in Pfaffenhofen seinen Sitz gehabt haben sollte. Die Regierung lehnte mit Recht die beiden Schilde, von denen vor allem der letztgenannte mehr wie phantastisch war, ab. Sie schlug vor, den Charakter des Turmes als mittelalterlicher Bergfried im Wappen durch eine Zwingmauer zu betonen und schließlich eine Lilie als Wahrzeichen der Fugger damit zu verbinden. Tatsächlich enthielt das damals schon von Pfaffenhofen benutzte Siegel ein winziges bekröntes Schildchen mit der Wappenfigur der Fugger als Zeichen der Herrschaft. 1838 wurde dem Reichsherold in München ein Entwurf des Augsburger Hofgraveurs Neuß vorgelegt, der im gespaltenen Schild einen runden Burgturm mit römischem Mauerwerk im Untergeschoß und das mit einer goldenen Lilie belegte Wappen der Markgrafschaft Burgau vorsah. Der Reichsherold verwarf aber diesen Vorschlag und zwar insbesonders deshalb, weil unterdessen 1835 das Wappen von Burgau Bestandteil des neuen bayerischen Staatswappens geworden war. Er wollte das Marktwappen auf den Turm allein beschränkt wissen, wie es dann auch König Ludwig I. verlieh. Das erste der Verleihung von 1838 entsprechende Dienstsiegel der Marktgemeinde wurde von Hofgraveur Neuß geschnitten. – In der Literatur wurde das Pfaffenhofer Wappen zweimal falsch abgebildet: Götz hat den Schild irrig mit einem silbernen Pfahl belegt, der berühmte Heraldiker Prof. Otto Hupp nahm sich die Freiheit, aus dem Hügel einen Dreiberg zu machen und dem Turm ein offenes Tor einzufügen, was beides dem königlichen Verleihungsdiplom widerspricht.
Bei den beiden 1802 oben genannten gleichzeitigen Bürgermeistern in der österreichischen Zeit noch handelt es sich um den am 11. März 1766 geborenen Bauern (Haus-Nr. 42, heute Kirchplatz 9) Joh. Michael Wolf und um den Schreiner Joh. Georg Baur, welch letzterer 74 Jahre alt am 17. April 1829 starb. Mit der Einverleibung in Bayern wurden 1805 ff. die sowieso geringen Selbstverwaltungsrechte der Gemeinden noch ärger beschnitten, und ihnen sogar die Verwaltung der Stiftungen weggenommen. Eine Wiederherstellung und sogar Erweiterung der gemeindlichen Rechte erfolgte mit dem Gemeindeedikt vom 17. Mai 1818, das ausgesprochenermaßen „auf die Wiederbelebung der Gemeindekörper durch Wiedergabe der Verwaltung der ihr Wohl zunächst berührenden Angelegenheiten” gerichtet war und das zu den segensreichsten Schöpfungen der bayerischen Staatsregierung gehörte. Damals stand Bayern unbedingt an der Spitze der deutschen Staaten als verhältnismäßig volkstümlich regiertes Land.
Die Persönlichkeiten der Gemeindeverwaltung waren in den Jahren 1821 f. – es waren immer 5–6 – wie folgt: Gemeindevorsteher: 1821–1825: Michael Schwegler, 1825–1830: Otmar Hart(h), 1830–1833: Georg Mayer, 1833–1835: Josef Holl, 1835–1839: Georg Wolf, 1839–1842: Georg Mahler, 1848 Georg Wolf.
Gemeindepfleger: 1821–1825: Anton Miller, 1825–1830: Franz Holl, 1830–1833: Joh. Michael Wolf, 1833–1835: Michael Wolf (wohl derselbe), 1835–1839: Josef Dirr, 1839–1842: Michael Seitz.
Stiftungspfleger: 1821–1825: Anton Weber, 1825–1830: Michael Wolf, 1830–1833 und 1833–1835: Josef Dirr, 1835–1839: Michael Wolf.
Räte: 1821–1825: Franz Span, G. Walter, Martin Streitle, 1825–1830: G. Walter, Josef Uhl, Martin Zeller, 1830–1833: Josef Uhl, Andreas Walter, Joh. Georg Wolf, 1833–1835: Georg Mayer, Georg Wolf, Martin Zeller, 1835–1839: Georg Mayer, Martin Zeller, Anton Göttinger, 1839–1842: Joh. Georg Mayer, Philipp Glöggler (Glöckler), Joh. Georg Wolf.
Die Gemeinde-, Schulpflegschafts- und Armenpflegschafts-Sitzungen wurden, wie sich aus einer Notiz vom Jahre 1834 entnehmen lässt, immer an jedem ersten Montag des Monats abgehalten.Aus der Zeit bis zum sturmreichen Revolutionsjahr 1848 sei erwähnt: Am 15. Juni 1844, mittags 1/21 Uhr, entstand eine heftige Feuersbrunst in Ettlishofen. Sieben Häuser und ein Stadel wurden vernichtet. Die Bürger von Pfaffenhofen sammelten 66 fl. 36 kr. für die Brandleider, die Pfaffenhofer Dienstboten steuerten dazu noch 6 fl. 52 kr. bei. Am 10. Juni 1845 wurden die Bäcker und Metzger wegen ihrer Preisgestaltung verwarnt. Im Frühjahr 1848 wurde in Bayern die Landwehrdienstpflicht eingeführt. Auch wurden die Bäcker und Metzger verpflichtet, ihre Preistafeln öffentlich auszuhängen. Am 10. Mai 1848 verursachten mit Schießpulver spielende Kinder in Pfaffenhofen einen Brand, wobei auch Personen verletzt wurden. Am 19. Juni 1848 wurde ein Leichenwagen um 75 fl. 36 kr gekauft. Im Jahre 1848 war Gemeindevorsteher Georg Wolf, Gemeindepfleger Simon Harder, Räte Friedrich Spann und Franz Anton Schwegler. Um einen Überblick über Aufgaben und Verwaltungstätigkeit der Gemeinde zu geben, werden im folgenden Auszüge aus den Gemeindeprotokollen der Jahre 1848—1851 mitgeteilt. Diese sind insofern interessant, als es sich um die politisch sehr bewegte Zeit während und nach der Revolution von 1848 handelt. Im ersten Teil der Auszüge, der Anweisungen und Bekanntmachungen der vorgesetzten Behörden an die Gemeinde Pfaffenhofen betrifft, spiegeln sich in manchem diese unruhigen Zeiten wider. Im II. Teil folgen dann speziell Pfaffenhofer Dinge, Gemeindebeschlüsse und Verwaltungsakte der Gemeindeverwaltung. -
Teil 3
1. Teil: 27.4.1848 Überhandnehmende Wilddiebstähle. In den Landgemeinden besteht nicht bloss das falsche Gerücht, dass die Ausübung des Jagdrechts frei sei, sondern man hat vernommen, dass mehrere Gemeinden von diesem angeblichen Recht schon Gebrauch machen wollen (4.9.1848 Warnung vor Wildfreveln; 23.1.1849 Aufklärung über Ausübung des Jagdrechts, vgl. Wilddiebstahlsgesetz vom 10.11.1848).
28.4.1848 Verbreitung aufrührerischer Schriften durch die aus Frankreich heimkehrende deutsche und andere Arbeiter (12.5.1848 Verbreitung revolutionärer Schriften und Flugblätter durch wandern-de Handwerksburschen).
11.5.1848. Die in neuerer Zeit vorkommenden Störungen der Sicherheit des Eigentums machen es der Polizeibehörde zur besonderen Pflicht, mit allen zu Gebot stehenden Mitteln zur Herstellung eines befriedigenden Sicherheitszustandes auf das tätigste bestrebt zu sein (14.5.1848 Circular betreff Aufrechterhaltung der Ruhe im Lande, laut AH. Entschließung vom 6.5.1848).
15.5.1848. Vertilgung der in außerordentlicher Menge auftretenden Maikäfer.
28.5.1848. Die Gemeinden haben die Verordnung über den Verkauf des Getreides auf dem Halme oder Wurzel jeweils am 1.6., 1.7. und 1.8. öffentlich bekannt zu machen.
25.6.1848. Bekanntgabe über Vollzug des Gesetzes über Aufhebung und Ablösung der Grundlasten.
23.6.1848. Bekanntgabe der AH. Entschliessung betreff Erteilung eines Generalpardons für Deserteure und widerspenstige Konskribierte.
3.8.1848. Durch Gesetz vom 12.5.1848 ist der Staat ermächtigt, ein zu 5% verzinsliches Anlehen von 7 Millionen Gulden im Wege freiwilliger Subskription aufzunehmen in Form von Staatsschuld-
scheinen von 20, 25, 50 bis 100 fl. Die Anleihung geschieht beim Kgl. Rentamt. Die Gemeinden dürfen sich und die Stiftungen nach kuratelamtlichem Konsens beteiligen (Kapitalien der Gemeinden der Schul-und Armenkasse).
26.6.1848. Regierungsentschliessung wegen Beschwerde v. 20.3.1848 mehrerer Gerichtsuntertanen der Herrschaft Weissenhorn wegen Verbriefung und Taxierung der Eheverträge. Aus dem österreichischen Gesetz von 1787 kann eine Notwendigkeit von Urkundenerrichtung nur bei beweglichen Gütern nicht gefolget werden. Nach der Kgl. bayerischen provisorischen Taxordnung von 1810, § 17 ergibt sich dasselbe. Die bisherige Übung, daß das Herrschaftsgericht Weißenhorn alle Eheverträge gerichtlich verlautbart, kann nicht auf-recht erhalten werden.
11.10.1848. Infolge des Gesetzes vom 4.6.1848 ist die Gerichtsbarkeit über sämtliche Gemeinden des bisherigen Gräflich Fugger'schen Herrschaftsgerichts Weissenhorn vom 1.10.1848 an den Staat übergegangen. Auf den Ortstafeln sind die Worte „Gräflich Fuggersches Herrschaftsgerichts Weissenhorn” zu überstreichen. Welche Überschrift dafür anzubringen ist, wird später eine Entschliessung erfolgen.
9.12.1848 Bekanntgabe des Regierungsausschreibens vom 4.12.1848 betreff die Verpflegung der für den Dienst des Deutschen Reichs (!) zusammengezogenen Truppen.
10.12.1848. Ausstecken von Stangen oder sichtbarem Gesträuch an Distrikts- und Verbindungswegen, soweit es die vorhandenen Strassenbäume nicht überflüssig machen, bei Herannahen des Winters.19.12.1848. Ersatz der Kosten für Herrichtung, Beleuchtung und Beheizung der verlassenen oder noch benutzten Cantonierungs-Wachtlokalitäten (Auftrag des Kgl. Truppen-Corps-Commandos zu-folge Entschließung der Regierung von Schwaben und Neuburg v. 13.12.1848).
8.1.1849. Durch das Gesetz v. 10.11.1848 ist das Institut der Staatsanwaltschaft ins Leben getreten und wurde für jedes Kreis- und Stadtgericht ein Staatsanwalt aufgestellt. Die Gerichts- und Polizeibehörde Weissenhorn wurde laut AH. Verfügung v. 10.11.1848 dem Kgl. Kreis- und Stadtgericht Memmingen zugeteilt.... Der Staatsanwalt kann in den vom Gesetz vorgesehenen Fällen die Ortspolizeibehörde, die Polizeidiener oder die Gendarmerie beauftragen, Verdächtige zu verhaften und dem Untersuchungsrichter auszuliefern.
18.1.1849. Es werden viele freche und ausgeschämte Bettler wahrgenommen, auch solche, die teils hinreichende Ernährung besitzen, teils vollkommen arbeitsfähig sind. Der bestehende Bettel gibt Zeugnis davon, dass die Lokalarmenpflegen und Gemeindeverwaltungen ihren Pflichten nicht genügend nachkommen.
22.1.1849. Am Dienstag 6.2.1849 werden die Jagden der Gemeinden Hegelhofen, Attenhofen, Erbishofen (mit Diepertshofen), Volkertshofen, Pfaffenhofen, Roth (mit Hürbishofen und Luippen), Kadeltshofen (mit Remmeltshofen), Raunertshofen, Berg und Ettlishofen im Weissenhorner Gerichtslokale im Versteigerungswege verpachtet. (18.4.1850). Die Gemeindevorsteher erhalten Auftrag, das Gesetz v. 30.3.1850 über die Ausübung der Jagd sofort zu verkünden und es am 1. Sonntag im Oktober zu wiederholen; 11.10.1850. Erneute Erinnerung daran.)
17.4.1849. Anweisung hinsichtlich Feuerschutz. Nicht die Menge der zum Löschen eilenden Menschen, sondern ihre richtige Verwendung ist massgebend. Die Bestimmungen von 1831 werden in Erinnerung gebracht. Wichtig sind 1. Löschen, 2. Sicherung der ausgetragenen Mobilien. Detaillierte Angaben über Rottmeister und Mannschaft (VO. v. 14.10.1848).
8.5.1849. Erlass des Rentamts Roggenburg: Die Umfrage in den Gemeinden wegen Umwandlung ihrer bisherigen Grundlasten in ein durch das Ablösungsgesetz vom 4.6.1848 vorgeschriebenes Reichnis ist nunmehr geschlossen. 28 Gemeinden haben in einen Bodenzins umgewandelt, während 17 Gemeinden sich vorläufig auf diese Umwandlung noch nicht einließen. Für Einwohner der letzteren Gemeinden ist eine Einzel-Umwandlung möglich und zwar bis 30.6.1849. Wer bis dahin eine Umwandlung nicht beantragt hat, hat im nächsten Jahr noch die Herbstgelder und Gülten wie bisher zu entrichten.
4.9.1849. Ermahnung zur strengen Handhabung der Ortspolizei, da in neuester Zeit sich die Eigentumsbeeinträchtigungen tags und nachts in auffallender Weise gemehrt haben. Deshalb sind die Tag- und Nachtwachen, wie früher eingeführt, wieder anzuordnen. Die Gen-darmerie ist zur strengen Überwachung beauftragt. Die Polizeistunde ist in den Landgemeinden vom 1.4. bis 30.9. auf abends 11 Uhr, und vom 1.10. bis 31.3. auf 10 Uhr festgesetzt (8.11.1850. Erneute Erinnerung an Polizeistunde).
20.9.1849. Vorbeugende Massregeln gegen die Cholera: Reinlichkeit auf Strassen und privat. Lebensmittelpolizei.
2.10.1849. Verbotenes Schiessen bei Hochzeiten, Kirchweihen und Kindstaufen (vgl. KrBI. 1847, S. 1064) und in und bei Orten, in denen sich Militär befindet, bei Strafe von 10 Reichstalern und Konfiskation des Gewehrs.
27.11.1849. Die Kreisirrenanstalt zu Irsee ist seit 1. 9. 1849 eröffnet. Hinweis auf die Möglichkeit der Unterbringung Geisteskranker in derselben.
5.2.1850. Meldepflicht für Blatternseuche.
22.3.1850. Empfehlung von Schriften über Armenbeschäftigungs und Versorgungs-Anstalten.
20.4.1850. Die Gemeinde-Vorstände können von den Distriktspolizeibehörden beauftragt werden, öffentliche Versammlungen und Vereinen als „Abgeordnete” (= abgeordnet) beizuwohnen. Daraus ergibt sich, dass die Vorstände nicht zugleich Mitglied irgend eines politischen Vereines innerhalb ihres Gemeindebezirks sein können. Es muss ihnen sofort nach Anordnung der Kgl. Regierung die Teilnahme an politischen Vereinen innerhalb ihres Gemeindebezirkes untersagt werden (Gesetz v. 26.2.1850 über Versammlungen und Vereine; und Instruktion v. 16.3.1850).
18.9.1850. Die Müller am Rothfluss beschweren sich, dass die Roth nicht genügend gereinigt ist und daher das Flussbett versande. Die Gemeindevorstände erhalten Auftrag, innerhalb 14 Tagen die Roth reinigen und auf die Normalbreite erweitern zu lassen. Die Normalbreite ist von Buch bis Grafertshofen 10-15 und von Hegelhofen bis Kadeltshofen 20—24 Schuh.
4.10.1850. An den Distriktsstraßen fehlen mehrere Bäume, und viele Bäume sind nicht mit Pfählen versehen. Bei den meisten Bäumen fehlt auch der Einbund mit Dorngesträuche. Sämtliche Gemeindevorstände erhalten daher den Auftrag, die abgängigen Bäume und Pfähle nachzusetzen und die Bäume umbinden zu lassen, jedoch nicht, wie dieses so häufig bemerkt wurde, mit Stroh.
30.9.1850. Bis 16.10.1850 sind über die Gerichts- und Polizeibehörde Weissenhorn an das Forstamt Günzburg anzugeben, welche Gemeindeglieder für 1850/51 Brennholz um die Forsttaxe aus den Staatswaldungen beziehen wollen und wieviel (Reviere Breitenthal, Biberachzell, Stoffenried und Bühl).
11.10.1850. Es war bisher üblich, daß jene, welche sich ansässig machen und verehelichen wollten, die Aufnahme bei der betreffenden Gemeinde und dem Armenpflegschaftsrat nachsuchten, noch ehe sie ihr Gesuch bei der Distriktspolizeibehörde angebracht hatten, und wurde daher das Aufnahmezeugnis der Gemeinde sogleich beim Gesuch bei Gericht mitvorgelegt. Von der Regierung sind jedoch die Distriktspolizeibehörden jetzt angewiesen, bei Ansässigmachungs und Verehelichungsgesuchen die betreffenden Gemeindeverwaltungen und Armenpflegschaftsräte amtlich zu Abgabe der Aufnahmsbewilligungen aufzufordern. Es sind daher künftig keine Aufnahmezertifikate vor amtlicher Aufforderung auszufertigen.
11.10.1850. Bekanntgabe der Handhabung der Forstpolizei in Privatwaldungen, insbesonders gegen Waldabschwendungen (KrBI. 1830, S. 845, KrBI. 1835, S. 768).
7.2.1851. Den Einquartierungskommissionen steht lediglich die Verteilung der Einquartierungslast im Allgemeinen, d. h. die Anfertigung der Quartierliste und deren Veröffentlichung zu. Die wirkliche Anweisung bleibt den Gemeindeverwaltungen wie bisher vorbehalten. (26.4.1851. Die neuen Steuerlisten für 1851 hat das Rentamt Roggenburg zur Gerichts- und Polizeibehörde Weissenhorn gesendet. Es kann Extrakt zwecks Anfertigung der Quartierverteilungs-Verzeichnisse hergestellt werden.)
10.2.1851. Beschlüsse der heutigen Plenarversammlung der Distriktsarmenpflege:1. Es soll für das gänzliche Aufhören des Bettels gesorgt werden (Ortsarme, wandernde Handwerksburschen); 2. Es sollen einzelne Lokalarmenpflegen im Benehmen mit den Gemeinden örtliche Sparkassen errichten (Die früher in der Stadt Weissenhorn bestandene Sparkasse, an welcher auch die diesseitigen Gemeinden regen Anteil genommen, hat leider aufgehört); 3. Die Lokalarmenpflegen, die Gemeindeverwaltungen und die einzelnen Gemeindeglieder sollen veranlaßt werden, an dem Landwirtschaftlichen Unterstützungsverein zu Lichtenhof teilzunehmen (Sind in einem Gerichtsbezirk 60 Mitglieder, so haben sie das Recht, einen Knaben in die Anstalt zu geben).
11.3.1851. Öffentliche Verkündung der Regierungsausschreibung betreff die heimliche Auswanderung nach Nordamerika (Kreis-Intelligenzblatt 1851, Nr. 20).
15.4.1851. Widerruf der VO v. 19.1.1842, nach der auch bei Berufung einer anderen Hebamme der gestellten Bezirkshebamme das Recht zustand, die in ihrem Bezirk geborenen Kinder zur Taufe zu tragen (AH. Erlass v. 11.4.1851). Gleichzeitig werden die Gemeindevorsteher beauftragt, darüber zu wachen, dass nur geprüfte und amtlich aufgestellte Hebammen verwendet werden.
26.4.1851. Bekanntgabe des Antrags eines Kaminfegermeisters betreff Regulierung der Kaminfegerlöhne: 1. Kaminreinigung eines Hauptkamins bei einem Bauern 8 kr., bei einem Söldner 6 kr., bei zweistöckigen Leerhäusern 5 kr., bei einstöckigen Häusern 4 kr.; 2. Für Nebenkamine so sich nur auf ein Stockwerk beschränken 2 kr., für grössere Nebenkamine 3 kr.; 3. Für Reinigung der Backofenkamine 3 kr. — Ferner beantragt, bei Bräuern, Branntweinbrennern und Bäckern und überhaupt bei Gewerben, die eine andauernde starke Feuerung nötig haben, für jeden Monat eine Kaminreinigung anzuwenden. Stellungnahme der Gemeindeverwaltungen soll bis 24.5.1851 erfolgen.
15.5.1851. Massnahmen gegen sich einschleichende Bettler.
20.6.1851. Abhaltung des Landwirtschaftlichen Distriktsfests in Illertissen am Sonntag 24.8.1851, an dem sich auch die Angehörigen des Gerichtsbezirkes Weissenhorn beteiligen können (Bewerbungen um Preise bei Gerichtsarzt Dr. Baumgartner in Illertissen, I. Vorstand des Landwirtschaftlichen Bezirks-Comite's Unter-Iller). Der Vorstand des Landwirtschaftlichen Distrikts Roth, welchem der Gerichtsbezirk Weißenhorn zugeteilt ist, ist der Kgl. Revierförster von Baldinger in Oberelchingen, von welchem die nötigen Zeugnisse (jene für Dienstboten ausgenommen) zu unterzeichnen sind.
25.6.1851. Bekanntgabe des Reskripts der Regierung in Augsburg v. 13.6.1851 (für Pfarrer als Lokalschulinspektoren, Lehrer und Gemeinden) betreff Sicherstellung der Bezüge der Schullehrer an Läutgarben, Kirchspendbroten usw. bei Gutsdismembrationen (= Güterzertrümmerungen).
28.6.1851. Schutz der Gewerbebefugnisse der Hafner. Die Gemeinden dürfen keine Zeugnisse und Lizenzen zu Hausierhandel mit Geschirr ausstellen. Das Hausieren mit Hafnergeschirr ist durchaus verboten, dann das Setzen und Putzen der Öfen und Kunstkochherde nur den Hafnern gestattet, mit Ausnahme der dabei sich ergebenden Maurerarbeit. -
Teil 4
Es folgt der II. Teil der Protokollauszüge 1848—1851 mit Beschlüssen der Gemeindeversammlung. Mitglieder derselben waren alle im Besitz der Bürgerrechte befindlichen Anwesensbesitzer. Neben diesen Beschlüssen finden sich im Protokoll auch Konzepte von Verwaltungsakten der Gemeindeverwaltung, von denen im folgenden auch etliche, wie etwa Erteilung von Leumundszeugnissen etc. aufgeführt sind.
17.5.1848. Leumundszeugnis für Anton Göttinger. Dem Anton Göttinger, Bäckermeister dahier wird zum Behufe der Auswanderung in die Vereinigten Staaten Nordamerikas bezeugt, dass er mit seiner Familie, aus 5 Kindern bestehend, von jeher einen vorzüglichen guten Leumund in hiesiger Gemeinde bewiesen hatte, sowohl in der Redlichkeit, Arbeitsamkeit, als in seinem Umgange. Es kam daher nie eine Klage oder polizeiliche Rüge gegen ihn oder seine Familie vor. Was das Vermögen desselben betrifft, so besteht es aus 3000 fl. barem Gelde.
7.1.1849 Gemeindebeschluß. Der Verkauf des Leerhauses des Lorenz Miller in Pfaffenhofen durch diesen an den ledigen Josef Gansler, Drechslergesellen von Hausen, Landgerichts Roggenburg, welcher sich auf dem Leerhaus als Drechsler niederlassen will, wird als nicht gültig angesehen, da Gansler das Leerhaus ohne Grundstücke kauft, und Miller letztere für sich behielt und ein zweites Leerhausbahnstrecke – die Distriktsstraße Pfaffenhofen–Nersingen neu angelegt und ausgebaut. 1857 verkaufte die Marktgemeinde Pfaffenhofen an die Schulgemeinde Pfaffenhofen, zu der sie selbst mit den Nachbargemeinden gehörte, nachträglich das Gelände von 21 Dezimal, auf dem 1856 die neue Schule erbaut worden war. Die Gemeindejagd erbrachte bei Versteigerung des Jagdrechts im Jahre 1861 6 fl. 5 kr. Im gleichen Jahr 1861 ist von der Schafweide die Rede. Sie erfasste die ganze Weidefläche mit dem Eschach, ausgenommen Klee und Raps sowie Rübenfelder und Wiesen. Das Mitweiderecht hatten Gänse und Schweine. Sie dauerte von Georgi bis Simon und Juda (23. 4.–28. 10.) Der Pferch dauerte eine Woche bis 4 Wochen.
1860 plante die bayerische Staatsregierung, von der Eisenbahnstrecke Ulm–Augsburg in Nersingen abzweigend eine Eisenbahn durch das Rothtal zu bauen. Der Bahnhof von Pfaffenhofen sollte westlich vom Ort in der II. Gewanne zu stehen kommen. Am Widerstand der Landwirte, welche sich ihre Felder nicht „versauen” lassen wollten, scheiterte dieses Projekt. Ein zweiter Versuch 1877 führte ebenfalls zu keinem Ergebnis. Es wurde daher 1878 die Illerbahn von Neu-Ulm aus nach Süden erbaut.
Der Bürgermeistergehalt betrug 1868 jährlich 50 fl. Mit dem 1.1.1870 trat die neue bayerische Gemeindeordnung in Kraft. Bei den Neuwahlen wurde der Kaufmann Sigmund Oberbigler Bürgermeister. Dieser hatte neben seinem Handelsgeschäft mit Kolonialwaren auch eine Agentur der Bayer. Hypotheken- und Wechselbank. Der Gemeindeschreiber, damals Lehrer Martin Stempfle, erhielt 1870 jährlich 45 fl., der ehrenamtliche Gemeindekassier erhielt nur 10 fl. Der Gehalt des einzigen hauptamtlichen Gemeindeangestellten im Jahre 1870, des Ludwig Müller, der vier Ämter: Gemeindediener, Nachtwächter, Flurschütz und Gemeindewegmacher, in seiner Person vereinte, betrug 104 fl 24 kr. 1871 wurde die Hebamme Anna Degenhart von den fünf Gemeinden Pfaffenhofen, Roth, Berg, Erbishofen und Volkertshofen angestellt mit jährlich 80 fl., wovon die Marktgemeinde Pfaffenhofen 18 fl. 34 kr trafen. Im ersten Jahr wurden der Hebamme die für die Ausbildung ausgegebenen 72 fl. abgezogen.
Zur Zeit des Bürgermeisters Seitz begann 1885 Martin Hornung, von Beruf sonst Schäffler, seine Tätigkeit als Gemeindediener. Er sah in seiner Uniform außerordentlich stattlich aus. Er hatte einen Jahresgehalt von 113 M von den Gemeinden und 17 M von der Feuerwehr. Sein Durst soll beachtlich gewesen sein. Mit der Polizeistunde nahm er es nicht so genau. Wenn er Bier hatte, gab es keine Polizeistunde. 1902 trat er in den Ruhestand.
Vier Böller wurden 1887 um 136 M beim Hüttenwerk Wasseralfingen gekauft. Sie waren zur Verwendung bei allen kirchlichen Feiertagen, sowie bei Veranstaltungen des Veteranenvereins bestimmt.
Eine Flurbereinigung im Rothtal wurde 1892 durchgeführt. Das erste elektrische Licht in Pfaffenhofen gab es seit 1898.
1892 war die Darlehenskasse gegründet worden. Sie hatte in einer Spar- und Vorschuß-Kasse einen Vorläufer, deren Gründung nicht festgestellt werden konnte. Die Darlehenskasse (Darlehenskassenverein) gewann bald einen beachtlichen Umsatz. Sie war der Bürgerschaft mit ihren Krediten eine große Hilfe und sprang auch bei Anwesensveräußerungen ein, um gemeinde-schädliches Eingreifen auswärtiger Güterhändler zu verhindern.
1922 war Rechner Josef Stempfle. 1951 erwarb sie, die seit den Nachkriegsjahren um 1950 den Namen Raiffeisenbank führt, die ehemalige Mühle, erbaute zunächst 1956 eine Lagerhalle für Dünger (36 x 12 m), brach 1957 das alte Mühlgebäude ab und erbaute ein neues Bankgebäude, das im Herbst 1959 bezogen wurde. Damals war Vorstandsvorsitzender Max Dirr und Aufsichtsratsvorsitzender Franz Spiegler. Geschäftsführer ist seit 1.10.1946, seit 1971 Bankdirektor Josef Junginger, der maßgebend für den Erfolg der Bank wurde. Im Jahre 1959 hatte die Genossenschaft 416 Mitglieder mit Geschäftsanteilen von insgesamt 829000 DM. Der im Vergleich zu 1958 um 30% höhere Umsatz von 1959 betrug 33,5 Millionen DM. -
Teil 5
Um 1900 wurde die Schinderhütte des letzten Wasenmeisters beseitigt. Sie lag bei dem nachmaligen Pipeline-Pumpwerk. 1902 wurde die Molkereigenossenschaft Pfaffenhofen von Karl Rembold und Matthäus Dirr, beide aus Pfaffenhofen, und Matthias Huber aus Volkertshofen gegründet.
Sie gewann rasch grosse Bedeutung. Es wurde das Anwesen Haus Nr. 4 1/, erworben und 1903 zur Molkerei umgebaut (heute gehört die Fläche des abgebrochenen Gebäudes zu Gartenweg 2). 1925 wurde es verkauft und auf Pl. Nr. 265 ein neues Molkereigebäude erbaut (heute Molkereiweg 14). Das Einzugsgebiet erstreckte sich mit Ausnahme von Kadeltshofen, auf die Orte der heutigen Marktgemeinde und weiter auf Ettlishofen, Silheim und Wallenhausen. 1930, 1957 und 1958 wurden an dem Gebäude Verbesserungen vorgenommen. 1959 wurde der Genossenschaft die Molkerei Kissendorf (mit Einzugsgebiet Gross- und Kleinkissendorf, Rieden a. K., Anhofen, Schneckenhofen und Emmenthal) angeschlossen. Es waren nunmehr aus der alten Genossenschaft Pfaffenhofen 360 und aus Kissendorf etc. weitere 169 Mitglieder. Vertraglich wurde die Aufrechterhaltung der Rahmstation in Grosskissendorf vereinbart. In der Molkerei in Pfaffenhofen wurden nunmehr täglich 23000-25000 kg Milch verarbeitet. 1960 war Vorstand der BBV-Kreisobmann Bernhard Völk in Berg, Aufsichtsratsvorsitzender Konrad Knaier in Silheim. Die Molkerei ging schließlich an die Milchwerke Schwaben in Neu-Ulm über und wurde Ende 1966 aufgegeben. Bis Ende 1969 befand sich in Pfaffenhofen noch eine Milchannahmestelle. Seitdem wird die Milch direkt von den Milchwerken abgeholt.
In der friedlichen Zeit vor dem ersten Weltkrieg gab es wenig umwälzende Ereignisse. Als Beispiel für das Leben dieser Zeit seien drei Dinge aus dem Jahre 1903 erwähnt. Im Februar veranstaltete die Gemeinde eine weltliche Feier zum Papstjubiläum. Am Ostermontag fand in der Gastwirtschaft von A. Dirr in Erbishofendie Verleihung der Regimentsabzeichen an 35 Veteranen statt, wobei Anton Dirr eine Ansprache hielt. Der Vorstand Glöckler des Veteranenvereins brachte zum Schluss ein Hoch auf S.K.H. den Prinzregenten Luitpold aus. Im Juni 1903 wurden bei den Reichstagswahlen in Pfaffenhofen 43 Stimmen für das Zentrum, 48 für den Bauernbund, 4 für die Liberalen und 2 für die Sozialdemokraten abgegeben.
Nach 15 Jahren Bürgermeisteramt trat Bürgermeister Josef Lehner Anfang 1912 zurück. Ihm folgte 1912–1915 Johann Baptist Stempfle. In der Amtszeit Lehners war am 4.9.1910 für den erblindeten Gemeindediener Anton Müller der Söldner Raimund Bolkart zum Gemeindediener und Nachtwächter mit einem Jahresgehalt von 150 M gewählt worden (1916 wurde sein Gehalt auf 230 M erhöht, wobei ausdrücklich erwähnt wird, dass die Bezahlung für seine Tätigkeit als Flurschütz und für Bedienung der elektrischen Straßenlampen darin inbegriffen sei, nicht jedoch das Gehalt für die Nachtwache). Als Gemeindeschreiber wurde am 1.11.1911 Hauptlehrer Franz Josef Eschwig aufgestellt. Er amtierte allerdings nicht lange, da er 1912 auf einer Viehweide vom Schlag getroffen wurde. Alte Mitbürger berichteten, dass er immer, wenn er sich die Haare beim Friseur hatte schneiden Lassen, überaus mürrisch war, so dass die Kinder, wenn sie einen neuen Haarschnitt sahen, von vorneherein gleich mäuschenstill waren. 1913 konnte sich die Gemeindeverwaltung nicht entschließen, den neuen Vertrag betreff Elektrizitätsversorgung zu unterzeichnen (erst 1919 wurde ein Nachtrag zum Konzessionsvertrag abgeschlossen). 1915 war ein Waldbrand im Neubruch bei Hornung. Von August 1915 bis 1919 war Bürgermeister der Brauereibesitzer Rudolf Seitz. Am 16.5.1919 wurde beschlossen, die Zahl der in den kommenden Gemeinderatswahlen zu wählenden Gemeinderäte auf 8 festzusetzen. 1. Bürgermeister wurde der Landwirt Josef Rembold, 2. Bürgermeister wurde Valentin Schwegler, der 1924 wiedergewählt wurde. Im Dezember 1920 wollte 1. Bürgermeister Rembold zurücktreten, ließ sich aber zunächst bereden, weiter-zumachen, nachdem der Gemeinderat am 15.1.1921 versichert hatte, dass er mit seiner Amtsführung voll und ganz befriedigt sei. Nichtsdestoweniger trat er dann doch zurück, so daß im April der Landwirt Matthäus Dirr zum 1. Bürgermeister gewählt wurde, der — seit 1924 auch die Gemeindeschreiberarbeit übernehmend — sein Amt bis 1935 führte. Ab 1.1.1921 wurde die sogenannte Kirchenwache, welche auf altem Herkommen beruhte, mit Ausnahme des Christnachtsabends und des „Neujahrsfeierabend” abgeschafft. Aus Gesundheitsgründen trat zu Jahres-ende 1921 der Gemeindediener Raimund Bolkart zu-
rück. Seinen Dienst übernahm ab 1.1.1922 der Taglöhner Franz Schlienz. An dessen Jahresgehalt von 1000 M sieht man schon die Geldentwertung. Am 12.11.1922 wurde sein Gehalt für 1922 nachträglich in Sachwerten festgesetzt, so dass z. B. jeder Landwirt bis zu 10 Tagwerk pro Tagwerk 10 Pfund (wohl Weizen) zu entrichten hatte. Mit Beschluß vom 7.7.1923 wurde Schlienz für das erste Halbjahr 1923 der Betrag von 300000 M gewährt. Als die Inflation vorbei war, wurde Schlienz am 10.1.1924 für das zweite Halbjahr 1923 die Summe von 100 Goldmark bewilligt. Entsprechend heißt es am 7.7.1923, dass das Gehalt des Bürgermeisters auf jährlich zu dem Preis von 5 Zentner Weizen festgesetzt wird und die Auszahlung vierteljährlich zu dem jeweilig betreffenden Durchschnittspreis erfolgt. Der 1. Bürgermeister hatte damals für die Gemeinde werktags durchschnittlich 4 Stunden zu arbeiten. Eine Schreibhilfe gab es nicht. 1922 war ein Großfeuer bei Rembold am Espach. 1924 wurde beschlossen, ein Zimmer des Spritzenhauses Nr. 52 als Amtszimmer einzurichten. Von 1925 ist zu berichten, dass die Gemeinde zunächst aus finanziellen Gründen eine Kanalisierung ablehnen wollte, dann aber doch mit 2700 RM ein Drittel der Gesamtkosten übernahm. Sie konnte sie aber erst 1925 und 1926 je zur Hälfte bezahlen, wobei sie den ihr fehlenden Betrag bei der Darlehenskasse aufnahm. 1926 war eine große Roth-Überschwemmung, wobei die Kühlmöbelfabrik Hartmann in Diepertshofen stark betroffen wurde. 1926 verkaufte die Gemeinde zum Bau eines Lagerhauses ein Grundstück an der Roth an die Darlehenskasse zum Preis von 15 RM pro Dezimal. Damals wurde auch der große Feuerweiher zugeschüttet. Im gleichen Jahr bestand Einverständnis mit der Durchführung einer Hochspannungsleitung von 15000 Volt Drehstrom der Mittelschwäbischen Überlandzentrale AG (Sitz Giengen). Der Strom wurde von der B.E.W. abgenommen. 1929 gab es keine Einwendung gegen Legung einer unterirdischen Telefonleitung längs der Straßen Roth-Beuren und Pfaffenhofen-Günzburg. -
Teil 6
1930 wurde beschlossen, infolge der Roth-Regulierung den Steg über diese bei Bäckermeister Emminger auf Kosten der Gemeinde zu verlängern, auch wurde Zimmermeister Eberhardinger mit dem Bau eines Badehauses an der Roth beauftragt. Es gab einen eigenen Bademeister, Lorenz Spleiß, dem 1931 eine jährliche Vergütung von 20 RM zugesprochen wurde. 1935 übernahm die Gemeinde nach Auflösung der Roth-Regulierungs-Genossenschaft deren Aufgaben innerhalb ihrer Markung, auch wurden Beschlüsse über die Flurbereinigung Pfaffenhofen-Berg-Roth-Volkertshofen gefasst. Der 1935—1945 tätige Bürgermeister Albert Sailer sorgte für die Luftschutzorganisation. Es wurde Platz für 300 Personen in den Kellern der Brauereien Seitz und Bürger- und Engelbräu (ehemals Mahler) vorgesehen. Im gleichen Jahr 1935 wurde, da die Gendarmerie noch keine festen Räume hatte, das Haftlokal im Schulgebäude eingebaut. Ortsgruppenleiter der NSDAP war damals Herr Godel in Diepertshofen, SA-Sturmführer Hauptlehrer Hans Fischer, der 1945 im Kriegsdienst als Hauptmann bei Radkersburg tödlich verunglückte. 1937 wurde beschlossen, im Herbst eine neue Roth-Brücke zu bauen, wozu Herr Stetter 280 RM beiträgt. 1938 wurde das Wohnhaus von Josef Holl gekauft, um zwecks Straßenerweiterung abgebrochen zu werden. Dies geschah 1939. Herr Schick hatte das Haus, d.h. das Abbruchmaterial um 50 RM erworben. Die Unkosten des Abbruchs hatte er zu tragen.
Mit dem Kriegsende begann eine völlig neue Epoche in der Geschichte Pfaffenhofens. Zuerst Not und Elend, Zustrom der Heimatvertriebenen, dann nach der Währungsreform von 1948 zuerst langsamer, dann rascher Wirtschaftsaufschwung. Am 15.4.1946 wurden Amtsräume für die Gemeinde im Erdgeschoss des Lehrerhauses eingerichtet. Am 1.10.1947 trat der Gemeindediener Franz Schlienz infolge seiner Kriegsverletzung in Ruhestand, sein Nachfolger wurde Rudolf Potsch. 1948 entstand im Nordwesten des Markts auf Grundstücken von Rudolf Seitz eine nach dem Zimmermeister Miller genannte Miller-Siedlung, die durch Prof. Dr. Matzke eingeweiht wurde.
Auf den 1945 ernannten Bürgermeister Alois Wöhrle folgten 1946—48 Josef Schneider und 1948—52 Max Danner. 1950 wurde um 10000 DM ein Leichenhaus beschlossen (erbaut 1951), wobei Familie Briechle die Glocke stiftete. Im Herbst 1950 gab es im Gemeinderat Zwistigkeiten und Vorwürfe bei fast jeder Sitzung, daher wurde — wie Bürgermeister Danner am 30.11.1950 dem Landratsamt berichten mußte, — in der Sitzung vom 29.11.1950 einstimmig beschlossen, den Gemeinderat aufzulösen. Als das Landratsamt am 6.12.1950 den Beschluss auf Grund § 109 der DGO als gesetzwidrig aufhob, beschloß der Gemeinderat am 16.12.1950 seine Arbeit bis zum Ende der Wahlperiode fortzuführen. 1950 und in den folgenden Jahren wurden Bebauungspläne für die verschiedenen Siedlungen beschlossen bzw. gefertigt: Im Westen die Miller-Siedlung, im Osten die St. Martin-Siedlung, ferner die St. Ulrich- und Afra-Siedlung. 1951 war der Roth-Weg in schlimmem Zustand, wie der in diesem Buch reproduzierte Brief des späteren Bürgermeisters Stetter beweist. 1952 trat Frl. Irmgard Müller ihren Dienst bei der Gemeinde an. 1954 und in folgenden Jahren wurde die Straßenbeleuchtung auf die Neubau-gebiete erweitert. Im gleichen Jahr gab die Gemeinde
einen Betrag zum Pfarrhof-Umbau und erhielt dafür Haus-Nr. 4, wo sie eine Wohnung einbaute. 1955 wurde das verwahrloste Badehaus unter der Ölmühle abgerissen. Bis 1956 war Pfaffenhofen die einzige Marktgemeinde im Bereich des (bis 1972) Landkreises Neu-Ulm gewesen. 1957 wurde Senden zum Markt erhoben.
Ein Jahresrückblick auf 1955 berichtet über umfang-reiche Aufschüttungsarbeiten zur Hebung des Geländes im Falle einer Überschwemmung durch die Roth. Ein Flußbagger hob das Flußbett auf etwa 200 m Länge bis zu 2 m Tiefe aus. Auch wurde der Anschluß an die von Offingen und Kleinkötz über Pfaffenhofen nach Vöhringen führende 50 KV-Leitung der Lechwerke hergestellt. 1956 erbaute das Evangelische Siedlungswerk 2 Wohnhäuser an der Sonnhalde. Ein Bebauungsplan mit 70 Bauplätzen wurde für das südöstliche Siedlungsgebiet erstellt.
Ende 1956 gab es in Pfaffenhofen 318 Haushalte (davon 261 Mehrpersonen, 57 Einzelhaushalte), 178 bezogene Gebäude, davon 6 Notwohngebäude. Ins-gesamt 79 Haushalte sind in Notwohnungen. Von 969 Einwohnern sind 868 Katholiken, 95 Evangelische, 6 Sonstige. 605 sind Einheimische, 361 Heimatvertriebene, 3 Ausländer. Was die Berufe betrifft, sind es 29 Gewerbebetriebe, 26 landwirtschaftliche Betriebe, 233 Arbeiter (davon pendeln 67 nach Neu-Ulm, 58 nach Ulm, 7 nach Senden, 8 nach Weißenhorn und 7 nach Erbishofen-Diepertshofen), und 55 Angestellte. 1958 wurde das Siedlungsgebiet der St. Martins-Siedlung durch den Lerchenweg und Finkenweg erweitert, desgleichen erfuhr die St. Ulrichs-Siedlung eine Vergrößerung. Statt dem oberen leeren Mühlkanal wurde eine Grünanlage geschaffen. 35 neue Wohnhäuser wurden erbaut. Im Dezember 1959 wurden durch Pfarrer Hiller, Weißenhorn, 4 Doppelhäuser des Evang. Siedlungswerks eingeweiht. Sie wurden auf von Frl. Maaß hergegebenem Baugrund errichtet. Es zogen 8 Familien mit 55 Personen, die vor einigen Jahren aus der Sowjetzone flüchten mussten, ein. -
Teil 7
Um 1960 wurde die jahrhundertelang übliche Schafweideverpachtung aufgegeben. Der Bauplan für eine evangelische Kirche wurde 1960 genehmigt. 1962 wurde beschlossen, einen Bebauungsplan und einen Gesamtkanalisationsplan aufzustellen. Es wurde Gelände für eine Sammelkläranlage erworben. Die morschen Kastanienbäume am Kirchplatz wurden gefällt und am Platz des Weihers wurde ein Ehrenhain errichtet. Im gleichen Jahr 1962 war ein Großbrand bei Seitz. Es wurde das Rathaus renoviert. 1963 stimmte eine Bürgerversammlung der Gesamtkanalisation und Sammelkläranlage zu. Die Kanalisation erfasst 85 Hektar und soll 1,2 Millionen DM kosten. Am 11.4.1966 feierte Frau Franziska Frontz, geborene Kuttner (*Deutsch-Litta in der Slowakei am 11.4.1876) ihren 90. Geburtstag. Im gleichen Jahr 1966 fand eine Bürgerversammlung in Anwesenheit des Landrats und seiner Referenten statt, in der über den Flächennutzungsplan des Marktes, der als Bauleitplan bis etwa 1980 vorgesehen ist, referiert wurde. Nach dem Tode Bürgermeister Stetters führte Bürgermeister Riggen-mann 1967—1970 die Angelegenheiten des Marktes kontinuierlich und mit Erfolg. Als wichtigstes ist zu berichten, dass am 1.10.1969 die bisherige Gemeinde Erbishofen (mit Diepertshofen) zu Pfaffenhofen kam.
Wie bei seinen Vorgängern Stetter und Riggenmann ist es auch bei dem (seit 1971) ersten hauptamtlichen Bürgermeister Erwin Bürzle zu einer feststehenden Übung und Tradition geworden, in einer Feierstunde zu Jahresende oder Jahresbeginn einen Rückblick über das vergangene Jahr und die vom Marktrat und der Verwaltung geleistete Arbeit zu geben, mit einer gleichzeitigen Vorschau, was für das neue Jahr geplant und erhofft wird. Die folgenden Ausführungen sollen – etwas gekürzt aus den Jahresberichten entnommen – eine Übersicht über das geben, was in den letzten 10 Jahren in Pfaffenhofen geschah bzw. geleistet wurde oder auch nur erhofft wurde.
Rückblick auf 1971: Durch Entscheidung der Regierung von Schwaben wurden die Gemeinden Balmertshofen, Berg, Biberberg und Volkertshofen mit Wirkung vom 1.1.1972 in den Markt Pfaffenhofen eingegliedert. Ein Industriebetrieb konnte angesiedelt werden. Vorschau auf 1972: Verwaltungsmäßige Aufnahme der neuen Ortsteile. Lösung des Schulraum-Problems (Schulhausneubau), Turnhalle. Eventuell Gemeinschaftsräume für Jugend und Vereine. Neue Bebauungsgebiete erschließen. Kanalisation und Straßenbau in Alt-Baugebieten. Zweiter Abschnitt des Rothwegs und Verlegung der Roth. Ausbau der angekauften Garagen auf dem Molkereigelände.
Rückblick auf 1972: Baugebiet Krautgartenäcker und Nord in Angriff genommen. Straßenbau in Balmertshofen abgeschlossen. Es entstanden Apotheke und neues Postamt, ebenso 2 neue Geschäfte. Niederlassung einer Versicherungsgesellschaft. Schulerweiterungsbau begonnen (soll zum Schuljahr 1973/74 beziehbar sein). Neues Kriegerdenkmal. Errichtung von Kinderspielplätzen. Vorschau auf 1973: Kanalisation und Straßenbau. Umarbeitung (endgültige Änderung) des Flächennutzungsplans. Baugebiete am Rothweg, ferner zwischen Volkertshofen und Erbishofen, sowie beim Waldwinkel (Pfaffenhofen, Niederhauserstraße) und an der Beurenerstraße. Errichtung von Feuerwehrgerätehaus und einer Fleischabgabestelle. Große Turnhalle. Mittelfristiger Investitionsplan für das Kleinzentrum Pfaffenhofen.
Rückblick auf 1973: Schulhauserweiterung vollendet. Einige Ortsverschönerungen in Markt und Ortsteilen. Feuerwehrgerätehaus seiner Bestimmung übergeben. Ausbau von Ortsstrassen im Altbaugebiet begonnen. Baugebiete Krautgartenäcker und Nord-West erschlossen. Planung für Kanalisation in Berg erfolgt. Investitionsprogramm verabschiedet (für den Erfolg staatliche Hilfe und offener Kapitalmarkt nötig). Der Abwasserverband hat die Arbeiten für Ulrichstraße, Afraweg und Kapellenweg vergeben. Vorschau auf 1974: Turnhallenbau (Träger ist der Schulverband, in dem der Markt die größte Finanzierungslast trägt). Bebauungspläne für Berg IV, für Balmertshoferweg und Feriendorf in Biberberg, für „Am Rothweg” in Pfaffenhofen. Straßenplanung für Berg. Ankauf des alten Pfarrhofs. Überlegung, ob man nicht – wenigstens übergangsweise – die bisherige Landwirtschaftliche Berufsschule erwirbt (für Verwaltung, Altenaufenthalt, Vereine und Jugend). Erschließung der Baugebiete Rothweg, Erbishofen-Volkertshofen, Berg III und IV, Beurenerstrasse in Pf., Kinderspielplätze in Berg und in Pf. am Ehrenhain.
Rückblick auf 1974: Schulhausbau vollendet. Turnhallenbau begonnen. Im Alt- und Neubaugebiet wurden Straßen erschlossen. Vorübergehende Heimstatt für die Jugend geschaffen. Vorschau für 1975: Endgültige Einstufung als Kleinzentrum. Kanalisation und Straßenbau zu Ende führen. Bebauungsplan für das Kerngebiet des Marktes. Neues Baugebiet ausweisen und erschließen. Vollendung des Baus der Innen-Sportanlage (durch den Schulverband). Der Abwasserverband soll auf gesündere finanzielle Basis gestellt werden. Er muss auch überzeugt werden, dass mit einem Teil der Kanalisation von Berg zu beginnen ist. Anschaffung eines Feuerwehrfahrzeugs. Renovierung von Kirche mit Turm in Biberberg. (Die Regierung von Schwaben hat für 1976 Erweiterung des Kindergartens Pfaffenhofen eingeplant). -
Teil 8
Rückblick auf 1975: Der am 15.10.1875 in Bärn in Mähren geborene, in Erbishofen wohnhafte Mitbürger August Knapp feierte seinen 100. Geburtstag (f 14.5.1976). Die für 1975 vorgesehenen Aufgaben, insbesonders Kanalisation und Straßenbauten, Ausweisung und Erschließung neuen Baugeländes konnten im großen und ganzen durchgeführt werden. Die Sportanlage der Schule wurde fertiggestellt. Mit Wirkung zum 1. 5. 1978 haben sich zu einer Verwaltungsgemeinschaft bereit erklärt der Gemeinderat von Pfaffenhofen am 10.7.1975 und der von Holzheim am 22.8.1975. Vorschau für 1976: Vorbereitung für den für 1978 vorgesehenen Zusammenschluß mit 6 Nachbargemeinden, deren Bürgermeister und Gemeinderäte loyal mitarbeiten. Bessere Unterbringung der Verwaltung. Ausbau des Kanalnetzes, nachdem die Planung für Pfaffenhofen selbst abgeschlossen ist und für Berg baldiger Planungsabschluß zu erwarten ist. Beseitigung der Verkehrs-Misere am Rathaus und Pfarrhof.
Rückblick auf 1976: Geistl. Rat Humpf, der resigniert hat, wird Ehrenbürger, sein Nachfolger ist Pfarrer Klaus. Der Markt hilft finanziell zur Renovierung von Kirche mit Turm in Biberberg. Teilweise Erschließung bzw. Planung neuer Baugebiete ging weiter. Beginn und zügiger Fortschritt der Kanalisation der restlichen Teile des Marktes durch den Abwasserverband. Volkertshofen wurde mit Zentralwasser versorgt. Am 20.2.1976 wurden (mit Wirkung vom 1.5.1978) öffentlich-rechtliche Eingliederungsverträge mit den Gemeinden Beuren, Ettlishofen, Kadeltshofen, Nieder-hausen, Raunertshofen und Roth abgeschlossen. Vor-schau für 1977: Künftige Straßenführung der Ortsdurchfahrt. Festlegung des Standorts des neuen Rathauses. Unterbringung der Jugend. Fortsetzung der Kanalisation. Erschließung neuen Baugebiets. Straßen-Staubfreimachung in Berg. Restlicher Straßenausbau im Altbereich. Hoffnung, dass Ettlishofen bei uns sein wird und daß die letzte Instanz die guten Gründe würdigt.
Rückblick auf 1978: Mit Wirkung vom 1.5.1978 wurden die Gemeinden Beuren, Kadeltshofen, Niederhausen, Raunertshofen und Roth (aber nicht Ettlishofen!) in den Markt Pfaffenhofen eingegliedert. Die Regierung am 2. 2. 1978 an den Markt: „Die Namen der eingegliederten Gemeinden gelten als Gemeindeteilsnamen weiter. Die Namen der übrigen Gemeinde-teile bleiben unberührt. Die Amtszeit der Gemeinderäte der eingegliederten Gemeinden endet mit dem 30.4.1978.” Seit dem 1.5.1978 bildet Pfaffenhofen mit Holzheim eine Verwaltungsgemeinschaft, bei der beiden Bürgermeistern in ihren eigensten Selbstverwaltungsrechten nichts beschnitten wird. Pfaffenhofen zählte am 30.6.1978 5186 Einwohner, die Verwaltungsgemeinschaft 6650. Die Gesamtfläche des Markts betrug am 2.1.1978 1575,44 ha, seit dem 1.5.1978 4145,63 ha. Zwei maßgebliche Gewerbebetriebe wurden angesiedelt. Durch Erwerb des alten Pfarrhofs steht nun mit dem Platz des alten Rathauses genügend Areal zur Verfügung für Errichtung eines neuen Rathauses. Tennisplätze konnten zur Verfügung gestellt werden. Bebauungsplan Osterholz wurde beschlossen; der Bebauungsplan Waldwinkel-Ost vom Landratsamt genehmigt. Verwirklicht wurden: Straßenbau Roth/Holzheim, Kadeltshofen/Holzheim, Balmertshofen/Beuren. Ausbau des Gehwegs zum Friedhof Beuren. Ausbau der Schulstrasse Beuren. Erschließung Baugebiet Waldwinkel, sowie des Altbaugebietes Marienfriedstraße und Martins-Siedlung. Ausbau Baugebiet Berg III. Teilweise Erschließung des Baugebiets Nord-Ost II. Mitausbau der Ortsdurchfahrt des Landkreises Kreisstrasse NU 3 beim alten Rathaus und Pfarrhof. Mitfinanzierung der Wanderwege und Wanderparkplatz durch den Naherholungsverein. 96 Bauanträge wurden bearbeitet (2 gewerbliche, 7 landwirtschaftliche, 85 Wohnbauten, je 1 für Wanderparkplatz und Tennisplätze). Vorschau für 1979: Hoffnung, dass der Wunsch der Ettlishofer (mit Hetschwang) doch noch respektiert wird. Sportgelände soll gekauft werden. Mit Investitionen wird man in den nächsten Jahren zurückstecken müssen, damit die vorbereiteten gemeindlichen Projekte verwirklicht werden können.
Es sind dies im Rahmen der Erfüllung der Eingliederungsverträge: In Kadeltshofen Bau der Ortskanalisation, in Niederhausen Planung des Feuerwehrgerätehauses mit Vereinsraum, sowie Oberflächenteerung der Ortsstraße. In Roth hat die dortige Gemeinde bereits den Straßenausbau von Hirbishofen nach Holzheim vorgenommen. Ebenso hat in Beuren die Gemeinde bereits die Schulstraße und den Gehweg zum Friedhof ausgebaut. Der Markt hat sich als ihr Rechtsnachfolger an der Errichtung der Kirchhofmauer zu beteiligen. Im Bereich von Pfaffenhofen stehen noch an: Erschließung Baugebiet Waldwinkel-Ost und (vorbereitend) von Rehgräble-Süd. Verabschiedung des Flächennutzungsplans für den ganzen Marktbereich, sowie des Bebauungsplans Ortsmitte. Ausbau Nord-Ost II, Baugebiet Marienfriedstraße, Rothweg, Rest des Molkereiwegs und Gehweg Espach. -
Teil 9
Rückblick auf 1979: Kanalisation in Kadeltshofen (wird Frühjahr 1980 vollends fertig). Erschließung von Baugelände bzw. Ausbau von Straßen in Pfaffenhofen und Roth. Planung Rehgräble-Süd ist nahezu vollendet. Der Markt betreut jetzt 30 km Innerorts-und 32,5 km Verbindungsstraßen. Es wurden 114 Baugesuche bearbeitet. Erwerbung von Sportgelände, sowie von Grund für Sozialen Wohnungsbau. Zuschüsse wurden für Tennisanlagen und einen Kinderspielplatz gegeben. Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung im Baugebiet Ziegelstadel in Beuren. (Entsprechende Satzungen für Beuren und Kadeltshofen). Nach Bereitstellung von Industrie- bzw. Gewerbegrundstücken 1978–79 haben die beiden Betriebe ihre Tätigkeit aufgenommen. Beuren und Raunertshofen besitzen eigene Wasserversorgungsanlagen. Die übrigen Gebiete des Markts werden vom Verband Rauher-Berg-Gruppe versorgt. Im Bereich des Abwasser-Zweckverbandes Mittleres Rothtal liegen Pfaffenhofen, Erbishofen, Roth und ein Teil von Berg, während die übrigen Ortsteile über keine zentrale Entsorgung verfügen, mit Ausnahme demnächst von Kadeltshofen (s. o.). Zum Schulverband gehören derzeit nur die Gemeinden Pfaffenhofen und Bibertal. Die Steuer-kraft des Markts ist pro Person von 1.1.1979 DM 249,— auf 1.1.1980 DM 283,— angestiegen. Vorschau für 1980: Abschluss des Straßenbaus der Baugebiete Nord-Ost II, Marienfriedstraße, Molkereiweg, sowie Gehweg Espach. Kanalisation wird in den nächsten Jahren die Marktgemeinde weiter stark beschäftigen. Bereitstellung von Bauland für Wohnbauzwecke. Förderung des Baus von Sportanlagen in Pfaffenhofen und Beuren. Bau des fertig geplanten Gerätehauses in Niederhausen. Planung und Bau des Rathauses. Fertigstellung der Kirchenmauer in Beuren. Fertigstellung des Flächennutzungsplanes und eines Bebauungsplanes für Altbaugebiet Ortsmitte in Pfaffenhofen. Fertigstellung der Ortsstrassen in Kadeltshofen und Niederhausen. Kanalisation und Straßenbau in Berg. Kanalisation in Volkertshofen. Abwasserbeseitigung in den Osterbach- und Bibertalgemeinden. Staubfreimachung von Gemeindeverbindungsstraßen. Erschließung von Baugebieten in Biberberg und Roth. Zuschüsse für Renovierung der Kirche von Kadeltshofen-Remmeltshofen und des Kirchturms in Pfaffenhofen.
Rückblick auf 1980: Es wurden Satzungen erlassen (Wasser, Abwasser), besonders Friedhofssatzungen, nachdem der Markt 1980 alle Friedhöfe in seine Verwaltung übernahm. Vom Markt werden 80% des ungedeckten Bedarfs des Kindergartens getragen. Instandsetzung und Pflege von Feldkreuzen und Marterln. Gründung einer eigenen Rotkreuzgruppe. Genehmigt wurde Errichtung eines zukünftigen Friedhofs bei Marienfried. Umstellung der Wasserlieferung in Beuren. Inbetriebnahme der Kläranlage in Kadeltshofen. 77 Bauanträge wurden bearbeitet. Bitter wurde empfunden, daß Ettlishofen nicht zu Pfaffenhofen durfte. Vorschau für 1981: Fertigstellung des Flächen-nutzungsplanes sowie der Bebauungspläne Gewerbe-gebiet und Heimstraße in Beuren (mit Sportgelände). Planungsabschluß Sportgelände in Pfaffenhofen. Fortsetzung der Bemühungen um einen Bebauungsplan Ortsmitte Pfaffenhofen (bezogen auf künftigen Standort Rathaus), Planung Gelände Äußere Taferne. Planung einer Gemeindehalle, des Rathauses, sowie eines Gerätehauses in Berg. Bau einer Brücke über die Roth bei Berg (zusammen mit dem Landkreis). Errichtung eines Stegs über die Roth bei der Insel in Pfaffenhofen, sowie einer Brücke über die Biber auf der Strecke von Niederhausen nach Biberberg. Baubeginn des Gerätehauses in Niederhausen. Bereitstellung von Baugelände und Abschluss der seit 2 Jahren laufen-den Straßenbaumaßnahmen. Übernahme des Spielplatzes in Berg. Verbesserung des Friedhofwesens. Errichtung eines dringend benötigten Bauhofs.
Rückblick auf 1981: Im Marktbereich leben 350 Gastarbeiter mit Angehörigen. 92 Bauanträge wurden bearbeitet. Der Bebauungsplan Gewerbegebiet ist fertig-gestellt, er steht vor der Genehmigung. Gutachten für den Rathausbau. Fertigstellung der Brücken. Erschließung der Baugebiete Ziegelstadel in Beuren und Rehgräble-Süd. Der Ausbau des Sportgeländes bei der Schule kam nicht zum Tragen. Der Gemeinschaftsraum in Niederhausen konnte bezogen werden, Fertigstellung des Hauses erfolgt 1982. Förderung von Kirchen- und Kirchturm-Renovierungen. Vorschau für 1982: Abschlußarbeiten am Flächennutzungsplan. Fortsetzung der Bebauungspläne Rathausplatz, Taferne, Heimstraße. Ausbau der Sportstätte an der Schulstraße. Grundstückserwerb für den Sportplatz in Beuren. Weiter sind der Marktgemeinde für die Zukunft folgende Aufgaben gestellt: Mitfinanzierung des Ausbaus von Sportanlagen. Rathausbau und Gestaltung des Rathausplatzes. Beseitigung der Raumnot des Kindergartens. Erweiterung der Kläranlage in Pfaffenhofen (Träger: Abwasserzweckverband). Vorplanung und Mitgestaltung der Ortsmitte bei der Taferne, vor allem im Hinblick auf den Bau einer Gemeindehalle. Förderung der Gewerbeansiedlung. Abwasserbeseitigung im Osterbach- und Bibertal, sowie – und Straßenbau – in Berg und Volkertshofen. Ankauf der derzeitigen Sonderschule und Verwendung derselben für Schul- und Jugendzwecke. Errichtung von Radfahrwegen.
Der zunehmende Geschäftsumfang der aufstrebenden Marktgemeinde veranlaßte Bürgermeister Stetter ein „Mitteilungsblatt des Marktes Pfaffenhofen a. d. Roth” zu begründen, das unter ihm und den Bürgermeistern Riggenmann und Bürzle von Jahrgang 1 (1959) bis zum 20. Jahrgang (1978) geführt wurde. Es beschloß sein Erscheinen mit der Nr. 26 (23.6.1978) des 20. Jahrgangs. Die gemeindepolitischen Veränderungen veranlaßten seine Umwandlung in ein „Amtliches Mitteilungsblatt der Verwaltungsgemeinschaft Pfaffenhofen, des Marktes Pfaffenhofen und der Gemeinde Holzheim”, dessen Nr. 1 des 1. Jahrgangs (1978) am 1. Juli 1978 erschien und das jetzt im 5. Jahrgang (1982) den Bürgern Pfaffenhofens und Holzheims zur Information dient.
Kommunalpolitik
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Bürgermeister und Gemeinderäte 1924 -1945
1. Bürgermeister waren 1921–1945 Matthäus Dirr und 1935–1945 Albert Sailer. Dem Gemeinderat gehörten über mehrere Wahlperioden hinweg bis 1933 an Landwirt Valentin Schwegler (2. Bürgermeister 1924–29), Kaufmann Philipp Glöckler (2. Bürgermeister 1929–33), die Landwirte Wilhelm Rüggenmann, Georg Vogg und Johann Lehner, bis 1929 Wagnermeister Franz Schwegler und bis Januar 1931 der Braumeister Balthasar Stöcher (Gemeindekassier). Gemeinderat war bis zu seinem Tod 1927 der Schneidermeister Georg Schuler, für den der Säger Hans Schätzthauer nachrückte. Letzterer wurde 1931 als Nachfolger Stöchers Gemeindekassier und blieb dies bis 1945. Der Landwirt Josef Mayer gehörte dem Gemeinderat von Dezember 1924 bis November 1929 an. Statt ihm und Franz Schwegler wurden im Dezember 1929 Gemeinderatsmitglieder der Landwirt Anton Schick und der Kaufmann Georg Dirr. Für Balthasar Stöcher trat im März 1931 in den Gemeinderat ein der Sägewerksbesitzer Hans Rueß. Insgesamt betrachtet, bestand in der personellen Besetzung des Gemeinderats eine die sachliche Arbeit fördernde Kontinuität.
Die mit dem 30.1.1933 im damaligen Deutschen Reich einsetzende Herrschaft der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiter-Partei (NSDAP) stürzte bald darauf auch in Bayern die bisherige Regierung und schuf wie in allen anderen Gemeinden auch in Pfaffenhofen eine Zäsur in der Gemeindepolitik. Von den bisher maßgebenden Persönlichkeiten harrte Bürgermeister Matthäus Dirr noch bis zu seiner letzten Sitzung am 16.6.1935 aus. Die von ihm geschriebenen Gemeinderatsprotokolle zeichnen sich durch Sorgfalt und schön lesbare Schrift aus. Konnte man Bürgermeister und Gemeindekassier zunächst noch nicht entbehren, so entledigte man sich seitens der Partei, sofern sie nicht freiwillig gingen, der weltanschaulich anders eingestellten Gemeinderäte. Dies lässt sich schrittweise an Hand der Gemeinderatsprotokolle verfolgen. Ihre letzte Teilnahme an einer Sitzung kann man feststellen am 7.4.1933 für den 2. Bürgermeister Philipp Glöckler und die Gemeinderäte Valentin Schwegler, Johann Lehner, Georg Dirr und Hans Rueß, am 27.6.1933 für Georg Vogg, am 8.9.1933 für Wilhelm Rüggenmann und am 3.11.1933 für Anton Schick.
Als neue Gemeinderäte wurden eingesetzt – die Daten sind die der ersten Sitzungsteilnahme – am 20.5.1933 Maurermeister Jakob Mahler, Landwirt Johann Hornung und Postagent Ludwig Zeller, am 27.6.1933 Landwirt Albert Sailer und Molkereiverwalter J. Ernst
Mayer, am 21.10.1933 Landwirt Josef Baur. Ganz kurz mit einer Sitzungsteilnahme am 3.11.1933 wird Martin Schmidt erwähnt. Der 1. Bürgermeister Matthäus Dirr wurde durch Albert Sailer abgelöst, welcher erstmals am 12.8.1935 eine Gemeinderatssitzung leitete. Die neue deutsche Gemeindeordnung von 1935, welche eine wenig zweckmäßige Gleichmacherei z.B. von Städten und Dörfern vorsah, stellte vor allem das „Führerprinzip”, d.h. die entscheidende Stellung des Bürgermeisters gegenüber den Gemeinderäten heraus. Statt einem 2. und (eventuell) 3. Bürgermeister gab es nun nach preußischer Sitte einen 1. und II. Beigeordneten, zu welchen 1935 Jakob Mahler (I.) und Ludwig Zeller (II.) ernannt wurden. Beide wurden erst am 20.3.1937 vereidigt und blieben bis 1945 in ihrem Amt.
Entsprechend dem Entscheidungsrecht des Bürgermeisters nahm bald auch die Zahl der Gemeinderatssitzungen ab. Waren es 1932 noch 11, 1933 10, 1934 8 und 1935 noch 9 gewesen, so sank ihre Zahl 1936 auf 7, 1937 und 1938 auf je 5,1939 auf 4 und 1940 auf 3 herab. Am 13.6.1940 wird erwähnt, dass – offenbar erstmals – A. Müller als Beauftragter der NSDAP an der Gemeinderatssitzung teilnahm. 1941 wurden 5 Sitzungen abgehalten, 1942 2, 1943 eine und 1944 zwei. 1945 wurde, ausweislich des Protokollbandes, vor Kriegsende überhaupt keine Sitzung mehr abgehalten. Von den 1933 ernannten Gemeinderäten nahmen letztmals an Sitzungen teil: Am 25.2.1935 Josef Baur und am 13.3.1935 Johann Hornung. An ihrer Stelle erscheinen in den Sitzungsprotokollen seit 17.9.1936 der Sattler Bruno Schweizer und seit 13.11.1936 der Landwirt Josef Hartner. Kurz gehörte noch vom 13.11.1935 bis 27.3.1936 Philipp Glöckler dem Gemeinderat an. Am 11.2.1937 trat noch der Land- und Gastwirt (Pächter) der Äußeren Taferne, Max Baur, in den Gemeinderat ein. Zu Ende des Dritten Reiches gab es neben dem Bürgermeister Albert Sailer und den beiden, dem damals aus 7 Mitgliedern bestehenden Gemeinderat angehörenden Beigeordneten Mahler und Zeller die 5 Gemeinderäte M. Baur, J. Hartner, J. E. Mayer, H. Schätzthauer und Bruno Schweizer. Es wäre verfehlt, wenn man das Mißfallen über die Untaten des NS-Regimes auf die während seiner Zeit in Pfaffenhofen maßgebenden Männer pauschal aus-dehnen würde. Wenn auch z.B. manche von oben befohlene kirchenfeindliche Maßnahmen nicht immer zu vermeiden waren, so muss doch festgestellt werden, dass man auch 1933–45 in Pfaffenhofen bemüht war, das Beste für die Mitbürger zu tun. Bemerkenswert ist, dass man 1942 den Mut hatte, den durchaus nicht als Freund des NS-Regimes bekannten Geheimrat Seitz zum Ehrenbürger zu machen. -
Bürgermeister und Gemeinderäte von 1945 - 1982
Im April 1945 war 1. Bürgermeister der Landwirt Albert Sailer (als Rentner t Pf. 11.3.1980, 82 J. alt). Es wurde dann eingesetzt der Landwirt Alois Wöhrle (Vater des jetzigen Marktrats Martin Wöhrle), der Anfang Dezember 1945 zurücktrat. An seiner Stelle wurde am 14.12.1945 vorgeschlagen Josef Schneider, Buchhalter (bei der Kühlschrankfirma Hartmann in Diepertshofen), der in der Wahl vom 27.1.1946 bestätigt wurde. Am 30.5.1948 wurde zum 1. Bürgermeister gewählt Max Danner (t Ulm, Krankenhaus,
12.10.1956, 73 J.), Verwalter des kreiseigenen Guts Luippen. In der Wahl vom 30.3.1952 wurde zum Nachfolger bestimmt der Baumeister Josef Ebenhardinger (* Wullenstetten 21.4.1894, t Pf. 30.9.1962), welcher am 18.3.1956 wiedergewählt wurde, aber wegen Krankheit am 29.12.1956 zurücktrat. Es amtierte dann vertretungsweise der 2. Bürgermeister, Bäckermeister Meinrad Stetter, welcher am 7.3.1957 zum 1. Bürgermeister gewählt und am 27.3.1960 und 13.3.1966 wiedergewählt wurde. Stetter starb in seiner Amtszeit in Pf. am 16.9.1967. Zum Nachfolger wurde am 5.11.1967 Oberlehrer Johann Riggenmann gewählt. Dieser erklärte wegen seines Schulamts am 23.12.1970 den Rücktritt, welcher vom Marktgemeinderat auf den 31.12.1970 angenommen wurde. Dieser beschloss am 7.1.1971, dass statt des bisherigen ehrenamtlichen 1. Bürgermeisters nun ein hauptamtlicher gewählt werde. Die Geschäfte des 1. Bürgermeisters nahm unterdessen der 2. Bürgermeister Walter Seitz wahr. Am 21.3.1971 wurde zum 1. Bürgermeister gewählt Erwin Bürzle (" München 29.8.1922 aus Tiefenbacher Familie), der sein Amt am 29.3.1971 antrat und die Geschicke der unterdessen vergrößerten und mit vermehrten Aufgaben versehenen Marktgemeinde — 1972 und 1978 wiedergewählt — lenkt. 1945 amtierte als 2. Bürgermeister Josef Schneider, der im Dezember 1945 1. Bürgermeister wurde. Für ihn wurde am 14.12.1945 der bisherige 1. Bürgermeister Alois Wöhrle nominiert, der auch vom Marktgemeinderat am 18.2.1946 durch Wahl bestätigt wurde. In den Wahlperioden 1948—52 und 1952—56 bekleidete der frühere (bis 1945) 1. Bürgermeister Albert Sailer das Amt des 2. Bürgermeisters. Ihm folgte am 4.5. 1956 Meinrad Stetter, welcher am 7.3. 1957 1. Bürgermeister wurde. Gleichzeitig wurde der Zimmermeister Michael Miller zum 2. Bürgermeister gewählt. Dieser wurde 1960 in seinem Amt bestätigt, wußte aber am 25. 4. 1963 verabschiedet werden, da er durch seine Übersiedelung nach Weißenhorn das aktive und passive Wahlrecht in Pfaffenhofen verloren hatte. In der Marktgemeinderatssitzung vom 9. 5. 1963 wurde Johann Riggenmann zum 2. Bürgermeister gewählt und für die neue Sitzungsperiode 1966—72 am 3. 5. 1966 wiedergewählt. Da Riggenmann am 5. 11. 1967 1. Bürgermeister wurde, wurde am 20. 11. 1967 Walter Seitz zu seinem Nachfolger gewählt. Dieser wurde für die Wahlperiode 1972—78 wiedergewählt und starb nach langer schwerer Krankheit am 10. 7. 1982. Für die Wahlperiode 1978—84 wurde der frühere 1. Bürgermeister von Kadeltshofen, Marktrat Anton Rupp, zum 2. Bürgermeister von Pfaffenhofen gewählt.
Einen 3. Bürgermeister gab es in Pfaffenhofen in früheren Zeiten nur gelegentlich. Die wachsende Zahl der Aufgaben in der Marktgemeinde machte die Wahl eines solchen erforderlich. 1963—66 August Liebsch. In den Perioden 1966—72 und 72—78 war Adolf Schweizer 3. Bürgermeister, seit 1978 ist es Johann Doser.
Die Zahl der Markträte war 1948—60: 8, 1960—72: 10, 1972—78: Seit 1978 werden zwanzig Markträte gewählt.
Bis 1945 amtierten als Markträte Ludwig Zeller, Hans Schätzthauer, J. Ernst Mayer, Max Baur, Bruno Schweizer, Josef Hartner und Jakob Mahler.
Im Jahre 1945 wurden eingesetzt und standen dem Bürgermeister zur Seite: der Braumeister Balthasar Stöcher, Anton Schick, Johann Betz, Dionys Bernhard, Valentin Schwegler, Josef Baur, Matthias Kast und Johann Lehner.
Nach der Wahl vom 27.1.1946 wurden in der ersten Sitzung am 18.2.1946 die gewählten 7 Marktratsmitglieder verpflichtet: Alois Wöhrle (2. Bm.), Johann Betz, Otto Spleiß, Matthias Kast, Johann Lehner, Balthasar Stöcher und Dionys Bernhard.
1948 wurden in den Marktrat gewählt: Albert Sailer (2. Bm.), Balthasar Stöcher, Hans Rueß, Meinrad Stetter, Josef Eberhardinger, Josef Schneider (Er erklärte seinen Rücktritt, zog nach Attenhofen. Für ihn rückte am 6.8.1949 Alois Wöhrle nach), Josef Schmidt und Paul Ribbeck. Da Ribbeck nach Pfuhl verzog, rückte für ihn am 23.9.1949 Stanislaus Skutella nach.
An der Wahl 1952 beteiligten sich 505 (90,9%) der 556 Wahlberechtigten. Die Überparteiliche Gruppe entsandte 4 Mitglieder in den Marktgemeinderat: Landwirt Albert Sailer (2. Bm.), Sägewerksbesitzer Hans Rueß, Landwirt Alois Staiger und Geschäftsführer Josef Junginger. Die CSU stellte 3 Markträte: Bäckermeister Meinrad Stetter, Lehrer Johann Riggenmann und Landwirt Josef Hartner. Marktrat von Seiten der SPD wurde Rudolf Sliwa.
Am 18.3.1956 wurde von 499 Wählern der 588 Wahlberechtigten der neue Marktgemeinderat gewählt. Die 8 Räte waren: Josef Junginger, Meinrad
Stetter (bis 1957 2. Bm., nach seiner Wahl zum 1. Bm., rückte als Marktrat am 7.3.1957 Johann Betz nach), Michael Miller (seit 1957 2. Bm.), Josef Hartner, Hermann Rueß, Johann Riggenmann, Max Breichler und Walter Seitz.
Für erfreuliche Einigkeit in der Marktgemeinde zeugt der Umstand, daß es bei der Wahl am 27.3.1960 nur einen Wahlvorschlag gab. Aus ihm wurde in den Marktrat gewählt: Zimmermeister Michael Miller (bis 1963 2. Bm.). Für ihn rückt am 2.5.1963 Maschinenbaumeister Stanislaus Skutella als Marktrat nach, Lehrer Johann Riggenmann (seit 1963 2. Bm.), Rentner August Liebsch, Spenglermeister Richard Reitzle, Geschäftsführer Josef Junginger, Landwirt Josef Hartner, Gast- und Landwirt Walter Seitz, Landwirt Johann Betz, Landwirt Johann Wöhrle, Metzgermeister Max Breichler. 3. Bürgermeister wurde am 1.8.1963 August Liebsch.
Bei der Wahl vom 13.3.1966 konnten Markträte aus zwei Listen gewählt werden. Die Liste „CSU und Freie Wähler” stellte 7 Markträte: Oberlehrer Johann Riggenmann (1966–67 2. Bm., 1967–70 1. Bm. Für ihn rückte 9.11.1967 nach Johann Betz). Bauer Walter Seitz (seit 1967 2. Bm.), Geschäftsführer Josef Junginger, Bauingenieur Ludwig Eberhardinger, Schweißfachingenieur Oswald Gamperling, Spenglermeister Richard Reitzle und Maurermeister Martin Wöhrle. Auf der Liste der „SPD und Unabhängige Wählergemeinschaft” wurden drei Markträte gewählt: Dreher Josef Steck, Schreinermeister Adolf Schweizer (3. Bm.) und Ingenieur Ernst Schneider.
In der durch die Gebietsreform stark vergrößerten Marktgemeinde wurden am Wahltermin 11.6.1972 von den 1505 Wählern (bei 1860 Wahlberechtigten) 14 Markträte aus 4 verschiedenen Listen in den Marktgemeinderat entsandt: 7 von der Liste „CSU und Freie Wähler”: Walter Seitz (2. Bm.), Josef Junginger, Ludwig Eberhardinger, Johann Riggenmann, Oswald Gamperling, Konrad Stölzle und Rudolf Spiegler; 3 von der Liste der SPD: Johann Fuchs, Heinz Steffen und Wilhelm Theuer. Die Liste „Freie Unabhängige Wähler” entsandte ebenfalls 3 Mitglieder in den Marktgemeinderat: Ludwig Geiser, Adolf Schweizer und Franz Miller. Aus der Liste „Wahlgemeinschaft Biberberg/Balmertshofen” kam Josef Batke in den Marktgemeinderat.
Die Wahl für die Periode 1978 - 84 fand am 5.3.1978 statt. Die Liste CSU (und Freie Wähler) bekam 11 Marktratsmandate, die Listen SPD (und Unabhängige Wähler), Wählergemeinschaft Roth/Berg je 3, die FUW 2 Mandate und die Wahlgemeinschaft Biberberg/Balmertshofen 1 Mandat. Die CSU entsandte: Aus Kadeltshofen: 2. Bm. Landwirt Anton Rupp (* 8.10.1929, 1972–78 Ortssprecher) und Elektromonteur Josef Gold ('* 3.2.1939); aus Pfaffenhofen: Schreinermeister Johann Doser (* 15.10.1923) (3. Bm.), Bauingenieur Ludwig Eberhardinger (* 22.2.1932), Landwirt Walter Seitz (für den am 22.7.1982 Erich Schütt, * 18.7.1941, Landwirt in Niederhausen 1972—82 Ortssprecher nachrückte), Dipl.-Ing. Oswald Gamperling (* 14.10.1932), Fernmeldetechniker Nikolaus Maucher (* 6.4.1944) und Maurermeister Martin Wöhrle (* 12.11.1930); aus Beuren: Konrektor Josef Strehle (* 18.4.1934) und Landwirt Franz Riggenmann (* 23.6.1932); aus Raunertshofen: der frühere 1. Bürgermeister des Orts, Geschäftsführer Jakob Gallbronner (*4.1.1937).
Von den 3 gewählten SPD-Markträten trat der Offizier Alois Geiser sein Mandat nicht an, da sein Vater ebenfalls – auf einer anderen Liste – gewählt war, für ihn kam W. Theuer in den Marktrat. Zwei Markträte der SPD sind aus Pfaffenhofen: der Arbeiter Johann Fuchs (* 24. 1. 1929) und der Werkmeister Wilhelm Theuer (* 12.12.1925), aus Beuren ist der Angestellte Rudolf Kempter (* 24.5.1932). Die 3 Markträte der Wählergemeinschaft Roth/Berg sind: Aus Roth der bisherige 1. Bürgermeister, der Angestellte Herbert Schörnig (* 23.6.1927) und der Landwirt Hermann Holl (* 26.5.1940), aus Berg der Landwirt Adolf Fickler (* 10.12.1935). Beide Markträte der FUW sind aus Pfaffenhofen: der Seminarrektor Ludwig Geiser (* 27.7.1919) und der Speditionskaufmann Franz Walk (* 15.7.1940). Der Marktrat der Wahlgemeinschaft Biberberg/Balmertshofen ist der Beamte Josef Batke (* 22.2.1926).
Für die ehem. Gemeinden, welche keinen Marktrat in dem Gremium haben, sind seit 1972 Ortssprecher mit beratender Stimme aufgestellt. Für Balmertshofen ist dies seit 1972 der ehemalige Bürgermeister Josef Purr (* 16.5.1921). Für Erbishofen war es seit 1972 Konrad Stölzle, dann seit 1978 ist es Josef Jäckle (* 5.5.1924). Berg wurde 1972—78 durch Jakob Meier vertreten. Für Volkertshofen ist es seit 1978 Max Schweiggert (*22.11.1944). Niederhausens Ortssprecher ohne Marktratsmandat war 1978—22.7.1982 Erich Schütt, welcher seit 22.7.1982 als Marktrat die Anliegen dieses Ortes vertreten kann.